Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. , S. 233 |
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Miscellen.
Miscellen.
Bericht der Beurtheilungs-Commission bei der
allgemeinen deutschen Industrie-Ausstellung zu München im Jahre 1854.
Dieser Bericht, dessen Bearbeitung sich eine Anzahl ausgezeichneter Sachverständigen
unterzogen hat, erscheint in der Buchhandlung von Georg Franz in München, groß 8., circa 40 bis 50
Bogen stark.
Da in diesem Berichte die Resultate der dermaligen deutschen gewerblichen Thätigkeit,
so weit sie in der Ausstellung zu München vertreten waren, niedergelegt sind, so hat
er nicht nur für die Industriellen im Allgemeinen einen bleibenden Werth, sondern
kann insbesondere auch dem Handelsstande von Nutzen seyn, weil in demselben außer
zahlreichen Adressen von Producenten auch die Urtheile über deren Erzeugnisse,
Angaben über die Fortschritte in der Production u.s.w. zu finden sind. Hr.
Ministerialrath Dr. v. Hermann, welcher als Vorstand der Beurtheilungs-Commission deren
Arbeiten in zweckmäßigster Weise organisirte, so daß Zeit und Kräfte nicht
zersplittert wurden und die umfangreiche Aufgabe zu Ende geführt werden konnte,
bevor die gefürchtete Brechruhr störend eingriff, hat die dankenswerthe Anordnung
getroffen, daß jeder Industrielle den Bericht über diejenige der zwölf Gruppen,
welche ihn speciell interessirt, besonders beziehen kann, indem das jede einzelne
Gruppe betreffende Heft auch separat zum Preise von 5 1/4 kr. oder 1 1/2 Sgr. per Bogen im Buchhandel zu haben seyn wird. Jeder der
einzelnen in sich abgegeschlossenen Berichte verbreitet sich über die ausgestellten
Gegenstände, bezeichnet die Standpunkte der Productionskräfte und Leistungen, und
schließt mit dem Verzeichnisse der von der Beurtheilungs-Commission
zuerkannten Auszeichnungen mit deren Motivirung.
Wir lassen nun die Eintheilung der Gruppen, wie sie in der
Ausstellung getroffen war, mit den Namen der HHrn.
Berichterstatter folgen:
I.Mineralien und Brennstoffe. –
Berichterstatter: k. b. Ober-Berg- und Salinenrath Chr. Schmitz zu München.
II.Land- und forstwirthschaftliche Rohproducte und
Erzeugnisse der ersten Zurichtung; dann landwirthschaftliche Geräthe.
Berichterstatter: der großherz. hessische Regierungsrath Dr. C. Zeller in Darmstadt und der
großherz. oldenburgische Gymnasiallehrer Dr. C. H.
Temme in Oldenburg (letzterer über
landwirthschaftliche Maschinen).
III.Chemische und pharmaceut. Producte und Farbwaaren u.
hierhergehörige Vorrichtungen u. Maschinen. – Berichtet von Dr. Max Pettenkofer, k.
Leib- und Hofapotheker u. Universitäts-Prof. zu München. IV.
Nahrungsmittel u. Gegenstände des persönlichen
Verbrauches
von W. Stein, Prof. der Chemie an der k. polytechn. Schule
zu Dresden; und von Mich. Oppmann, k. b.
Kellermeister in Würzburg (über Weine).
(Heft 3 und 4 werden zusammenbrochirt ausgegeben.)
V.Maschinen (mit Ausschluß der Haus- und
landwirthschaftlichen Geräthe und der Apparate für chemische und pharmaceutische
Zwecke), aber mit Einschluß aller Hülfstheile, auch der Arbeitsmaschinen.
– Berichterstatter Dr. Julius Hülsse, Director der k. polytechn. Schule zu
Dresden.
VI.Instrumente. (Zeichnungs-, Meß-,
physikalische, chemische, optische und astronomische, dann Waagen; Uhren,
chirurgische, musikalische Instrumente). Der Bericht über die astronomischen
Instrumente ist von dem k. b. Ministerialralrath Dr.
