Titel: | Chemische Untersuchung einiger englischen hydraulischen Kalke; von Carl Knauß. |
Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. LXXVII., S. 362 |
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LXXVII.
Chemische Untersuchung einiger englischen
hydraulischen Kalke; von Carl Knauß.
Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1855, Nr. 4.
Knauß, chemische Untersuchung einiger englischen hydraulischen
Kalke.
Die Eigenschaft mancher Kalksteine, durch das Brennen hydraulisch zu werden, ist
bekanntlich bedingt durch die Beschaffenheit und Menge fremder Beimengungen,
namentlich des Thons und Sandes, besonders des ersteren; daß es aber nicht allein
auf die Quantität des Thons ankommt, wie früher häufig angenommen ward, daß seine
Zusammensetzung so wie auch die übrigen Beimengungen, und außerdem die richtige
Temperatur beim Brennen den wesentlichsten Einfluß auf die Güte hydraulischen Kalkes
haben, ist nicht zu bezweifeln.
Die Wichtigkeit dieses Materials und die in Beziehung auf den Verbrauch noch
unverhältnißmäßig geringe Production desselben in Württemberg veranlaßte die königl.
Centralstelle für Gewerbe, die genaue Untersuchung einiger englischen Cemente,
welche 1851 in London von John Bazley, White und Son ausgestellt waren, einzuleiten.
Die Untersuchung derselben schien um so eher Erfolg zu versprechen, als nicht allein
verschiedene in England fabricirte hydraulische Kalke, namentlich auch der
Portland-Cement, sondern auch die Kalksteine, aus welchen sie gebrannt
werden, und aus den hydraulischen Kalken verfertigte Würfel zur Untersuchung
vorhanden waren. Es war daher die Möglichkeit gegeben, aus der Zusammensetzung
anerkannt guter Kalksteine und der daraus gebrannten hydraulischen Kalke selbst, die
Veränderungen beim Brennen der Kaltsteine, so wie die beim Erhärten der
hydraulischen Kalke kennen zu lernen, vorausgesetzt, daß die Angaben in Betreff der
Kalksteine und der dazu gehörenden Mörtel richtig waren, welches nach dem Ergebniß
der Untersuchung nicht immer der Fall zu seyn scheint. Gegenstand der Untersuchung
waren: 3 Kalksteine, 4 hydraulische Kalke und 4 aus letzteren verfertigte
Würfel.
Nr. I. Kalkstein aus der Grafschaft Kent; er ist gelbbraun, reichlich mit
Kalkspathkrystallen besetzt und von mäßiger Härte. Derselbe liefert den sogenannten
Sheppy-Cement. Nr. IV ist der zu diesem Kalkstein gehörige hydraulische
Kalk.
Nr. II. Kalkstein aus der Grafschaft Essex; von ähnlichem Aussehen wie Nr. I. Er
liefert den Harwich-Cement, von welchem Nro. V eine Probe ist.
Nr. III. Kalkstein aus der Grafschaft Yorkshire; er ist bläulich grau und härter als
die beiden andern. Derselbe liefert den Whiteby-Cement Nr. VI.
Nr. VII ist der Würfel von Sheppy-Cement.
Nr. VIII ist der Würfel von Harwich-Cement.
Nr.
IX „ „ „
„ Whiteby-Cement.
Nr. X ist Portland-Cement, sein Kalkstein fehlte, aber sein Würfel ist in Nr.
XI vorhanden.
