Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. , S. 313 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Verordnung der Pariser Polizei-Präfectur über
Verbrennung des Rauchs der Dampffesselöfen.
In Betracht, daß der Rauch der Fabriken welche Dampfkessel anwenden, fortwährend
Klagen der Nachbarschaft veranlaßt, daß dieser Ranch die Luft verfinstert, in die
Wohnungen eindringt, die Gesichtsseite der Gebäude und öffentlichen Denkmäler
schwärzt, und für die Nachbarschaft eben so lästig als ungesund ist; daß jetzt, wo
die Stadt und die Regierung beträchtliche Opfer zur Verschönerung von Paris und
seiner Umgebung bringen, und wo man sich so angelegentlich mit dem Gesundmachen der
Wohnungen und der Verbreitung der besten Gesundheitsvorschriften beschäftigt, dieser
Uebelstand nicht länger geduldet werden kann;
in Betracht, daß es mehrere praktische und bekannte Mittel gibt, um den Rauch zu
verbrennen, welcher in den Oefen der Dampfapparate durch das Heizen mit Steinkohlen
hervorgebracht wird; daß erfahrungsgemäß diese Mittel leicht und mit wenig Kosten
bei den bestehenden Oefen angewendet werden können; daß andererseits die Anwendung
trockener Steinkohlen und Kohks oft ökonomisch ist und nur sehr wenig Rauch
veranlaßt;
in Betracht ferner, daß die Erlaubniß zur Anwendung von Dampfapparaten den
Eigenthümern jedesmal nur unter der Bedingung ertheilt worden ist, daß kein die
Nachbarschaft belästigender Rauch erzeugt wird –
verordnen wir, nach Vernehmung des Gesundheitsraths für das Seine-Departement,
Folgendes:
Art. 1. In spätestens sechs Monaten nach dem Tage der Veröffentlichung gegenwärtiger
Ordonnanz sind die Eigenthümer von Fabriken, welche Dampfapparate anwenden,
gehalten, den durch die Oefen dieser Apparate erzeugten Rauch vollständig zu
verbrennen, oder diese Oefen mit Brennmaterialien zu speisen welche keinen Rauch
mehr geben, wie Kohks und Holz.
Art. 2. Diesen Vorschriften Zuwiderhandelnde werden den competenten Gerichten zur
Bestrafung überwiesen, ohne Präjudiz der in jedem besondern Falle zu treffenden
administrativen Maßregeln.
Art. 3. Die Unterpräfecte der Bezirke von Sceaux und von Saint-Denis, die
Maires und Polizeicommissäre der zur Pariser Polizeipräfectur gehörenden Gemeinden,
der mit Ueberwachung der Dampfapparate besonders betraute
Bergwerks-Oberingenieur, der Chef der Municipalpolizei, die Polizeicommissäre
von Paris, der Generalinspector der Gesundheit etc., sind, jeder in seinem Bereich,
mit der Ausführung gegenwärtiger Ordonnanz beauftragt.
Paris, den 11. November 1854.
Der Polizei-Präfect Piétri.
(Moniteur industriel, 1854, Nr.
1908.)
Weißes Zapfenlagermetall für Locomotive-Treibachsen
etc.
Ueber diesen Gegenstand ist zur Vervollständigung der früheren betreffenden
Abhandlung (polytechn. Journal Bd. CXXX S.
29) nach einer Mittheilung des Hrn. Maschinendirectors Kirchweger in Hannover
Folgendes zu berichten. Für die Zwecke der hannoverischen Eisenbahnen wird das weiße
Zapfenlagermetall bereitet, indem man a) 19 Theile
Kupfer schmelzt, demselben 26 Theile Antimon (regulus
antimonii), hierauf 118 Theile Lamm-Zinn
zusetzt, die Mischung gut umrührt und zu dünnen Platten ausgießt; dann b) von dieser Composition 54 Theile wieder einschmelzt
und 59 Theile Lamm-Zinn dazu mischt. (Es wird ausdrücklich bemerkt, daß man das mit einem
Lamme bezeichnete englische Zinn anwenden müsse, indem Banca-Zinn nicht
dieselben guten Resultate gibt.)
