Titel: | Ueber das Verhalten einiger Körper bei höherer Temperatur, insbesondere mehrerer Farbkörper unter der Glasur für Steingut; von J. G. Gentele. |
Autor: | Johan G. Gentele [GND] |
Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. XLVI., S. 205 |
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XLVI.
Ueber das Verhalten einiger Körper bei höherer
Temperatur, insbesondere mehrerer Farbkörper unter der Glasur für Steingut; von J. G. Gentele.
Gentele über das Verhalten einiger Körper bei höherer
Temperatur.
Ich hatte Gelegenheit mit dem Director einer nach englischer Art eingerichteten und
betriebenen Steingutfabrik einige Körper und Materialien einer Hitze auszusetzen,
welche zwar nicht vollständig diejenige des Porzellanscharffeuers erreicht, dagegen
eine viel größere Zeit anhält, nämlich 42 Stunden vom Beginn der Feuerung, und will
die erhaltenen Resultate um so mehr veröffentlichen, da unsere Kenntnisse über das
Verhalten der Körper in höherer Temperatur überhaupt noch sehr mangelhaft sind, und
ein großer Theil der Versuche sich auf die Farbkörper unter der Glasur für Steingut
bezieht. Ich habe im Allgemeinen zu bemerken:
1) Hinsichtlich der Temperatur, daß dieselbe stets steigend einwirkte, wie es bei dem
langsamen Vorfeuern der Steingutöfen immer der Fall ist, und zuletzt diejenige Höhe
erreichte, welche aus dem Verhalten einiger Materialien leicht zu ermessen ist.
2) Die Materialien wurden in Tiegel von rohgebranntem unglasirtem Steingut gebracht,
in eine Kapsel geseßt, und den Zügen aus den Feuerpulten zunächst gesetzt wo die
Hitze am größten war.
3) Kochsalz wurde öfters als Flußmittel oder Bedeckung den gemischten Materialien
beigegeben.
4) Die Versuche lassen sich in drei Abtheilungen bringen,
aus denen sich a) das Verhalten einiger Materialien und
Gemenge in jener Hitze ergibt; b) ersichtlich wird, wie
sich einige derselben unter der Glasur verhalten; sie wurden nämlich auf ein Stück
rohgebranntes Geschirr mit dem Pinsel aufgestrichen, wie gewöhnlich mit
boraxhaltiger Bleiglasur überzogen, dem Glattofenfeuer ausgesetzt, und so das
Verhalten unter der Glasur bestimmt; c) wurden die
Wirkungen einiger Chlormetalle im Rohgutofenfeuer und unter der Glasur auf
verschiedene Stoffe untersucht.
Erste Abtheilung. – Körper und
Gemische, welche dem Feuer des Rohgutbrennofens ausgesetzt wurden.
Nr. 1. Kalifeldspath von Ytterby, in Pulverform, liefert
eine zusammenhängende halbdurchsichtige Masse, welche deutlich gesintert ist, ohne
jedoch vollständig in Fluß gekommen zu seyn.
Nr. 2. Cornish-stone aus England, gemahlen, ein
Feldspath und Quarz enthaltendes halbverwittertes Gestein, welches durch Schlämmen
Kaolin gibt, verhält sich ganz so, nur wird die Farbe gelblicher.
Nr. 3. Doppelt-chromsaures Kali hinterläßt
Chromoxyd in kleinen kristallinischen Blättern, die an dem Rande des Gefäßes
angewachsen sind. Da wo sie weniger dicht sitzen, zeigen sie je nach der Richtung in
welcher das Licht auffällt, verschiedene Farben.
Nr. 4. Gemahlenes Fensterglas verwandelt sich in eine
strahlige, trübe und glasige Masse, welche offenbar ganz flüssig gewesen war.