Gang der Analyse. – Die Kalksteine wurden in
verdünnter Salzsäure gelöst, die Lösung sammt dem ungelösten Thon und Sand zur
Trockne verdampft, bis die in Salzsäure gelöste Kieselerde unlöslich wurde; hierauf
mit einigen Tropfen concentrirter Salzsäure übergossen, in Wasser gelöst und
filtrirt. Der Rückstand auf dem Filter gab den in Salzsäure unlöslichen Rückstand
mit der gelösten Kieselerde, welche von ersterem durch Ausziehen mit gelöstem
kohlensaurem Natron getrennt wurde. Die saure Kalklösung wurde zunächst auf dem
Wasserbade eingeengt und mit Ammoniak das Eisenoxyd und die Thonerde gefällt, welche
durch Natronlauge getrennt wurden. Das Filtrat von dem Eisen- und
Thonerde-Niederschlag, mit oxalsaurem Ammoniak versetzt, gab den Kalk in Form
von oxalsaurem Kalk, aus welchem, als schwefelsaurer Kalk gewogen, der kohlensaure Kalk im Kalkstein
berechnet wurde. In dem Filtrat von dem kleesauren Kalk wurde die Bittererde als
phosphorsaures Bittererde-Ammoniak gefällt, und aus der durch Glühen
erhaltenen phosphorsauren Magnesia die kohlensaure Magnesia berechnet.
Der in Salzsäure unlösliche Rückstand wurde mit Schwefelsäure aufgeschlossen, indem
derselbe einen Tag lang mit vierfach verdünnter Schwefelsäure digerirt und zuletzt
die überschüssige Schwefelsäure verjagt wurde. Salzsäure entzog hierauf dem
aufgeschlossenen Rückstand das Eisenoxyd und Thonerde, mit nicht bestimmbaren Spuren
von Kalk. Der in Salzsäure unlösliche Theil ist Quarz und aufgeschlossene
Kieselerde, welche von ersterem durch Digeriren mit einer Auflösung von kohlensaurem
Natron getrennt wurde.
Zur Bestimmung der Alkalien in den Kalksteinen wurden Proben mit Flußsäure
aufgeschlossen, die flußsauren Verbindungen mit Schwefelsäure abgedampft, nach dem
Glühen und Erkalten mit concentrirter Salzsäure und darauf mit Wasser begossen, aus
der salzsauren Lösung, nachdem die überschüssige Salzsäure durch Abdampfen entfernt
worden, durch Barytwasser das Eisenoxyd, die Thonerde und die Magnesia ausgefällt;
der durch Barytwasser nicht gefällte Kalk wurde durch Abdampfen mit überschüssigem
kohlensaurem Ammoniak entfernt, durch Schwefelsäure der überschüssig zugesetzte
Baryt ausgefällt. Die Lösung enthielt nur noch schwesaure Alkalien, welche als
solche gewogen und in welchen, zur Bestimmung des Verhältnisses in welchem Kali und
Natron in den Kalksteinen enthalten waren, die Schwefelsäure bestimmt wurde.
Bei den hydraulischen Kalken und den erhärteten Cementen war der Gang der Analyse
derselbe; nur wurde bei denselben noch die Kohlensäure mittelst des Will-Fresenius'schen Apparats bestimmt. Da sie
sich fast vollständig in Salzsäure lösen, so erschien es überflüssig, zur Bestimmung
der Alkalien sie mit Flußsäure aufzuschließen, da anzunehmen war, daß der geringe in
Salzsäure unlösliche Rückstand derselben, welcher fast nur Quarzsand war, keine
Alkalien mehr enthielt. Das Wasser wurde durch Erhitzen im Oelbad bei 120 bis 150
Grad C. erhalten.
In den folgenden Analysen ist mit Quarz der durch Schwefelsäure nicht aufschließbare
Theil des in Salzsäure unlöslichen Rückstands bezeichnet. Kieselerde ist theils
schon in löslichem Zustande vorhanden, theils aus dem in Salzsäure unlöslichen
Rückstand durch Aufschließen mit Schwefelsäure löslich geworden.
A. Analyse des Kalksteins aus der Grafschaft Kent Nr. I,
seines Cements Nr. IV, und des daraus verfertigten Würfels Nr. VII.
In Salzsäure
unlöslich:
Nr. I.
Nr. IV.
Nr. VII.
Quarz
6,0 Proc.
6,2
Proc.
8,4 Proc.