Nimmt man auf den unvermeidlichen kleinen Schmelzabgang keine Rücksicht, so würde,
genau nach Vorschrift bereitet, das Lagermetall in 100 Theilen
86,81
Zinn,
7,62
Antimon,
5,57
Kupfer
–––––––––––
100,00
enthalten. Dieses Metall ist durch lange Erfahrung bewährt für
Dampfkolben-Liederungsringe und alle Arten
Lager, selbst unter den schwersten Belastungen, wie namentlich bei den
Locomotive-Treibachsen. Es ist zäh und liefert auf der Drehbank lange,
zusammenhängende Späne, welche wie Wolle aneinander hängen. Durch Umschmelzen
(besonders wenn dieß mehrmals wiederholt wird) erleidet es jedoch eine Veränderung
seiner Mischung, die sich beim Drehen an den kürzeren, bröckelnden oder fast
staubartigen Spänen zu erkennen gibt. In diesem Zustande taugt es noch sehr gut zu
Lagern, aber nicht mehr zu Kolbenringen. (Mittheilungen des hannoverschen
Gewerbevereins, 1854, Heft 4.)
Ueber den Einfluß des Drucks auf die Temperatur des
Schmelzpunkts verschiedener Substanzen; von Hrn. Hopkins.
Der Verfasser bemerkte bei seinem Vortrag über diesen Gegenstand in der zu Liverpool
versammelten Britisch Association for the advancement of
sciences zuvörderst, daß er den Erfolg seiner Versuche der Mitwirkung des
Hrn. Fairbairn verdanke,
welcher sich dazu mit Vergnügen bereit erklärte und die Hülsmittel seiner berühmten
Maschinenbauanstalt in Manchester zur Verfügung stellte.
Er gab sodann eine kurze Beschreibung des von ihm benutzten Apparats und erwähnte der
Schwierigkeiten, welche beseitigt werden mußten, um zu einer vollkommen
entsprechenden Experimentirungsweise zu gelangen. Der ungeheure Druck welchem die
betreffenden Substanzen ausgesetzt wurden, machte es unmöglich gläserne Cylinder
anzuwenden, durch welche man sehen und den Zeitpunkt der Schmelzung genau beobachten
konnte. Diese Schwierigkeit hat er auf eine sinnreiche Weise überwunden, indem er
über und in Berührung mit der im Cylinder enthaltenen Substanz eine eiserne Kugel
anbrachte; die Gegenwart der Kugel an dieser Stelle wurde durch die Abweichung einer
außerhalb des Cylinders angebrachten Magnetnadel angezeigt; im Augenblick des
Schmelzens der Substanz fiel die Kugel auf den Boden des Cylinders, wirkte nicht
mehr auf die Magnetnadel, und letztere, indem sie in ihre Gleichgewichtslage
zurückging, zeigte den Augenblick der Schmelzung an. Die Anwendung einer Magnetnadel
erheischte daß der Cylinder von Messing ausgeführt wurde; nun traf es sich bei dem
ersten derartigen Cylinder, welchen man anwendete, daß er sich der durch die
Schmelzung entstandenen Flüssigkeit gänzlich entleerte. Nachdem man lange Zeit die
Ursache dieser sonderbaren Erscheinung gesucht hatte, fand man endlich daß die
Flüssigkeit durch die Poren des Metalls entwich, in Tausenden so feiner Strahlen daß
sie ganz unsichtbar waren. Man half diesem Nachtheil dadurch ab, daß man den
messingenen Cylinder viel sorgfältiger goß und ihn auf seiner äußern Oberfläche
lange Zeit hämmerte.
Den Druck übte man mittelst eines genau passenden Kolbens aus, welcher selbst
mittelst eines Hebels niedergedrückt wurde. Diese Compressionsweise hatte man
deßhalb angenommen, weil sie die Stärke der comprimirenden Kraft leichter in Zahlen
auszudrücken gestattete. Hr. Hopkins theilte auch die sehr einfache Methode mit, wornach er die
Reibung bestimmte, welche sich dem Niedergang des Kolbens im Cylinder widersetzte
und den ausgeübten Druck in beträchtlichem Verhältniß verminderte. Man ermittelte
das Gewicht welches erforderlich war, um den Kolben eine bestimmte kleine Entfernung
durchlaufen zu machen; dieses Gewicht, minus der
Reibung, war gleich der comprimirenden Kraft; man ermittele hinauf das Gewicht, welches den Kolben genau
in seine frühere Lage zurückzubringen vermochte; dieses zweite Gewicht, plus der Reibung, war gleich der comprimirenden Kraft;
da nun die comprimirende Kraft in den zwei Versuchen dieselbe blieb, so war die
Reibung nothwendig gleich der halben Differenz der zwei angewandten Gewichte; man
konnte sie so leicht berechnen.