Nr. 5. Schwefelsaures Zinkoxyd verliert jede Spur von
Schwefelsäure. Das Zinkoxyd bleibt als gelbliches Pulver zurück, welches sich sehr
leicht in Säuren auflöst.
Nr. 6. Schwefelsaures Kupferoxyd. Das zurückbleibende
Kupferoxyd wird so leichtflüssig, daß es den Tiegel durchfrißt, ausrinnt und noch
durch etliche Kapseln läuft, in die es sich einfrißt. Es krystallisirt strahlig, ist
aber sehr mit Kieselerde verunreinigt.
Nr. 7. Kupfer, metallisch eingesetzt, und Silber, schmelzen beide. Ersteres wird so flüssig, daß es
aus dem Tiegel in die Kapseln läuft; es überzieht sich mit einer dünnen Lage rothen
Kupferoxyduls.
Chromoxyd und Eisenoxyd.
Nr. 8. 3 Theile Eisenoxyd, als Englischroth angewendet, und 1 Thl.
doppelt-chromsaures Kali (6 Aeq. Kalisalz auf 1 Aeq. Oxyd) geben eine
schwarze krystallinische Masse, welche ein wenig neutrales chromsaures Kali
hält. Sie liefert ausgewaschen, auf Rohgut unter der Glasur eine satte schwarze
Farbe.
Nr. 9. 3 Thle. Eisenoxyd und 2 Thle. doppelt-chromsaures Kali geben
gleichfalls eine schwarze Masse, deren Pulver aber bräunlicher ist. Unter
bleihaltiger Glasur wird sie tiefbraun.
Nr. 10. 2 Thle. Eisenoxyd mit 1 Thl. doppelt-chromsaurem Kali geben eine
der vorhergehenden ähnliche Masse, welche unter der Glasur Braunschwarz
liefert.
Nr. 11. Gleiche Theile Eisenoxyd und doppelt-chromsaures Kali, mit 2 Thln.
Kochsalz, gaben eine sehr schwarze, mit vielen krystallinischen Flächen
glänzende Masse. Das Aeußere des Tiegels war mit kleinen grünen
Chromoxydkrystallen besetzt und sammetartig überzogen.
Nr. 12. 1 Thl. Chromschwarz, nach dem von mir im polytechn. Journal Bd. CXXVII S.
442 beschriebenen Verfahren dargestellt, mit 2 Thln. Kochsalz gemengt, und mit
etwas kohlensaurem Kali angefeuchtet, gab eine durch und durch krystallisirte
poröse Masse von außerordentlichem Glanze; der Boden des Tiegels war außen mit
Krystallen von Chromoxyd besetzt.
Nr. 13. Wird dasselbe Schwarz mit gleichviel Soda eingesetzt, so kommt es nicht
besser heraus als unter Nr. 8; die Krystalle sind klein.
Nr. 14. 1 Thl. metallisches Eisen, 1 Thl. doppelt-chromsaures Kali und 1
Thl. Kochsalz gaben eine sehr harte, dichte, kaum von Salzsäure angreifbare
Masse, welche den Glanz und das Gefüge des Chromeisensteins besaß. Sie hatte die
Form des angewendeten Eisens, war also nicht geschmolzen.
Nr. 15. 1 Thl. Eisenoxyd, 2 Thle. doppelt-chromsaures Kali und 2 Thle.
Kochsalz geben eine zu unterst liegende schwarze Masse; oben zeigen sich sehr
dünne, das Licht mit brauner Farbe reflectirende, aber es mit schön rubinrother
Farbe durchlassende Krystalle von eisenhaltigem Chromoxyd.
Nr. 16. 2 Thle. Chromoxyd, 1 Thl. Eisenoxyd und 1 Thl. Eisendrehspäne, mit
Kochsalz bedeckt, geben eine geschmolzene, ganz krystallinische Masse, in
welcher deutliche Oktaëder zu erkennen sind.
