Titel: Das Schmieden starker Eisenstücke, von Hrn. Bertrand-Geoffroy zu St. Paul-les-Dax im Departement des Landes.
Fundstelle: Band 134, Jahrgang 1854, Nr. LVII., S. 203
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LVII. Das Schmieden starker Eisenstücke, von Hrn. Bertrand-Geoffroy zu St. Paul-les-Dax im Departement des Landes. Aus Armengaud's Génie industriel, Septbr. 1854, S. 152. Mit Abbildungen auf Tab. III. Bertrand-Geoffroy, über das Schmieden starker Eisenstücke. In Fig. 24 und 25 ist der Apparat dargestellt, dessen sich der Erfinder zum Ausschweißen und Wärmen des Eisens bedient. Fig. 24 ist ein senkrechter Durchschnitt durch die Mitte der Formen. Fig. 25 ist ein horizontaler Durchschnitt. Der Apparat besteht aus einer gußeisernen Feuergrube A, in die man Holzkohlen, Brucheisen, Drehspäne und andere Sorten alten Eisens bringt. Ein Rand a dient zur Aufnahme des gleichen Randes eines senkrechten Theils, welcher den Zweck hat, nöthigenfalls durch diese Erhöhung den Raum des Herdes zu vergrößern. Am niedrigsten Punkt des Herdes ist ein Loch a' angebracht, welches man öffnet, um eine Brechstange zum Heben der Luppe oder des Eisenklumpens einzuführen und um zuweilen die Schlacken abzulassen. A' ist ein Wasserbehälter zur Abkühlung des untern Theiles oder des Bodens von dem Schweißherde. B ist ein beweglicher Theil des Schweißherdes, welchen man abnehmen kann, um unter gewissen Umständen besser arbeiten zu können. Im entgegengesetzten Falle dient die Oeffnung b dazu, in das Innere einen Eisenstab einzuführen, welcher an die Luppe angeschweißt, zum Herausnehmen derselben mittelst eines Krahns, so wie auch als Handhabe beim Ausschmieden unter dem Hammer dient. Die Formen C sind mittelst der Schieber C' an dem Herde angebracht, wobei nicht allein ihre beliebige Erhöhung bewerkstelligt werden, sondern man auch den Wind in das Innere des Herdes, bei ungleichen Höhen und Entfernungen zwischen den verschiedenen Formen, einströmen lassen kann, ohne daß die Arbeit eingestellt zu werden braucht. Stellschrauben c dienen zum Vorrücken und Zurückziehen der Formen. Ein Raum c' bleibt als Spielraum für den Schieber, um der Form ein stärkeres Stechen in den Herd ertheilen zu können; c² bezeichnet einen andern Raum, der den Schieber aufnimmt, wenn man ihn zurückzieht. Die Löcher e dienen zur Aufnahme der Stange, zum Aufhalten und Aufhängen der Schieber. C² bezeichnet die Düse, mittelst welcher der Wind aus dem Gebläse in die Formen geleitet wird. D ist eine gußeiserne Büchse, durch welche ein Wasserstrahl läuft, um die Form abzukühlen, welche von der besagten Büchse umgeben ist. Nachdem man den Tiegel mit Holzkohlen angefüllt hat, wirft man Brucheisen auf dieselben, und zwar die größten Stücke zuerst, damit sie nicht zu rasch niedergehen, d.h. ehe das Feuer eine hohe Temperatur erreicht hat; dann bringt man abwechselnd Kohlen und Eisen in den Herd, je nachdem die aufgegebenen Gichten niedergehen. Das Brucheisen geht, indem die einzelnen Stücke zusammenschweißen, bald auf den Boden nieder und drückt durch sein Gewicht die überflüssige Schlacke an den Wänden des Herdes in die Höhe, was durch dessen beckenförmige Gestalt, so wie durch das starke Stechen der Formen sehr erleichtert wird. Zwischen dem zusammenzuschweißenden Eisen und den gußeisernen Herdwänden bleibt Schlacke liegen, was ein anerkannter Vortheil ist. Ein anderer Vortheil und Vorzug dieser Vorrichtung besteht darin, daß der Arbeiter es in seiner Gewalt hat, den Formen jede beliebige Richtung zu geben, so daß der Wind in die Mitte oder auf die Masse oder zum Boden gelangen kann, je nachdem es der Betrieb erfordert. Dadurch liegt die ganze Arbeit gänzlich in seiner Hand, und er kann dieselbedieelbe bei der erforderlichen Geschicklichkeit so leiten, daß das auszuschweißende Eisen überall gleichartig wird und nirgend unganze Stellen