K. Steinheil, jener über die chirurgischen
Instrumente von dem k. b. Universitäts-Professor Dr. Fr. Chr. Rothmund und der über die
musikalischen von dem k. b. Universität-Professor Dr. K. Schafhäutl, sämmtlich in München.
Der Bericht über die Uhren endlich von Rud. Dieß, großherz. badischen
Ministerialrath in Carlsruhe.
VII.Webe- und Wirkwaaren, Leder und
Bekleidungsgegenstände. – Berichterstatter: Dr. Alb. Weinlig, k.
sächs. Geheimrath und Director im Ministerium des Innern zu Dresden.
VIII.Metallwaaren und Waffen. – Ueber erstere ist
von dem k. württembergischen Professor Christian Schwenk in Ludwigsburg, über Waffen vom k. k. Hofwaffenfabrikanten Ohlichs in Wien berichtet.
IX.Stein-, Ird- und Glaswaaren. –
Bearbeitet von Dr. Fr. Knapp, k. b. Universitäts-Professor und Betriebsbeamten der k.
Porzellanmanufactur in Nymphenburg bei München.
X.Holzwaaren und kurze Waaren verschiedener Art.
– Bericht von Dr. Ferd. v. Steinbeis, k. württemberg. Regierungsrath in
Stuttgart.
XI.Papier-, Schreib- und Zeichnungsmaterial und
Druck. – Der Bericht über Papier, Pappe, Preßspäne von dem
Bürgermeister Wilh. Oechelhäuser in Mühlheim an der
Ruhr; über Buntpapier, Tapeten, Spielkarten, Papier-Rouleaux,
Cartoanage-, Buchbinder- und Portefeuille-Arbeiten, dann
Schreib- und Zeichnungs-Materialien von dem Buchbinder- und
Portefeuille-Fabrikanten J. C. Hering in
Nürnberg, und über Schriftguß-, Buch- und Kunstdruck etc. etc. von
dem Universitätsbuchdrucker J. G. Weiß in
München.
XII.Leistungen der bildenden Künste. –
Berichterstatter: Ph. Foltz, Professor an der k. b.
Akademie der bildenden Künste in München.
XIII.Einleitung, von dem k. b. Ministerialrath und
Universitäts-Professor Dr. v. Hermann zu München, dieses Heft bildet mit Haupttitel
u. Inder den Abschluß des Berichts.
Die Referate bezüglich der Gruppen I, II, V, VII und VIII sind bereits erschienen und
der ganze Bericht wird demnächst in den Händen des Publicums seyn.
Mittel zur Verbindung der Treib- oder Laufriemen bei
Maschinen.
Seit 35 Jahren meiner praktischen Thätigkeit, berichtet ein Mechaniker im Scientific American, habe ich vielerlei Mittel zur
Verbindung der Enden der Treibriemen anwenden sehen. So hat man Riemen, deren
verdünnte Enden durch Bolzen und Schrauben, oder durch Niete, welche man in dem
Leder oder in Blechplättchen befestigt, mit einander verbunden sind. Die Anwendung
von Bolzen und Nieten ist aber nicht zweckmäßig, denn da dieselben hervorstehen, so
ergreifen und zerreißen sie Alles was in ihre Nähe kommt und können folglich leicht
die Arbeiter verwunden.
Man näht auch die Enden der Laufriemen mit dünnen Riemen von Schaf- oder
andern Leder zusammen, nachdem sie vorher über einander gelegt, zusammengeleimt und
mit gewichsten Fäden verbunden worden sind. Dieses Mittel ist zwar sehr gut,
dasjenige welches ich allen andern vorziehe, ist aber folgendes:
Man legt die verdünnten Enden des Laufriemens wie gewöhnlich über einander, streicht
zwischen beide recht guten Leim auf und klemmt sie zwischen Schraubenzwingen, welche
man recht fest anzieht, und so lange stehen läßt, bis der Leim trocken geworden ist.
Dann schlägt man hölzerne Schusternägel, die man in Leim getaucht hat, in vorher
eingestochene Löcher, in einer Anzahl welche von der Breite und Stärke der Riemen
abhängt. Die zu beiden Seiten der Riemenoberfläche hervorstehenden Theile der Nagel
werden hierauf mit einer Raspel weggenommen, so daß die Oberflächen ganz glatt sind.