Von den Resultaten dieser Versuche wollen wir nur die wichtigsten mittheilen. Der
Wallrath, nach einander Pressionen ausgesetzt von 0 Pfd., von 7790 Pfd. per
Quadratzoll, von 11880 Pfd. per Quadratzoll, ergab
beziehungsweise als Schmelzungs-Temperaturen in Fahrenheit'schen Graden,
124°, 140°, 176°,5. Unter denselben Pressionen waren die
Schmelzungs-Temperaturen für das Wachs beziehungsweise 148,°5,
166.°5 und 176,°5; für den Schwefel
225°, 275,°5, 285°; für das Stearin
153°, 155°, 165°. Man sieht, daß die
Schmelzungs-Temperatur merklich steigt in dem Maaße als der Druck zunimmt.
Wenn man gar kein Gewicht auf dem Kolben anbrachte, war die Substanz bloß dem
atmosphärischen Druck ausgesetzt, welcher 15 Pfd. per Quadratzoll beträgt; der Druck
von 7790 Pfd. per Quadratzoll ist genau derjenige womit
die von Hrn. Fairbairn gebaute
Britannia-Röhrenbrücke bei ihrer Prüfung belastet wurde.
Hr. Hopkins hat auch einige
Versuche mit Metalllegirungen gemacht, welche bei niedriger Temperatur schmelzen;
der konnte selbst bei den höchsten Pressionen keine Zunahme ihrer
Schmelzungs-Temperatur beobachten; letztere Versuche müssen jedoch wiederholt
werden.
Der Zweck, welchen Hr. Hopkins
bei diesen Untersuchungen sich vorgesetzt hatte, war ein rein geognostischer und
kosmogonischer. (Cosmos, Revue encyclopédique,
Oktober 1854, S. 169 und 501.)
Ueber die Dichtigkeit der Körper welche sehr bedeutenden
Pressionen ausgesetzt worden sind; von Hrn. Fairbairn.
Hr. Fairbairn beschrieb in
einer Sitzung der British Association kurz die von ihm
bei dieser Untersuchung benutzten Apparate und die Resultate zu welchen er gelangte.
Außer den Pressionen von 7790 und 11880 Pfd. per Quadratzoll, welche bei den
Versuchen des Hrn. Hopkins
ausgeübt wurden, hat er Pressionen von 80000 und 90000 Pfd. per Quadratzoll
angewandt; letzterer Druck entspricht dem Gewicht einer Wassersäule von 33 engl.
Meilen Höhe. Unter diesen ungeheuren Pressionen erlangten der Thon und andere erdige
Substanzen die Dichtigkeit, Consistenz und Härte einiger unserer dichtesten und
härtesten Gebirgsarten.
Folgende Zahlen sind dem Manuscript des Hrn. Fairbairn entnommen:
Die Dichtigkeiten des unter den Pressionen von 908 und 5698 Pfd. per Quadratzoll
erstarrten Wallraths sind beziehungsweise 0,94859 und
0,95495; die Differenz ist 0,00636. – Die Dichtigkeiten des geschmolzenen und
unter denselben Pressionen von 908 und 5698 Pfd. erstarrten Zinnes sind 7,3063 und
7,3154; die Differenz ist 0,0091. Man sieht also, daß die Dichtigkeit sehr merklich
zunimmt mit dem Druck unter welchem die Erstarrung stattfindet. Diese Zunahme ist
sogar beträchtlich genug, um hoffen zu können daß man bald
dahin gelangen wird die Zähigkeit gewisser Baumaterialien zu
verdoppeln.
Auf folgende Versuche gründet Hr. Fairbairn seine Hoffnungen. 1) Ein Prisma von Wallrath, welcher unter dem Druck von 40783 Pfd. erstarrt war, trug, ohne
zu zerknicken, ein um 7 1/2 Pfd. schwereres Gewicht, als ein Prisma von Wallrath
welcher unter dem Druck von 6421 Pfd. erstarrt war; der Widerstand des ersten
Prismas verhielt sich zu demjenigen des zweiten, wie 1 zu 0,876. Der Wallrath,
welcher unter diesem Druck von 6421 Pfd. erstarrt war. erforderte schon ein Gewicht
von 213 Pfd. um einen Würfel welcher 1 Zoll in seinen drei Dimensionen hatte, zu
zerdrücken. 2) Zwei Prismen von Zinn, welche unter den Pressionen von 908 Pfd. und
von 5698 Pfd. per Quadratzoll erstarrt waren, trugen bis zum Zerreißen (durch Zug)
Gewichte von 4053 Pfd. und 5737 Pfd.; nun verhalten sich diese Zahlen zu einander
wie 1 zu 0,706, der Widerstand des zweiten Prismas war daher viel größer. –
Hr. Fairbairn hofft bei neuen
Versuchen das Gesetz zu finden, nach welchem die Dichtigkeit mit dem Druck zunimmt, und der Widerstand mit
der Dichtigkeit.
