Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. , S. 154 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die unterseeische Telegraphen-Leitung durch das
mittelländische Meer.
(Hierzu Fig. 10 u. 11 auf Tab.
II.)
Wir haben bereits (polytechn. Journal Bd. CXXXIII
S. 74) Nachricht gegeben von einer beabsichtigten
Telegraphen-Leitung, welche von Spezzia aus theils unter Wasser, theils über
Land über die Inseln Corsika und Sardinien nach der Nordküste von Afrika führen
soll. Diese Linie ist gegenwärtig, unter persönlicher Leitung des Hrn. J. Watkins Brett, des Urhebers des
Projectes, in rascher Ausführung begriffen; von den drei unterseeischen Strecken,
offenbar den schwierigsten Theilen des Werkes, sind zwei, nämlich die Strecke von
Spezzia zur Nordspitze von Corsika und die durch die Meerenge von St. Bonifacio, vor
einigen Wochen glücklich hergestellt worden, und sobald die ebenfalls in Bau
begriffenen Landleitungen auf den Inseln Corsika und Sardinien vollendet seyn
werden, wird man zwischen Spezzia und Cagliari, an der Südspitze dieser letzteren
Insel – in gerader Linie etwa 400 engl. Meilen Entfernung –
correspondiren können.
Die Leitungstaue für jene beiden unterseeischen Strecken sind in London angefertigt
worden; die HHrn. Tupper und
Carr daselbst haben die
Lieferung derselben, sowie des für den dritten Meeresübergang (von der Südspitze
Sardiniens nach der afrikanischen Kuste) noch erforderlichen Taues übernommen, und
deren Anfertigung den HHrn. Kuper u. Comp., ebenfalls in London, übertragen. Die Isolirung der
Kupferdrähte mittelst eines Gutta-percha-Ueberzuges wird in den unter
Leitung des Hrn. S. Statham
stehenden Werken der Gutta-percha-Compagnie in London, Wharf Road,
ausgeführt.
Dieses Tau, von welchem dem Verfasser eine Probe vorliegt, enthält 6 Leitungsdrähte
und hat einen äußeren Durchmesser von 1 1/2 Zoll preuß. Die 6 Leitungsdrähte, vom
besten Kupfer angefertigt, haben schwach 1/16 preuß. Zoll Durchmesser. Ihr
Gutta-percha-Ueberzug ist ziemlich stark; die überzogenen Adern haben
über 1/4 Zoll Durchmesser. Der Kern zwischen den Gutta-percha-Adern
ist durch eine Trense aus Hanf, der stark in Theer getränkt ist, ausgefüllt und mit
eben solchem getheerten Hanfe ist das ganze Bündel der 6 Leitungsdrähte ziemlich
dick umsponnen. Die äußere schützende und zugleich beschwerende Hülle bilden 12
starke Eisendrähte oder vielmehr dünne Eisenstangen von 5/16 preuß. Zoll
Durchmesser, welche, eng an einander schließend, in steilen Schraubenwindungen um
das Leitungstau laufen; bei unserer Probe sind diese Eisendrähte nicht mit Zink
überzogen (galvanisirt), wie von anderen Seiten angegeben wird. Fig. 10 auf Tab. II zeigt
einen Querschnitt und Fig. 11 eine
Seitenansicht dieses Taues in natürlicher Größe; g, g, g
sind die kupfernen Leitungsdrähte; k, k, k der
Gutta-percha-Ueberzug; h, h, h, h ist der
Kern und die Umspinnung von getheertem Hanf, und e, e, e
sind die 12 Eisendrähte der äußeren Seilhülle.