Nr. 17. Das im Handel vorkommende Eisenoxyd (Englischroth), für sich derselben
Hitze ausgesetzt, schmilzt zwar nicht, sintert aber zu einer sehr harten, höchstens 1/4
des anfänglichen Volums einnehmenden Masse zusammen; sie ist sehr schwer mit dem
eisernen Hammer zu zerschlagen.
Chromoxyd und Zinkoxyd.
Nr. 18. 2 Thle. doppelt-chromsaures Kali mit 6 Thln. metallischem Zink
lieferten Chromoxyd und Zinkoxyd getrennt. Ein Theil des Zinks blieb metallisch
zurück.
Nr. 19. 1 Thl. krystallisirtes schwefelsaures Zinkoxyd mit 1 Thl.
doppelt-chromsaurem Kali (beiläufig gleiche Aequivalente) geben eine
schwarze, ganz krystallinische Masse, woran Oktaëder zu erkennen sind.
Die Krystalle haben starken Glanz, geben nach dem Zerreiben ein schwarzes Pulver
und unter der Glasur dieselbe Farbe wie mein Chromschwarz. Säuren greifen diese
Masse kaum an; Salpeter, damit geschmolzen, löst das Zinkoxyd unter
Gasentwicklung auf, bevor er das Chromoxyd angreift, welches grün gefärbt, lange
widersteht.
Nr. 20. 4 Thle. Zinkoxyd und 4 Thle. doppelt-chromsaures Kali geben eine
gelbliche, nach dem Auswaschen braune Masse. Unter der Glasur angewandt, liefert
sie eine schmutzigbraune unreine Farbe, welche die Geschirrmasse
durchdringt.
Nr. 21. 2 Thle. Zinkoxyd, 4 Thle. doppelt-chromsaures Kali und 2 Thle.
Kochsalz geben eine nicht geschmolzene lilafarbige Masse, welche noch
chromsaures Kali enthält. Mit 2 Thln. Kochsalz und 1 Thl. Soda wiederholt
geglüht, erlitt sie keine Veränderung.
Nr. 22. 2 Thle. Zinkoxyd, 2 Thle. Chromoxyd und 4 Thle. Kochsalz gaben eine
bräunliche Masse, welche wiederholt geglüht, sich nicht veränderte.
Eisenoxyd und Zinkoxyd.
Nr. 23. 4 Thle. Zinkvitriol mit 8 Thln. krystallisirtem Eisenvitriol, gaben eine
geschmolzene, theils silberweiße, theils braune porphyrglänzende Masse. An dem
Rande des Tiegels war sie krystallinisch und hatte das Aussehen der Zinkblende;
an einigen Stellen war sie roth und durchscheinend; ihr Pulver war braun.
Nr. 24. 2 Thle. Eisenoxyd und 2 Thle. Zinkvitriol gaben eine oben schwarzgraue,
unten braune Masse; der obere Theil zeigte Spuren von Krystallisation. Sie war
übrigens im Bruche braun.
Nr. 25. 2 Thle. Eisenoxydul, 2 Thle. Zinkvitriol, 2 Thle. Kochsalz und 1 Thl.
Salpeter gaben eine geschmolzene rothbraune Masse, deren Höhlungen mit
glänzenden Krystallen angefüllt waren.
Boraxsaures Zinkoxyd.
Nr. 26. Gleiche Theile Borax und Zinkvitriol fressen den Tiegel durch. Ein
schönes glänzendes ungefärbtes Glas war ausgelaufen, und ein Stück ganz
wasserhelles Glaubersalz, wie Glas aussehend, welches einige Risse zeigte, war
zurückgeblieben.
Chromoxyd und Kupferoxyd.
Nr. 27. Chromsaures Kupferoxyd (der braune Niederschlag, welchen neutrales
chromsaures Kali in schwefelsaurem Kupferoxyd hervorbringt) gab eine schwarze
krystallinische Masse, welche unter der Glasur eine bräunliche schwarze Farbe
liefert.
