Titel: | Ueber die Darstellung der Lumpenwolle, des Spinnstoffs welcher durch Zerreißen und Zerkratzen abgetragener wollener Waaren gewonnen und dann statt neuer Wolle verarbeitet wird; von Hrn. Director Karl Karmarsch. |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. XXXV., S. 104 |
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XXXV.
Ueber die Darstellung der Lumpenwolle, des
Spinnstoffs welcher durch Zerreißen und Zerkratzen abgetragener wollener Waaren gewonnen
und dann statt neuer Wolle verarbeitet wird; von Hrn. Director Karl Karmarsch.
Aus Prechtl's technologischer Encyklopädie, Bd. XIX S.
23.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Karmarsch, über die Darstellung der Lumpenwolle.
Lumpenwolle nennt man bekanntlich den Spinnstoff welcher durch Zerreißen und
Zerkratzen abgetragener wollener Waaren (Lumpen) gewonnen und in nicht
unbeträchtlicher Menge statt neuer Wolle verarbeitet wird, so daß in England und hin
und wieder in Deutschland die Darstellung der Lumpenwolle eine eigene Industrie
bildet. Es eignen sich hierzu vorzugsweise die Reste von solchen Waaren, die aus
langer, grober und fester Wolle bestehen, und in welchen die Wolle nicht verfilzt,
ja nicht einmal der Garnfaden sehr stark gedreht ist, also namentlich von
gestrickten und gewirkten Strümpfen, Mützen, Beinkleidern, Camisölern von losen
nicht gewalkten Zeugen, groben Fußdecken u.s.w.; ferner Garnabfälle aus Spinnereien
und Webereien. Diese Materialien, vorläufig gewaschen, müssen auf das sorgfältigste
sortirt, und von allem was nicht reine Wolle ist durch Aussuchen befreit werden;
denn die der Lumpenwolle beigemengten Leinen- oder Baumwolltheilchen würden
– da sie im Kessel des Wollfärbers unvollkommen oder gar nicht die Farben
annehmen – höchst nachtheilig seyn. Die in Partien von möglichst
gleichartiger Beschaffenheit zusammengeworfenen Lumpen werden in dem Lumpenwolf, einer mittelst spitziger, stählerner Zähne
und sehr schneller Bewegung wirkenden Maschine, zerrissen und in eine Masse loser
Wollfasern verwandelt, aus welcher die unzerkleinerten Stückchen fleißig
herausgelesen werden müssen. Die Lumpenwolle wird übrigens auf Kratzmaschinen
gekratzt wie neue Wolle und gleich dieser weiter verarbeitet. Doch gehen die
Wollhaare aus der gewaltsamen Einwirkung des Lumpenwolfes begreiflicher Weise nicht
unbeschädigt hervor; vielmehr ist die Lumpenwolle stets kurzhaarig (manche Haare
darin messen wohl bis zu 4 oder 4 1/2 Zoll, die meisten aber nur 1/2 bis 1 Zoll, und
ziemlich viele sogar unter 1/2 Zoll), sie eignet sich daher nicht zum Verspinnen
ohne Versetzung mit einem bedeutenden Antheile neuer Wolle (welcher wenigstens ein
Drittel des Ganzen betragen muß), und liefert dennoch ein nur als Einschußgarn brauchbares
Gespinnst zu Waaren, denen es nicht gerade immer an schönem Ansehen, aber
unvermeidlich an der Dauerhaftigkeit eines guten Fabricates fehlt.