zeigt. Sobald das Eisen unter die Form niedergegangen ist, werden die Formen von dem Arbeiter mittelst der Brechstange, welche er in den Schieber steckt, so gehoben, daß der Wind die Oberfläche trifft, und dieß wird so oft wiederholt, als es die Größe oder vielmehr das Gewicht des darzustellenden Eisenklumpens erfordert. Einige Minuten vor Beendigung der Schweißarbeit schweißt man den Stab welcher als Handhabe beim Schmieden gebraucht wird, an die Luppe, indem man ihn durch das Loch b einführt. Der beschriebene Schweißherd gewährt den Vortheil, daß Brucheisen von jeder Größe darin verarbeitet werden kann; er ersetzt auch vortheilhaft die in den Maschinenbauanstalten gebräuchlichen Herde und Oefen zum Ausschmieden großer Stücke, wie Spurkränze der Locomotiven und Eisenbahnwagenachsen, große Wellen etc. In den gewöhnlich angewendeten Oefen zum Ausschweißen des Bruch- und alten Eisens muß man dasselbe in Packeten einsetzen, wie es mit den auszuschweißenden Rohschienen geschieht; dieses Verfahren veranlaßt viel Arbeit, Zeit und Brennmaterialaufwand, und dennoch erlangt man nicht immer gute Schweißungen.Man s. die Beschreibung des bisherigen Verfahrens im polytechn. Journal Bd. CXXIII S. 338. A. d. Red. Mit Hülfe des hier beschriebenen Apparates und Verfahrens kann man, nach der Versicherung des Erfinders, Luppen von allen Größen ausschweißen, und zwar in viel kürzerer Zeit, mit geringerem Brennmaterialaufwand und mit weniger Abgang, als in den jetzt gebräuchlichen Feuern und Herden. Mit dem Herd-Kessel (creuset-chaudière) erhält man einen beliebig großen Eisenklumpen, welcher in allen seinen Theilen, äußerlich und innerlich, vollkommen gleichartig ausgeschweißt ist, und man braucht nicht zu fürchten daß aus der Zusammenschweißung verschiedener Eisensorten irgend ein Nachtheil entsteht, da die Schweißung eine weit innigere ist, als wenn das Brucheisen in Packeten zusammengelegt, diese ausgeschweißt, zu Stäben ausgeschmiedet und dann wieder zu größern Packeten ausgeschweißt werden, was nur bei der größten Sorgfalt, mit großem Brennmaterialaufwand, mit Zeit – und Eisenverlust, zum gewünschten Zweck führen kann. Es ist daher dieser Apparat hauptsächlich zu den schwierigsten Zeug- oder Maschinen-Schmiedearbeiten und namentlich für große Stücke anwendbar. Die gehörig ausgeschweißte Luppe wird unter den Stempelhammer gebracht und dort zu einem cylindrischen oder prismatischen Stück von der gehörigen Länge und Stärke gezängt, je nach den Erfordernissen des auszuschmiedenden Gegenstandes; das Eisen hat aber alsdann noch eine lebhafte Rothglühhitze, und man braucht es hierauf nur von Neuem zu wärmen, um mit geringen Kosten die Schiefern und unganze Stellen auszuschweißen und es zu einer Welle, einem Spurkranz u.s.w. auszuschmieden. Man kann sich auch eines, dem abgebildeten ähnlichen, aber cylindrisch gestalteten Feuers bedienen, um die zweite Hitze zu geben und die Fabrication des Stückes zu vollenden. Ein solcher Apparat besteht aus einem Cylinder mit kugelförmigem Boden, er muß jedoch hoch genug seyn, damit er das gezängte Stück gänzlich aufnehmen kann. Man könnte alsdann unten Brucheisen einschmelzen und die sich oben entwickelnde Hitze zum Wärmen benutzen. Das gewöhnlich angewendete Bruch- und alte Eisen ist mit Rost oder Eisenoxyd überzogen. Manches Stück besteht sogar gänzlich aus oxydirtem Eisen, und solches kann man nur im Gemenge mit andern reinern Sorten und mit großem Abgang einschmelzen. Um den Abgang möglichst zu vermindern, muß man das Oxyd durch Kohle reduciren; da das Stechen der Formen eine bedeutende Hitze-Entwickelung am Boden gestattet, so verbindet sich bei dieser Temperatur die Kohle mit dem Sauerstoff des oxydirten Eisens zu Kohlensäure und Kohlenoxydgas, und das Eisen wird ohne irgend eine Veränderung seiner Beschaffenheit frei.

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