Es muß sorgfältig dahin gesehen werden, daß die beiden Enden des Riemens zusammen
nicht stärker sind als der übrige Theil desselben. Wenn der Laufriemen einer
feuchten Atmosphäre ausgesetzt wird, so muß man statt des Leims irgend eine andere
leimende Substanz anwenden, auf welche das Wasser keinen Einfluß hat. Ist dieß aber
nicht der Fall, so verdient guter Tischlerleim den Vorzug, weil eine solche
Verbindung so lange dauert, als der Riemen selbst. (Bulletin
de la Société d'Encouragement, September 1854, S. 560.)
Ein wohlfeiles Mikroskop.
Im Leicester-square zu London trifft man gewöhnlich einen Mann welcher
Mikroskope für einen Penny (3 Kreuzer) das Stück verkauft; sie bestehen aus einer
gewöhnlichen Pillenschachtel, deren undurchsichtiger Boden weggenommen und durch ein
Stück Fensterglas ersetzt ist; in den Deckel wurde ein kleines Loch gemacht, um
darin eine Linse anzubringen; das kleine Instrument ist schwarz angestrichen. Hält
man das Auge an die Linse, so sieht man Hunderte mikroskopischer Thierchen von der
Größe eines Wurms in jeder Richtung sich bewegend, während das bloße Auge auf dem
Glase nur einen kleinen Fleck gewahr wird, der mit einem Gemisch von Mehl oder Leim
und Wasser gemacht ist. Das Instrument vergrößert beiläufig zwanzigmal; nun würde
eine Linse von solcher Vergrößerung in England wenigstens 2 Shill. (1 fl. 12 kr.)
kosten: wie kann also jener Mann sein Mikroskop um einen Penny verkaufen? Sein
Geheimniß ist folgendes: die Linse wird mit durchsichtigem canadischem Balsam
gemacht. Man läßt geschickt einen Tropfen dieses Balsams, wenn er flüssig ist, in
das kleine Loch laufen, und beim Erstarren nimmt er nahezu die Form einer spärischen
Linse an. Jener Mann verkauft schon seit 15 Jahren solche von seiner Familie
verfertigten Mikroskope; eines seiner Kinder schneidet den Boden der Pillenschachtel
weg, ein anderes macht das Loch in den Deckel, seine Frau streicht das Ganze schwarz
an und macht ihm die Linsen. (Cosmos, Revue
encyclopédique, December 1854, S. 596.)
Cookson's Verfahren zum Ausbringen
des Bleies aus dem Bleiglanz.
William Cookson in Newcastle am Tyne ließ sich zum
Ausbringen des Bleies aus Bleiglanz am 8. März 1854 in England folgendes Verfahren
patentiren, welches sich in Verbindung mit der Schwefelsäure-Fabrication als
vortheilhaft erweisen dürfte, indem man das abfallende Schwefeleisen zur Gewinnung
der schwefligen Säure für die Bleikammern röstet.
Man vermengt zuerst Bleiglanz und metallisches Eisen mit einander und setzt dann ein
kleines Quantum kohlensaures Alkali und Kohlenpulver zu. Das Gemenge wird hierauf in
einem Ofen oder Tiegel der geeigneten Hitze ausgesetzt. Hierbei scheidet sich
metallisches Blei ab, während sich das Eisen mit dem frei gewordenen Schwefel zu
Schwefeleisen verbindet; letzteres, einer feuchten Atmosphäre ausgesetzt, zerfällt
zu Pulver. Das so zerfallene Schwefeleisen wird mit Wasser zu einem dicken Teig
angemacht, welcher mittelst einer Maschine zu kleinen Stücken geformt werden kann.
Die geformten Stücke müssen bei mäßiger Wärme getrocknet werden, worauf man sie wie
Schwefelkies in einem Schachtofen zur Gewinnung von schwefliger Säure (für die
Bleikammern) brennt. Bei diesem Rösten verwandelt sich das Schwefeleisen in
Eisenoxyd, welches ein wenig Schwefel, Blei und Salze enthält. Dieses Eisenoxyd wird
zermahlen und mit Kohlenpulver gemengt) hierauf kann es anstatt metallischen Eisens
wie vorher zum Schmelzen von Bleiglanz behufs der Bleigewinnung verwendet werden.
