Titel: | Ueber die Rohmaterialien zur Papierfabrication; von Dr. Lyon Playfair. |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. LXIV., S. 228 |
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LXIV.
Ueber die Rohmaterialien zur Papierfabrication;
von Dr. Lyon
Playfair.
Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Sept.
1854, S. 331.
Playfair, über die Rohmaterialien zur
Papierfabrication.
Es ist Thatsache, daß die Rohmaterialien zur Papierfabrication in England immer
weniger ausreichen. Die Ursache dieses Mangels, bei gesteigerter Nachfrage, liegt in
dem Umstand, daß das Rohmaterial zur Papierfabrication das Product der Abnutzung von
Geweben ist und daher seine Quantität von den zusammenwirkenden Umständen abhängt,
welche eine größere oder geringere Steigerung der Production dieser letztern
veranlassen. Es ist folglich eine theilweise Unterbrechung der Leinen- oder
Baumwollen-Manufactur hinreichend, um einen zeitweisen und namentlich localen
Mangel dieses Rohmaterials zu erklären. Auf diese Weise mußten die
Arbeits-Einstellungen zu Wigan und Preston, sowie die Verminderung der
Arbeitszeit zu Belfast und in der Umgegend, einen Einfluß auf die Papiermühlen
haben.
Abgesehen von zufälligem vermindertem Betrieb der Manufacturen, und von der Abnutzung
der Gewebe wovon das Rohmaterial für Papier besonders abhängt, nahm der Bedarf der
Papiermacher in größerem Verhältniß zu, als der Verbrauch von Manufacturproducten.
Auch sind in neuerer Zeit andere Consumenten des Rohmaterials für das Papier
aufgetreten, nämlich die Eisenbahnen und die Dampfschiffe, welche zum Putzen ihrer
Maschinen eine große Menge von Leinenlumpen und Baumwollen-Abfällen
gebrauchen. Die wichtigsten von allen neuen Mitbewerbern sind aber die Amerikaner,
welche nicht allein auf unsern eigenen, sondern auch auf fremden Märkten, die dem
Lumpenhandel geöffnet sind, bedeutende Einkäufe machen. Dazu kommt noch, daß der
Lumpenhandel in England in den Händen weniger Kapitalisten ist, welche von
Kleinhändlern und Sammlern versorgt werden, und daß jene Großhändler im Stande sind
den Markt zu beherrschen.
Der Umstand, daß das verfügbare Rohmaterial zur Papierfabrication von Manufacturen
abhängig ist, welche in keiner unmittelbaren Beziehung zu dessen Lieferung und
Bedarf stehen, dann die Thatsache, daß der Absatz von Büchern, Zeitungen etc. in
einem weit größeren Verhältniß zunimmt als die Leinen- und
Baumwollen-Manufactur, erklären die zunehmende Nachfrage nach Lumpen
genügend.
Man hat schon viele Versuche gemacht, um neue Materialien für die Papierfabrication
zu liefern, bis jetzt aber nur mit theilweisem Erfolg, hauptsächlich aus folgenden
drei Gründen: a) manche Faserstoffe veranlassen zu viel
Kosten um sie zur Papierfabrication vorzubereiten, so daß sie die Concurrenz mit den
Lumpen nicht bestehen können; b) andere erleiden bei der
Vorbereitung einen so großen Gewichtsverlust, daß sie dadurch zu theuer werden; c) wieder andere, welche hinsichtlich ihrer Textur sehr
geeignet zur Papierfabrication wären, bieten beim' Bleichen so große Schwierigkeiten
dar, daß sie aus diesem Grund nicht gebraucht werden können. Der Surat-Bast,
in welchem die Baumwolle in den letztern Jahren nach England eingeführt worden ist,
liefert ein Beispiel von dieser Schwierigkeit.
Die meisten Papiermacher (in England) erklären sich dahin, daß ein Material welches
vortheilhaft verwendbar seyn soll, in Form von Halbzeug nicht über 1 bis 1 1/2 Pence
per Pfund kosten sollte, und als gebleichter
Ganzzeug nicht über 2 1/2 bis 4 Pence per Pfund.