Kieselerde
10,5 „
0,3
„
3,8
„
Eisenoxyd
Thonerde
1,2 „ 2,5 „
1,3
„
2,5
„
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
20,2 Proc.
7,8 Proc.
14,7 Proc.
In Salzsäure
löslich:
Kieselerde
0,7 „
19,4 „
8,4 „
Eisenoxyd
(mit einer Spur Manganoxyd)
11,6 „
9,2 „
6,6 „
Thonerde
4,3 „
7,3 „
5,9 „
Kohlensaurer Kalk
52,4 „
Calciumoxyd
48,2 „
42,8 „
Kohlensäure
Magnesia
7,0 „
Magnesia
2,7 „
1,9 „
Kali
0,8 „
0,8 „
1,0 „
Natron
0,2 „
0,2 „
0,3 „
Wasser
2,8 „
1,0 „
6,9 „
Kohlensäure
3,4 „
1,8 „
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,0 Proc.
100,0 Proc.
100,0 Proc.
Analyse des Kalksteins aus der Grafschaft Essex Nr. II, seines Cements Nr. V und
seines Würfels Nr. VIII.
In Salzsäure
unlöslich:
Nr. II.
Nr. V.
Nr. VIII.
Quarz
12,3 Proc.
8,3
Proc.
3,1 Proc.
Kieselerde
9,0 „
0,5 „
1,2 „
Eisenoxyd
(mit einer
Spur Manganoxyd) Thonerde
1,9 „ 2,4 „
1,7 „
0,6 „
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
25,6 Proc.
10,5 Proc.
4,9 Proc.
In Salzsäure
löslich:
Kieselerde
0,6 „
17,4 „
17,6 „
Eisenoxyd
6,3 „
12,4 „
9,5 „
Thonerde
1,1 „
4,6 „
6,6 „
Kohlensaurer Kalk
57,8 „
Calciumoxyd
46,1 „
36,6 „
Kohlensaure
Magnesia
5,7 „
Magnesia
3,7 „
1,7 „
Kali
0,9 „
0,9 „
1,1 „
Natron
0,2 „
0,1 „
0,2 „
Wasser
1,8 „
0,7 „
8,3 „
Kohlensäure
3,6 „
13,5 „
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,0 Proc.
100,0 Proc.
100,0 Proc.
Analyse des Kalksteins aus der Grafschaft Yorkshire Nr. III, seines Cements Nr. VI
und seines Würfels Nr. IX.
In Salzsäure
unlöslich:
Nr. III.
Nr. VI.
Nr. IX.
Quarz
9,2 Proc.
11,0 Proc.
7,8 Proc.
Kieselerde
8,1
„
2,8 „
1,2 „
Eisenoxyd
Thonerde
2,1 „ 3,8
„
4,4 „
0,4 „
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
23,2 Proc.
18,2 Proc.
9,4 Proc.
In Salzsäure
löslich:
Kieselerde
0,5 „
9,1 „
9,2 „
Eisenoxyd
(mit einer Spur Manganoxyd)
2,3 „
7,1 „
6,1 „
Thonerde
1,6 „
9,8 „
9,5 „
Kohlensaurer Kalk
68,7 „
Calciumoxyd
49,6 „
40,0 „
Kohlensäure
Magnesia
2,3 „
Magnesia
1,6 „
1,6 „
Kali
0,7 „
0,8 „
1,0 „
Natron
0,3 „
0,2 „
0,2 „
Wasser
0,4 „
0,9 „
8,6 „
Kohlensäure
2,7 „
14,4 „
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,0 Proc.
100,0 Proc.
100,0 Proc.
Analyse des hydraulischen Kalks, Portland-Cements Nr. X und seines Würfels Nr.
XI.
In Salzsäure
unlöslich:
Nr. X.
Nr. XI.
Quarz
8,1
Proc.
9,8 Proc.
Kieselerde
0,5 „
0,5 „
Eisenoxyd
und Thonerde
0,8 „
0,3 „
–––––––––––––––––––––
9,4 Proc.