Nr. 28. 3 Thle. Kupferspäne mit 1 Thl. doppelt-chromsaurem Kali, gaben
eine grüne krystallinische, nicht geschmolzene Masse von der Form der
Kupferspäne; dabei sind sie aber wenigstens auf das zehnfache Volum
aufgequollen. Salpetersäure löst daraus Kupfer unter Aufbrausen auf;
Wasserstoffgas reducirt nur das darin enthaltene Kupferoxydul.
Nr. 29. 5 Thle. Kupfervitriol, 1 1/2 Thle. doppelt-chromsaures Kali und 2
Thle. Kochsalz gaben eine geschmolzene schwarze, nur an einigen Stellen
Krystalle zeigende Masse.
Kupfer und Oxyde desselben.
Nr. 30. 4 Thle. metallisches Kupfer (Abfälle von galvanoplastischen Arbeiten) mit
4 Thln. Kochsalz bedeckt, gaben eine geschmolzene Salzmasse (aus welcher ein
gelblichweißes Kupferchlorür ausgeschlämmt werden konnte), nebst in der Masse
zerstreuten langen Nadeln von Kupferoxyd. Auf dem Boden des Tiegels fand sich
der Kupferrest zu einem König vereinigt.
Nr. 31. Kupfer, unbedeckt eingesetzt, schmilzt und überzieht sich mit einer Lage
von rothem Kupferoxydul.
Nr. 32. 1 Thl. Kupferfeile mit 1 Thl. Salmiak hinterließ eine geschmolzene rothe
strahlige Masse von Kupferoxydul, über einem Metallkönig wie ihn Kupfer allein
liefert.
Chromoxyd und Manganoxyd.
Nr. 33. 3 1/2 Thle. gepulverter Braunstein mit 1 Thl. doppelt-chromsaurem
Kali hinterlassen eine braune poröse Masse, welche noch etwas neutrales
chromsaures Kali enthält, welches durch Wasser ausgezogen werden kann. Die
zerriebene Masse färbt unter der Glasur braun.
Nr. 34. 2 Thle. Braunstein und 1 Thl. doppelt-chromsaures Kali mit 1 Thl.
Kochsalz, geben eine schwarze, nicht krystallinische Masse.
Nr. 35. 1 Thl. Braunstein, 1 Thl. doppelt-chromsaures Kali, 1 Thl.
Kieselerde und 3 Thle. Kochsalz gaben eine geschmolzene Masse, welche beim
Herausnehmen noch mit etwas Kochsalz bedeckt war; nach dem Ablösen desselben
zeigte sich die Oberfläche der Masse mit Oktaëdern besetzt.
Nr. 36. 1 Thl. Braunstein, 4 Thle. doppelt-chromsaures Kali, 1 Thl.
Kieselerde und 3 Thle. Kochsalz gaben eine poröse Masse mit wenigen schwarzen
Oktaëdern.
Nr. 37. 1 Thl. Braunstein und 1 Thl. doppelt-chromsaures Kali, mit einer
Decke von Kochsalz geschmolzen, gaben eine bronzegrünliche Masse, welche nichts
Krystallinisches zeigte.
Nr. 38. 2 Thle. Braunstein, 2 Thle. doppelt-chromsaures Kali und 3 Thle.
Kieselerde, mit einer Decke von wenig Kochsalz geschmolzen, gaben eine braune
Masse; in deren Höhlungen befanden sich schwarze Oktaëder.
Nr. 39. 2 Thle. Braunstein, 2 Thle. doppelt-chromsaures Kali, 2 Thle.
Kieselerde und 1 Thl. krystallisirte Soda, gaben eine dunkelrothbraune
undurchsichtige Schlacke ohne Zeichen von Krystallisation. Am Tiegel hatte sich
viel krystallinisches Chromoxyd ausgeschieden.
