Titel: | Mittheilungen aus dem amerikanischen Maschinenbau; von Frz. Joseph Thoma. |
Autor: | Frz. Joseph Thoma |
Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. II., S. 2 |
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II.
Mittheilungen aus dem amerikanischen
Maschinenbau; von Frz. Joseph Thoma.
(Fortsetzung von Bd. CXXXI S. 1.)
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Thoma, Mittheilungen aus dem amerikanischen
Maschinenbau.
IV. Die Säge- und
Schneidmaschinen.
1. Die gemeine
Sägemühle.
Die deutschen Sägemühlen werden alle von einem, neben der Säge befindlichen
Wasserrade getrieben, dessen Wellbaum oder Transmission mit dem Sägegatter in
Verbindung steht; die Wasserräder sind oberschlägige oder auch unterschlägige,
jedoch machen sie gewöhnlich nicht die nothwendige Anzahl von Umdrehungen, um
ohne Transmission 80 bis 120 Schnitte per Minute für
die Säge zu erhalten. Alle Sägemühlen, die ich hier, hauptsächlich im Staate
Pennsylvanien sah (deren Anzahl groß ist), werden entweder mit Dampfmaschinen oder
durch nachstehende Anordnungen getrieben. Zugleich habe ich zu bemerken, daß ich
nie eine Sägemühle für sich allein betrieben sah, ausgenommen in Städten, wo sie
meistens von Dampfmaschinen, und zwar mehrere mit einander getrieben werden;
sondern man findet gewöhnlich auf dem Lande jeder Mahlmühle eine Sägemühle
beigesellt, und der Müller bedient beide mit einander, was durch die Anordnungen
der amerikanischen Mühlen möglich gemacht wird. Ist nicht Wasser genug
vorhanden, so wird gewöhnlich am Tage gesägt, und bei Nacht gemahlen; da in den
Landgemeinden die Bevölkerung noch nicht so groß ist, daß der Müller immer zu
mahlen hat, so füllt er in solchen Gegenden seine Tageszeit mit Sägen aus.
Die Anordnung (Fig. 4) ist folgende: der Canal fließt gewöhnlich längs der Sägemühle
auf die Mahlmühle zu, wie der Querschnitt a des
Canals zeigt. Ein Zweig des Canals führt unter einem rechten Winkel unter dem
Schützen b auf das Rädchen c, dessen Durchmesser höchstens 3 Fuß beträgt: die Breite desselben
findet man gewöhnlich zu 8–12 Fuß der Länge der Säge nach. Der Wellbaum
ist von Holz, und die Schaufeln, deren Anzahl gewöhnlich acht beträgt, sind an
die in den Wellbaum gesteckten Kegel befestigt. Die Kurbel d ist an den Zapfen angegossen, oder auch
geschmiedet. Die Schubstange e ist von Holz und an
beiden Enden mit eisernen Zäumen versehen, wovon der eine mit der Kurbel, der
andere mit dem Sägegatter f in Verbindung steht. Die
übrigen Einrichtungen zum Betriebe der Schaltung (Steuerung) des Wagens sind
ebenso verschieden wie in Deutschland, jedoch ist folgende gewöhnlich
anzutreffen. Oben am Gatter befindet sich ein Hebel g, welcher an der andern Seite an den Gebäudebalken befestigt ist, wo
er sich drehen kann; an denselben wird eine Stange h
eingehängt, die unten mit einem Winkelhebel verbunden ist; an dem andern Arme
wird der Schalter i angebracht. Je nach der Holzart
kann man die Schaltung vergrößern oder verkleinern; an der Welle des Schaltrabes
befindet sich der Kolben, welcher in die Wagen-Zahnstange eingreift.
– Die Hauptänderung besteht also nur in der veränderten Stellung des
Wasserrades.
2. Die Furnürsäge.
Diese findet man in Nordamerika, wie überall, nur in den Städten. Die zu
schneidenden Stücke werden je nach ihrer Größe auf ein 3zölliges, 2 Fuß breites
Brett, dessen Länge die gleiche wie die des Wagens oder Schlittens a (Fig. 1 und 2) ist,
angeleimt, weßhalb sie vorerst auf dieser Seite abgehobelt werden. In diesem
Brett befinden sich Löcher, welche mit den Schlitzen des Wagenbalkens a correspondiren; durch diese Löcher und Schlitze
werden Bolzen gesteckt, um das Brett mit dem Balken a fest zu verbinden. Dieser Balken ist an beiden Enden mit gußeisernen
Kappen b, b versehen, die in Arme auslaufen, in
denen sich schmiedeiserne Schraubenmuttern befinden, durch welche 2zöllige
Schrauben gesteckt sind, welche durch die Träger c, c, c,
c gehalten werden; diese Träger sind auf einem Rahmen d, d befestigt. Die Schrauben e, e sind durch conische Räder f, f und
mittelst des Wellbaums g mit einander verbunden. Die
kreisförmige Säge, welche zum Schneiden verwendet wird, hat gewöhnlich 6 Fuß
Durchmesser, besteht jedoch nicht aus einem Stück,
sondern aus einer 5 Fuß großen gußeisernen Scheibe, an deren Peripherie dünne
stählerne Segmente h, h, h angenietet sind. An der
gleichen Welle, woran die Circularsäge befestigt ist, befinden sich zwei Rollen
i, i, wovon die eine eine Leerrolle, die andere
mit der Welle verbunden ist, und die zum Betriebe der Sage dienen; an einem
andern Wellbaum k befindet sich eine Rolle l, welche auf gleiche Weise zum Betriebe des Wagens
d, d dient, indem ein Kolben m in die mit dem Wagen verbundene Zahnstange greift.