Einigen Nachrichten zufolge sollen bei diesem Seile die Leitungsdrähte nicht
geradlinig und der Achse des Seiles parallel laufen, sondern schraubenförmig um
einander gewunden seyn, weil Hr. Brett hierdurch denselben eine größere Elasticität zu verleihen hoffe, damit sie
auch bei starken Biegungen, die das Seil, den Uebenheiten des Meeresbodens folgend,
etwa annehmen muß, nicht gesprengt werden könnten. Unser Probestück des Seiles ist
zu kurz, um die Richtigkeit dieser Angabe zu constatiren; ob die angedeutete
Construction dem beabsichtigten Zwecke entsprechen würde, mag hier unerörtert
bleiben.
Das Seil wurde in der Fabrik in einem zusammenhängenden
Ende von der Länge wie es für die beiden ersten unterseeischen Strecken von Spezzia
nach Corsika und durch die Meerenge von St. Bonifacio, zusammengenommen nöthig war,
angefertigt, so daß es an Ort und Stelle nur ins Meer gesenkt zu werden brauchte.
Diese Länge betrug nicht weniger als 110 englische
Meilen; die Entfernung zwischen Spezzia und der Nordspitze von Corsika mißt in
gerader Linie nach früheren Nachrichten, die mit den besten Karten in Einklang
stehen, etwa 80 englische Meilen, die Breite der Straße von St. Bonifacio etwa 8
Meilen, beide Strecken zusammen also in runder Zahl beiläufig 90 englische Meilen;
durch frühere Erfahrungen belehrt, hat indeß Hr. Brett weitere 20 Meilen auf die hier nicht
unbeträchtliche Tiefe des Meeres, auf die durch Unebenheiten des Meeresbodens
bedingten Krümmungen des Leitungstaues, und auf die durch die Beschaffenheit des
Meeresbodens in solchen Fällen stets mehrfach gebotenen Abweichungen von der geraden
Richtung gerechnet. Es ist dieß das längste Leitungstau für untermeerische
Telegraphenleitungen, welches bis jetzt ausgeführt worden; und auch hinsichtlich
seines Durchmessers, der Stärke der umhüllenden Eisendrähte und hinsichtlich seines
Gewichtes übertrifft es die ähnlichen früheren Leitungen; sein Gesammtgewicht betrug
gegen 800 Tonnen (= 15,791 preuß. Centner = 16,248 Zoll Centner); von dem enormen
Volumen dieses Taues wird man eine Anschauung gewinnen aus der von technischen
Zeitschriften mitgetheilten Notiz, daß es auf dem Hofe der Fabrik, in gewöhnlicher
Weise zusammengelegt, einen Ring bildete, dessen äußerer Durchmesser 75 englische
Fuß. dessen Breite 24 Fuß und dessen Höhe 5 Fuß betrug.
Das englische Schraubendampfschiff „the
Persian“ war bestimmt, das Leitungstau nach Spezzia zu bringen
und an gehöriger Stelle auf den Meeresboden nieder zu legen. Das Einladen und
Verpacken des Taues in den Schiffsraum nahm mehrere Wochen in Anspruch. In der
letzten Woche des Juni endlich konnte das Schiff in See gehen. Am 19. Juli langte es
mit seiner Ladung glücklich in Genua an, und es wurden nun sofort unter lebhaftester
Theilnahme und Beihülfe der sardinischeu Regierung die Vorbereitungen zur Einsenkung
des Taues getroffen. Am 20. Juli Abends begab sich der
„Persian“ nach Spezzia, begleitet von der sardinischen
Dampffregatte „Constitution“ an deren Bord sich der Prinz v. Carignan, der
Kriegsminister, der Minister der öffentlichen Arbeiten, die Gesandten Englands und
Frankreichs und mehrere Notabilitäten des Parlaments, der Armee und der Verwaltung
befanden, die dem Beginn der Einsenkung des Drahtes beiwohnen wollten. Gegen 4 Uhr