Nr. 40. 1 Thl. Braunstein und 2 Thle. doppelt-chromsaures Kali, mit
Kochsalz bedeckt, gaben eine schöne schwarze krystallinische Masse mit
deutlichen Oktaëdern. Unter der Glasur lieferte dieselbe ganz die
rothviolettbraune Farbe, welche in England auf Fayence unter dem Namen Mulberry colour häufig angewendet wird.
Nr. 41. Der Rest von Nr. 33, mit Kochsalz noch einmal eingesetzt, gab eine
poröse, durch und durch krystallinische Masse; die einzelnen Krystalle zeigten
deutliche Oktaëderflächen. Die Masse lieferte unter der Glasur ein
dunkles Braun.
Nr. 42. Gleiche Theile krystallisirtes schwefelsaures Manganoxydul und
doppelt-chromsaures Kali gaben 1) zu oberst im Tiegel eine
krystallinische schwarze Masse, deren Pulver schwarzbraun war und unter der
Glasur eine schwarzbraune Farbe lieferte; 2) unten im Tiegel eine
olivengrün-braune Masse, welche unter der Glasur eben so färbt. Mit
Kochsalz wieder eingesetzt, kommt sie unverändert heraus.
Manganoxyd und Kieselerde.
Nr. 43. 24 Thle. Braunstein, mit 2 Thln. Kieselerde gemengt, schmelzen nicht,
sintern aber etwas zusammen. Wenn man diese Masse pulverisirt und mit Kochsalz
gemischt einsetzt, so erhält man eine durch und durch krystallinische
Verbindung; auf ihrer Oberfläche zeigen sich einige abgesonderte
Oktaëder.
Nr. 44. 4 Thle. Braunstein, 2 Thle. Kieselerde und 1 Thl. krystallisirte Soda
geben ein etwas amorphes, nicht gesprungenes dunkelrothbraunes Glas.
Nr. 45. 7 Thle. Braunstein und 4 Thle. Kieselerde verhalten sich wie Nr. 43. Die
mit Kochsalz geschmolzene Masse ist sehr krystallinischstrahlig und grau.
Nr. 46. 4 Thle. Braunstein und 5 Thle. Kieselerde, mit Kochsalz gemischt,
schmelzen kaum; doch ist der Bruch der gesinterten Masse krystallinisch,
bräunlich und grau.
Manganoxyd und Eisenoxyd.
Nr. 47. 4 Thle. Eisenoxyd, 1 Thl. Braunstein und 2 Thle. Kieselerde geben eine
krystallinische dunkelbraune, fast schwarze Masse.
Nr. 48. 5 Thle. Braunstein, 90 Thle. Kaolin (China
clay), 5 Thle. Borax und 10 Thle. Kieselerde schmelzen nicht; wohl aber
nach dem Vermischen mit Kochsalz. An den Seiten des Tiegels bildeten sich
bräunlichrothe strahlenförmige Krystalle; auch waren einige Blasen mit solchen
erfüllt (die Mischung wurde zur Darstellung künstlichen Turmalins gemacht).
Chromoxyd und Bleioxyd.
Nr. 49. Chromsaures Bleioxyd, als Chromroth angewandt, schmilzt zu einer braunen
Masse, welche ein schmutzigbraunes Pulver gibt. An der Oberfläche lag eine dünne
Schicht sehr feuriger rother Farbe, welche strahlig krystallisirt war; der
Einsaß hatte den Tiegel sehr angegriffen.
Nr. 50. Neutrales (gelbes) chromsaures Bleioxyd, mit Kochsalz bedeckt, war ganz
in den Tiegel gedrungen, auf welchem es schmutziges Chromgrün hinterließ.
Zinn und Zinnoxyd.
