Titel: | Ueber die Bronzen und andere Legirungen; von Hrn. Lafond, Werkmeister in der Gießerei zu Aubin im Aveyron-Departement. |
Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. LXI., S. 269 |
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LXI.
Ueber die Bronzen und andere Legirungen; von Hrn.
Lafond, Werkmeister in der Gießerei zu Aubin im Aveyron-Departement.
Aus Armengaud's
Génie industriel, Decbr. 1854, S. 302.
Lafond, über die Bronzen und andere Legirungen.
Das Zinn, das Blei, das Antimon (regulus) und das
Wismuth, in verschiedenen Verhältnissen mit dem Kupfer legirt, geben Gemische,
welche in verschiedenen Graden, je nach der Zusammensetzung der Legirung, die
Eigenschaft besitzen, der Reibung zu widerstehen. Das Kupfer für sich allein ist im
Allgemeinen zu weich und verliert zu leicht seine Form. Durch Zusaß eines andern
Metalles erlangt es eine größere Härte, behält aber die hinreichende Weichheit für
sich reibende Maschinentheile. Auch wird dadurch ein geringerer Preis des Materials
erreicht, was für Etablissements, welche viel Zapfenlagermetall brauchen,
beachtenswerth ist.
Da jedoch diese Ersparung nicht sehr bedeutend ist, so hat man das Studium dieser
Legirungen sehr vernachlässigt, so daß man sie lange Zeit nicht gehörig kannte.
Die Resultate, welche wir hier mittheilen, sind die Früchte von Erfahrungen, welche
mit der größten Sorgfalt verfolgt wurden und durch die Praxis bestätigt sind.
In allen diesen Legirungen spielt das Kupfer die erste Rolle, indem es den größten
Gewichtstheil bildet.
Die Verhältnisse können innerhalb gewisser Gränzen variiren, welche aber, einmal
überschritten, nur unbrauchbare Resultate liefern.
So geben 25 Proc. Zink eine fette, feste und schöne
Legirung.
50 Proc. Zink geben eine Legirung ohne alle Festigkeit, und 60 Proc. eine sehr
spröde.
Im Allgemeinen darf man daher 35 bis 38 Proc. Zink nicht überschreiten.
Beim Zinn sind die Gränzen noch beschränkter; es hat die
Eigenschaft, das Kupfer weit härter und viel spröder zu machen, sobald man gleiche
Theile beider Metalle verbindet, daher man bei einer Legirung für Maschinentheile 20
Proc. Zinn nicht überschreiten darf.
Bei diesem letztern Verhältniß besitzt die Legirung eine Härte, welche sich
derjenigen des gehärteten Stahls nähert, so daß ihre Bearbeitung schwierig und
kostbar ist.
Man verwendet sie zu Eisenbahnwagen-Büchsen, da dieselben keiner wesentlichen
Adjustirung bedürfen.
Nach diesen Vorbemerkungen wollen wir die Zusammensetzung der verschiedenen Bronzen
angeben, welche bei einer Locomotive benutzt werden; um
eine Bronze zu einem sonstigen bestimmten Zweck zu erhalten, wählt man unter den
aufgeführten die ihr am nächsten kommende aus.
Am Schluß werden wir noch einige Legirungen, die einen andern Zweck haben,
angeben.
Legirungen für Büchsen der Treibräder,
welche in Schmierbüchsen angebracht sind.
KupferZinnZink
80 18 2
100.
Fast weißer und feinkörniger Bruch, sehr hart, läßt sich aber bearbeiten.
Der Zinkzusatz geschah, um Risse zu vermeiden, welche sich sonst am Boden der Büchse
zeigten und deren Festigkeit beeinträchtigten.
Futter oder Büchsen für Treibstangen mit
Halsringen.
Diese Bronze erheischt etwas mehr Geschmeidigkeit, weil sonst beim Drücken der
Treibstange auf den Halsring letzterer zerbrechen könnte, wenn das Metall zu spröde
wäre. Bekanntlich ist es auch um so spröder, je härter es ist.
KupferZinnZink
82 16 2
100.
Bruch etwas rosenfarbig, feinkörnig und sehr fest.
Für Stücke welche Stößen ausgesetzt sind
und die eine starke Reibung zu ertragen haben.
KupferZinnZinkBlei
83 15 1,50 0,50
100.
Bronze für Kugelventile und andere
Theile welche gelöthet werden müssen.