des folgenden Morgens trafen beide Schiffe im Golfe von Spezzia ein, wo sich ihnen
die königl. sardinischen Kriegsdampfschiffe Malfatano und
Tripoli anschlossen, welche hei dem Unternehmen
mitwirken sollten. Um 6 Uhr wurde mit der Operation begonnen. Man hatte ein kleines
am Eingange des Golfes, an dessen östlicher Seite und nahe bei der Mündung des
Flusses Magra gelegenes Fort, die „batteria Santa Croce“ genannt, zum
Ausgangspunkte der Linie ausersehen. Hier wurde zunächst das Ende des Taues vom
„Persian“ etwa 100 Meter weit aufs Land gebracht; dieß nahm
über 3 Stunden in Anspruch. Nachdem darauf die Enden der Leitungsdrahte in die
Station Santa Croce eingeführt worden, feuerte der Prinz
v. Carignan von hier aus, um 10 Uhr, mittelst des
galvanischen Stromes durch das ganze, 110 engl. Meilen lange, im Schiffsraume des
„Persian“ liegende Leitungstau hindurch eine der Kanonen
dieses Schiffes ab; der Schuß erfolgte augenblicklich unter lautem Jubel der
Anwesenden und war das Signal zum Beginne der eigentlichen Einsenkung des
Leitungstaues. Der „Persian“ setzte sich sogleich in Bewegung,
das langsam sich abwickelnde Tau hinter sich in die Tiefe des Meeres gleiten
lassend, und steuerte in der Richtung auf Corsika hin, während die königlichen
Kriegsdampfer als Eclaireure vorausgingen. Das Wetter war, sowie auch an den
nächstfolgenden Tagen, der Operation ungemein günstig; es war fast windstill, die
See war vollkommen ruhig. Hr. Brett hatte gehofft die Legung des Taues in etwa 1 1/2 Tagen zu
bewirken, es traten indeß mancherlei Störungen und Hindernisse ein, welche die
Ausführung verzögerten.
Schon wenige Meilen vom Ausgangspunkte fand sich, daß einer der Eisendrähte der
Seilhülle gebrochen war und sich auf einer ziemlichen Strecke abgewickelt hatte.
Diese, zwar an sich so unbedeutende und so leicht zu reparirende Beschädigung
veranlaßte dock einen beträchtlichen Aufenthalt; Hr. Brett mochte das Seil in diesem Zustande nicht
einsenken, aber es gelang nur mit großer Mühe, der Abwickelung desselben Einhalt zu
thun, um die gebrochenen Drähte zusammenlöthen zu können, da die Kraft der
Dampfmaschine den gewaltigen Gewichte des ablaufenden Seiles kaum gewachsen war.
Auch die große Tiefe des Meeres, welche an einigen Stellen bis 348 Brassen (rund
2000 Fuß) betrug, erschwerte das Unternehmen sehr. Es war mehrfach darauf gedrungen
worden, die Leitung über die Insel Gorgona zu führen, welche nur wenig aus dem Wege
liegt, weil hierdurch ein Ruhepunkt gewonnen wird, und auch das Wasser auf dieser
Linie seichter ist; der Hr. Unternehmer hatte es aber entschieden vorgezogen, die
Leitung in möglichst tiefes Wasser zu legen, um sie der Gefahr der Beschädigung
durch Schiffsanker u. dgl. m. möglichst zu entrücken.
Am 24. Juli, Abends 6 1/2 Uhr, erreichte man Corsika und verband das Ende des Taues
mit der Station auf Cap Corse. Die Einsenkung des Taues
selbst hat nur 34 Stunden in Anspruch genommen; die übrige Zeit mußte das Schiff
wegen verschiedener Ausbesserungen am Tau und an den zu schwachen Maschinen
anhalten; während 40 Stunden lag es ruhig an einer Stelle ohne anderen Anker als das
Drahtseil selbst, welches an dieser Stelle in 250 Faden Tiefe den Meeresboden
berührte.
