Titel: | Ueber die Bereitung des Zinnobers zu Idria; von Hrn. Huyot, kais. franz. Bergingenieur. |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. LXXIX., S. 276 |
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LXXIX.
Ueber die Bereitung des Zinnobers zu Idria; von
Hrn. Huyot, kais.
franz. Bergingenieur.
Aus den Annales des mines, fünfte Reihe, 1854, Bd. V S.
60.
Huyot, über die Bereitung des Zinnobers zu Idria.
Die Zinnoberfabrication umfaßt drei Operationen: 1) die Vorbereitung des amorphen
schwarzen Schwefelquecksilbers (Aethiops); 2) die Verwandlung desselben in
Stückzinnober; 3) die Verwandlung des letztern in gemahlenen und geschlämmten
Zinnober.
1. Fabrication des schwarzen Schwefelquecksilbers.
– Bei diesem ersten Proceß will man ein genaues Gemisch von Schwefel und
Quecksilber erlangen. Der Schwefel gelangt in Stangen zur Hütte und wird, ehe man
ihn mit dem Quecksilber vermengt, gepocht. Jedoch darf er nicht zu fein seyn, weil
die Vermengung alsdann nur sehr schwierig ist; die Körner müssen die Größe von
Stecknadelknöpfen haben.
Das Quecksilber, welches mit dem Schwefel vermengt werden soll, befindet sich in
gußeisernen Becken, welche von Mauerwerk umgeben in der Nähe des Mischungsapparates
angebracht sind. Die Arbeiter schöpfen es mittelst kleiner thönerner Gefäße, deren
Räumlichkeit einem bestimmten Gewicht des Schwefels entspricht, aus diesem
Becken.
Die Vermischung oder Vermengung des Schwefels mit dem Quecksilber wird in kleinen
Fässern bewirkt, welche eine wiederkehrend rotirende Bewegung erhalten. In jedem Faß
befinden sich 23,47 Kil. (42 Wiener Pfunde) Quecksilber; man setzt dazu immer
Schwefel in Ueberschuß, damit bei der Destillation, also der Umwandlung in Zinnober,
kein freies Quecksilber vorhanden ist und damit sich alles Quecksilber mit dem
Schwefel verbindet. Das Gewicht des in jedem Faß befindlichen Schwefels beträgt
gewöhnlich 4,530 Kil. (8 Wiener Pfund).
Die Dauer eines Processes läßt sich nicht fest bestimmen, weil sie von der Temperatur
des Mantels, worin sich die Fässer befinden und von der zwischen zwei Operationen
verstreichenden Zeit abhängt.
Vom 22. October 1845 bis zum 4. Februar 1846 fortgesetzte Beobachtungen ergaben
folgende Resultate.
Textabbildung Bd. 134, S. 277
Temperatur; des Mantels; des
Aethiops; Differenz; Dauer des Drehens der Fässer; Anzahl der Radumgänge in der
Minute; Anzahl der Fässer; Zwischenzeit zwischen der Arbeit am Morgen und
Nachmittags; Arbeit am Morgen; Maximum; Grade Reaumur; Stund; Stunden; Minimum;
Mittelzahl; Arbeit am Nachmittag.
Die Vermischung des Schwefels mit dem Quecksilber scheint um so langsamer vor sich zu
gehen, je größer die Differenz zwischen der Temperatur des schwarzen
Schwefelquecksilbers und des es umgebenden Mantels ist. Nachmittags gebt sie rascher
vorwärts als Morgens.
Das Product dieses ersten Processes ist ein Gemenge von Quecksilber und Schwefel,
welches aber durchaus nicht gleichförmig ist. Man unterscheidet darin
Schwefeltheilchen, und wenn man das schwarze Schwefelquecksilber zerdrückt, so geben
manche Theile die rothe Nuance, welche den Zinnober charakterisirt, andere hingegen
metallisches Quecksilber. Es findet also schon ein Anfang der Verbindung statt.
Die Gesammtmenge des im Jahre 1852 bereiteten schwarzen Schwefelquecksilbers betrug
(72858,8 Kilogr.) 1301 Wiener Centner, wozu man 1092,88 Cntr. (61201,28 Kil.)
