Titel: | Beschreibung einer wohlfeilen, einfachen und selbstzeigenden Lastwaage; von Fr. Marquardt. |
Autor: | Friedrich Marquardt |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. LXVII., S. 242 |
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LXVII.
Beschreibung einer wohlfeilen, einfachen und
selbstzeigenden Lastwaage; von Fr.
Marquardt.
Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
Marquardt's selbstzeigenden Lastwaage.
In Kalkbrennereien, bei Kohlengruben, Eisenhütten und dergleichen Etablissements, wo
starke, der Controle halber ziemlich genau dem Gewichte nach zu bestimmende Massen
Rohmaterialien zu- und abgeführt werden, bedarf man einfacher, wohlfeiler und
selbstzeigender Lastwaagen. Ich habe mit Vortheil eine von mir construirte solche
Waage bei der Szaskaer Nera-Eisenhütte angewendet, von der ich glaube, daß
sie alle diese Eigenschaften besitzt, und die ich deßhalb mit Beziehung auf Fig. 33 im
Folgenden beschreiben werde.
a ist der Tragbalken des Einfahrtsthores, unter dem die
Waage angebracht ist. Zwei gußeiserne, mit Metall ausgebüchste Träger b.. b dienen als Zapfenlager
für die Zapfen des Waagbalkens c, welche zwar
cylindrisch, aber doch möglichst schwach, von Stahl und gehärtet sind. Der
Waagebalken besteht eigentlich aus zwei Theilen, dem gußeisernen Quadranten c und dem mit diesem verbundenen schmiedeisernen Hebel
e. – Das aufgeschraubte Scharnierstück c
₁ dient zur Befestigung der Bandkette c₂, welche sich bei der Drehung des Waagebalkens
genau an die Kreisform des Quadranten c zu biegen im
Stande ist. In den Haken der Bandkette c
₂ endlich sind vier Ketten d.. d gehängt, welche durch die Felgen des dem Abwägen
zu unterwerfenden Fuhrwerkes geschlungen werden. Vermittelst des Hebels x und des Hakens y erfolgt
die Anspannung dieser Ketten leicht auf die aus der Figur erkennbare Weise.
Die hier beschriebene Waage ist somit lediglich ein zweiarmiger Hebel; aber während
der eine Arm (derjenige der Last) in allen Stellungen seine ursprüngliche Größe unverändert
beibehält, variirt der andere innerhalb der Gränzen von nahebei Null bis zu seinem
Maximo. Hierin beruht die Eigenthümlichkeit der Waage, und ihre Eigenschaft, ohne
Veränderung oder Verschiebung der Waaggewichte, das richtige Gewicht der
abzuwägenden Last selbstwirkend anzuzeigen. Durch eine
Kette und vermittelst einer Winde hebt man den Waagebalken c auf seine Maximalhöhe, und läßt ihn in derselben Lage für gewöhnlich.
– Sobald ein abzuwägendes Fuhrwerk unter die Waage gefahren und an den vier
Rädern mit den Waagketten d an die Waage gehängt ist,
läßt man den Waagebalken durch die Aufzugwinde f so
lange herabsinken, bis er an dem entsprechenden Punkte mit der Last ins
Gleichgewicht kommt, und erkennt dann an der durch vorherige Gewichtsauflagen
tarnten Scala das Gewicht. Alsogleich hebt man den Waagebalken in die Höhe, und
entkuppelt das Fuhrwerk.
Was die Empfindlichkeit dieser Waage betrifft, so zeigt sie bei Lasten von 30 Cntr.
auf circa 10 Pfunde genau, was in der Praxis bei solchen
Materialien vollkommen genügt. Dadurch, daß man den Waagebalken e ohne Gewicht gebraucht, dann mit einem gewissen
Gewichte, und endlich mit einem schweren Gewichte belastet, drei Scalen bildet, kann
man mit dieser Waage Lasten
von
50
Pfd.
bis
500
Pfd.
„
500
„
„
2500
„
„
2500
„
„
5000
„
in gleichem Grade der Schärfe und Genauigkeit abwiegen.
Daß die ganze Waage außerordentlich einfach und deßhalb dauerhaft ist, daß sie Wind
und Wetter ausgesetzt und selbst ziemlich gewaltthätig behandelt werden kann, ohne
darunter zu leiden, daß sie so wohlfeil ist, um für 30 fl. C. M. hergestellt werden
zu können, und daß sie endlich sehr schnelle Abwägungen erlaubt und von jedem
Arbeiter behandelt und verstanden werden kann – alles das sind gewiß
empfehlenswerthe Vorzüge.