Der Wellbaum k kann durch irgend eine Vorrichtung
rückwärts getrieben werden, wenn es die Stellungsveränderung des Wagens
erfordert.
Ist nun das Brett mit den zu schneidenden Furnüren an den Balken a befestigt, so stellt man denselben mittelst der
Kurbel n und der Schrauben e,
e so, daß die Säge die verlangte Dicke zu schneiden hat, und läßt die
Säge laufen. Hat dieselbe den Schnitt vollendet, so läßt man den Wagen
zurückgehen, stellt mittelst der Kurbel den Balken a
um die Furnürdicke näher, läßt wiederum laufen u.s.w.
Die Anzahl der Umdrehungen der Säge richtet sich nach dem Durchmesser der Säge;
sie beträgt hier circa 500 per Minute. Da die Schrauben eine bestimmte Steigung haben, so kann
man die Dicke der Furnüre dadurch genau gleich erhalten, daß man die Kurbel um
90° oder 180° etc. dreht. – Die Rollen welche zum Betriebe
des Wagens und der Säge dienen, werden von einem gemeinschaftlichen Wellbaum aus
getrieben. – Während diese Furnüre gesägt werden, beschäftigt sich ein
anderer Arbeiter mit Zubereitung frischer Stücke Holz, welche auf dieselbe Art
verarbeitet werden.Die gußeiserne Scheibe ist an der Peripherie abgedreht, und leitet
deßhalb das abgesägte Furnür auf die Seite, welches vom Arbeiter
gehalten und abgelegt wird.
3. Die sogenannte
Kunstsäge.
Diese Säge wird nur da angewendet, wo Holz nach gewissen krummen Linien
ausgeschnitten werden soll, wie dieß bei Wagnern, Möbelschreinern, und
hauptsächlich bei den Verfertigern der amerikanischen Schaukelstühle vorkommt,
da die verschiedensten krummlinigen Verzierungsarten in das dafür zu verwendende
Holz eingeschnitten werden müssen.
Diese Säge ist bei ihrer allgemein anerkannten vorzüglichen Leistung sehr einfach
und wirklich sinnreich eingerichtet. Der senkrecht stehende Balken a (Fig. 3) wird mittelst
einer Schubstange und Kurbel von unten senkrecht auf- und abbewegt; der
Hub beträgt circa 14 Zoll und wird bei b mittelst einer Holzverbindung geführt. Am obern
Ende läuft der Balken in einem ebenfalls von Holz gemachten Kasten c, worin sich zugleich ein der Führung
correspondirender Blasebalg d befindet, dessen eines
Ende oben festgemacht, das andere hingegen an der Hirnfläche des Balkens a selbst luftdicht befestigt ist.
Zwei horizontale Querstangen e, e sind in
entsprechender Höhe an dem Balken a befestigt. An
den beiden Enden dieser Querbalken werden zwei Sägeblätter eingespannt, deren
Breite 1/2 Zoll nicht überschreitet. Ungefähr 3 Fuß vom Boden entfernt, befindet
sich ein Tisch f, in welchem sich zwei, den
Sägeblättern entsprechende Oeffnungen befinden. Von dem Blasebalg d gehen zwei Röhren g, g
aus, welche gewöhnlich von Kautschuk verfertigt und an ihren unteren Enden mit
metallenen conischen Röhren verbunden sind.
Will man nun eine Krümmung aus einem Brett schneiden, so wird dasselbe vorerst
genau auf die erforderliche Dicke abgehobelt, dann die verlangte Form nach
vorhandenen Schablonen auf dasselbe mit Bleistift aufgezeichnet; das Brett wird
nun auf den Tisch f gelegt, die Säge durch eine
vorhandene Vorrichtung in Gang gesetzt, und von irgend einem Ende des Brettes
wird bis auf die vorgezeichnete Linie hineingeschnitten. Der Arbeiter nimmt das
Rohr g in die eine Hand und hält es auf die
Schneidlinie des Brettes, wobei mittelst der aus dem Blasebalg d entweichenden comprimirten Luft die Sägespäne
stets vor dem Schnitt weggeblasen werden; das Brett selbst wird von dem Arbeiter
immer dem vorgezeichneten Risse entsprechend so gedreht und vorgeschoben, daß
die Genauigkeit des Schnittes nichts zu wünschen übrig läßt.
Soll eine Oeffnung nach bestimmter Form eingeschnitten werden, so ist auf der
Rißlinie irgend ein Loch gebohrt, durch welches man das am obern Querbalken e angespannte Sägeende nach dem Abschrauben steckt;
ist die Säge
wieder angespannt, so läßt man das zu sägende Brett wieder auf den Tisch nieder
und sägt auf die vorige Weise der Zeichnung gemäß die Oeffnung aus. Nachher wird
die Säge wieder abgestellt, und das Sägeblatt auf angegebene Weise wieder aus
der Oeffnung herausgenommen.
Zur Erleichterung kann man das Rohr g so befestigen,
daß es immer auf den Schneidepunkt gerichtet ist, damit der Arbeiter mit beiden
Händen ungehindert das Brett nach Erforderniß drehen und schieben kann. Auf
diese Art sah ich zwei Arbeiter an beiden Sägen die gleichen Stücke mit einer
Genauigkeit und Geschwindigkeit schneiden, welche nichts zu wünschen übrig
ließen. Ein anderer Arbeiter ist während dieser Zeit stets beschäftigt neue
Risse zu machen, und dünnere Bretter auf einander zu leimen, wodurch mehrere
Stücke mit einander geschnitten werden können; diese auf einander geleimten
Stücke (welche nachher wieder getrennt werden) haben gewöhnlich die Höhe von
6–7 Zollen. Die Anzahl Schnitte per Minute
beträgt circa 150–180.