Fig. 1 ist der
senkrechte Durchschnitt eines Lumpenwolfes von der
Einrichtung, für welche Vincent, L'Abbee und Jacquot in Frankreich patentirt warenDie Originalbeschreibung in Description des Brevets
expirés, Tom.XXXVI, p. 130, hat bei dem Folgenden nur als
Grundlage dienen können und vielfach ergänzt oder modificirt werden müssen,
da sie sehr oberflächlich verfaßt ist und sogar widersprechende Angaben
enthält. Auch die Zeichnung läßt einiges zu wünschen übrig, was ich durch
den Text thunlichst zu ersehen bemüht war.. Daran sind a, a zwei hölzerne Walzen, über
welche ein endloses Zuführtuch b, b gespannt ist. Die
oben auf letzteres gelegten Lumpen werden, durch dessen Fortschreitung in der
Richtung des Pfeils, auf einen horizontalen Tisch l
geführt, welcher aus einer Platte von starkem Eisenblech besteht und mit einer
Anzahl paralleler auf der Kante stehender schmaler Sägblätter besetzt ist. Die Zähne
dieser Sägen stehen in der aus der Zeichnung ersichtlichen Weise schräg, und sind
dergestalt schmal und scharfspitzig ausgefeilt, daß sie fast die Gestalt von Nadeln
haben. Die Breite des Tisches beträgt (wie die lichte Breite der Maschine überhaupt)
2 Fuß, und enthält 40 bis 48 Sägeblätter, da diese in Abständen von ungefähr 3
Linien neben einander angebracht sind. Demnach ist die ganze Tischfläche mit
ziemlich dicht stehenden spitzigen Zähnen oder Stacheln bedeckt, vermöge welcher sie
in Stand gesetzt wird, die auf ihr liegenden Lumpen zu fassen und auf die weiterhin
anzugebende Weise mit sich fortzuziehen. Um diesen Erfolg noch mehr zu sichern,
dient eine Vorrichtung, welche in der Zeichnung weggelassen wurde, um die
Deutlichkeit nicht zu beeinträchtigen: es liegen nämlich quer über dem Tisch her
(unter rechtem Winkel gegen die Sägen), 1 Zoll weit eine von der andern entfernt,
einige Walzen von 1 Zoll Dicke und 24 Zoll Länge, deren Zapfen in festen Gabellagern
sich drehen, und welche nur vermöge ihres eigenen Gewichtes die Lumpenmasse auf die
Spitzen der Sägblätter niederdrücken.
Der Tisch l ist mit einer doppelten Bewegung begabt, zu
deren Hervorbringung an beiden Seiten desselben übereinstimmend der sogleich zu
erklärende Mechanismus sich vorfindet. Zuerst nämlich wird der Tisch ein wenig in
verticaler Richtung erhoben, damit die Zahnspitzen der Sägen recht in die
Lumpenmasse eindringen, und sinkt dann fast augenblicklich durch sein eigenes
Gewicht wieder herab. Zweitens macht er eine horizontale schiebende Bewegung von dem
Zuführtuche b gegen das Innere der Maschine hin, schreitet
hierbei aber nur um zwei Linien (ein Sechstel Zoll) fort, und kehrt sogleich
– von schraubenförmig gewundenen Drahtfedern gezogen – zurück. Um die
kleinen Hebungen zu bewerkstelligen, dient ein gabelartiges Stück c, dessen senkrechte Arme in Leitungen d, d auf- und niederspielen, und oben wie unten
mit Frictionsrollen e, e, e, e versehen sind. Die Rollen
an den oberen Enden erheben (wenn c in die Höhe geht)
den Tisch, ohne ihm die Freiheit der Schiebung zu nehmen; die unteren Rollen bilden
Angriffspunkte für zwei dreizackige Scheiben f, f,
welche gleich kleinen Daumenwellen wirken und während jeder ihrer Umdrehungen
dreimal das Stück c, folglich den Tisch l, zum Aufsteigen nöthigen. Ein dreizähniges Getrieb k aber, welches gegen einen unterwärts an dem Tische
vorspringenden Zahn oder Lappen arbeitet, bewirkt eben so bei jeder seiner
Umdrehungen dreimal die schon erwähnte geringe Schiebung, etwa so wie in einem
Schlosse der Bart des Schlüssels den Riegel bewegt.
Durch diese Verschiebung wird Schritt für Schritt die Lumpenmasse von dem Tische zur
Bearbeitung in die Maschine eingeführt. Jedesmal, nachdem ein solcher 2 Linien
betragender Schritt gemacht ist, wird das vorderste Ende der auf dem Tische
ausgebreiteten Lumpenmasse durch eine Presse fest eingeklemmt und gehalten, während
die hindurchgehenden spitzigen Zahne eines Reißcylinders daraus die Fäden und Haare
ausziehen, also die kleine ihnen dargebotene Portion von 2 Linien Länge und 24 Zoll
Breite zerfasern.
