Titel: | Ueber eine verbesserte Methode bei Herstellung der Formen zum Metallguß; von Hrn. Robert Jobson in Dudley. |
Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. XII., S. 35 |
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XII.
Ueber eine verbesserte Methode bei Herstellung
der Formen zum Metallguß; von Hrn. Robert Jobson in
Dudley.
Aus dem London Journal of
arts, Nov. 1854, S. 381.
Jobson, über eine verbesserte Methode bei Herstellung der Formen
zum Metallguß.
Das Nachstehende ist einem Vortrage in der Versammlung der mechanischen Ingenieure zu
Birmingham entnommen. Durch die Methode des Erfinders wird die Herstellung der
Formen zum Metallguß sehr vereinfacht und nicht unbedeutend an Kosten und Zeit
erspart. Auch werden die Formen genauer, so daß die Abgüsse glatter, ebener und
freier von Gußnähten ausfallen und man weit weniger Ausschuß erhält.
Die Vortheile des neuen Verfahrens werden dann am meisten gefühlt, wenn eine große
Anzahl von Abgüssen nach demselben Modell gemacht werden soll; ferner, wenn dieß
Modell eine sehr zusammengesetzte Form hat, oder wenn es mit Verzierungen von
Blättern und anderm Ornamentenwerk versehen ist, so daß es sich schwierig aus dem
Sande ausheben läßt und die unregelmäßige Oberfläche der verschiedenen Theile der
Form es schwieriger macht, recht reine Güsse zu erhalten.
Bei dem neuen Verfahren wird, nachdem das Modell zuerst zum Theil in den Sand des
untern Formkastens eingedämmt, und die Oberfläche zum Abheben des Oberkastens
gehörig gebildet worden ist, der Oberkasten aufgesetzt und mit Gyps ausgefüllt, an
welchem das Modell hängen bleibt. Nachdem der Guß erhärtet ist, werden beide Theile
des Formkastens umgedreht, der Sand wird mit Sorgfalt aus dem Unterkasten
herausgenommen und derselbe auch voll Gyps gegossen. (Um das Aneinanderhängen der
beiden Gypsflächen zu verhindern, wird Thon- schlämme oder dickes Thonwasser
angewendet.) Auf diese Weise erhält man eine entsprechende Gypsform von dem untern
Theil der Form. Beide Gypsformen kann man die „überflüssigen“
nennen, da sie nicht zur Herstellung der Gießformen benutzt, sondern später zerstört
werden.
Man macht nun umgekehrte Formen von Gyps mit Hülfe der
„überflüssigen“ (nachdem das Modell aus diesen entfernt
wurde), indem man auf den Unterkasten einen zweiten Oberkasten setzt, der ein
genaues Duplicat von dem ersten ist und ihn voll Gyps gießt, nachdem man die
vertiefte Gypsform vorher mit Thonschlämme überzogen hat. Dasselbe wiederholt man
mit dem andern Kasten. Man erhält so verkehrte Gypsformen, über welche die Sandformen für
die Abgüsse angefertigt werden, indem man jene als Modelle benutzt, auf welche der
Formsand eingedämmt oder festgestampft wird, dadurch daß man einen dritten
Unter- und Oberkasten auf das Gypsmodell setzt. Diese Gypsmodelle werden
Stampfblöcke (ramming blocks) genannt.
Die erforderlichen Verzierungen, welcher Art sie seyn mögen, werden vorher in der
ursprünglichen Sandform hergestellt; sie erscheinen folglich an den Gypsmodellen als
entsprechende Erhabenheiten auf der Theilungsfläche des einen, und als Vertiefungen
(welche man dann mit Gyps ausfüllt) auf dem andern, und dieselben sind in den
fertigen Sandformen gehörig wiedergegeben. Werden daher diese letzteren
zusammengesetzt, so bilden sie eine vollständige Gießform, die aber einige
wesentliche Vorzüge hat.