10,6 Proc.
In Salzsäure
löslich:
Kieselerde
15,9 „
8,0 „
Eisenoxyd
4,5 „
2,6 „
Thonerde
6,5 „
3,3 „
Calciumoxyd
57,0 „
51,6 „
Magnesia
2,5 „
1,8 „
Kali
1,0 „
0,8 „
Natron
0,2 „
0,1 „
Wasser
0,4 „
3,2 „
Kohlensäure
2,6 „
18,0 „
–––––––––––––––––––––
100,0 Proc.
100,0 Proc.
B. Berechnen wir die gefundenen Bestandtheile für den
wasserfreien Zustand, und addiren wir zu den Analysen der Cemente und der Würfel die
fehlende Kohlensäure, so finden wir, wenn wir den Quarz und die Kieselerde, das
Eisenoxyd und die Thonerde, sowohl in dem löslichen als in dem unlöslichen Theil
zusammen nehmen:
Nr. I.
Nr. IV.
Nr. VII.
Kohlensaurer Kalk
54,0
Proc.
63,0
Proc.
65,3 Proc.
Kohlensäure Magnesia
7,2 „
4,2 „
3,4 „
Kali
0,8 „
0,6 „
0,8 „
Natron
0,2 „
0,2 „
0,2 „
Quarz, Kieselerde,
Eisenoxyd und Thonerde
37,8 „
32,0 „
30,3 „
––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,0 Proc.
100,0 Proc.
100,0 Proc.
Nr. II.
Nr. V.
Nr. VIII.
Kohlensaurer Kalk
58,8
Proc.
60,5
Proc.
60,0 Proc.
Kohlensäure Magnesia
5,8 „
5,7 „
3,3 „
Kali
1,0 „
0,7 „
1,0 „
Natron
0,2 „
0,1 „
0,2 „
Quarz, Kieselerde,
Eisenoxyd und Thonerde
34,2 „
33,0 „
35,5 „
––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,0 Proc.
100,0 Proc.
100,0 Proc.
Nr. III.
Nr. VI.
Nr. IX.
Kohlensaurer Kalk
69,0
Proc.
64,6
Proc.
64,9 Proc.
Kohlensäure Magnesia
2,3 „
2,4 „
3,0 „
Kali
0,7 „
0,7 „
0,9 „
Natron
0,3 „
0,1 „
0,1 „
Quarz, Kieselerde,
Eisenoxyd und Thonerde
27,7 „
32,2 „
31,1 „
––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,0 Proc.
100,0 Proc.
100,0 Proc.
Nr.
X.
Nr. XI.
Kohlensaurer Kalk
70,5
Proc.
75,9 Proc.
Kohlensäure Magnesia
3,6 „
3,1 „
Kali
0,7 „
0,7 „
Natron
0,1 „
0,1 „
Quarz, Kieselerde,
Eisenoxyd und Thonerde
25,1 „
20,2 „
–––––––––––––––––––––
100,0 Proc.
100,0 Proc.
Diese berechneten Resultate von Nr. IV und Nr. VII, von Nr. V und Nr. VIII, von Nr.
VI und Nr. IX stimmen so weit überein, daß ohne Bedenken angenommen werden kann: Nr.
IV, Nr. V und Nr. VI sind die hydraulischen Kalke, welche beim Erhärten die Würfel
Nr. VII, Nr. VIII und Nr. IX liefern. Die Differenzen dieser Resultate von denen der entsprechenden
Kalksteine sind allerdings größer, doch liegen sie wohl nicht außerhalb der Gränzen,
zwischen welchen die Zusammensetzung der Kalksteine eines und desselben Steinbruchs
variirt; dieß ist um so mehr anzunehmen, da diese Kalksteine häufig und zwar sehr
unregelmäßig mit Krystallisationen von Kalkspath durchsprengt sind. Die Analysen der
Kalksteine Nr. I, Nr. II und Nr. III können, da sie gegenüber von den hydraulischen
Kalken von verhältnißmäßig kleinen Quantitäten genommen wurden, nur annähernd die
Zusammensetzung der ganzen Kalksteinmassen repräsentiren, welche die hydraulischen
Kalke Nr. IV, Nr. V und Nr. VI und die Würfel Nr. VII, Nr. VIII und Nr. IX
geben.
