Titel: | Ueber eine neue alkalimetrische Methode; von Dr. Astley Price. |
Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. LXIII., S. 287 |
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LXIII.
Ueber eine neue alkalimetrische Methode; von Dr.
Astley Price.
Aus der Chemical
Gazette, Nov. 1854, Nr. 290.
Price, über eine neue alkalimetrische Methode.
Seit einiger Zeit hatte ich Veranlassung die gewöhnlichen alkalimetrischen
Verfahrungsarten auf ihren relativen Werth zu prüfen, wobei ich mich über die
Abweichungen in den von mir erhaltenen Resultaten einigermaßen verwunderte, und die
Manipulation, wenn ziemlich genaue Bestimmungen erforderlich sind, etwas schwierig
fand. Das größte Hinderniß bei Ausführung der gebräuchlichen alkalimetrischen
Verfahrungsarten entsteht bekanntlich durch das Freiwerden von Kohlensäure, deren
Gegenwart, selbst in außerordentlich geringer Menge, hinreicht, um den
Sättigungspunkt zu maskiren, so daß ein vorhandener Ueberschuß von Säure oder von
Alkali durch das Lackmus nicht mehr angezeigt wird.
Nachdem ich mich überzeugt hatte, daß es fast unmöglich ist, die freigewordene
Kohlensäure aus der Lösung (bei gewöhnlicher Temperatur) rasch und vollständig
auszutreiben, schien es mir höchst wünschenswerth, ein alkalimetrisches Verfahren zu
ermitteln, wobei die Kohlensäure ausgetrieben wird, bevor man das Sättigungsvermögen
des zu prüfenden Alkalis bestimmt. Ferner schien mir bei den jetzt gebräuchlichen
alkalimetrischen Verfahrungsarten ein sehr beachtenswerter Uebelstand darin zu
bestehen, daß der Procentgehalt an Alkali direct, und nicht indirect bestimmt wird;
d.h., daß das Alkali bestimmt wird, und nicht die in demselben enthaltenen
Unreinigkeiten. Ich will mich durch ein Beispiel verständlicher machen. Reines
kohlensaures Natron enthält nahezu 58,5 Procent Alkali, aber das im Handel
vorkommende Salz enthält nur beiläufig 50 Procent; nun bestimmt man bei den
gebräuchlichen alkalimetrischen Methoden die 50 Procent Alkali, und nicht die 8,5
Proc. Unreinigkeiten, welche letztere fast immer den bei weitem kleinern Antheil der
im Handel vorkommenden Alkalien bilden.
In der Praxis wird man, nach meiner Meinung, eine Methode vortheilhaft finden, welche
den nutzbaren Antheil von Alkali dadurch ergibt, daß sie den Betrag der vorhandenen
Unreinigkeiten anzeigt.
Wie ich vorher bemerkte, besteht die erste Schwierigkeit, welche überwunden werden
muß, im gänzlichen Austreiben der Kohlensäure, welche, wenn sie auch nur in geringer
Menge vorhanden ist, eine genaue Bestimmung unmöglich macht, nicht nur weil ihre
Gegenwart die Farbe der Lackmuslösung ändert, sondern auch wegen der verminderten
Empfindlichkeit des so gefärbten Lackmus.
In der Absicht, die erwähnten Fehlerquellen zu vermeiden und die genaue Bestimmung
des Procentgehalts an Alkali zu erleichtern, befolge ich eine alkalimetrische
Methode, welche im Wesentlichen in Folgendem besteht: Das zu prüfende Alkali wird
mit einem bekannten Ueberschuß einer Normallösung von Kleesäure versetzt; und
nachdem man aus der Lösung die Kohlensäure durch Kochen ausgetrieben hat, wird der
zurückbleibende Ueberschuß von Kleesäure mittelst einer Normallösung von Ammoniak
bestimmt.Die Methode des Verf. ist also das von Dr.
Friedrich Mohr empfohlene Titrirverfahren
(polytechn. Journal Bd. CXXXII S. 42), mit dem einzigen Unterschied, daß der
Verf. Ammoniak statt Aetznatron anwendet. A. d. Red.
Man dürfte die Anwendung einer Lösung von Aetzammoniak etwas bedenklich finden; ich
habe mich aber überzeugt, daß eine verdünnte Lösung desselben, wenn man sie in einem
Apparat von geeigneter Construction aufbewahrt, constanter bleibt als man erwarten
könnte. Die Normallösungen von Ammoniak und von Kleesäure lassen sich mittelst
titrirter Lösungen von Schwefelsäure leicht darstellen.
Wenn man die Normallösungen von einem gewünschten Gehalt bereitet hat, kann man die
Prüfung eines kohlensauren Alkalis auf folgende Weise ausführen: Nachdem man 10 Gran
von dem kohlensauren Alkali, z.B. kohlensaurem Natron, in einen kleinen Kolben
gebracht hat, setzt man soviel Kleesäure-Lösung zu, als 10 Gran reinem
kohlensaurem Natron entspricht; die Lösung wird dann gekocht, bis alle Kohlensäure
ausgetrieben ist, worauf man die Flüssigkeit mit destillirtem Wasser verdünnt; nach
dem Zusaß einiger Tropfen Lackmuslösung wird dann der Ueberschuß von Kleesäure
mittelst einer Normallösung von Ammoniak bestimmt. Der verbleibende Ueberschuß von
Kleesäure zeigt die vorhandenen Unreinigkeiten an, oder was von der angewandten
Substanz nicht in Alkali besteht; dieser Betrag, von dem ursprünglich angewandten
Gewicht abgezogen, ergibt den Gehalt an nutzbarem Alkali.
Man hat besonders zu beachten, daß die Flüssigkeit mit Lackmus nicht zu stark gefärbt
wird, denn je schwächer die Färbung innerhalb gewisser Gränzen ist, desto leichter
erkennt man die Veränderung derselben, welche ein Ueberschuß von Alkali oder Säure
hervorbrachte.
Ich habe es nothwendig gefunden, destillirtes Wasser anzuwenden, weil man mit
gewöhnlichem Wasser wegen seines Kohlensäuregehalts keine genauen Resultate
erhält.
Der geeignetste Apparat zum Aufbewahren der Normallösungen und insbesondere der
Ammoniaklösungen besteht in einem Gefäß, ähnlich einer Spritzflasche, an welcher
eine Kautschukkugel angebracht ist, die man nur zusammenzudrücken braucht, wenn man
die Bürette füllen will; mittelst dieses Apparats kann man die Bürette auch leicht
wieder auffüllen; wenn man ein Stück von einer Kautschukröhre, welches an einem Ende
verschlossen ist, über das Glasrohr (welches den Strahl liefert) steckt, so hat man
einen luftdichten Behälter für die Auflösung.