Quecksilber verbrauchte; durch die Fugen der Fässer gingen 151, 16 Kil. Quecksilber
verloren. Die gesammte Quecksilberproduction zu Idria betrug 2513,98 Cntr.; 1399,94
Cntr. wurden davon verpackt, 4,16 Cntr. als Uebergewicht bei der Verpackung gegeben,
1092,88 Cntr. in Zinnober verwandelt; bei allen Transporten und den verschiedenen
Processen, denen das Quecksilber unterworfen wurde, fand ein Gesammtverlust von 17
Cntr, desselben statt.
2. Zweiter Proceß. – Dieser zweite Proceß hat die
Umwandlung des schwarzen Schwefelquecksilbers (mittelst der Sublimation desselben)
in Zinnober zum Zweck. Die Sublimation wird in gußeisernen Retorten in vier Oefen
bewirft, von denen jeder sechs Retorten enthält. Letztere sind mit einem thönernen
Helm versehen, der mit einer Röhre (Vorstoß) in Verbindung steht, welche von einer
Vorlage aufgenommen wird.
Nachdem jede Retorte gehörig besetzt worden ist, setzt der Arbeiter die Helme auf und
verstreicht dieselben sorgfältig; darauf steigert er langsam die Temperatur bis zu
126° Reaumur. Er untersucht von Zeit zu Zeit, ob Schwefeldämpfe am Ende des
Helms erscheinen, worauf er die Röhre und die Vorlage anbringt. Von 126 bis
380°R. steigt die Sublimation, und bei 380° geht sie mit zweckmäßiger
Geschwindigkeit vor sich. Um sich zu überzeugen, daß der ganze Einsatz sublimirt
ist, nimmt der Arbeiter etwas von dem Kitt zwischen Retorte und Helm weg, und
untersucht ob die von der Verbrennung des Schwefels herrührenden blauen Flammen noch
immer hervordringen; hören sie auf zu erscheinen, so ist die Operation beendigt. Man
läßt alsdann die Feuerung abgehen und die Retorten erkalten. Der Betrieb wird von
zwei Arbeitern geführt, welche für die Schickt mit 28 und 24 Kreuzern (9 und 7 1/2
Sgr.) gelohnt werden.
Der kaiserl. Beamte Hr. Glowacky hat mir die Resultate seiner Beobachtungen über die Dauer
der Sublimation mitgetheilt. Der Proceß zerfallt zu Idria in drei Perioden: 1)
Abdampf-Periode, von 12 bis 126° R.; 2) Stück-Periode, von 126
bis 380° R.; 3) Sublimations-Periode von 380° R. ab.
1) Abdampf-Periode.
Mittlere
Dauer
0,15
Stunden
längste
„
1,3
„
kürzeste
„
0,3
„
2) Stück-Periode.
Mittlere
Dauer
2,24
Stunden
längste
„
3,40
„
kürzeste
„
1,40
„
3) Sublimations-Periode.
Mittlere
Dauer
4,9
Stunden
längste,
„
5,3
„
kürzeste
„
3,20
„
Ganze Dauer des Processes.
Mittlere
Dauer
6,48
Stunden
längste
„
8,37
„
kürzeste
„
5,55
„
Die Zinnobermengen, welche sich in den verschiedenen Theilen des
Verdichtungsapparates absetzen, sind sehr verschieden. Von 1000 Theilen verdichteten
Zinnobers findet man:
Textabbildung Bd. 134, S. 279
Im Helm; In der Röhre; In der Vorlage;
In dem Theil zunächst der Retorte; In dem Theil zunächst der Röhre.
Die in den beiden Theilen des Helms verdichtete Zinnobermenge beträgt
durchschnittlich 692 Theile.
Fabricationskosten für 100 Kilogr.
künstlichen Zinnobers. – Diese Kosten beziehen sich auf die
Bereitung des schwarzen Schwefelquecksilbers und auf diejenigen welche die
Sublimation veranlaßt.
Bereitung des schwarzen Schwefelquecksilbers.
Im Jahre 1852 wurden 1301,05 Cntr.
(72858,80 Kil.) Aethiops bereitet.
Man hat 1109,88 Cntr. Quecksilber
angewandt
61201,28 Kil.
2,73 Cntr. sind durch die Fugen der Fässer
verloren gegangen
151,16 „
––––––––––––
Es bleibt daher an Quecksilber zum
Aethiops
61050,14 Kil.
210,77 Cntr. Schwefel (11793,12 Kil.) zu
3569,38 Fr.
Erhaltener Zinnober.