Jede beliebige Anzahl von Formen kann nach den ursprünglichen Gypsformen gemacht
werden, indem man den Sand darüber feststampft, ohne daß man das Modell zu benutzen
oder die Formkasten umzukehren braucht; das Ober- und das Untertheil der Form
werden jedes für sich und, wenn es erforderlich ist, zu gleicher Zeit eingedämmt.
Die Theilungsebene ist, wenn sie bei der Originalform richtig hergestellt wurde, bei
allen folgenden Formen richtig, ohne daß eine weitere Sorgfalt darauf verwendet zu
werden braucht. Bei einem sorgfältigen Nachputzen des Originals und wenn man
nöthigenfalls die inneren Kanten der Theilungsflächen ausstreicht, passen die Theile
der fertigen Sandformen, wenn sie zusammengesetzt werden, so genau zusammen, daß die
Gußnähte fast ganz wegfallen. Auch wird die Arbeit, für jede Form die Verzierungen
von neuem zu machen, vermieden, indem sie bei dem Eindämmen sehr gut abgedrückt
werden. In dieser Beziehung hat das neue Verfahren vor dem alten große Vorzüge. Von
allen Schwierigkeiten bei der Formerei ist die richtige und gute Herstellung der
Formen von Verzierungen die größte, und sie erheischt bei dem gewöhnlichen Verfahren
oft die ganze Geschicklichkeit und Aufmerksamkeit des Förmers. Bei dem neuen
Verfahren sind nur die gewöhnlichen mechanischen Geschicklichkeiten beim Eindämmen
erforderlich, um eines guten Erfolgs sicher zu seyn.
In der Gypsform wird eine kleine Vertiefung für den Oberkasten angebracht, in welcher
der Stift zur Bildung der Verzierung verbleibt, während der Kasten vollgestampft
wird; dadurch erhält die Verzierung ihren richtigen Platz, ohne daß von Seiten des
Förmers irgend eine Sorgfalt angewendet wird.
Wenn das Modell lang, dünn und verziert ist, wie z.B. zu einem Kamingitter, während
die allgemeine Oberfläche auch gebogen oder gewunden ist, so erfordert das Ausheben
des Modelles aus der Form die größte Geschicklichkeit des Formers, und es ist
überdieß zum Ausbessern der Beschädigungen der Form sehr viel Zeit erforderlich, so
daß täglich von einem Förmer und einem Knaben, der ihm hilft, höchstens acht solche
Gitter eingeformt und abgegossen werden können. Bei dem neuen Verfahren fallen die
meisten dieser Schwierigkeiten weg, daher wohl 30 solcher Gitter täglich von
denselben Arbeitskräften verfertigt werden können.
Wenn das Modell lang und dünn ist, so kann es bei dem gewöhnlichen Verfahren beim
Einformen leicht zerbrochen werden, und die für Reparaturen erforderlichen Ausgaben
und Zeitverluste sind bei allen leichten und verzierten Modellen sehr bedeutend. Bei
dem neuen Verfahren wird dieß gänzlich vermieden, da das Modell nur beim ersten
Einformen, um die Gypsform zu erlangen, benutzt wird.
Wenn die Oberfläche der Abgüsse recht vollendet seyn soll, wie es bei verzierten
Gußartikeln stets der Fall ist, so wird das Modell von Messing oder einem andern
Metall verfertigt und genau abgerichtet und polirt; die Verzierungen aber werden
besonders darauf angebracht. Nachdem man nun ein Gypsmodell für den Unterkasten,
durch einen Abguß von dem Modell, auf oben angegebene Weise, erlangt hat, bildet das
Modell selbst die permanente Fläche des Gypsmodelles für den Oberkasten, indem man
es in der Form läßt, wenn der Gyps eingegossen wird; so daß der Gyps bloß die
Theilungsfläche und einen festen Rücktheil für das Modell bildet. In diesem Fall
wird das eiserne Modell an den Querstäben des Formkastens durch mehrere kleine
Schraubenbolzen befestigt, damit, wenn der Gyps eingegossen ist und den ganzen Raum
des Kastens ausfüllt, es die Bolzen und Muttern umgibt, folglich das Modell so fest
sitzt, daß es durch das Eindämmen des Sandes nicht lose gemacht werden kann.