Wir theilen schließlich die Resultate eines Versuchs mit, welchen er mit dem Thon angestellt hat: einem aus trockenem und
pulverförmigem Thon gebildeten Stab wurde zuerst eine gewisse Festigkeit ertheilt,
indem man ihn mit dem Hammer in einem Cylinder comprimirte; er hatte dann 3 1/2 Zoll
Länge, 1 1/4 Zoll Durchmesser; man unterzog ihn hernach Pressionen von 9940 Pfd.,
54580 Pfd., 76084 Pfd., 97556 Pfd. per Quadratzoll; sein Volum verminderte sich
hierbei beziehungsweise auf 2,958, 2,300, 2,288, 2,195; die Einheit ist der
Kubikzoll.
(A. a. O.)
Ueber Weingeistbereitung durch Behandlung der Pflanzenfaser
mit Schwefelsäure.
Hr. Tribouillet hat bezüglich
der Abhandlung welche unlängst Hr. Arnould über diesen Gegenstand der (französischen) Akademie der
Wissenschaften einreichte (m. s. S. 219 im vorhergehenden Heft), folgenden Brief an
die Akademie gerichtet:
„Daß seit fünfunddreißig Jahren Braconnot's schöne Entdeckung keine technische Anwendung
erhalten hat, beruht nach meiner Ueberzeugung darauf, daß die zur Umwandlung der
Pflanzenfaser in Zucker erforderliche Menge concentrirter Schwefelsäure die
Operation wenig vortheilhaft macht, obgleich bisweilen der Preis des Alkohols
hoch steigt.“
„Im Jahr 1852 kam ich auf den Gedanken, diese Säure zu benutzen, von der
fast die ganze angewandte Quantität zurückbleibt und welche ihr früheres
Sättigungsvermögen beinahe unverkürzt behält, obgleich sie nun mit Wasser,
Dextrin oder Traubenzucker gemischt und mit ein wenig organischer Substanz
verbunden ist.“
„Ich wende dieses ganze Gemisch zur Zersetzung der Kalkseife an, welche
man bei der Fabrication der Stearinsäurekerzen erhält. Die fetten Säuren begeben
sich an die Oberfläche und der schwefelsaure Kalk schlägt sich nieder; man zieht
endlich das zuckerhaltige Wasser ab, läßt es durch die gewöhnlichen Mittel
vergähren und destillirt es dann.“
„Vor einem Jahre ließ ich mir. diese Gesammtfabrication in Frankreich und
im Ausland patentiren.“ (Moniteur
industriel, 1854, Nr. 1908.)
Versuche über die Mittheilungen von F. Carl, das Provenceröl für Uhrmacher zu reinigen; von Dr. Elsner.
Da dieser Gegenstand für die Uhrmacherkunst von großer Wichtigkeit ist, so habe ich
die Versuche von Carl (polytechnisches Journal Bd.
CXXXI S. 157) wiederholt und theile hier die Resultate derselben mit.
Es wurden mit gewöhnlichem Provenceröl, Rüböl und Leinöl, natürlich jedes für sich,
weiße Gläser zur Hälfte angefüllt, starker Weingeist von 92 Procent T. auf die Oele
gegossen, und die Gläser mit Korken verschlossen; eben so wurde gleichzeitig in
gewöhnliches Provenceröl, welches sich in einem weißen Glase eingefüllt befand, ein
Stäbchen Blei hineingestellt; die so vorgerichteten Gläser wurden dem directen
Sonnenlicht mehrere Wochen lang ausgesetzt, wobei die mit Alkohol versetzten Oele
öfters umgeschüttelt wurden, wodurch sie sich milchig trübten. Nach Verlauf von
mehreren Wochen hatte sich das Provenceröl fast gänzlich entfärbt, es war fast
wasserhell geworden, Rüböl hatte nur noch einen Stich ins Strohgelbliche, und das
vorher sehr stark gelb gefärbte Leinöl, war nach einigen Wochen nur noch schwach
gelblich; das mit Blei in Berührung gebrachte Provenceröl war gleichfalls fast
farblos geworden, wobei sich ein weißer Bodensatz gebildet hatte. Der Alkohol wurde
von den Oelen
abgegossen, die letzten Antheile mit einer Pipette abgenommen und die Spuren
desselben durch Verdampfen an der Sonne entfernt; es versteht sich von selbst, daß
bei der Behandlung der Oele mit Weingeist dieser im Großen durch Destillation wieder
gewonnen werden kann.