Nr. 51. Granulirtes Zinn, in einem Tiegel eingesetzt, zeigte nach dem
Herausnehmen eine Decke von weißem Zinnoxyde, an der untern Fläche mit
wasserhellen diamantglänzenden Nadeln von Zinnoxyd besetzt. Auf dem Boden befand
sich ein schön gelbes durchsichtiges Glas, welches metallisches Zinn
einschloß.
Zinnoxyd und Chromoxyd.
Nr. 52. 2 Thle. Zinnoxyd, 1/8 Thl. doppelt-chromsaures Kali und 1 Thl.
verwitterte Soda gaben eine amorphe Lilafarbe, welche unter der Glasur eine
Purpurfarbe lieferte, ähnlich dem Purpur für Steingut, welchen die Engländer
durch Vermischen von Pinkcolour mit Kobaltoxyd herstellen.
Nr. 53. Pinkcolour, nach Malaguti's Verfahren
dargestellt, mit gleichen Theilen Kochsalz und Salpeter gemengt, kam als ein
viel schöneres Rosenroth heraus, das aber unter der Glasur doch die Farbe von
Pinkcolour gab.
Nr. 54. Pinkcolour, mit der Hälfte phosphorsauren Kalkes gemengt und geglüht,
verändert sich nicht, gibt aber unter der Glasur ein schönes Rosa, welches sich
nicht so leicht abbrennt als dünn aufgetragene Pinkcolour.
Kobaltoxyde.
Nr. 55. Kobaltchlorür, der Rothglühhitze eines Muffelofens ausgesetzt, verwandelt
sich vollständig in Co³O⁴ und bedeckt namentlich die Wände des
Tiegels mit schwarzen regulären Oktaëdern von starkem Glanze. Diese
Verbindung ist demnach isomorph mit dem ähnlich zusammengesetzten Magneteisen
FeO, Fe²O³.
Schwefelkobalt.
Nr. 56. Kobaltoxyd, mit Schwefel gemischt, läßt den Schwefel ohne alle Einwirkung
verdunsten; wirft man aber auf Kobaltoxyd, welches in einem Tiegel stark glüht,
gepulverten Schwefel, so bildet sich am Boden des Tiegels eine stahlgraue
geschmolzene Masse, welche im Bruche den Glanz des Kobaltglanzes, und oben eine
nicht geschmolzene pulverige Masse, die fast Glanz und Farbe des Messings
hat.
Kobaltmetall.
Nr. 57. Kobaltoxyd, mit Leinöl und Roggenmehl gemengt, zu einem Teige angemacht
und mit Glaspulver bedeckt, gibt ein schwammiges Metall, welches nur dicht am
Tiegel etwas geschmolzen ist, und daselbst aussieht wie weißes Eisen auf
frischem Bruche.
Chromoxyd und Kobaltoxyd.
Nr. 58. Chromsaures Kobaltoxydul schmilzt zu einer blaugrünen Schlacke; an
einigen Stellen finden sich kleine schwarze Oktaëder.
Bittererde und Eisenoxyd.
Nr. 59. Krystalle von unreinem Bittersalz (2 Aequiv. schwefelsaure Bittererde
gegen 1 Aequiv. schwefelsaures Eisenoxydul enthaltend) gaben eine helle
gelblichrothe, poröse, nicht geschmolzene Masse. Wasser zog aus ihr
schwefelsaure Bittererde ohne eine Spur von Eisenoxyd aus.
Bittererde und Chromoxyd.
Nr. 60. 2 Thle. Bittersalz und 2 Thle. Chromoxyd hinterließen ein sehr
aufgequollenes schmutziges Chromoxyd. Der Rand des Tiegels war mit kleinen
schwarzen Krystallen überzogen.
Nr. 61. 2 Thle. Magnesia alba, 2 Thle.
doppelt-chromsaures Kali und 2 Thle. Kochsalz wurden zu gleicher Zeit mit
Nr. 21 eingesetzt. Die erhaltene gelbgrüngraue Masse gab unter der Glasur ein
schmutziges Braungrün, welches das Bisquit durchdrang. Die noch einmal geglühte
Masse ist röthlichbraun und wird, mit Kochsalz wiederholt gemengt und geglüht,
dunkler und an einigen Stellen schwarz und krystallinisch.