Die Legung der zweiten unterseeischen Strecke, zwischen Corsika und Sardinien soll
seitdem von Hrn. Brett auch
glücklich bewirkt worden seyn. Das für die dritte und längste Strecke, von Cap Teulada an der Südspitze von Sardinien nach der
afrikanischen Küste bei Bona, bestimmte Tau sott ebenfalls schon nahezu vollendet
seyn; es erhält eine Länge von 140 englischen Meilen, und wird in derselben Weise
ausgeführt, wie die ersten Theile der Leitung. Die Seile zu diesen drei unter Wasser
geführten Strecken werden zusammen also eine Länge von 250 engl. Meilen und ein
Gewicht von nicht weniger als 1970 Tonnen ( = 38,885 preuß. Centner = 40,012
Zoll-Centner) besitzen.
Nach Legung dieses dritten Seiles, welche angeblich noch im Laufe dieses Herbstes zu
gewärtigen steht, wird dann eine Verbindung zwischen dem europäischen
Telegraphen-Netze und den französischen Telegraphen-Linien in Algier
hergestellt seyn,
da bis dahin ohne Zweifel auch die Landleitungen auf den Inseln Corsika und Sardinien
und die Leitung von Genua nach Spezzia vollendet seyn werden. In Paris fühlt man
sich nicht wenig befriedigt von dem Gedanken, daß alsdann Nachrichten aus Algier in
kürzerer Zeit dorthin gelangen werden, als jetzt aus Batignolles. (Zeitschrift des
deutsch-österreichischen Telegraphen-Vereins, Juli 154, S. 174.)
Methode die Luftballons steigen und sinken zu machen; von Hrn.
Beaufils.
Um die Luftballons nach Belieben steigen und sinken lassen zu können, braucht man nur
eine Verbindung zwischen dem Innern des Ballons und einem unter der Gondel
angebrachten Luftbehälter herzustellen. In den Fällen wo man genöthigt ist den
Ballon zum Theil zu entleeren, sey es um ihn sinken zu machen, oder um ein Bersten
der Hülle in Folge einer beträchtlichen Verminderung des Luftdrucks zu verhüten,
würde man – anstatt das Gas verloren gehen zu lassen, wie es jetzt geschieht
– sich begnügen es zu verdrängen, es aus dem Ballon zu ziehen um es in den
erwähnten Behälter mittelst einer Pumpe zu treiben. Man würde dagegen einen Theil
des comprimirten Gases wieder in den Ballon ziehen lassen, wenn dieser neuerdings
eine aufsteigende Bewegung erhalten soll, wodurch man der Verlegenheit entginge, den
Ballon auf eine unbequeme oder gefährliche Stelle herabsinken lassen zu müssen, was
bisher den Luftschiffern oft begegnete, wenn sie keinen Ballast mehr auszuwerfen
hatten. Da man auf angegebene Weise die specifische Schwere des ganzen Systems nach
Belieben reguliren kann, so ist es leicht sich auf der gewünschten Höhe zu erhalten, und somit ist
das Problem der willkürlichen Lenkung der Luftballons theilweise gelöst, weil man
stets Regionen erreichen kann, worin man günstige Luftströme antrifft. (Comptes rendus, September 1854, Nr. 10.)
Einfluß des Aluminiums und Siliciums in den Legirungen; von
Hrn. Ad. Chenot.
Die große Verwandtschaft des Aluminiums zum Kohlenstoff,
mit welchem es eine wirkliche Legirung bildet, die sehr beständig und
außerordentlich hart ist, macht es bei meinem System der Stahlfabrication sehr
schätzbar. Es dient, um den Kohlenstoff im Stahl zu fixiren, so daß man denselben
Stahl, ohne ihn zu verändern, mehrmals erhitzen und Härten kann.