Die Presse besteht aus einem unbeweglichen Untertheile g
und einem beweglichen Obertheile i. Ersterer ist eine
starke eiserne Schiene, welche sich nach der Breitenrichtung vor dem Tische l her erstreckt und von oben herein gehende Einschnitte
enthält, in welche die Sägblätter des Tisches eintreten können. Auf ihrer dem Innern
der Maschine zugekehrten Verticalfläche, und zwar an ihrem obern Rande, befindet
sich ein horizontaler (in der Abbildung nicht erkennbarer) Eisenstab mit zwei Reihen
gerade in die Höhe stehender, scharfspitziger, starker Nadeln, gleichsam ein
doppelter Kamm mit aufwärts gerichteten Zähnen. Dieser Kamm (dessen Zähne oder
Nadeln 3 Linien weit aus einander und in den beiden Reihen dergestalt stehen, daß
jeder Zahn der einen Reihe vor einem Zwischenraum der andern Reihe sich befindet)
kann sich erheben und senken, wird jedoch durch vier schraubenartig gewundene Federn
wie n, in seinem höchsten Standpunkte erhalten, so lange
nicht die Presse ihn durch den von oben auf die Lumpenmasse ausgeübten Druck
nachzugeben nöthigt. Die Federkraft des Kammes dient also nur zur Verhütung von
Beschädigungen, und die Federn müssen start genug gemacht seyn, um die auf sie herabgepreßten Lumpen zu
durchstechen, gleichsam aufzuspießen, damit dieselben nachher festgehalten werden,
während der Reißcylinder sie ausfasert. Kommen hierbei Theile vor, welche zu sehr
widerstehen, so gibt eher der Kamm nach und erzeugt dadurch ein Ausweichen dieser
Lumpentheile, als an den Nadeln und Reißzähnen etwas verbogen oder die Substanz zu
gewaltsam zerrissen wird.
Der Obertheil i der Presse ist ebenfalls eine dicke
eiserne Schiene, welche aber nicht unbeweglich liegt, sondern in drei gabelförmigen
Leitstücken wie o – sämmtlich an einem
unbeweglichen Querriegel p angebracht – auf und
nieder spielen kann. Sich selbst überlassen, wird sie stets durch ihr eigenes
Gewicht und die Kraft von vier schraubenförmigen Federn wie q (welche zwischen p und i eingesetzt sind) herabgetrieben, und klemmt die auf
i liegenden Lumpen ein. In dem Augenblicke wo das
oben beschriebene Vorrücken des Tisches l stattfindet,
hebt eine um ihre Achse sich drehende excentrische Scheibe r, indem sie von unten gegen eine mit i
verbundene Frictionsrolle 1 wirkt, den Obertheil der Presse auf, läßt folglich die
Lumpen eintreten. Ist sodann aber i niedergefallen, so
zieht sich der Tisch zurück, ohne die Lumpen wieder mit sich zu nehmen, da die
schräge Stellung der Zähne an seinen Sägblättern diese Art des Rückganges
gestattet.
Der Reißcylinder h ist eine Trommel von 2 Fuß Länge,
rundum mit den geneigt stehenden, scharfspitzigen Nadeln gleichenden, stählernen
Reißzähnen derartig besetzt, daß letztere 16 Doppelreihen in zur Cylinderachse
parallelen Linien bilden. In jeder Reihe stehen die Zähne 3 Linien weit aus
einander; in je zwei zusammengehörigen Reihen sind sie versetzt, d.h. es befindet
sich jede Nadel der einen Reihe mitten vor einem Zwischenraume der andern Reihe. Die
Länge der Zähne beträgt 6 bis 8 Linien, ihre Dicke an der Basis etwa 1 Linie. Eine
jede Doppelreihe kommt gerade dann im Vorbeigehen an der Presse und an deren Kamm
zur Wirkung, wenn die Presse geschlossen ist; das Oeffnen der Presse und Vorrücken
der Lumpen hingegen findet statt, während ein nicht mit Zähnen besetzter Theil des
Reißcylinders im Vorübergehen begriffen ist. Daher machen während, einer Umdrehung
von h die Presse und der Stacheltisch l sechzehnmal ihre bereits erörterten Bewegungen.