Die Kugeln sind gewöhnlich hohl und diese Höhlungen werden beim Formen und Gießen
bekanntlich durch Kerne hervorgebracht. Der Former muß daher in der Kugel ein Loch
für die Windpfeife oder Luftröhre lassen, durch welches die sich aus dem Kern
entwickelnde Luft entweichen kann. Bei Vollendung der Kugel muß dieses Loch fest
verschlossen werden, weil sie sich sonst mit Wasser füllen und nicht wirken würde.
Man hat versucht eine Schraube in das Loch einzubohren, und auf den ersten Blick
schien dieses Mittel auch zu genügen; da die Kugel aber beim Steigen und Fallen
abwechselnd auf ihren Sitz fällt und gegen den obern Theil des Gehäuses stößt, so
erhält sie Erschütterungen, welche die Verschraubung losziehen, wie es bei allen
Mutterschrauben einer Locomotive der Fall ist, wenn sie nicht mit Splinten versehen
sind. Nur ein vollkommen eingepaßtes und sorgfältig verlöthetes Stück erfüllt den
Zweck und zieht sich nicht los. Die Bronze welche wir hier am geeignetsten fanden,
hat nachstehende Zusammensetzung:
KupferZinnAntimonregulus
87 12 1
100.
Geschmeidig, Bruch roth und feinkörnig.
Bronze für Pumpenkörper, Ventilkasten
und Hahnfutter.
Im Allgemeinen sind diese Maschinentheile Stößen ausgesetzt, welche leicht Brüche
veranlassen; die Legirung muß daher etwas weich und geschmeidig seyn.
KupferZinnZink
88 10 2
100.
Sie läßt sich leicht feilen und poliren; hat einen rothen Bruch.
Bronze für
Excentricum-Ringe.
Diese Bronze muß wegen der Reibung die sie auszuhalten hat, sehr hart und
andererseits wegen der Belastung und der Form dieser Maschinentheile geschmeidig
seyn.
KupferZinnZink
84 1 2
100.
Zu Treibräderbüchsen wird diese Legirung ebenfalls benutzt.
Messing.
KupferZinkBlei
79,50 20 0,50
100.
Goldgelber, sehr glänzender Bruch.
Das Messing wird zu solchen Maschinentheilen verwendet, welche keiner Reibung
ausgesetzt sind, aber eine bedeutende Geschmeidigkeit erheischen. Bei den
Locomotiven gebraucht man es insbesondere zu den Kugelgelenken. Eine andere Mischung
ist folgende:
KupferZinkBlei
74,5 25 0,5
100.
Bruch schön gelb, weniger geschmeidig als die vorhergehende. Je mehr das Verhältniß
des Zinks zunimmt, um so spröder wird meistens das Metall. Auch nachstehende
Verhältnisse kann man sehr zweckmäßig anwenden:
KupferZinkBlei
66,50 33 0,50
100.
Die zwischen 20 und 33 Proc. Zink begriffenen Verhältnisse werden als die
zweckmäßigsten betrachtet.
Bronze zu Alarmpfeifen.
Diese muß hart und von einem solchen Gemisch seyn, daß der Ton mehr oder weniger hell
ist, je nachdem die Locomotiven Personen- oder Güterzüge ziehen sollen:
Für
Personenzug-Locomotiven.
KupferZinnAntimon
80 18 2
100.
Heller und sehr durchdringender Ton; dieses Gemisch läßt sich sehr gut drehen und
feilen.
Für Güterzug-Locomotiven.
KupferZinnAntimon
81 17 2
100.
Diese Legirung gibt einen weniger hellen Ton als die vorhergehende.
Kolben zur Montirung und Stöpsel zum
Verschluß der Spülöffnungen.
KupferZinn
98 2
100.
Diese Legirung kann wie reines Kupfer geschmiedet werden; der Zinnzusatz hat bloß den
Zweck, Blasen zu vermeiden, die an einem Kupferguß nie fehlen.
Der Verfasser hat viele Versuche angestellt, um eine minder theure Legirung als
Bronze aufzufinden, welche nahezu dieselben Dienste leistet; er empfiehlt in dieser
Hinsicht nachstehende Mischung:
KupferZinnGußeisen
25 5 70
100.
Graulichweißer Bruch, der sich etwas in Gelb zieht; diese Legirung, welche sehr gute
Resultate gibt, ist fester als nachstehende:
KupferZinnZink
78 20 2
100.
Letztere Legirung ist gut für Wagenbüchsen und andere Maschinentheile, welche nicht
viel bearbeitet zu werden brauchen und einer großen Reibung ausgesetzt werden.