Die Production des Zinnobers belief sich auf 1271,14 Cntr. (71183,34 Kil.)
Gewichtszunahme des angewandten Quecksilbers 180,99 Cntr., oder für 100 Kilogr. 16,60
Kilogr.
Verbrauch.
Holz, 443,10 Kubikmeter
2203,36
Francs
gußeiserne Retorten à 104,16 Francs
1971,56
„
thönerne Helme à 0,60 Fr.
768,80
„
Röhren à
0,20 Fr.
156,20
„
Vorlagen à 0,14 Fr.
188,55
„
kleine Gefäße zum Einfüllen des Aethiops in
die Retorten
à 0,23 Fr.
17,71
„
Bretter und Tischlerarbeiten
24,32
„
Abgaben an die Handelskammer zu
Laibach
18,77
„
Lohn für die Arbeiter bei der
Aethiops-Bereitung.
139,68
„
„
„ „
„ bei der
Sublimation
575,86
„
Transportkosten
7,06
„
Forstverwaltung.
159,39
„
allgemeines Magazin
117,76
„
Schmiedekosten
222,00
„
diverse Kosten, wie Oel, Papier etc.
1652,10
„
für Asche zur Fabrication des raffinirten
Zinnobers, welchevon dem verbrannten Holze herrührt und hier in
Rechnungkommt mit
36,48
„
––––––––––––––
Summa
der Specialkosten
11658,03
Francs.
Generalkosten.
Bureaukosten
2712,93
Francs
Besoldung der Beamten
2160,00
„
Pensionen an die Arbeiterwittwen
3259,98
„
Wartegelder und
Beamten-Pensionen
2219,00
„
Verlust an den Nahrungsmitteln, welche den
Arbeiternaus dem Magazin für einen gewissen Preis
verabreichtwerden
872,34
„
Hülfsleistungen etc.
468,00
„
––––––––––––––
Gesammtsumme der Special- und General-Kosten
23350,28
Francs.
Betrachtet man die Zinnoberfabrik als von der Quecksilberhütte getrennt, so müßte
jene an diese 1109,88 Cntr. Quecksilber bezahlen, welche zur Zinnoberfabrication
angewandt worden sind. Um daher die Gestehungskosten der 71183,24 Kil. Zinnober zu
erhalten, muß man zu den Fabrications- und Generalkosten den Preis der
1109,88 Cntr. Quecksilber à 211 fl. 48 kr. per Cntr. addiren, was 564174,20 Fr. gibt.
3) Dritter Proceß. – Der dritte Proceß besteht in
einer Reihe von Zermahlungen und Raffinirungen, welche den Zweck haben, den Zinnober
immer feiner und reiner zu machen.
Diese Arbeiten werden in einer Hütte ausgeführt, welche mit sechs Mühlen und mit
großen hölzernen Kübeln zum Raffiniren versehen ist. Drei Arbeiter sind mit dem
Zermahlen mittelst der Mühlen beschäftigt und erhalten der eine für die Schicht 24
und der andere 20 kr.; vier andere sind beim Raffiniren beschäftigt, und erhalten
der eine 28 und die drei andern jeder 20 kr. Das Zermahlen wird durch Mühlen
bewirkt, deren Mühlsteine verschieden weit von einander entfernt sind, je nach der
Größe des Korns, welches man erlangen will. Jedes Mühlsteinpaar wird durch ein
Wasserrad in Bewegung gesetzt, welches in der Idritza angebracht ist. Die Anzahl der
Zermahlungen, welchen man den Zinnober unterwirft, hängt von der Qualität ab, die
man bereiten will.
Für den chinesischen Zinnober sind zwei Mahlungen, für den dunkelrothen vier, und für
den hochrothen (feinsten) fünf Mahlungen erforderlich.
Der zermahlene Zinnober ist aber noch nicht vollkommene Handelswaare. Es muß der
überschüssige Schwefel fortgeschafft werden, welcher bei der Bereitung des schwarzen
Schwefelquecksilbers zugesetzt wurde. Zu dem Ende ist neben der Raffiniranstalt ein
Raum vorhanden, in welchem Tonnen stehen, die durch einen hölzernen Siebboden in
zwei Abtheilungen getheilt sind. Auf diesen durchlöcherten Boden legt man eine
Schicht Stroh und auf diese breitet man eine Lage Holzasche aus. Man läßt warmes
Wasser auf dieses Filter gelangen, welches die löslichen Theile der Asche auszieht,
Man sammelt diese Lauge und concentrirt sie in großen gußeisernen Kesseln bis auf 12° des
Baumé'schen Aräometers. Darauf gießt man sie auf den Zinnober, der sich in
den Raffinirtonnen befindet.