Die in den Zähnen des Reißcylinders h hängen gebliebene
Wolle wird von denselben durch eine schnell um ihre Achse laufende Bürstenwalze s abgenommen. Unterhalb dieser befinden sich zwei nach
entgegengesetzten Richtungen umlaufende Schlaghaspel t,
t, welche in einem tonnenartigen Gehäuse 2 eingeschlossen sind, wie eine
andere Umhüllung 3 den Reißcylinder und die Bürstenwalze verdeckt. Jeder der Schlaghaspel besteht aus
einer hölzernen Welle, durch welche eine die Zapfen bildende eiserne Achse geht, aus
vier Paar kreuzförmig an den Enden der Welle eingezapften Armen oder Speichen, und
aus vier zur Achse parallelen, je zwei und zwei Speichen verbindenden Stäben, welche
äußerlich mit einer Reihe scharfspitziger Stahlzähne besetzt sind. Diese Zähne sind
9 Linien lang, und greifen 3 Linien tief zwischen die Borsten der Bürste s ein. Indem hierdurch die Schlaghaspel – vermöge
ihrer entgegengesetzten raschen Umdrehung – die Bürstenwalze wechselweise
nach zwei einander entgegenlaufenden Richtungen bestreichen, nehmen sie alle an
derselben hängende Wolle auf, führen sie innerhalb des Gehäuses 2 herum, zausen und
lockern sie. Dieser Erfolg wird dadurch sehr befördert, daß man auf der Innenfläche
des Gehäuses 2 einige Reihen von spitzigen Stahlzähnen anbringt, in welchen die
einzelnen Zähne so stehen, daß zwischen ihnen die Zähne der Schlaghaspel durchgehen,
mithin eine wahre Kämmung der Wolle vor sich geht. In der Zeichnung sind indessen
jene feststehenden Zähne nicht angegeben. Schwerer Staub und Schmutz fällt durch das
am Boden des Gehäuses von dicken Eisendrähten gebildete rostartige Gitter f' heraus.
Die Zähne der Schlaghaspel führen die in ihnen hängende Wolle von unten nach oben an
Oeffnungen des Gehäuses vorbei, wo auf jeder Seite zwei eiserne gefurchte Walzen
(Riffelwalzen) u, u liegen. Die untere Walze eines jeden
Paares empfängt direct durch den Betriebsmechanismus ihre Umdrehung; die obere wird
durch zwei auf ihre Zapfen drückende einarmige Gewichthebel wie b', b' auf jene herabgepreßt und von ihr vermittelst
Friction mitgenommen. Die Drehpunkte der Druckhebel sind bei a', a'; die an den Hebeln hängenden Gewichte findet man mit c', c' bezeichnet. Die Wolle, welche zu einer Art Watte
zusammengepreßt zwischen den Riffelwalzen u, u nach
außen hervortritt, gelangt sogleich auf ein Tuch ohne Ende, welches über zwei
hölzerne Walzen v, v ausgespannt ist, wird von diesem
fortgeführt, und fällt endlich in einen untergesetzten Korb.
Das gußeiserne Gestell m, m, m wird durch schmiedeiserne
Querstangen e', e' zusammengehalten, und bildet in
seinem untern Theile durch die Bretterverschalung einen mit einer Thür versehenen
Kasten zur Ansammlung des aus dem Gitter f' kommenden
Staubes.