Das durch Alkohol gebleichte, und das mit Blei behandelte Provenceröl, hatte Hr.
Uhrmacher Philipp die
Freundlichkeit einer sorgfältigen Prüfung zu unterwerfen.
Das mit Alkohol gebleichte und von Stearin befreite Oel färbte sich nicht grünlich,
als in dasselbe ein kleines Streifchen Messing eingelegt wurde, welches ein Beweis
ist, daß das Oel frei von jeder Spur Säure ist, was ihm zum wesentlichen Vorzug
gereicht; ferner entsprach es beim Einstreichen auf feine Uhrtheile, vollkommen
allen Ansprüchen; es ist mithin ein solches, durch Alkohol gereinigtes Provenceröl,
als ein vorzügliches Uhröl allen Uhrmachern zu empfehlen.
Nicht so verhält es sich mit dem, mit Blei behandelten Provenceröl; dasselbe färbte
sich, mit einem Streifchen feinen Messings in Berührung gebracht, grünlich, und
ferner verdickte es sich, als es zum Einschmieren feiner Uhr-Theile
angewendet wurde, mithin ist diese Art der Reinigung nicht zu empfehlen.
Bedenkt man, daß Rüböl und Leinöl durch Alkohol gleichfalls gebleicht werden können, ohne daß sie dabei im mindesten verändert werden,
wie dieses bei der Bleichung mit Chlor der Fall ist, so verdient die Mittheilung von
Carl jede Beachtung, um so mehr da ich mich erinnere,
daß schon vor mehreren Jahren Oelfabrikanten den dringenden Wunsch öfters
ausgesprochen haben, ein Mittel zu wissen, die obigen Oele, ohne deren Veränderung,
bleichen zu können. (Aus Dr. Elsner's chemisch-technischen
Mittheilungen für 1853 etc. Berlin, 1854, Verlag von Julius Springer.)
Kuhkothsalz, von John Barnes.
John Barnes, Fabrikant chemischer Producte in Church,
Lancashire, ließ sich am 28. Decbr. 1853 folgende Bereitungsart von Kuhkothsalz
patentiren.
Er versetzt Salzsäure mit so viel Knochen als sie aufnehmen kann, indem er die
Knochen stets in geringem Ueberschuß erhält; die Säure wird nach Umständen in drei
bis vier Tagen gesättigt seyn, sie kann aber nicht zu lange auf den Knochen
verweilen. Nach der Sättigung der Säure wird sich auf ihrer Oberfläche eine
Quantität Fett gesammelt haben, welches man abschöpft, um es weiter zu
behandeln.
Die gesättigte Säure versetzt man mit so viel kohlensaurem Natron, daß sie bloß
neutralisirt wird oder auf geröthetes Lakmuspapier nur schwach alkalisch reagirt.
Diese Mischung dient nun als Kuhkothsalz.
Das nach der ersten Operation abgeschöpfte Fett wird in Wasser gekocht, worauf der
Talg an die Oberfläche steigt und abgenommen werden kann; die unaufgelösten Knochen
können mit Zusatz frischer Knochen immer wieder angewandt werden. (Repertory of Patent-Inventions, Oktober 1854, S.
358.)
Ueber das Reinigen und Wiederherstellen der Oelgemälde; von G.
Field.
Die Oelgemälde sind der Verschlechterung und Entstellung ausgesetzt: durch
Beschmutzung, durch Verderbniß des Grundes, durch die Verdunklung und Verfärbung des
Bindemittels und Firnisses, das Verbleichen und die sonstige Veränderung der Farben,
durch das Springen des Körpers und der Oberfläche, durch Feuchtigkeit, Schimmel,
mechanische Gewalttätigkeit, unzweckmäßiges Reinigen und Retouchiren oder Uebermalen
und durch vielfache sonstige natürliche oder zufällige Ursachen der Verderbniß.
Das Erste, was zum Reinigen und Restauriren nöthig ist, ist: dem Gemälde seine
ursprüngliche ebene Oberfläche zu ertheilen, was durch Ausspannen, oder, wenn das
Gemälde stark beschädigt ist, durch Aufziehen geschieht, worauf man sich, sowie auf
das Uebertragen von Gemälden auf neue Leinwand zu London jetzt vorzüglich gut
versteht. Bei bloßer Verunreinigung ist das Waschen mit einem Schwamme oder weichem
Leder und Wasser, sowie das spätere Abreiben mit einem seidenen Tuche, ausreichend.
Dieses Abreiben ist auch ein gelegentlich anzuwendendes Mittel, welches sehr zur
Erhaltung der Bilder beiträgt.