Das Aluminium gibt im Allgemeinen Stahlsorten und Legirungen, welche sehr hart, sehr
weiß, sammetartig und gemohrt sind: diese Legirungen besitzen Dehnbarkeit und
Hämmerbarkeit. Dagegen haben die Legirungen des Siliciums
einen körnigen, groben Bruch, welcher mehr oder weniger weiß und ohne Reflex ist;
sie sind außerordentlich hart, aber spröde, und werden es bei einem zunehmenden
Verhältniß von Silicium immer mehr; 5 bis 6 Procent Silicium machen die Metalle und
Legirungen so spröde, daß sie wie Steine pulverisirt werden können. (Comptes rendus, August 1854, Nr. 9.)
Die betreffende Abhandlung des Verfassers, welche der französischen Akademie der
Wissenschaften übergeben wurde, ist noch nicht veröffentlicht. Die Redact.
Ueber Verwandlung der Brennmaterialien in brennbare Gase; von
Hrn. Chenot.
In einer diesen Gegenstand betreffenden Abhandlung, welche der Verf. der
französischen Akademie der Wissenschaften eingereicht hat, lenkt er die
Aufmerksamkeit auf die reichlichen Quellen von reiner Kohlensäure, welche an
verschiedenen Orten vorkommen. Der reine Zustand dieses Gases macht seine Umwandlung
in Kohlenoxyd sehr leicht; das so erzeugte brennbare Gas, welches in der Industrie
sehr nützlich verwendet werden kann, bietet den Vortheil dar, daß man es mit
geringen Kosten mittelst Leitungsröhren vom Ort der Production an den Ort des
Verbrauchs schaffen kann. Zur Umwandlung kann man die schlechten Sorten von
Brennmaterialien verwenden, welche oft ganz nahe an der Quelle des kohlensauren
Gases vorkommen, und deren entfernteres Vorkommen sogar als kein großer Uebelstand
zu betrachten wäre, weil man, anstatt diese Brennmaterialien zur Gasquelle zu
transportiren, das Gas denselben mittelst Leitungsröhren zuführen könnte. (Comptes rendus, September 1854, Nr. 11.)
Ueber Aetherbildung; von Hrn. Alvaro Reynoso.
Ich habe die merkwürdige Thatsache entdeckt, daß das (rothe)
Einfach-Jodquecksilber den gewöhnlichen Alkohol in Aether verwandelt, ohne
daß es selbst irgend eine Veränderung erleidet und ohne etwas anderes zu geben als
Aether.
Das Einfach-Jodquecksilber wurde durch doppelte Zersetzung bereitet, gut
ausgewaschen und getrocknet Man brachte es mit absolutem Alkohol in ein Rohr von
grünem Glas, welches am einen Ende verschlossen war, und dessen anderes Ende man
nach dem Hineinbringen dieser reagirenden Körper an der Lampe zuschmolz. Das
verschlossene Rohr wurde in einen Flintenlauf gesteckt und dieser in ein Oelbad
gestellt. Wenn man das Oel bis auf 300° C. erhitzt, so werden das
Einfach-Jodquecksilber und der Alkohol zersetzt, die Masse wird schwarz, und es
entstehen Gase in großer Menge. Wenn dieses geschieht, ist es rathsam die Röhre weit
weg zu werfen und nicht zu versuchen sie zu öffnen; denn es ist sehr schwierig und
gefährlich, die Producte der Reaction zu sammeln.
Wenn man hingegen, anstatt das Oel auf 300° C. zu erhitzen, dasselbe bloß auf
der Temperatur von 240° C. während vier bis fünf Stunden erhält, so findet
die Aetherbildung statt, ohne daß die Masse sich schwärzt Das Jodquecksilber
krystallisirt zum Theil, und eine kleine Menge desselben bleibt im überschüssigen
Alkohol aufgelöst. Man erhält auf diese Weise eine sehr beträchtliche Menge Aether.
(Comptes rendus, October 1854, Nr. 15.)
Papier so vorzurichten, daß man mit Metallstiften darauf
schreiben kann.