Von dem Bewegungs-Mechanismus sind aus der Figur nur wenige einzelne Theile zu
erkennen; es ist deßhalb die Skizze des Räderwerks Fig. 2 hinzugefügt, welche
angibt, wie man die Anordnung treffen kann. Durch die Buchstaben werden hier die in Fig. 1 gleichnamigen
Bestandtheile bezeichnet. Ein von der Betriebswelle kommender Riemen ohne Ende setzt
eine Scheibe auf der Achse des Reißcylinders h in
Bewegung und ertheilt diesem Cylinder 13 Umdrehungen in der Minute. (Durchmesser an
den Zahnspitzen 10 Zoll, Umfangsgeschwindigkeit 34 Fuß in der Minute oder 6,8 Zoll
in der Secunde.) Nach dem Obigen muß folglich die Presse und der Zuführtisch mit den
Sägblättern 13 × 16 = 208 Bewegungen während 1 Minute machen, wodurch 208
× 2 = 416 Linien oder 34 2/3 Zoll Länge von der Lumpenmasse eingeführt
werden. An der Achse des Cylinders h sitzt zunächst ein
65zähniges Rad I, welches durch seinen Eingriff in ein 17zähniges Getrieb III an der
Bürstenwalze s, diese (13 × 65)/17 = 49,7 mal per Minute umtreibt. Da deren Durchmesser 8 1/2 Zoll
beträgt, so ist hier die Umfangsgeschwindigkeit 1327 Zoll oder 110 1/2 Fuß per Minute, wovon – da an der Berührungsstelle
die Bürsten und die Reißzähne einerlei Weg gehen – fast ein Drittel für das
Ausbürsten unwirksam wird, und nur der Ueberschuß = 76 1/2 Fuß die Abnahme der Wolle
effectuirt. Nöthigenfalls könnte man daher den Gang der Bürstenwalze beschleunigen
und bis zu 200 Umläufen in der Minute erhöhen. Ein zweites mit dem Cylinder h verbundenes Rad II, von 96 Zähnen, treibt das
18zähnige Rad IV an dem Getriebe k, welches sonach (13
× 96)/18 = 69 1/3 Umgänge macht und vermöge seiner drei Zähne 208 Schiebungen
des Tisches I erzeugt. Von IV wird ein anderes 18zähniges Rad VII, und von diesem
ferner ein gleiches VIII in Bewegung gesetzt; diese beiden sitzen an den Achsen der
kleinen Daumenwellen f, f, und letztere bewirken
folglich die erforderlichen 208 Hebungen des Zuführtisches l. Auf gleicher Achse mit IV steckt ein Rad V oder y mit 36 Zähnen (s. y in Fig. 1), durch dessen
Eingriff das 12zähnige Getrieb VI an der excentrischen Scheibe r umgeht, so daß diese 69 1/3 × 36/12 = 208
Hebungen der Presse i vollbringt. Endlich wird durch
VIII ein 50zähniges Rad IX mit 10zähnigem Getrieb X, und
von diesem das 48zähnige Rad XI in Gang gesetzt, welches sich an der vordersten
Walze a des Zuführtuches befindet. Diese Walze muß
demnach 69 1/3 × 18/50 × 10/48, d. i. 5,2mal in der Minute sich
umdrehen und – da sie 2 1/2 Zoll dick ist – 40,8 Zoll des Tuches b vorziehen. Diese Geschwindigkeit ist etwas größer als
jene des Stacheltisches I (34 2/3 Zoll); daher kann
letzterem nie ein Mangel an Material zustoßen, vielmehr können die Lumpen in der That
nur in solcher Menge nachrücken, wie sie verbraucht werden, und es wird das Tuch b ein wenig schneller fortrücken, als die auf ihm
liegende Lumpenmasse zu folgen im Stande ist, da sie von den auf dem Stachelstiche
liegenden Druckwalzen aufgehalten wird.
Ein besonderer Riemen ist direct von der Betriebs-Welle auf eine Scheibe an
der Achse eines der Schlaghaspel t (Fig. 1) gelegt und setzt
diesen in Umlauf; zwei gleich große und in einander eingreifende Zahnräder x, z an den Haspeln bewirken, daß eine eben so schnelle
aber entgegengesetzte Umdrehung sich dem zweiten mittheilt. Von einer 3 Zoll großen
Scheibe auf der Achse eines der Schlaghaspel geht ein Riemen auf die 18 Zoll
messende Scheibe d', welche mit der untern zweier
Riffelwalzen u, u verbunden ist. In gleicher Weise
treibt der zweite Schlaghaspel die untere von den beiden anderen Riffelwalzen.
