Titel: | Verfahren zur Alkoholgewinnung mittelst der Pflanzenfasern und besonders des Holzes; von Hrn. J. Ed. Arnould. |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. LXI., S. 219 |
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LXI.
Verfahren zur Alkoholgewinnung mittelst der
Pflanzenfasern und besonders des Holzes; von Hrn. J. Ed. Arnould.
Aus den Comptes rendus, October 1854, Nr.
17.
Arnould's Verfahren zur Alkoholgewinnung mittelst der
Pflanzenfasern.
Unter den gegenwärtigen Umständen, wo die Alkoholfabrication eine solche Ausdehnung
erreicht hat, daß sie, abgesehen von den Kartoffeln, selbst das Getreide theilweise
seiner wahren und nützlichsten Anwendung entzieht, glaubte ich der (französischen)
Akademie der Wissenschaften das Ergebniß meiner Versuche über eine neue Art der
Alkoholgewinnung mittheilen zu müssen, obgleich diese Untersuchung noch keine
vollständige ist.
Indem ich von den Versuchen Braconnot's, welche vor 35
Jahren veröffentlicht wurden, und von den neueren des Hrn. Payen ausging, unternahm ich es, mit den
Pflanzenfasern und besonders mit dem Holz, eine dem Stärkmehl analoge Substanz,
Zucker und Alkohol, hervorzubringen.
Meine ersten Versuche entsprachen meiner Erwartung vollständig. Es gelang mir, für
gewisse Fasern 97 Procent der angewandten Substanz auflöslich zu machen, und für
gewisse Holzarten 75 bis 80 Procent des angewandten Holzes in Zucker und andere
lösliche Producte zu verwandeln, worauf der Zucker in Alkohol verwandelt wurde.
Ich beschreibe nun in Kürze die Bereitung des Alkohols mit dem weißen Holz.
Das Holz wird zu groben Sägespänen zerkleinert, dann in einem bis auf 80° R.
geheizten Raum ausgetrocknet, damit es seinen Wassergehalt verliert, denn dieses
Wasser beträgt oft die Hälfte seines Gewichts. Man läßt das Holz erkalten; dann
gießt man sehr sorgfältig, und in sehr kleinen Mengen auf einmal, concentrirte
Schwefelsäure zu; diese Säure wird sehr langsam zugegossen, damit sich das Holz
nicht erhitzt. Man mischt durch Umrühren die Säure mit dem Holze in dem Maaße als
man sie zugießt; dann läßt man das Gemisch zwölf Stunden lang stehen; hierauf reibt
man es sehr sorgfältig, bis diese Masse, welche anfangs fast trocken ist, so weit
flüssig wird daß sie fließt. Diese Flüssigkeit, mit Wasser verdünnt, wird zum Sieden
erhitzt; die Säure wird mit Kreide gesättigt, und die Flüssigkeit, nach dem
Filtriren, der Gährung unterzogen; hernach wird der Alkohol auf gewöhnliche Weise
abdestillirt.
Bei diesem Verfahren muß die Menge der Schwefelsäure 110 Gewichtstheile auf 100
Theile trocknen Holzes betragen. Versuche, womit ich noch beschäftigt bin, machen
es jedoch wahrscheinlich, daß man die Menge der Säure wird beträchtlich vermindern
können. Aber selbst mit dem angegebenen Verhältniß wäre die Alkoholfabrication nach
dieser Methode eine ökonomische, wegen des niedrigen Preises der angewandten
Materialien (Holz, Schwefelsäure und Kreide).
Das Holz liefert uns somit eine neue Quelle von Nahrungsmitteln, weil man mit ihm,
auf sehr ökonomische Weise, Dextrin, Zucker und Alkohol bereiten kann.