Nachdem die Oberfläche eben gelegt und das Bild gewaschen ist, hat man behufs des
Reinigens zunächst den Firniß, durch welchen das Gemälde bedeckt und verdunkelt ist,
zu beseitigen, und dieß geschieht, wenn der Firniß von einfacher Beschaffenheit ist,
gewöhnlich durch Abreiben oder Auflösen, oder durch chemische oder mechanische
Mittel zusammengenommen, wenn, wie es gewöhnlich der Fall, der Firniß mit Oelen und
verschiedenen Unreinigkeiten verbunden ist.
Beim Beseitigen eines Firnisses durch Abreiben kann man, wenn er weich, z.B. bloßer
Mastixfirniß ist, mit dem bloßen Frottiren mit den Fingerspitzen, unter Anwendung
von Wasser oder nicht, ausreichen. Ein Theil des Harzes hängt sich an die Finger und
beseitigt bei fortgesetztem Reiben den Firniß Ist dieser harter Art, z.B.
Copalfirniß, so reibt man ihn mit ganz feinem Sande ab, dessen Theilchen rund sind
und daher nicht durch scharfe Kanten Schrammen auf dem Gemälde veranlassen. Manchmal
bedient man sich kräftigerer Mittel, die jedoch nicht ohne Gefahr oder Schaden
angewandt werden dürfen.
Die Auflösungsmittel, zu denen man gemeiniglich in solchen Fällen greift, sind
verschiedene Alkalien, Alkohol und ätherische Oele, im einfachen oder vermischten
Zustande. Unter den Alkalien ist das kohlensaure Ammoniak
das einzige, welches man zur Beseitigung von Schmutz, Oel und Firniß von einem
Gemälde mit Sicherheit und großer Wirksamkeit gebrauchen kann. Es muß jedoch wegen
seiner Kraft, stark mit Wasser versetzt und mit Umsicht angewandt werden; auch hat
man seiner Einwirkung auf das Gemälde durch Abwischen desselben mit einem in reines
Wasser getauchten Schwamme bei Zeiten Einhalt zu thun. Diese Vorsichtsmaßregeln sind
bei den sogenannten fixen Alkalien, Kali und Natron, doppelt nöthig, und man sollte
sich derselben nur zur Beseitigung solcher Flecken bedienen, welche gelinderen
Mitteln nicht weichen wollen. Alkohol und Aether wirken in derselben Art, und es
läßt sich deren Kraft ebenfalls durch Verdünnung mit Wasser mäßigen und aufheben.
Alle diese Mittel bieten indeß den Nachtheil dar, daß sie die Gemälde verdüstern, so
daß man oft nicht weiß, bevor man das Gemälde frisch gefirnißt oder mit Oel
überstrichen hat, in wiefern man demselben genützt oder geschadet hat.
Dieser Nachtheil läßt sich jedoch durch das weniger gefährliche und bessere Verfahren
vermeiden, daß man das Gemälde ohne Weiteres durch mehr oder weniger stark mit Terpenthinöl versetzten Weingeist reinigt und von Firniß
befreit. Man trägt in diesem Falle den Weingeist mit einem Pinsel oder ganz zarter
Baumwolle auf die Oberfläche des Gemäldes, und wenn nach fortgesetztem Reiben die
Flüssigkeit ihren Dienst gethan hat, so hat man deren fernerer und schädlicher
Wirkung auf das Gemälde dadurch Einhalt zu thun, daß man die Stelle mit einem in
Leinöl getauchten Pinsel oder Baumwollenbausch überfährt, den man in der anderen
Hand hält; so fährt man fort zu arbeiten, bis das ganze Gemälde von Firniß befreit
ist. Der Pinsel ist dem Baumwollenbausch, rücksichtlich seiner Wirkung beim
Ueberfahren, vorzuziehen, allein die Baumwolle saugt den Schmutz und die unreine
Flüssigkeit auf und läßt sich leicht gegen neue austauschen. Der große Vortheil
dieses Verfahrens besteht darin, daß die Farbe und die Zeichnung zum Vorschein
kommen und man ein Fortschreiten der Arbeit beobachten kann.
Wenn eine stärkere Einwirkung nöthig ist. als die spirituöse Mischung gewähren kann,
so lassen sich die kräftiger wirkenden ätherischen Oele,
oder reiner Alkohol, im äußersten Nothfalle auch mit Aether versetzt, in Anwendung bringen, und wenn sie zu
stark wirken, kann man das Terpenthinöl für sich benutzen, oder dasselbe mit Leinöl
versetzen.