Wismuthoxyd und Chromoxyd.
Nr. 62. 2 Thle. Chromoxyd, 2 Thle. basisch-salpetersaures Wismuthoxyd und
2 Thle. Kochsalz geben eine theils grüne, theils gelbe Masse. Beide Oxyde
bleiben deutlich getrennt.
Zweite Abtheilung. – Stoffe
welche dem Glattofenfeuer, unter blei- und boraxhaltiger Glasur auf
Bisquit gestrichen, ausgesetzt wurden.
Nr. 1. Chromsaurer Kalk gibt eine gelbgrüne Färbung. Unter der Glasur sind deutliche
Krystalle von Chromoxyd erkennbar.
Nr. 2. Basisch-chromsaures Kupferoxyd, der röthlichbraune Niederschlag sub Nro. 27, ungeglüht ausgestrichen, gibt eine satte
braunrothe Farbe, worin braune Krystallflitern hervorschimmern.
Nr. 3. Einfach-chromsaures Chromoxyd, sowie basisch-chromsaures
Eisenoxyd (die Fällung von doppelt-chromsaurem Kali mit Eisenchlorür) geben
ein schmutziges in Braun stechendes Grün.
Nr. 4. Chromsaures Kobaltoxyd hinterläßt ein nicht schönes, sehr blaues Grün.
Nr. 5. Chromsaures Bleioxyd verhält sich ungefähr wie chromsaurer Kalk. Die Farbe ist
weniger gelb, mehr schmutziggrün.
Nr. 6. Chromsaures Eisenoxydul (der Niederschlag, welchen neutrales chromsaures Kali
in Eisenvitriol hervorbringt) gibt ungeglüht aufgestrichen, eine starke schwarze
Farbe wie mein Chromschwarz.
Dritte Abtheilung. – Einfluß des
Kochsalzes und einiger Chlorverbindungen auf Farbekörper in freiem Zustande und
unter der Glasur.
Nr. 1. Enthält die Kapselerde, welche zum Rohbrennen des Steinguts verwendet wird,
Kochsalz, so verflüchtigt sich Eisenoxyd aus den Materialien, welches sich an die
Kanten der Thongeschirre legt, dieselben röthlich färbt, etwas glasirt und beim
Glasiren die Schwierigkeit macht, daß an solchen Stellen die Glasur nicht gerne
haftet.
Nr. 2. Wird Steingutmasse, welche roh gebrannt ist, mit einer Glasur versehen, die
sonst sehr fehlerfrei ist, aber nun 2 bis 3 Procent Kochsalz als Lösung beigemischt
enthält, so wird nicht nur diese Piece ihrer Glasur beraubt, sondern es verlieren
sowohl unter als über der Kapsel, welche nur eine einzige so glasirte Piece enthält,
sämmtliche Geschirre ihre Glasur, wenn die Kapseln auch nur durch Sprünge in ihren
Böden mit einander communiciren. Die Ursache ist wohl die Verflüchtigung des Bleies
als Chlorblei. Salpetersaures Natron oder Soda, statt des Kochsalzes angewendet,
machen die Glasur nur leichtflüssiger.