Läßt man das Zinn weg, so verliert die Legirung zwar nicht an Festigkeit und die
Resultate werden überhaupt nicht verändert, sie erhält dann aber einen porösen
Bruch.
Es gibt eine Legirung aus Wißmuth, großblättrigem Zinn, Antimonregulus, Zink und
Blei, welche man englisches oder Antifrictions-Metall nennt; dieselbe ist
ziemlich hart, veranlaßt aber nur eine sehr geringe Reibung. Beim Umschmelzen
derselben verdampft aber das sehr leichtflüssige Wißmuth zum Theil, und man muß
daher von demselben wieder einen Zusaß machen, wodurch wegen des hohen Preises
dieses Metalles die Legirung theuer wird, obwohl nur wenig Wißmuth dazu genommen zu
werden braucht.Ueber ein weißes Metall für die Lager der Locomotive-Treibachsen, für
Dampfkolben-Liederungsringe etc. sehe man polytechn. Journal Bd.
CXXXIV S. 313. A. d. Red.
AntimonBleiZink
50 30 20
100.
Obgleich diese Legirung nur eine geringe Härte hat, so nimmt sie doch eine so gute
Politur an, daß sie nur eine geringe Reibung veranlaßt. Der einzige Nachtheil bei
ihrer Benutzung besteht darin, daß sie durch das kleinste Sandkorn, welches in die
Büchse kommt, leicht geritzt wird.
Bei Eisenbahnwagen könnte man gußeiserne Büchsen anwenden, welche bloß mit einem
Futter von dieser Legirung versehen sind; dadurch würde die Auswechselung leichter
und minder kostbar seyn.
ZinkBleiAntimon
40 50 10
100.
Diese Legirung ist sehr geeignet für Modelle kleiner Zahnräder, an welche die Zähne
mit einer Maschine geschnitten werden.
Messing zu Blech und Draht von allen
Nummern der Feinheit.
KupferZinkBleiAntimonregulus
67 32 0,50 0,50
100.
Zinn- oder weiches
Loth.
ZinnBlei
34 66
100.
Leichtflüssige Legirungen.
Bei 120º C.
ZinnWißmuthBlei
40 40 20
100.
Bei 100º C.
ZinnWißmuthBlei
30 60 10
100.
Artistische Bronzen.
Ordinäre Medaillen:
KupferZinnZink
97 2 1
100.
Rothe Farbe, weich, geschmeidig; der Luft ausgesetzt wird das Roth schöner und
dunkler und zieht sich etwas in Grün.
Will man die Farbe der Bronze durch einen chemischen Proceß erhöhen, so wendet man
Farbenüberzüge an, die auf folgende Weise zusammengesetzt werden:
Für antike Bronze.
Gewöhnlicher
EssigSalmiakGrünspan
90 9 1
100.
Für Florentiner Bronze.
AlkoholBlutstein
80 20
100.
Ehe man diese Farben mit der Bürste aufträgt, läßt man die Gegenstände erst einige
Minuten in sehr verdünnter Salpetersäure liegen.
Geschützmetall.
KupferZinn
88 12
100.
Röthlicher Bruch, geschmeidig, läßt sich sehr gut verarbeiten.
Glockenmetall.
KupferZinnAntimon
77 21 2
100.
Gelblichweißer Bruch, läßt sich nur schwierig feilen. Dieselbe Legirung paßt auch zu
Schellen und zu den Klavierplatten.
Bronzen zum Ciseliren und
Vergolden.
KupferZinnZinkBlei
79 2 18 1
100
Orangegelber Bruch, läßt sich leicht feilen und ciseliren.
Bronze der Statuen im Park zu Versailles
und im Tuilerien-Garten, welche zu Anfang des 18ten Jahrhunderts gegossen
wurden.
KupferZinkZinnBlei
92 5 2 1
100.
Diese Legirung verarbeitet sich sehr gut und zeichnet sich besonders durch die schöne
antikgrüne Farbe aus, welche sie an der Luft bekommt.
Münz-Legirungen.
Zu Stücken von 5, 10, 20 und 40 Francs:
GoldKupfer
90 10
100.
Zu Stücken von 20 Cent. bis 5 Francs:
SilberKupfer
90 10
100.
Zu Stücken von 1,5 und 10 Cent.
KupferZinkZinn
95 4 1
100.
Geprägte oder
Münz-Medaillen.
Goldene:
GoldKupfer
916 84
1000.
Silberne:
SilberKupfer
947 53
1000.
Zu den sogenannten bronzenen Medaillen wird, wenn sie geprägt werden, reines Kupfer
genommen.