Auf diese Weise wird die Form für die vordere Fläche der Abgüsse nach dem
ursprünglichen Metallmodell angefertigt, und dasselbe ist fest und für immer mit der
Gypsform verbunden, daher es durchaus nicht beschädigt werden kann, so fein und zart
es seyn mag und so viele Abgüsse auch darnach gemacht werden mögen. – Es
liegt ein Fall vor, in welchem nach einem solchen feinen Modell 3000 Abgüsse gemacht
worden sind.
Zur Bildung der Gypsmodelle wird am besten reiner, sogenannter Pariser Gyps
angewendet, da er das zweckmäßigste und wohlfeilste Material ist, welches auch in
den meisten Fällen hinlängliche Härte hat. Die Stöße beim Einstampfen des Sandes
treffen das Gypsmodell nicht unmittelbar, sondern werden von dem Sande im Formkasten
geschwächt, daher mit
einiger Vorsicht beim Einstampfen gar nichts zu befürchten ist. Es wurden schon 4000
Abgüsse von einem Paar Gypsmodelle gemacht; soll aber
eine größere Anzahl von Abgüssen nach einem Modell gemacht werden, oder erheischt
die Größe und Beschaffenheit der Form eine härtere Oberfläche, so gibt man der
Gypsform des Unterkastens eine metallene Oberfläche, oder man macht die
Theilungsebene des einen oder beider Gypsformen davon. Dieß wird einfach dadurch
bewirkt, daß man in die Form, wenn sie zum Gypsguß vorbereitet ist, etwas Metall
gießt, welches aus Zink, mit etwa 1/15 Theil Zinn hart gemacht, besteht. Diese
Metallschicht muß dick genug seyn, um eine starke Platte für die Oberfläche der
Gypsform zu bilden, und der übrige Theil des dahinter befindlichen Raums wird, wie
gewöhnlich, mit Gyps ausgefüllt. In der Praxis ist es im allgemeinen zweckmäßiger
dieses Verfahren das Metall für die Oberfläche der Form zu gießen, umzukehren, indem
man zuvörderst den Kasten voll Sand stampft, nachdem er zum Gypsguß vorbereitet ist,
ihn dann aufhebt, die Oberfläche des Sandes abschlichtet und etwa 3/8 Zoll für das
Metall Platz läßt; nachdem der Kasten in seine vorige Lage zurückgebracht worden
ist, gießt man das Metall ein, welches den Raum, aus dem der Sand weggeschnitten
wurde, ausfüllt. Der Sand im Oberkasten, am hintern Theil der Metallfläche, wird
dann weggenommen, ohne den Kasten zu bewegen, und Gyps eingegossen, bis er voll ist,
wodurch ein festes Hintertheil, wie vorher, gebildet wird.
Die Metallfläche wird mit dem Gyps durch mehrere kleine schwalbenschwanzförmige
Leisten verbunden, die an das Metall angegossen worden sind, indem man entsprechende
Vertiefungen in die Sandform einschneidet, ehe man das Metall eingießt. Je nach den
Umständen kann man diese Construction abändern, z.B. die Oberfläche der Gypsform
theilweis mit besondern Metallstücken bedecken; in jedem Falle bildet aber die ganze
Fläche der beiden Gypsformen ein vollkommenes Gegenstück des beabsichtigten Gusses
(indem auf jeder die Hälfte dargestellt ist), umgeben von Theilungsflächen, welche
genau ineinander passen, weil die eine von der andern abgeformt worden ist.