Man hat noch viele andere Verfahren zum Reinigen empfohlen und unter besonderen
Umständen, je nach den chemischen Anzeichen, mit Erfolg in Anwendung gebracht. Wir
wollen einige derselben mittheilen, weil man in einer so Ungewissen Kunst nicht Hülfsmittel genug
besitzen kann. In einem schwierigen Falle, wo sich große Sorgfalt nöthig machte,
gelang es uns. ein durch Verunreinigung verschiedener Art völlig verdunkeltes
Gemälde dadurch zu restauriren, daß wir es durchaus firnißten, und nachdem der Firniß vollkommen trocken geworden, diesen
durch obige Mittel beseitigten, wobei die sämmtlichen Unreinigkeiten und der alte
Firniß mit weggingen, mit welchem sich in diesem Falle der neue verbunden hatte. Mit
starker Gummi- oder Leimauflösung läßt sich zuweilen die Beseitigung einer unreinen Oberfläche
auf mechanischem Wege bewirken; allein man muß dabei sorgfältig zu Werke gehen. Eine
dicke Lage nasser Walkererde kann ohne den geringsten
Nachtheil aufgetragen, und nachdem sie mit dem Gemälde lange genug in Berührung
gewesen, um dessen Oberfläche zu erweichen, in der Art abgewaschen werden, daß das
Gemälde rein wird; ja einem Architekten von meiner Bekanntschaft ist es mit nassem
Thone gelungen, Bilder und Vergoldung wieder so rein und glänzend wie damals, als
sie neu waren, zu machen. Ein Künstler überstrich ein sehr beschmutztes altes Bild,
welches sich nicht mit Seife waschen ließ, mit Ochsengalle, und wiederholte dieß mehrere Tage nach einander, indem er die
vorige Schicht darauf ließ. Am letzten Tage ließ sich die Ochsengalle sammt den
Unreinigkeiten mit einem nassen Schwamme ohne Schwierigkeit abwischen, und das
Gemälde hatte nun ein frisches, reines Aussehen. Die Wirksamkeit dieses gefahrlosen
Verfahrens beruht auf dem in der Galle enthaltenen Alkali. Ein Kupferstecher stellte
ein vortreffliches Gemälde in seiner vollen Reinheit wieder her, indem er es
sorgfältig nach und nach mit dem beim Kupferstechen gebräuchlichen Aetzwasser
abwusch und im Forschreiten der Arbeit mit einem in Wasser getauchten Schwamme
vorsichtig benetzte. Das Aetzwasser zeigte sich auch beim Reinigen vergoldeter
Rahmen wirksam. Dieses Verfahren ist deßhalb, vorsichtig angewandt, gefahrlos, weil
Säuren, wenn sie nicht concentrirt sind, die beim Malen angewandten harzigen
Firnisse und Oele nicht angreifen, und weil Salpetersäure auf Gold keine Wirkung
äußert. Hat das Gemälde aber Sprünge und ist es stellenweise abgerieben, so kann
sowohl das Colorit als die Leinwand dadurch beschädigt werden, und was die
Vergoldung anbetrifft, so paßt dieses Mittel nur auf die Oelvergoldung. Dieser
Proceß ist dem mit Alkalien entgegengesetzt, und man kann beide abwechselnd auf
dasselbe Gemälde anwenden, um Flecken zu beseitigen, zu welchem Zwecke man oft zu
den verschiedenartigsten Mitteln greifen muß.
Unter anderen sinnreichen Reinigungsmethoden wollen wir auch die eines Freundes
anführen, der vor einer Frost versprechenden Nacht die Oberfläche eines Gemäldes
befeuchtete, es die Nacht über gefrieren ließ und am Morgen alle Unreinigkeiten
leicht mit einem feuchten Schwamme abwusch.
Beim Reinigen jedes Gemäldes leiden leicht die Lasurfarben und überhaupt das Colorit,
während zu dessen Wiederherstellung viel Geschicklichkeit und Urtheil gehört. Zur
Ausfüllung von Sprüngen und Ersetzen von Theilen des Grundes hat man Kitt aus
geschlämmter Kreide, Firniß und trocknendem Oele, der etwas blässer gefärbt ist, als
die localen Farben es erfordern, sowie auch in manchen Fällen Gyps anzuwenden. Beim
Restauriren der zufällig abgelösten Farben bedient man sich eines Bindemittels von
bloßem Firniß, weil, wenn man Oel dazu nimmt, dieses später seine Farbe ändert. Dieß
ist nöthig. allein nie ist das weitere Ausmalen eines irgend verdienstlichen
Originalgemäldes statthaft.