Dr. Lomnitz in Berlin hat auf
ein sehr einfaches Verfahren aufmerksam gemacht, jedes beliebige Schreibpapier
augenblicklich in ein sehr brauchbares Kreidepapier, als Ersatz für das sogenannte
Metallique-Papier, zu verwandeln, worauf mit Metallstiften geschrieben werden
kann. Man hat hiernach nur nöthig, dasselbe mit Kreide zu bestreichen, und mit loser
Baumvolle tüchtig einzureiben, um auf diese Weise ein sehr gutes
Metallique-Papier herzustellen, auf welchem man mit Stiften aus allen
Metallen, mit alleiniger Ausnahme des Eisens, sehr gut und leserlich schreiben und
zeichnen kann. Vorzüglich anwendbar zu den Stiften sind alle Bleicompositionen, und
besonders die Letterncomposition und das Rose'sche
leichtschmelzbare Metallgemisch (aus 2 Theilen Zinn, 3 Theilen Blei und 5 Theilen
Wismuth bestehend). Diese Erfindung gewährt den Vortheil, daß man Bleistifte nicht
verbraucht und das unangenehme und lästige Spitzen derselben erspart, da eine solche
Metallspitze nur äußerst wenig abgenutzt wird und fast immer spitzig bleibt, und daß
überdieß diese Schrift unverlöschlich und fast so haltbar wie mit Tinte geschriebene
ist. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1854, Nr. 17.)
Vorkommen der Gerbsäuren in den Holzpflanzen.
Die in dem Holzessig entdeckte Pyrosäure, welche die größte Aehnlichkeit mit der
Pyrogallussäure zeigte (polytechn. Journal Bd.
CXXIX S. 399) hat nach Pettenkofer (Jahrbuch
der Pharmacie Bd. I S. 360) die Zusammensetzung der Pyrocatechusäure oder
Brenzmorinsäure. Man erhält sie nicht nur aus der Rinde, sondern auch aus dem Holz
selbst durch trockne Destillation, aber auch aus dem sehr fein zerkleinerten Holze,
wenn dasselbe mit den gewöhnlichen Lösungsmitteln und zuletzt mit Kalilauge
hinreichend erschöpft wird. Aus dieser Thatsache läßt sich schließen, daß jene
Pyrosäure nicht bloß aus einer Gerbsäure, sondern auch aus einem andern im Holze
befindlichen Stoff entstehen kann, der in Alkohol, Wasser und Alkalien unlöslich ist
und in naher Beziehung zu den Gerbsäuren stehen mag. Bei der trocknen Destillation
von Stroh, Papier und Stärke bildet sich keine Spur der Pyrosäure. (Journal für
praktische Chemie, 1854, Nr. 16.)
Manning's Verfahren die festen
Substanzen aus den Flüssigkeiten niederzuschlagen, welche aus den Städten abgeführt
werden.
Bezüglich der jetzt zur Erörterung gekommenen Drainirung der Städte ist das Verfahren
des Hrn. Manning, wodurch
verunreinigte Flüssigkeiten auf eine sehr einfache Weise gereinigt werden können,
sehr beachtenswerth. Durch dieses Verfahren wird der stinkende Inhalt der unreinsten
Rinnen sehr schnell in reines Wasser und in festen Dünger geschieden. Hr. Manning verbindet nämlich die
Ableitungscanäle der zu drainirenden Stadt mit einer Reihe von Behältern auf solche
Weise, daß in einer Reihe derselben eine fortwährende Reinigung vorgenommen werden
kann, während sich die andere Reihe mit dem unreinen Wasser anfüllt. Während sich
die Behälter füllen, gibt man thierische Kohle, Alaun, kohlensaures Natron und Gyps
in die gesammelte Masse, in Verhältnissen, welche je nach der Beschaffenheit
derselben verschieden sind. Die festen Substanzen werden als Pulver angewendet,
welches, durch mechanische Rührer mit der Flüssigkeit vermischt, dieselbe reiniget.
