Titel: | Verfahren zum Bleichen der baumwollenen Garne und Gewebe; von J. Tribelhorn, Fabrikant in St. Gallen, und Dr. Pomp. Bolley, Professor der Chemie in Aarau. |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. LX., S. 217 |
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LX.
Verfahren zum Bleichen der baumwollenen Garne und
Gewebe; von J.
Tribelhorn, Fabrikant in St. Gallen, und Dr. Pomp. Bolley, Professor der Chemie in
Aarau.
Patentirt für England am 19. December 1853.
Aus dem Repertory of
Patent-Inventions, October 1854, S. 359.
Tribelhorn's Verfahren zum Bleichen der baumwollenen Garne und
Gewebe.
Beim Bleichen baumwollener Garne und Gewebe, nach dem bisherigen Verfahren, hat man
dieselben in den caustischen alkalischen Lösungen gekocht. Nun kann man aber durch
Anwendung von Zinnoxyd in Verbindung mit caustischer alkalischer Lösung dieses Kochen beim Bäuchen entbehren, sowohl beim Bleichen
baumwollener Garne und Gewebe für den Verkauf, als beim Bleichen derselben behufs
des nachherigen Färbens und Drückens.
Das Zinnoxyd, welches wir anwenden, ist in dem sogenannten
„Präparirsalz“ enthalten; man erhält letzteres, indem man 1
Pfd. Zinnchlorid mit Wasser auf 9 bis 10° Baumé (1060 bis 1070 spec.
Gewicht) verdünnt und bis zum Sättigungspunkt mit einer Lösung von krystallisirtem
kohlensaurem Natron versetzt; man braucht dazu beiläufig 1 Pfd. 14 Unzen
krystallisirte Soda. Dieses „Präparirsalz“ wenden wir in
verschiedenen Verhältnissen und von verschiedener Stärke an, je nach der
Beschaffenheit der zu bleichenden. Waare und dem verlangten Grade des Bleichens. Die
Behandlungsweise ist nachstehende.
Bleichen baumwollener Gewebe, zum Verkauf als weiße
Waare. – Die Gewebe werden:
1) in lauwarmes Wasser zwölf Stunden lang eingeweicht;
2) gewaschen;
3) zwei Stunden lang in eine Flüssigkeit eingeweicht, welche besteht aus 3 Pfd.
„Präparirsalz“, aufgelöst in 5 Maaß1 Maaß gleich dem Raum welchen 2 Pfund Wasser einnehmen. Aetznatronlauge von 39° Baumé, und verdünnt auf 1°
Baumé (1005 spec. Gewicht);
4) durch die Wringemaschine passirt, um die angewandte Flüssigkeit auszupressen und
zu sammeln;
5) eine halbe Stunde lang in verdünnte Schwefelsäure von 1° Baumé
eingeweicht;
6) gewaschen;
7) in eine schwache Chlorkalklösung eingeweicht, oder durch die Bleichflüssigkeit
passirt und vier Stunden lang auf einen Haufen gelegt;
8) drei Stunden lang in verdünnte Schwefelsäure von 2° Baumé
eingeweicht;
9) gewaschen;
10) in einer Auflösung kohlensauren Natrons von 1/14° Baumé (1007,5 bis
1008,7 spec. Gewicht) drei Stunden lang gekocht;
11) gewaschen;
N. B. Die zwei letzterwähnten Operationen werden nur
dann vorgenommen, wenn die Gewebe ganz vollkommen gebleicht werden sollen;
12) vier Stunden lang in eine Chlorkalklösung eingeweicht, welche auf 1/2°
Baumé (1002,5 spec. Gewicht) verdünnt ist;
13) drei Stunden lang in verdünnte Schwefelsäure von 1 1/2° Baumé (1010
spec. Gewicht) eingeweicht;
14) gewaschen.
Bleichen der Baumwollenzeuge welche gefärbt oder mit
Dampffarben bedruckt werden sollen. – Die Behandlung dieser Zeuge
ist dieselbe wie die vorhergehende, nur wird die Flüssigkeit Nr. 3 nicht auf
1° Baumé verdünnt, sondern auf 1 1/2° Baumé.
Bleichen der Garne. – Die Garne (nämlich 200
Bündel) werden:
1) in einer Aetznatronlösung von 1 1/2° Baumé, worin 1 Pfund
„Präparirsalz“ aufgelöst ist, drei Stunden lang
gekocht.;
2) in der Maschine gewaschen;
3) in eine schwache Chlorkaltlösung eine Stunde lang eingeweicht; 4) gewaschen;
5) eine halbe Stunde lang in Wasser gekocht;
6) in eine schwache Chlorkalklösung eine Stunde lang eingeweicht;
7) gewaschen;
8) eine halbe Stunde lang in verdünnte Schwefelsäure von 1° Baumé
eingeweicht, welche auf 35 bis 39° Reaumur erwärmt ist;
9) gewaschen;
10) in eine Seifenlösung eingeweicht, welche auf 48° Reaumur erwärmt ist (4
Unzen Seife auf 5 Maaß Wasser);
11) gewaschen.
Will man die Garne ohne Kochen in der zinnoxydhaltigen Natronlauge bleichen, so
müssen die Operationen Nr. 3 bis Nr. 9 einschließlich in der angegebenen Reihenfolge
so lange wiederholt werden, bis der gewünschte Grad von Weiße erreicht ist.
Die zinnoxydhaltige caustische Natronlauge behält ihre Eigenschaften mehrere Monate
bei, wenn man nur besorgt ist, ihr nach jedesmaligem Gebrauch so viel von einer
stärkeren Lösung beizumischen, als nothwendig ist um sie auf die erforderliche
Stärke zu bringen.