Titel: | Neue Methode beim Bohren im Gestein zum Sprengen; von Heinrich Kraut in Zürich. |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. XCI., S. 336 |
Download: | XML |
XCI.
Neue Methode beim Bohren im Gestein zum Sprengen;
von Heinrich Kraut in
Zürich.
Patentirt in England am 15. Septbr. 1853.
Aus dem London Journal of Arts, Juli 1854, S.
49.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Kraut's Methode beim Bohren im Gestein zum Sprengen.
Diese Erfindung besteht in einem verbesserten Werkzeug oder Bohrer, um eine Kammer am
Boden des auf die gewöhnliche Weise hergestellten Bohrlochs auszuarbeiten; diese
Kammer hat den Zweck, das Sprengpulver aufzunehmen.
Fig. 19
stellt in der Seitenansicht den verbesserten Bohrer zur Herstellung der Pulverkammer
in weitern Bohrlöchern, mit einem Theil des Gesteins im Durchschnitt dar. Fig. 20 ist
ein Grundriß desselben Bohrlochs. Fig. 21 ist ein
verbesserter Bohrer für engere Bohrlöcher, ebenfalls mit einem Gesteinsdurchschnitt
und mit der Pulverkammer; Fig. 22 ist ein
Querdurchschnitt dieser letztern.
a ist eine eiserne Bohrstange, an deren unterm Ende eine
stählerne Bohrschneide b in eine Vertiefung c eingesetzt und mittelst Schrauben d
befestigt ist. Von der
entgegengesetzten Seite der Bohrkante ist die Schneide b
und der Stab a abgeschrägt, so daß dadurch eine geneigte
Ebene a* b* entsteht. f ist das mit einem gewöhnlichen Gesteinsbohrer
abgebohrte Loch, welches bis zu der punktirten Linie g
niedergeht. Nachdem nun der gewöhnliche Bohrer aus dem Loch genommen worden ist,
wird der Kammerbohrer a eingeführt und auf dieselbe Art
in Wirksamkeit gesetzt, wie ein gewöhnlicher Meißelbohrer, entweder, indem man mit
einem Fäustel oder Hammer darauf schlägt, oder indem man ihn stoßend wirken läßt,
wie dieß bei den kleinen Erdbohrern, den sogenannten
„Liekerbohrern“ der Fall ist, indem ein Mann die Stöße und
das Drehen des Bohrers bewirkt. Es ist augenscheinlich, daß jedesmal wenn der Bohrer
niedergestoßen wird, die geneigte Ebene die Kante der Bohrschneide b nöthigt von der Seite das Gestein anzugreifen, während
der untere Theil der Schneide senkrecht in das Gestein bohrt. Auf diese Weise
entsteht nach und nach die Kammer b, auf die durch
punktirte Linien 1, 2, 3 etc. angegebene Weise. Sobald die Kammer ungefähr doppelt
so weit geworden ist, als die Schneide b vor der Stange
a vortritt, wirkt der Bohrer nur in der Richtung der
Tiefe. Die kegelförmigen Erhebungen 1', 2', 3' etc., die während des Abbohrens
entstanden sind, können durch einen gewöhnlichen Meißelbohrer weggenommen werden und
der Bohrschwand wird von Zeit zu Zeit mit dem Bohrkrätzer herausgenommen.
Der in Fig. 21
dargestellte Bohrer ist bei b, b verstählt, während die
Stange a aus Eisen besteht; er steht in der Figur auf
der Sohle der Kammer b auf. Die Länge der Bohrschneide
in den Figuren
19 und 21 ist nach der Härte des abzubohrenden Gesteins verschieden. In hartem
Gestein muß sie so kurz oder noch kürzer gemacht werden, als in Fig. 21, und in milderem
wenigstens eben so lang oder länger, als in Fig. 19. Jedoch muß
hierbei die Erfahrung Alles bestimmen.
Durch diese Methode der Herstellung der Bohrlöcher wird viel Zeit erspart.
Bekanntlich ist zum Abbohren von einem Bohrloch von 1 3/4 Zoll Durchmesser auf eine
gegebene Tiefe ein Drittel von der Zeit erforderlich, die ein dreizölliges Bohrloch
erfordert. Da mm eine 3 Zoll weite Pulverkammer auf der Sohle eines 1 3/4 Zoll
weiten Bohrlochs den Zweck ebenso erreicht, als ein überall weites Bohrloch von 3
Zoll Durchmesser, welches mit einem gewöhnlichen Bohrer abgebohrt worden ist, so ist
klar, daß wenn man zur Ausbohrung der Pulverkammer auch eine längere Zeit gestattet,
die Arbeitseinsparung dennoch 40 bis 50 Procent betragen muß. Zweitens ist es ebenso
einleuchtend, daß eine gegebene Pulvermenge in einer Kammer der beschriebenen Art eine bessere Wirkung
hervorbringen wird, als wenn ein gewöhnliches, gleich weites Bohrloch damit geladen
wird.