Nr. 3. Wird Kochsalz in größerer Quantität trocken in eine Kapsel gesetzt, worin sich
glasirte Geschirre befinden, die unter der Glasur mit solchen Farben bedruckt sind,
welche nach dem Schmelzen der Glasur sichtbar werden, so hat das Salz folgende
Wirkungen auf die Farben, ohne daß mm die Glasur verschlechtert wird:
1) Alle Arten Kobaltoxydfarben werden theilweise verflüchtigt, so daß das Blau wie
ein Nebel auf dem ganzen Geschirr (und namentlich um die bedruckten Stellen herum)
zerstreut ist, dessen Weiß dann sehr angenehm bläulich ist, und dessen Blau dann
etwas verwaschen aussieht; hierauf beruht die Darstellung des englischen Flowing-Blue. Schwarz, welches Kobaltoxyd als
Beimischung enthält, und englischer Purpur (nämlich mit Kobaltoxyd gemengte
Pinkcolour) schlagen daher ebenfalls bläulich aus. Um die zu heftige Verflüchtigung
des Kobaltoxyds zu vermindern, dient einerseits ein Zusaß von Mennig zur Druckfarbe
(1/32), andererseits ein Zusaß von Salpeter zum Kochsalz.
2) Kupferoxydfarben zerstreuen sich bei stärkerer Hitze ebenfalls grünlich. Wird eine
Kapsel mit Kupfervitriollösung getränkt und benutzt um Geschirre darin zu glasiren,
so färbt sie bei Gegenwart von Kochsalz alle Geschirre grünlich.
3) Auf Pinkcolour, auf Antimon- und Chromoxyd-Farben, hat das Kochsalz,
wenigstens bei dieser Temperatur, keinen Einfluß.
4) Auf Nickeloxyd-Farben wirkt das Kochsalz wie auf Kobaltoxyd. Es wird eben
so zerstreut, und theilt dem Geschirr eine grauviolette Farbe mit, wie man sie
häufig an englischem schwarz bedrucktem Steingut findet, wofür nickelhaltiges
Schwarz angewandt wurde. Eben so zerstreut es sich in nickelhaltigem Blau, zieht
dasselbe bei kleinern Quantitäten ins Violettschwärzliche, und liefert dann das in
England sogenannte Indian-Blue auf Steingut.
5) Setzt man mein Chromschwarz den Dämpfen einer Mischung von Kochsalz und Salpeter
aus, so wird es grünlich und umgibt sich mit einem gelben Saume.
Nr. 4. Eben so wie das Kochsalz, wirken auf die Farben: Chlorcalcium, Chlorblei, und
auf Kobaltoxyd auch Salmiak. Kobaltoxyd verwandelt sich übrigens durch den Salmiak
schon bei ganz gelinder Wärme unter Ammoniak-Entwickelung in
Kobaltchlorür.
Die Wirkungen dieser Chlorverbindungen werden in England sämmtlich angewendet, um die
sogenannten Flowing-Colours herzustellen, indem
entweder die Kapseln mit einem Gemenge von Chlorcalcium, Chlorblei und China clay bestrichen werden, oder man dasselbe, wo es
angeht, neben das Geschirr in kleinen Tiegeln setzt. Erwähnte Wirkungen gelingen nun
um so besser, je weniger bleihaltig die Glasur an und für sich ist, und bei gewisser
Temperatur des Einbrennens. Jedenfalls müssen aber die Kapseln dicht halten; bei
undichten Kapseln verflüchtigt sich theils die Farbe zu sehr, oder wenn Rauch
einschlägt, entstehen durch Reduction allerlei andere Farben (namentlich auch
Schwarz und Roth, sogar Grün von Kobaltoxyd), deren chemische Natur noch nicht
ermittelt ist, und die absichtlich gar nicht zu erhalten sind. Schwarze, rauhe und
blasige Punkte entstehen auch durch die Reduction von Blei, und die Bleiglasur ist
namentlich bei Gegenwart dieser Chlorüre empfindlich gegen Rauch.
Nr. 5. Auf Manganoxyd scheinen die Chlormetalle nur in noch viel höherer Temperatur
einzuwirken. Man sieht zuweilen durch Manganoxyd gefärbte Stellen in den Zügen in
der Mitte der Brennöfen; dieses Manganoxyd scheint aus den angewandten
Brennmaterialien auf ähnliche Weise verflüchtigt worden zu seyn.