Wenn der Alaun und das kohlensaure Natron hingegen gelöst angewendet werden, so läßt
man deren Lösungen, welche die thierische Kohle und den Gyps suspendirt enthalten,
durch zwei besondere Röhren gleichzeitig in die zu behandelnden unreinen
Flüssigkeiten laufen und befördert durch Umrühren die Vermischung und Zersetzung;
man kann aber auch die beiden Lösungen hinter einander eingießen und hierauf Kohle
und Gyps zusetzen. Bei dem letztern Verfahren ist eine geringere Menge Alaun und
kohlensaures Natron ausreichend, weil das niedergeschlagene Thonerde-Hydrat
besser an allen Stellen verbreitet wird. Beim Umrühren werden alle festen Substanzen
schnell niedergeschlagen, und die obenauf schwimmende Flüssigkeit bleibt klar,
geschmack- und geruchlos zurück.
Der von Hrn. Manning
vorgeschlagene Apparat besteht in einem runden, von Ziegelsteinen ausgeführten
Behälter, welcher mit Brettern bedeckt ist, die auf einem horizontalen metallenen
Gitter liegen, so daß die Aufseher darüber weggehen können. In der Mitte dieses
Deckels befindet sich ein Gerüst mit dem Rührer, welcher aus einer senkrechten Welle
besteht, die auf dem Boden des Behälters sich in einer Pfanne dreht, mit
horizontalen Armen versehen ist und durch eine Kurbel umgedreht werden kann. Die
fällenden und reinigenden Substanzen befinden sich in zwei Kasten auf dem Deckel des
Behälters, und diese Kasten sind mit Schiebern versehen, so daß ihr Inhalt sehr
schnell in die darunter befindliche Flüssigkeit gelangen und mit derselben dann
durch den Rührer vermischt werden kann. Nachdem die flüssige Masse einige Minuten
umgerührt worden ist, läßt man sie eine Zeit lang ruhig stehen, worauf sich die
festen Unreinigkeiten in einer dicken Lage auf dem Boden des Behälters absetzen;
dieser Boden ist kegelförmig oder bildet einen Trichter. Auf diese Weise wird die
feste Masse direct zu dem Auslaßventil gebracht, so daß sie durch eine am Boden
befindliche geneigte Röhre leicht Herausgelassen werden kann, während die
überstehende klare Flüssigkeit durch eine an der Seite des Behälters angebrachte
Röhre abgezogen wird. Die festen Substanzen können mit verschiedenen Abfällen aus
den Fabriken versetzt und so in einen sehr kräftigen Dünger verwandelt werden.
Seit den ersten Versuchen, welche Hr. Manning mit seinem Reinigungsproceß angestellt hat, sind mehrere
Verbesserungen, sowohl bezüglich der schnellern Fällung der festen Substanzen, als
auch zur Ersparung an Kosten gemacht worden. Statt des gewöhnlichen Alauns verwendet
man den Schlamm, welcher beim ersten Versieden der
Alaunflüssigkeit abfällt. Dieser Abfall, der nur einen sehr geringen Werth hat, ist
sehr wirksam; schüttet man eine geringe Menge davon zu der unreinen
Gossenflüssigkeit und vermischt ihn mit derselben (ohne weitern Zusatz), so werden
die Unreinigkeiten fast augenblicklich niedergeschlagen; es kann derselbe Schlamm
sogar mehrmals hintereinander für neue Portionen unreinen Wassers verwendet werden.
Durch in Schottland neuerlich angestellte Versuche ist der gute Erfolg mit diesem
Alaunschlamm außer allen Zweifel gestellt worden. Zu 50,000 Gallons Gossenwasser
wurden 20 Gallons Alaunschlamm gemischt und nach 20 Minuten konnte das gereinigte
Wasser abgelassen werden; durch ein abermaliges Umrühren des Niederschlags mit
anderen 50,000 Gallons Wasser wurde auch dieses gereinigt, und so wurde noch zweimal
fortgefahren, so daß sich mit 20 Gallons Schlamm 200,000 Gallons unreines Wasser
reinigen ließen. (Practical Mechanic's Journal, Juli
1854, S. 77.)
