Titel: | Analysen mehrerer eßbaren Fische; von Professor Payen. |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. CVIII., S. 385 |
Download: | XML |
CVIII.
Analysen mehrerer eßbaren Fische; von Professor
Payen.
Aus den Comptes rendus, August 1854, Nr.
7.
Payen's Analysen mehrerer eßbaren Fische.
Unter den Zusätzen, welche die zweite Auflage meines Werkes: Sur les Substanzes alimentaires enthält, befinden sich auch die Resultate
der von mir und Hrn. Wood
ausgeführten Analysen mehrerer eßbarer Fische.
Die HHrn. Schloßberger und
Schütz hatten das Fleisch
von nur zwei Fischen untersucht; diese Analysen schienen mir ungenügend, weil die
Fettsubstanz nicht bestimmt wurde, welche mehrere Fische charakterisirt und bei der
Ernährung des Menschen eine große Rolle spielen muß.Die Bestimmung derselben bewerkstelligten wir mittelst des von mir vor
mehreren Jahren construirten Apparats zur ununterbrochenen Filtration und
Destillation behufs der Gewinnung der in den Pflanzengeweben enthaltenen
Fettsubstanzen (polytechn. Journal Bd.
XCVI S. 24). Wir haben diese Versuche unter ähnlichen Umständen
durchgeführt, um alle in den drei Tabellen zusammengestellten Resultate ganz
vergleichbar zu erhalten.
In der That ist sie, wie unsere Versuche ergaben, eine derjenigen Substanzen, deren
Mengenverhältnisse zwischen den verschiedenen See- und Süßwasserfischen die
größten Verschiedenheiten darbieten. Man ersieht dieß aus folgender Tabelle, welche
die Mengen des Wassers, der trocknen Substanz, des Fetts, der Mineralsubstanzen und
des Stickstoffs in 100 Theilen eßbaren Fleisches angibt.
Namen der Fische.
Wasser.
TrockeneSubstanz.
Fett.
Mineralsubstanzen.
Stickstoff.
Rochen
75,489
24,511
0,472
1,706
3,846
Meeraal
79,909
20,091
5,021
1,106
2,172
Gesalzener Stockfisch
47,029
52,971
0,383
21,320Auf 21,320
Mineralsubstanzen waren 19,544 Kochsalz vorhanden.
5,023
Gesalzener Häring
48,998
51,002
12,718
16,433Auf 16,433 Mineralsubstanzen waren 14,623 Kochsalz vorhanden.
3,112
Frischer HäringDie Zusammensetzung wurde durch annähernde Berechnung von der
Zusammensetzung der gesalzenen Häringe abgeleitet.
70,000
30,000
10,300
1,900
2,450
Merlan
82,950
17,050
0,383
1,083
2,416
Makrele
68,275
31,725
6,758
1,846
3,747
Meerzunge
86,144
13,856
0,248
1,229
1,911
Glahrke
79,412
20,588
2,058
1,936
2,898
Lachs
75,704
24,296
4,849
1,279
2,095
Hecht
77,530
22,470
0,602
1,293
3,258
Karpfen
76,968
23,032
1,092
1,335
3,498
Bartfischchen
89,349
10,651
0,212
0,900
1,571
Gründling
76,889
23,111
2,676
3,443
2,779
Uklei (kleiner
Weißfisch)
72,889
27,111
8,134
3,253
2,689
Aal
62,076
37,924
23,861
0,773
2,000
Noch auffallender werden die hinsichtlich der Fettsubstanzen bestehenden
Verschiedenheiten, wenn man die in 100 Theilen trockener Substanz der Fische
enthaltenen Fettstoffe übersieht:
Aal
62,92
Uklei
3,00
Häringe
34,35
Merlan
2,83
Meeraal
24,99
Hecht
2,67
gesalzene Häringe
24,90
Bartfischchen
1,99
Makrele
21,30
Rochen
1,92
Lachs
20,10
Meerzunge
1,79
Glahrke
10,00
Gründling
1,14
Karpfen
4,74
gesalzener Stockfisch
0,72
Auch in der Consistenz sind die Fettsubstanzen sehr verschieden; wo sie am
reichlichsten vorhanden, sind sie auch am flüssigsten, während die festesten in dem
Fleisch der betreffenden Fische auch in der geringsten Menge enthalten sind.
In Folgendem sind diese Charaktere übersichtlich zusammengestellt:
Reihenfolge der aus dem Fleisch verschiedener Fische gezogenen
Thrane, mit den flüssigsten anfangend.
Flüssige Thrane: 1) Flußaal; 2) Häring; 3) Uklei; 4)
Makrele; 5) Meeraal; 6) Lachs; 7) Gründling.
Halbflüssige Fettsubstanzen: 1) Hecht; 2) Karpfen; 3)
Glahrke.
Feste Fettsubstanzen: Stockfisch, Merlan, Meerzunge,
Rochen, Bartfischchen.
Die beträchtliche Menge Fettsubstanz, welche der Aaal enthält, scheint mir Beachtung
zu verdienen. Beinahe zwei Drittheile (ungefähr 63 Proc.) der fixen Substanz vom
Fleische dieses Thieres bestehen aus einer flüssigen, braunen Fettsubstanz, ohne daß
mit unbewaffnetem Auge ein deutliches Fettgewebe wahrzunehmen wäre. Ich beabsichtige
das Aalfleisch, mit Beihülfe chemischer Reactionen, mikroskopisch zu untersuchen, um
den Zustand und den Sitz der öligen Substanz im organischen Gewebe zu ermitteln.
Um vorerst zu untersuchen, ob in der chemischen Zusammensetzung der Gewebe etwas
bedeutende Verschiedenheiten stattfinden, analysirten wir das von Fett befreite und
ausgetrocknete Fleisch von vier Fischen welche in dieser Hinsicht am meisten von
einander abweichen; die Hauptunterschiede ergaben sich im Kohlenstoffgehalt.
Aal.
Makrele.
Meerzunge.
Bartfischchen.
Kohlenstoff
52,899 = 0,5008
51,515 = 0,5488
48,795 = 0,5369
45,927 = 0,5044
Wasserstoff
7,474
6,902
6,581
6,800
Stickstoff
14,644
15,836
15,460
15,535
Sauerstoff
19,296
19,608
20,032
22,783
Asche
5,687
6,139
9,132
8,955
Bei der großen Verschiedenheit in der Zusammensetzung verschiedener Fische werden die
gastrischen Störungen begreiflicher, welche manche Personen auf den Genuß gewisser
Fische erleiden, während sie von anderen Fischen gar nicht belästigt werden. Man
wird gerne zugeben, daß zwischen Fischen, wie der Meerzunge oder dem Bartfischchen,
welche im Normalzustand nicht ganz 2 1/2 Tausendtheile festen Fettes enthalten, und
dem Aal, welcher 232 Tausendtheile oder 100mal so viel flüssige Fettsubstanz
enthält, die Wirkung auf die Verdauungsorgane ebenfalls eine sehr verschiedene seyn
kann.