Der Zinnober sammelt sich, in Folge seiner Dichtigkeit, am Boden der Tonnen, so daß
man die obenaufschwimmende Flüssigkeit leicht abgießen kann, und diese nimmt den
Schwefel als schwefligsaures und unter-schwefligsaures Alkali auf. Man gießt
dann Wasser auf den Zinnober, um ihn zu waschen und so viel als möglich von den
Kalisalzen zu befreien, die er zurückhalten könnte. Der raffinirte Zinnober (Vermillon) wird alsdann auf Eisenplatten, welche durch
die Gase der Sublimationsöfen erhitzt werden, getrocknet und hierauf in die
Packkammer gebracht.
Er wird entweder in kleine Büchsen verpackt, die 25 Pfd. enthalten, oder man befolgt,
besonders für den chinesischen Zinnober, eine andere Methode. Man legt nämlich
kleine parallepipedische Kästchen mit Papier aus, füllt sie mit dem Vermillon, und
verschließt sie mit hölzernen Deckeln, die man sorgfältig verklebt. Alle diese
kleinen Kästchen werden alsdann in einen großen länglichen Kasten gethan. Manche von
diesen Kästen enthalten 50 Pfd. (28 Kilogr.), andere 100 Pfd. (56 Kilogr.).
Fabricationskosten des raffinirten Zinnobers im Jahre
1852. – Man hat in diesem Jahre 65409,68 Kil. raffinirten Zinnober
von verschiedener Qualität fabricirt und dazu 65527,84 Kil. rohen Zinnober
verbraucht. Der übrige nicht raffinirte wurde als Stückzinnober verkauft. Man hatte
bei der Raffinirung folglich einen Abgang von 123,84 Kil., d.h. von 0,18 Proc.
gehabt.
Verbrauch.
Holz 338,706 Stere
1719,91
Francs
Asche
671,28
„
Gefäße, welche den Zinnober aus den Mühlen
aufnehmen,46 à 10 kr. (0,04
Fr.)
18,40
„
Gefäße, worin man den raffinirten Zinnober
zum Trocknenträgt
31,51
„
Abgaben an die Handelskammer zu
Laibach
15,39
„
Tischlerarbeiten
111,79
„
Lohn für 966 Mühlenschichten
820,16
„
„ „ 833
Raffinirschichten
839,94
„
diverse Kosten für Oel, Papier etc., welche
nicht aus demMagazin geliefert worden sind
50,72
„
Transport zum Schloß
48,93
„
Forstverwaltung
61,12
„
allgemeines Magazin
209,28
„
Schmiedekosten
79,52
„
––––––––––––
Summe
der Specialkosten
4678,75
Francs.
Generalkosten.
Pensionen für invalide Arbeiter etc.
2948,23
Francs
„ „
Wittwen etc.
47,67
„
Verlust an den Nahrungsmitteln, welche den
Arbeiternfür feste Preise geliefert werden
1716,69
„
da die Raffinirhütte als unabhängig von der
Zinnoberhütteangesehen wird, so mußten an diese für
65527,48Kilogr. rohen Zinnober à
Kilogr. 8,25 Fr. gezahltwerden.
540601,18
„
–––––––––––––––
Gesammtsumme der Kosten
550092,52
Francs.
Der Fabricationspreis für 100 Kilogr. raffinirten Zinnober beträgt daher 856,35
Francs.
Verpackungskosten.
Diese Kosten betragen für 100 Kilogr.:
beim Stückzinnober
14,76
Francs
„
raffinirten Zinnober
19,47
„
„
raffinirten, in kleine und dann in größere
Kisten verpackten
Zinnober
46,50
„
Es können daher auf der Hütte 100 Kil. Stück- und raffinirter Zinnober zu
folgenden Preisen verkauft werden:
Stückzinnober
840,14
Francs
raffinirter Zinnober in Büchsen zu 25
Pfd.
875,82
„
derselbe in kleine und diese dann in große
Kisten verpackt, im Gewicht zu 50 und 100
Pfd.
902,85
„