Wenn das Modell lang ist und eine Metallfläche angewendet wird, so macht man eine
schmale Theilung, indem man die Metallflächen in zwei oder mehrere Längen abtheilt,
um das Schwinden des die Oberfläche bildenden Metalles zu gestatten, dessen Wirkung
alsdann fast unmerklich ist. Die Gypsformen werden, nachdem sie getrocknet sind, mit
Firniß überzogen, um sie gegen Feuchtigkeit zu schützen, und wenn man darnach formen
will, so werden sie mit Harz geschwärzt, damit der Sand nicht daran hangen
bleibt.
Das neue Verfahren bei Anfertigung der Gypsformen oder vielmehr Gypsmodelle scheint
nach der Beschreibung etwas weitläufig zu seyn; es veranlaßt aber in der That nur
wenig Arbeit mehr als das Einformen auf gewöhnlichem Wege, wovon nur ein Abguß erlangt werden kann. Statt daß aber bei der
gewöhnlichen Methode jeder folgende Guß eine Wiederholung des ganzen Verfahrens
erfordert, fällt dieß bei dem neuen Verfahren weg, weil bloß die Kasten auf ihren
respectiven Modellen eingestampft werden. Man benutzt zu diesem Zweck die
gewöhnlichen Formkasten, und es ist nur erforderlich, daß Ober- und
Unterkasten so genau auf einander passen, daß die verschiedenen Unter- und
die verschiedenen Oberkasten mit den eingedämmten Formen gleicher Art mit einander
verwechselt werden können, ohne daß die relative Lage der Formtheile darunter
leidet. Der Erfinder hat eine verbesserte Form der Stifte angenommen, um die
Ober- und Unterkasten mit einander zu verbinden. Statt vier oder mehr runder
Stifte, welche in Ohren oder Lappen an dem Unterkasten befestigt sind und in
entsprechende Löcher in Lappen an dem Oberkasten passen, sind senkrechte eckige
Buckel an den Unterkasten angegossen, welche auf entsprechende Vorsprünge an den
Kanten des Oberkastens passen. Diese Vorsprünge sind alle nach einem
Muster-Unterkasten und die eckigen Buckel sämmtlich nach einem
Muster-Oberkasten passend gemacht, indem die sich berührenden Winkel so lange
nachgefeilt werden, bis sie passen.
Es ist noch zu bemerken, daß bei dem gewöhnlichen Formverfahren die eine Seite des
Modelles nicht zugänglich ist, während die andere im Gebrauch ist. Bei der neuen
Methode ist jedes Modell zweien gleich zu erachten, da beide Modelle oder Formen zu
gleicher Zeit eingedämmt werden können.
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Hr. Jobson zeigte in der Versammlung der Ingenieure zu
Birmingham eine Reihe von Abgüssen vor, sowie sie die Formen verlassen hatten, um
nachzuweisen wie ungewöhnlich wenige Gußnähte an denselben vorkommen, und die
sonstige Reinheit und Trefflichkeit der Güsse darzuthun. Auch verschiedene
Gypsformen zeigte er vor, wovon ein Paar in der Versammlung eingedämmt wurden, um
die Schnelligkeit des Verfahrens und die Vollkommenheit der erhaltenen Sandformen zu
beweisen.
Hr. Jobson bemerkte noch, daß bei verzierten Güssen früher
das Putzen und Nacharbeiten etwa 10 Pfd. Sterl. per
Tonne gekostet habe, hauptsächlich wegen der so starken Gußnähte; diese Ausgabe falle aber bei dem
neuen Verfahren größtentheils weg, da Gußnähte bei den neuen Güssen nicht vorkommen.
Für feine Güsse wird Schwefel statt Gyps zu den Modellen verwendet, jedoch nur zu
der obern Schicht, welche das eigentliche Modell bildet.
In Beantwortung einer Frage bemerkte Hr. Jobson, daß die
größten, nach dem neuen Verfahren verfertigten Gußstücke, bisher 3 1/2 Fuß im
Quadrat, und bisweilen 8 Fuß Länge bei 1 Fuß Breite gehabt hätten.