Titel: | Ueber Verfertigung von Wasserleitungs-Röhren aus Cement; von Gebrüder Born in Erfurt. |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. XLIV., S. 136 |
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XLIV.
Ueber Verfertigung von
Wasserleitungs-Röhren aus Cement; von Gebrüder Born in Erfurt.
Born, über Verfertigung von Wasserleitungs-Röhren aus
Cement.
Im polytechn. Journal Bd. CXXXII S. 202 ist
ein Verfahren zur Verfertigung von Wasserleitungsröhren aus hydraulischem Kalk (nach
dem Kunst- und
Gewerbeblatt für Bayern, 1854, S. 99) mitgetheilt, welches
sich im J. 1848 Hr. J.
Karlinger in Miesbach hatte patentiren lassen. Wir haben uns als
Cementfabrikanten ebenfalls schon längst mit der Anwendung dieses Materials zu
Wasserleitungs-Röhren beschäftigt, und wollen über diesen Gegenstand von
unverkennbarer Wichtigkeit im Folgenden unsere Erfahrungen mittheilen.
Die Uebelstände anderer Röhren, welche Hr. Karlinger zusammenstellt, sind vollkommen begründet und fallen bei
Cementröhren sämmtlich weg. Seinen Apparat und sein Verfahren behufs der Fabrication
der Röhren müssen wir jedoch nach unseren mehrjährigen Erfahrungen als unpraktisch
erklären.
Wir selbst haben seit zehn Jahren in unserer Fabrik drei Fontainen, in Cementröhren
laufend; diese Röhren wurden gerade nicht mit großer Vorsicht und Genauigkeit
gemacht, haben eine geringe Wandstärke, und doch widerstehen sie jetzt einem großen
Druck. Vor ungefähr drei Jahren entschloß sich die Gemeinde Cölleda, acht Stunden von hier, zur Anlegung einer
Cementröhren-Wasserleitung; dieselbe, 700 Fuß lang, wurde zur Zufriedenheit
durch zwei unserer Arbeiter ausgeführt.Zeugniß der Commune Cölleda. Die hiesige Stadt-Commune hat vor zwei Jahren eine
Strecke Wasserleitung von circa 700 Fuß in
Cementröhren angelegt, und diese Anlegung haben die
Cement-Fabrikanten HHrn. Gebrüder Born zu Erfurt geleitet. Diese Anlage hat sich, seitdem sie fertig,
vollkommen bewahrt, und wir sind damit sehr zufrieden, da die Kosten der
Herstellung billiger als Holzröhren zu stehen kommen und die Cementröhren
nach ihrer Beschaffenheit, da sie, je länger im Lager desto fester, und
Steinmasse gleich, voraussichtlich eine sehr gute Dauer haben müssen, und
nach unserer Ueberzeugung keinen Reparaturen unterliegen werden.Wir müssen diese Art von Wasserleitungsröhren als die beste halten, und
können solche mit Recht Jedermann empfehlen, daher wir keinen Anstand
nehmen, unsere Erfahrung öffentlich zu bezeugen.Cölleda, den 18. Juli 1854.Der
Magistrat. Gottloeber. Blankenburg. Trommsdorff. Damm.
Die hiesige königl. Regierung ist auf diese Art Röhren ebenfalls aufmerksam geworden;
man beabsichtigte im vorigen Jahre im Kreise „Ziegenrück“ eine
neue bedeutende Röhrenfahrt zu machen und zwar aus Cement; dieselbe hat 200 Fuß
Fall, und unsere Erfahrung war zur Beantwortung der Frage, ob hierbei Cementröhren
aushalten würden, unzureichend; wir schlugen daher einen Versuch vor, welcher auch
gestattet wurde.
Man machte an Ort und Stelle aus unserm Cement ein Stück Rohr von 12 Fuß Länge, 2
Zoll Bohrung und 3 Zoll Wandstärke (wir halten aber 3 Zoll für zu stark); nachdem
dieses Stück ein halbes Jahr gelegen hatte, brachte man es zwischen die bestehende
Holzröhrenfahrt, und vereinigte es mit derselben durch Cement, natürlich an
derjenigen Stelle wo hinter ihm der größte Druck statt fand; wir hatten die Freude,
daß es vollkommen entsprach, noch heute seit drei Monaten fließt das Wasser auf den
Hof des hohen Schlosses. Man will nun den Winter vorübergehen lassen, um beurtheilen
zu können ob Frost dieser Röhre schadet; diese Vorsicht ist jedoch überflüssig, denn alle
Wasserleitungsröhren müssen so tief gelegt werden, daß sie vom Frost nicht erreicht
werden können; geschieht dieß nicht, so sind sie alle in gleicher Gefahr.
Cementröhren von verschiedener Größe, Form etc. zum Verkauf fertigen zu lassen, ist
unpraktisch, aus folgenden Gründen:
1) müssen Cementröhren von größerer Stärke gearbeitet seyn wie gebrannte Topfröhren;
da nun das Cement halb mit Kies vermengt ist, so verdoppelt dieß das Gewicht und
damit die Frachtkosten;
2) erhalten Cementröhren selbst durch ein halbjähriges Alter nicht eine solche
Festigkeit um mit Sicherheit, in Massen auf einander liegend, transportirt werden zu
können, es würden dabei jedenfalls viele zerbrechen; und
3) ist das Legen solcher fertigen Röhren weit umständlicher, als deren Anfertigung an
Ort und Stelle nach der von uns zu beschreibenden höchst einfachen Methode.
Nach unsern Erfahrungen steht es unbezweifelt fest, daß es nöthig ist die Röhren
gleich an Ort und Stelle zu machen, so daß Legung und Fertigung einen Act
bilden.
