Titel: | Ueber Darstellung reinen Natriums; von Hrn. Sainte-Claire Deville. |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. CIII., S. 369 |
Download: | XML |
CIII.
Ueber Darstellung reinen Natriums; von Hrn.
Sainte-Claire
Deville.
Aus den Comptes rendus, Nov. 1854, Nr.
19.
Deville, über Darstellung reinen Natriums.
Als Nachtrag zu meiner Abhandlung über die Darstellung des Aluminiums (S. 284 im
vorhergehenden Heft dieses Journals) will ich einige neue Resultate über das reine
Natrium mittheilen. Ich habe die Bereitung dieses Körpers und seine
Haupteigenschaften gegenüber dem Sauerstoff der Luft, sorgfältig studirt, um
hinsichtlich der mit seiner Gewinnung verbundenen Schwierigkeiten und der bei seiner
Handhabung möglichen Gefahr ins Reine zu kommen. In letzterer Beziehung läßt sich
das Natrium nicht mit dem Kalium vergleichen, denn dieses ist so gefährlich, daß ich
es oft nur zwischen zwei Blättern trocknen Papiers zu zerdrücken brauchte, damit es
sich mit einer Art Explosion entzündete; das Natrium hingegen kann zwischen zwei
Blättern Papier geplättet, zerschnitten, und an der Luft ohne Nachtheil gehandhabt
werden, vorausgesetzt, daß die Finger und die Werkzeuge nicht feucht sind. Man kann
es sogar an der Luft weit über seinen Schmelzpunkt Erhitzen, ohne daß es sich
entzündet. Ich kam daher auf die Vermuthung, daß bloß sein Dampf entzündbar ist, und
daß die lebhafte Verbrennung des Metalls erst bei einer seinem Schmelzpunkt nahen
Temperatur erfolgt, wenigstens bei einer Temperatur, wo die Spannung der
Metalldämpfe merklich wird.
Die Bereitung des Natriums ist eine sehr einfache und gar nicht kostspielige
Operation. Die guten Resultate, welche man im Laboratorium der école normale erhielt, wo die Darstellung des
Natriums sehr oft ausgeführt worden ist, verdankt man übrigens großentheils den
Vorlagen (Recipienten) welche von den HHrn. Donny und Maresca empfohlen wurden. Besonders wichtig ist
es, ein derartiges Gemenge von kohlensaurem Natron und Kohle anzuwenden, daß die
Berührung dieser beiden Substanzen eine möglichst innige ist. Dieser wesentlichen
Bedingung entspreche ich durch Anwendung folgender Mischung: ich vermenge das
entwässerte kohlensaure Natron mit 15 Procent seines Gewichts Kreide; dann setze ich
so viel Kohle zu, als erforderlich ist um die Kohlensäure aus den kohlensauren
Salzen und den Sauerstoff aus dem Natron zu vertreiben; ich mache aus dem Ganzen mit
Oel einen trocknen Teig und calcinire es. Diese Masse bleibt beim Erhitzen in der
Quecksilberflasche, welche als Retorte dient, bei allen Temperaturen ziemlich fest,
weil der Kalk, indem er das Gemenge verdickt, das kohlensaure Natron verhindert sich
von der Kohle zu trennen. Die zur Zersetzung erforderliche Temperatur ist so wenig
beträchtlich, daß man die schmiedeiserne Flasche sehr oft anwenden kann, selbst ohne
sie mit Kitt zu überziehen. Auch ist die Operation mit gar keiner Gefahr mehr
verbunden.
Die HHrn. Gebrüder Rousseau
haben diese Darstellungsart des Natriums mit dem besten Erfolg im Großen
wiederholt.