Ueber ein Verfahren welches gegen die Krankheit des Weinstocks
mit Erfolg angewandt wurde; von Hrn. Augustin Cauchy.
Der Garten eines Hausbesitzers zu Sceaux, von sechs Morgen Land, enthält eine
Rebenpflanzung und mehrere Nebengeländer, welche vortreffliche Trauben gaben. Der
Gärtner Gourdel, welcher dieses Jahr von der
Central-Gartenbau-Gesellschaft einen Preis und eine Medaille erhielt,
bedauerte seine Reben seit zwei Jahren vom Oïdium
angegriffen zu sehen, und um diese Krankheit zu bekämpfen, wandte er die bisher
vorgeschlagenen Verfahrungsarten an, nämlich nach einander den Schwefel, den Kalk,
den Tabak etc., jedoch mit wenig oder gar keinem Erfolg. Da er bemerkt hatte, daß
Infusionen, worin ein wenig Kochsalz aufgelöst war, einige Wirkung hervorbrachten,
so verfiel er auf den glücklichen Gedanken, sich an das Kochsalz zu halten. Der
Erfolg übertraf seine Hoffnungen. Ein Pfund Salz, in zwölf Pfund Wasser aufgelöst,
ist das Heilmittel welches er anwendet um die zerstörende Geißel zu bekämpfen. Das
Verfahren ist offenbar sehr ökonomisch; für fünf Centimes kann man wenigstens
tausend vom Oïdium angegriffene Weintrauben
gesund machen. Ein Pinsel, oder besser noch, ein Dutzend Geflügelfedern zu einem
Besen zusammengebunden, ist das einzige Werkzeug, mittelst dessen man die Traube
befeuchtet so daß die Flüssigkeit bis zum Kamm eindringt. Wenn die Traube weich,
wenn der Kamm dünn ist (namentlich bei den sogenannten Frankenthal-Trauben),
muß ein geringeres Verhältniß von Salz angewandt werden; man löst dann ein halbes
Pfund Salz in sechs, acht oder zehn Pfund Wasser auf. In allen Fällen muß man es
vermeiden, die Blätter zu befeuchten, denn wenn diese dann von der Sonne getroffen
werden, so desorganisiren sie sich bald und trocknen vollständig aus.
Gourdel beabsichtigt zu untersuchen ob seine Salzlösung
nicht auch die Kartoffelkrankheit heilen könnte. – Ich übergebe hiemit die
von ihm beobachtete Thatsache der (französischen) Akademie der Wissenschaften mit
dem Wunsch, daß sie von deren Ausschuß für Untersuchungen über die Traubenkrankheit
geprüft werden möchte. (Comptes rendus) October 1854.
Nr. 14.)
Das Wägen der Kartoffeln.
Der „Handels-Courier“ berichtet von Viel: Am hiesigen
Wochenmarkte, der zugleich als Markt für die benachbarten Jurathäler von weiterer
Bedeutung ist, ist nun das Wägen der Kartoffeln eingeführt worden und stellt sich
das Malter gesunder Frucht auf 182–183 Pfd., den Sack inbegriffen. Der Erfolg
zeigte, daß ein Sack, der ein Malter zu enthalten schien, nur 140 Pfd., ein anderer
nur 155 Pfd. wog statt 180–183. Ein Mäß Kartoffeln sott also 30 Pfd. wägen.
Wenn nun behauptet wird, gerade die schlechter Kartoffeln seyen schwerer, so ist es
Sache des Käufers, sich über den Gehalt der Waare sicher zu stellen. Gewiß ist, daß
ein Sack, der nur 150 Pfd. statt eines Malters enthält oder 182 Pfd., deßhalb nicht
minder schlechte Kartoffeln enthalten kann.