Das Verfahren ist folgendes:
Der Graben, wo hinein die Röhren gelegt werden sollen, wird 3 Fuß tief und 18 Zoll
breit gemacht. Angenommen, man verlangt Röhren von 2 Zoll Bohrung und 2 Zoll
Wandstärke, so ergibt dieß 6 Zoll im Quadrat. Es ist nun an Werkzeugen weiter nichts
erforderlich, als vier Brettchen von 6 Fuß Länge und 6 Zoll Breite, ein hölzerner
Kern von 6 Fuß Länge und einer Stärke nach Maaßgabe der Bohrung, zwei kleine
Brettchen von 6 Zoll im Quadrat und in der Mitte einem Loch von der Größe des
Kerns.
In den Graben stellt man zwei der 6 Fuß langen Brettchen 6 Zoll weit aus einander
auf, äußerlich mit Steinen oder andern Gegenständen gestützt; damit diese Brettchen
nicht nach innen fallen, klemmt man zwei Stückchen Holz dazwischen; die beiden Enden
dieses kleinen hölzernen Canals werden mit den beiden Brettchen von 6 Zoll im
Quadrat versetzt; auf den Boden kommt nichts, man sorge nur dafür, daß er
gleichmäßig und einigermaßen fest ist. In diesen Canal wird der Kern gebracht, so
daß er in die beiden Brettchen am Ende eingreift. Nun wird rasch Cement, halb mit
Sand vermengt, angemacht, aber nicht zu dünn, sondern wie gewöhnlicher
Mauerkalk,Der Sand muß ein reiner, von Erdtheilen freier, und in ziemlich trockenem
Zustande seyn. Cement und Sand werden zusammengeschüttet und sehr innig
vermengt,worauf das Ganze mit dem vierten Theil seines Gewichts Wasser übergossen
und fleißig so lange durch einander gemengt wird, bis sich keine Klümpchen
mehr zeigen und die Masse fast wieder trocken erscheint; dann setzt man mehr
Wasser unter fleißigem Umrühren hinzu. soviel bis die Masse die gehörige
Consistenz hat. Das nöthige Wasser mit einem Male zuzusetzen, ist durchaus
fehlerhaft/ und damit wird der kleine Canal um den Kern herum gefüllt und mittelst der Kellen
vorsichtig nach unten gestopft, damit die Röhren keine falsche Stelle bekommen.
(Früher haben wir den Kern etwas verjüngt hobeln lassen.) Nachdem man nun einige
Minuten gewartet hat, dreht man den Kern durch langsames Winden heraus, und die
Röhre ist fertig, so daß nach einigen Stunden sogar wieder zugeschüttet werden
kann.
Jetzt kommt es zur zweiten Röhre, wozu das zweite Paar Brettchen ebenso wie oben
beschrieben benutzt wird. Die Brettchen an der ersten Röhre läßt man sitzen, bis die
zweite fertig ist; man schlägt dann mit einem kleinen Hammer an jenen Brettchen von
innen nach außen, wobei sie sich leicht ablösen. Bei der zweiten und allen ferneren
Röhren fällt das eine kleine Brettchen von 6 Zoll im Quadrat weg, es wird durch die
fertig gewordene Röhre ersetzt; der Kern wird nun so angelegt, daß er 1/2 bis 1 Zoll
in die fertige Röhre greift, dann wird auf gleiche Weise wie bei der ersten Röhre
verfahren; das Cement bewirkt die innigste Verbindung, so daß bei Tausenden von
Fußen kein Unterschied zu bemerken ist, und die ganze fertige Anlage als ein
einziges gleichartiges Rohr erscheint.
Soll die Fahrt Schlösser haben, so wird ein 6 Zoll langer Spund von Holz in der Mitte
einer zu machenden Röhre auf den Kern gesetzt und das Cement darum gearbeitet; ist
die Röhre einigermaßen trocken, so löst sich der Spund durch einige leise Schläge
ab, und es erscheint ein ganz glattes regelmäßiges Loch, welches dann mit einem
ähnlich zugehauenen Ziegelstein und Cement geschlossen wird.
Kürzlich ließ ein Gartenbesitzer circa 130 Fuß Röhren
legen, was einer unserer Arbeiter mit einem Handlanger in 2 1/2 Tagen excl. des
Grabenauswerfens bewerkstelligte.
Um ganz sicher zu seyn, daß der untere Theil der Röhren fehlerfrei wird, kann man
nach Aufstellung des Canals, bevor man den Kern anlegt, eine Quantität Cement
hineinschütten und gleichmäßig vertheilen, so daß der Canal halb voll ist; dann erst
nimmt man den Kern zur Hand und drückt ihn in die Cementlage ein, wobei man ihn in
seine gehörige Lage bringt; sehr zu beachten ist dabei aber, daß sich an dem einen
Ende des Kerns, welches in die Röhre greift, nicht etwas Cementmasse ansetzt, weil sich diese in der
Röhre absetzen und eine Verstopfung derselben veranlassen könnte.
Die Kosten der Cementröhren sind geringer als für alle anderen:
1 Fuß von 2 Zoll Bohrung und 2 Zoll
Wandstärke erfordert circa
15 Pfd.
Cement – 25 Sgr. hier
3 Sgr. 5 Pf.
Sand nach hiesigem Preis circa
1
Lohn nach oben erwähntem Verhältniß
7
130 Fuß in 2 1/2 Tagen.
Dieß sind incl. des Legens, aber excl. des Grabenauswerfens, sämmtliche Kosten für
eine Röhrenleitung von unbegränzter Dauer.
Gebrüder Born in
Erfurt,
Beinschwarz-, Mostrich-, Graupen-, Essigsprit-,
Cement-Farikund
Handels-Gärtnerei.