Machen nun die Haspel z.B. 420 Umläufe in 1 Minute, so drehen sich die Walzen u nur 70mal, und führen hierdurch, bei dem Durchmesser
von 1,3 Zoll, den sie haben, 285 Zoll Wollmasse aus. Da diese Abführung auf beiden
Seiten der Maschine gleichzeitig, also mit 570 Zoll geschieht, so ist –
verglichen mit der eingeführten Länge Lumpenmasse (34 2/3 Zoll) – die Wolle
nach der Bearbeitung auf einen sehr nahe 16 1/2 mal so großen Flächenraum
ausgebreitet, als in den auf das Tuch b vorgelegten
Lumpen. Den Abführtüchern 4, 4 gibt man eine etwas größere Geschwindigkeit als den
Riffelwalzen, um jede Stockung in der Fortbewegung der Wolle sicher zu verhüten. Die
Walzen v jener Tücher haben 1 1/2 Zoll Durchmesser, man
kann sie daher eben so viel Umdrehungen machen lassen als die Walzen u, wonach das Tuch in 1 Minute 329 Zoll durchläuft. Die
den Riffelwalzen zunächst liegende Walze v bekommt in
der angezeigten Absicht ein Rad von beliebiger Zähneanzahl, die untere Riffelwalze
ein ganz gleiches Rad; von letzterem wird aber die Bewegung auf ersteres mittelst
eines Zwischenrades übertragen, weil die Richtung der Bewegung übereinstimmend seyn
muß.
Man kann nicht läugnen, daß die Construction des im Vorstehenden beschriebenen
Lumpenwolfes sehr wohl berechnet ist; dennoch scheint er einer Vereinfachung ohne
wesentliche Beeinträchtigung seiner Wirksamkeit fähig zu seyn. Namentlich der
Zuführungsmechanismus mit beweglichem Stacheltisch und Presse, so zweckmäßig diese
Vorrichtungen ohne Zweifel sind, wird man durch ein Paar Riffelwalzen von höchstens
2 Zoll Durchmesser ohne weitere Vorkehrung ersetzen können, unter Beibehaltung des
elastischen Kammes, welcher das Material den Zähnen der Reißtrommel vorhält. Die Geschwindigkeit
solcher Walzen müßte man im gegenwärtigen Falle so anordnen, daß ihr Umsang sich mit
34 bis 35 Zoll in der Minute bewegte. Daß die Einführung der Lumpen durch Walzen
nicht schrittweise, sondern ununterbrochen geschieht, hat auf den Erfolg der
Zerfaserung keinen Einfluß, weil sie dennoch stets festgehalten werden.
Wenn man die zu verarbeitenden Lumpen in Wasser einweicht und naß, ja im Wasser
selbst liegend, zerfasert, so geht das Auseinanderziehen der Wollhaare leichter von
Statten, und dieselben werden vielleicht weniger zerrissen. Es ist dabei zweckmäßig
das Wasser durch Dampf warm zu halten. Der Lumpenwolf erhält dann in seiner
allgemeinen Bauart völlig die Beschaffenheit des Holländers der PapierfabrikenDerartige Apparate ließen sich in der letzten Zeit Vaudelin und Beauvais patentiren; sie
sind beschrieben im polytechn. Journal Bd.
CXXX S. 253 und Bd. CXXXII S.
176. A. d. Red.; jedoch wird die Walze nicht mit Schienen beschlagen, sondern mit stählernen
Reißzahnen oder Stacheln von der schon bekannten Art besetzt, und eben dergleichen
befinden sich im Grundwerte unter der Walze. Der fortgesetzte langsame Wasserwechsel
im Kasten der Maschine bewirkt eine sehr vortheilhafte gründliche Waschung des
Materials. Besonders in Frankreich hat man vielfältig diesen Weg zur Darstellung der
Lumpenwolle eingeschlagen. – Eine mit kleinen skizzirten Zeichnungen
begleitete Uebersicht sehr verschiedenartiger Maschinen zur Darstellung der
Lumpenwolle befindet sich in Le Génie industriel, par
Armengaud frères, Tome I. Paris 1851.
p. 366–376.