Titel: | Regulator für Meeres-Dampfschiffe, von Hrn. Robert Waddell zu Liverpool. |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. CXIII., S. 403 |
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CXIII.
Regulator für Meeres-Dampfschiffe, von
Hrn. Robert Waddell zu
Liverpool.
Nach dem Mechanics' Magazine hier aus dem Bulletin de la
Société d'Encouragement, August 1854, S.
499.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Waddell's Regulator für Meeres-Dampfschiffe.
Bekanntlich ist bei den Meeres-Dampfmaschinen ein guter Regulator von großer
Wichtigkeit, um das Einströmen des Dampfes zu unterbrechen, wenn die Räder oder
Schrauben sich über den Wasserspiegel erheben. Der gewöhnliche Regulator der
stationären Maschinen zeigte sich nicht wohl anwendbar, da seine Wirkung zu langsam
ist und überdieß das Stampfen und Rollen des Schiffes sein Spiel
beeinträchtigen.
Sobald die Maschinen zu schnell laufen, was bei hochgehendem Meer dann der Fall ist,
wenn die Räder oder die Schraube nicht mehr Wasser greifen, so besteht das jetzt
angewendete Mittel darin, daß der Maschinenwärter das Dampf- oder
Regulator-Ventil mit der Hand, je nachdem es erforderlich ist, öffnet oder
verschließt. Auf einer transatlantischen Reise muß diese mühselige Wartung oft
mehrere Tage lang fortgesetzt werden, weil die Geschwindigkeit des Schiffes auf eine
sehr nachtheilige Weise durch die Verminderung der Ventilöffnung verzögert wird,
sobald das Eintauchen der Räder oder der Schraube diese Verminderung unnöthig macht.
Ueberdieß ist, wenn letztere aus dem Wasser hervortreten, der in die Cylinder
eintretende Dampf verloren, und da die Maschinen keinen Widerstand erleiden, der die
entwickelte Triebkraft absorbirt, so kann ihre sich beschleunigende Bewegung Brüche
veranlassen.
Der in Nachstehendem beschriebene Regulator kann eben so gut bei den stationären als
bei den Schiffsmaschinen angewendet werden, sobald die Arbeit, welche erstere
verrichten, nicht constant ist, wie z.B. der Betrieb von Sägen zum Holzschneiden und
der Walzwerke für Eisenstäbe, Blech etc. Man weiß, daß wenn die Sägen nicht mehr
Holz schneiden, oder wenn das Eisen aus den Walzen hervortritt, und die
Triebmaschine keinen andern Widerstand erleidet, sie ihre Bewegung außerordentlich
beschleunigt, bevor der gewöhnliche Regulator die Admission des Dampfes hinreichend
vermindern kann.
Fig. 5 stellt
den von Hrn. Waddell
erfundenen Regulator dar. Er ist auf der Dampfleitung befestigt, und so
eingerichtet, daß er auf die gewöhnliche Drosselklappe wirkt; man kann ihn aber auch
für ein besonderes Ventil vorrichten. A, A ist die
Dampfleitung; B das Drosselklappenventil; C ein kleiner, mit einem Kolben und einer Kolbenstange
versehener Cylinder, welcher auf der Dampfleitung aufgeschraubt ist. Die beiden
Enden dieses Cylinders stehen mit der Dampfleitung durch Röhren in Verbindung, von
denen die eine auf der einen und die andere auf der andern Seite des Ventils
ausläuft. Wenn nun die Maschine in Folge der Widerstandsverminderung sehr rasch
geht, so wird der Dampfdruck auf der einen Seite des Ventils auch vermindert. Die
vordere Seite des Kolbens in dem kleinen Cylinder C ist
daher fast demselben Druck unterworfen, wie der aus dem Kessel ausströmende Dampf,
während auf die entgegengesetzte Seite des Kolbens ein geringerer Druck einwirkt.
Der Kolben C rückt daher vor, wenn die Differenz der
Spannungen groß genug ist, um die Trägheit und die Reibung zu überwinden. Mit Hülfe
einer zweckmäßigen, leicht ausführbaren Verbindung, wird das Klappenventil durch den
Kolben verschlossen, bis der Druck auf beiden Seiten desselben gleich, oder fast
gleich geworden ist, und der Kolben folglich durch die Einwirkung der Springfeder
S zurückgestoßen wird und beim Rückgange das Ventil
wieder öffnet. Auf der Verlängerung der Kolbenstange sind Aufhalter H, H angebracht und mittelst Stellschrauben an den
gehörigen Orten festgestellt, um die Oeffnung und den Verschluß des Ventils nach
Erforderniß zu bestimmen.
Untersucht man das Spiel dieses Regulators, so erkennt man, daß das Klappenventil,
wenn es geschlossen ist, diese Stellung so lange beibehält, bis sich das
Gleichgewicht des Drucks auf beiden Seiten des kleinen Kolbens in dem Cylinder C hergestellt hat, und bis die Feder diesen Kolben
entfernen und den Durchgang des Dampfs wieder öffnen konnte.