Aus den unter A angeführten Analysen der gebrannten
Kalksteine Nr. IV, Nr. V und Nr. VI folgt, daß dieselben sehr vollständig gebrannt
wurden; die geringen Mengen Wasser und Kohlensäure, welche dieselben enthalten,
haben sie wohl der Luft entzogen, da sie erst, nachdem sie schon wenigstens zwei
Jahre gebrannt waren, der Analyse unterworfen wurden. Ferner enthalten die in
Salzsäure unlöslichen Rückstände bei Nr. IV und Nr. V nur 4 Procent aufschließbare
Kieselerde (bei Nr. VI beträgt sie 15 Proc.); ein Beweis dafür, daß nicht allein die
Kohlensäure des kohlensauren Kalks und der kohlensauren Magnesia vollständig
ausgetrieben, sondern auch die Thone fast vollständig aufgeschlossen worden
sind.
Der Verlust der Kalksteine beim Brennen beträgt gegen 30 Procent, während die
hydraulischen Kalke beim Erhärten 12–15 Proc. Kohlensäure und ungefähr 8
Proc. Wasser aufgenommen haben.
Nach diesen Analysen wären an einen Kalkstein, welcher bei richtigem Brennen einen
guten hydraulischen Kalk liefern soll, folgende Anforderungen zu stellen:
Der Gehalt an in Salzsäure unlöslichen Bestandtheilen kann 20–30 Procent des
Kalksteins betragen.
Der kohlensaure Kalt und die kohlensaure Magnesia dürfen zusammen 60 bis höchstens 70
Procent ausmachen (die kohlensaure Magnesia betrug bei den untersuchten Kalksteinen
im Maximum 7 Proc.). Die noch fehlenden 10–20 Proc. vertheilen sich auf das
Eisen, die Thonerde und die Alkalien. Bei den untersuchten Kalksteinen betrug das
Eisenoxyd im Maximum gegen 12 Proc., im Minimum 2–3 Procent; die Alkalien
machten ungefähr 1 Proc. aus.
Was die in Salzsäure unlöslichen Bestandtheile betrifft, so waren in den untersuchten
Kalksteinen 3/4–5/6 derselben aufschließbare Kieselerde und Quarz. Bei dem
Kalkstein Nr. I ist die aufschließbare Kieselerde, bei Nr. II und III der Quarz im
Ueberschuß vorhanden; jedoch beträgt die aufschließbare Kieselerde, selbst wo sie am geringsten
vertreten ist, 1/3 der in Salzsäure unlöslichen Bestandtheile. Von dem Gehalt an
aufschließbarer Kieselerde hängt ohne Zweifel die Temperatur ab, welche zum Brennen
des Kalksteins nöthig ist; ein Kalkstein wird um so leichter zu brennen seyn, je
mehr er aufschließbare Kieselerde, d.h. Kieselerde an Eisenoxyd und Thonerde
gebunden, in Form von Thon, enthält. Es scheint jedoch die Gefahr des zu starken
Erhitzens beim Brennen der Kalksteine viel geringer zu seyn, als bisher angenommen
wurde, da die untersuchten englischen hydraulischen Kalke nur noch sehr geringe
Mengen Kohlensäure enthielten, und da zum vollständigen Austreiben der Kohlensäure
aus den Kalksteinen eine viel höhere und länger andauernde Erhitzung nöthig ist, als
es das Aufschließen der Kieselerde in den Thonen erfordert.