Jedes Gemälde leidet mit der Zeit, so zu sagen, an Altersschwäche, indem das die
Farben überziehende Oel ein halb undurchsichtiges Hautchen bekommt, welches
nöthigenfalls, unter Ausfütterung des Bildes, zu beseitigen ist, worauf man
letzteres frisch firnißt und es dadurch neu verjüngt, ohne ihm die nur durch die
Zeit zu gewinnende Reife zu benehmen. Dieses Verfahren ist bei jedem Bilde, bei dem
es der Mühe lohnt, vorzunehmen.
Obwohl wir nun in dem Vorstehenden verschiedene Methoden und Fälle, wo dieselben
anwendbar sind, beschrieben, so dürfen wir doch nicht unterlassen, eindringlich
davor zu warnen daß man, wenn man dem Geschäfte nicht ganz gewachsen ist, irgend ein
Gemälde von Werth mit einem kräftigeren Mittel als dem mit reinem Wasser
befeuchteten Schwamme behandle. (Böttger's polytechn. Notizblatt)
Bewährtes Conservativmittel für ausgestopfte Thiere.
Hr. Tauscher in Dresden theilte
im polytechn. Centralblatt, 1854, Lief. 18, folgendes Recept zu einem
Conservativmittel für ausgestopfte Thiere mit, von welchem er bemerkt, daß dasselbe
von dem verstorbenen Conservator Schob in Dresden während
eines Zeitraumes von mehr als fünfzig Jahren mit dem besten Erfolge angewandt wurde,
indem ihm nie ein mit diesem Mittel conservirtes Exemplar eine Beschädigung erlitt.
Auch Hr. Tauscher hat mehrere
Jahre lang dieses Mittel mit dem besten Erfolge angewandt und kann es daher allen
Ausstopfern und Conservateuren empfehlen. Es besteht aus:
1
Pfd. weißem Arsenik, den man
in 3/4 Kanne Essig so fein wie möglichzerreibt, worauf man noch
4
Loth Sublimat hinzufügt.
Die Mischung wird wohlverwahrt in Flaschen zum Gebrauch aufgehoben und bei
jedesmaligem Gebrauch durcheinander geschüttelt.
Bereitung einer guten schwarzen Schreibtinte.
Ein aufmerksamer und geneigter Freund hat gefunden, daß ich mich zum Schreiben einer
sehr guten schwarzen Tinte bediene, und fordert mich auf, deren Anfertigung bekannt
zu machen. Diese Tinte ist aus Tintenpulver dargestellt,
und letzteres wird erhalten, indem man 18 Loth beste Galläpfel, 7 Loth arabisches
Gummi und 7 Loth käuflichen grünen Eisenvitriol einzeln etwas gröblich zerstößt,
dann mit einander vermengt. Zur Bereitung der Tinte wird die angegebene Menge Pulver
mit 3 Pfund Wasser übergossen und öfters (täglich wenigstens einmal) gut umgerührt.
Nach acht Tagen kann man anfangen die Tinte zu gebrauchen. Wenn ein Theil derselben
verbraucht ist, fügt man noch 1 Pfund Wasser bei, und rührt den Bodensatz wieder
auf. Kar marsch. (Hannoverische Mittheilungen, 1854, Heft 3.)
Wallosin.
Mit diesem Namen wird ein künstlich dargestelltes Ersatzmittel des täglich theurer
werdenden Fischbeins belegt, dessen Darstellung Hrn.
Th. Völker in Meißen
(Sachsen) gelungen ist. Dasselbe erweist sich bei Betrachtung seiner Structur
sogleich als spanisches Rohr, dessen Bereitung als Fischbeinsurrogat sowohl im
rohen, als gefärbten Zustande schon seit langer Zeit bekannt ist. Die Poren auf der
Schnittfläche erscheinen jedoch verstopft durch Tränken des Holzes mit Fett oder
Harz. Ich habe ein Stück spanisches Rohr mit Eisenvitriol und Blauholz schwarz
gebeizt und dann in Wachs gekocht. Von Gutta-percha-Lösung wird zu
wenig aufgenommen, und andere Harze würden eher die Sprödigkeit vermehren. Die Probe
stimmt nun mit Völker's Muster
im Aussehen und in Elasticität ganz überein, bleibt aber natürlich bezüglich
letzterer ebenfalls bedeutend hinter der des ächten Fischbeins zurück und läßt sich
auch nicht wie dieses durch Erweichen in der Wärme biegen. (Würzburger gemeinnützige
Wochenschrift, 1854, S. 408.)