Zum Schluß sollen hier noch die Analysen zweier inländischer Kalksteine angeführt
werden, welche auch einen brauchbaren hydraulischen Kalk geben; diese Kalksteine
sind von Horb; Hr. Bergrath v. Alberti hat den daraus
gebrannten Kalk als sehr hydraulisch gefunden.
Nr. I und Nr. II sind die Kalksteine, Nr. III der daraus gebrannte hydraulische
Kalk.
In Salzsäure
unlöslich:
Nr.
I.
Nr.
II.
Nr. III.
Quarz
4,6
Proc.
3,2
Proc.
4,9 Proc.
Kieselerde
6,6 „
4,1 „
1,3 „
Eisenoxyd
2,2 „
2,1 „
1,2 „
Thonerde
2,5 „
1,8 „
1,3 „
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
15,9 Proc.
11,2 Proc.
8,7 Proc.
In Salzsäure
löslich:
Kieselerde
1,4 „
0,8 „
11,9 „
Eisenoxyd
1,7 „
3,1 „
3,6 „
Thonerde
3,1 „
0,8 „
5,6 „
Kohlensaurer Kalk
63,1 „
71,7 „
Calciumoxyd
47,4 „
Kohlensäure
Magnesia
12,3 „
9,3 „
Magnesia
9,4 „
Kali
0,8 „
1,1 „
1,5 „
Natron
0,4 „
0,3 „
0,3 „
Wasser
1,3 „
1,7 „
0,6 „
Kohlensäure
11,0 „
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,0 Proc.
100,0 Proc.
100,0 Proc.
Berechnen wir diese Resultate auf den wasserfreien Zustand und addiren wir (wie unter
B.) bei dem hydraulischen Kalk die fehlende
Kohlensäure, so ist:
Nr.
I.
Nr. II.
Nr. III.
Kohlensaurer Kalk
63,9
Proc.
72,9
Proc.
62,2 Proc.
Kohlensäure Magnesia
12,5 „
9,5 „
14,5 „
Kali
0,8 „
1,1 „
1,1 „
Natron
0,4 „
0,3 „
0,3 „
Quarz, Kieselerde,
Eisenoxyd und Thonerde
22,4 „
16,2 „
21,9 „
––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,0 Proc.
100,0 Proc.
100,0 Proc.
Diese Kalksteine enthalten gegenüber von den englischen zu wenig Thon; ferner enthält
der Horber hydraulische Kalk zu viel Kohlensäure, er ist nicht vollständig gebrannt
worden.
Ein von Professor Pettenkofer in München zuerst
vorgeschlagenes Mittel zur Vergleichung hydraulischer Kalke in Betreff ihrer
GütePolytechn. Journal, 1849, Bd. CXIII S. 366. mag in folgendem Verhalten liegen, das auf ihrer physikalischen
Beschaffenheit beruht.
Von zwei hydraulischen Kalken im gemahlenen Zustande, welche im luftfreien Zustande
gleiches oder nahezu gleiches specifisches Gewicht haben,
kann man dem Gewichte nach sehr verschiedene Mengen brauchen, um denselben Raum
anzufüllen; derjenige hydraulische Kalk, von welchem das größere Gewichtsquantum
nöthig ist, ist der bessere.
Ein Glas, dessen Mündung abgeschliffen war und mit einer Glasplatte verschlossen
werden konnte, wurde unter beständigem Aufklopfen auf den Tisch mit den untersuchten
hydraulischen Kalken angefüllt. Bei wiederholten Versuchen wurde gefunden:
Das Glas faßt von den englischen Cementen:
Nr.
IV
39,2 Gram.
Nr.
V
43,5 „
Nr.
VI
40,5 „
Nr.
X
52,5 „
Von dem Horber hydraulischen Kalk faßt es 37,9 Gram., während es 30,8 Gram. Wasser
faßt.
Demnach wiegt ein württemb. Kubikfuß der Cemente von
Nr. IV
63,98 Pfd. (württemb.)
Nr. V
71,00 „
Nr. VI
66,10 „
Nr. X
85,69 „
Horber Kalke
61,86 „