Man erhält bei diesem Verfahren eine größere Ausbeute an Blei, als bei der
gewöhnlichen Bleiarbeit, weil das Eisenoxyd noch Blei von den vorhergehenden
Operationen enthält. (London Journal of Arts, Januar
1855, S. 40.)
Ueber eine einfache Reinigung gelb geworbenen (zersetzten)
Jodkaliums; von Landerer.
Es ist bekannt, daß das Jodkalium, wenn es längere Zeit aufbewahrt wird, mit
atmosphärischer Luft häufig in Berührung kommt und dem Sonnenlichte ausgesetzt wird,
eine gelbliche Farbe annimmt und einen sehr deutlichen Geruch nach Jod ausstößt. Daß
die gelbe Farbe dem frei gewordenen Jod zuzuschreiben ist, versteht sich von
selbst.
Auf jeden Fall stammt dieses freie Jod, welches jenem Salze die gelbe Farbe ertheilt,
davon her, daß zunächst durch Einwirkung der Kohlensäure und der Feuchtigkeit der
Luft kohlensaures Kali und Jodwasserstoffsäure entsteht, und daß dann letztere durch
den Sauerstoff der Luft in Wasser und Jod umgewandelt wird.
Um nun dem Salze das frei anhängende Jod zu entziehen, habe ich ein einfaches und dem
Zwecke vollkommen entsprechendes Mittel gefunden; ich wickle nämlich das Salz in
gewöhnliches weißes Schreibpapier, das bekanntlich Stärkmehl enthält. Nach wenigen
Stunden ist das Papier röthlich oder blau gefärbt und das Salz wiederum schön weiß.
Auf diese Weise gelang es mir, eine bedeutende Menge gelben Jodkaliums ohne viele
Mühe zu entfärben. (Wittstein's Vierteljahresschrift für
prakt. Pharmacie Bd. III S. 570.)
Analyse einer weißen Glasur für Thonöfen.
Die sehr weiße Glasur ward als besondere Vorzüge besitzend gerühmt; es erschien
deßhalb nicht überflüssig, durch Analyse ihre Zusammensetzung zu ermitteln. Sie
enthielt nach einer Analyse von C. Knauß in 100
Theilen:
23,6
Bleioxyd,
15,6
Zinnoxyd,
43,5
Kieselsäure,
1,7
Thonerde,
0,5
Eisenoxyd,
3,8
Kalk,
1,6
Magnesia,
––––––––––
90,3
Das Fehlende sind Alkalien, hauptsächlich Natron.
Man kann wohl annehmen, daß die geringe Menge von Kalk und Magnesia, so wie von Kali
durch unreinen Sand und Thon in die Glasur gekommen sind, und daß dieselbe durch
Zusammenschmelzen von Mennige mit Zinnasche, Thon, Sand und Soda dargestellt ward.
Um eine Glasur von der angegebenen Zusammensetzung zu erhalten, wird man etwa
folgende Verhältnisse anzuwenden haben, wenn Thon und Sand möglichst rein sind:
24 – 25 Theile
Mennige,
15 – 16
„
Zinnasche,
36 – 38
„
Quarzsand,
12 – 14
„
Thon,
7 „
kohlensauren Kalk,
3 – 3,5
„
kohlensaure Magnesia,
18 – 20
„
reine calcinirte Soda.
Enthält der Thon Sand, oder der Sand Thon, so werden die Verhältnisse etwas anders zu
nehmen seyn; ist der Thon oder Sand kalkhaltig oder Magnesia haltend, so brauchen
diese Substanzen nicht besonders zugesetzt zu werden. (Württembergisches
Gewerbeblatt, 1855, Nr. 5.)
Kitt für Porzellan und Glas.
Nachstehender Kitt entspricht, Elsner's Erfahrungen
zufolge, allen Anforderungen hinsichtlich der zu erzielenden Festigkeit der
Bruchstücke Zwei Theile gepulverte gebrannte Austerschalen werden mit einem Theile
gepulverten arabischen Gummi gemischt und mit Eiweiß oder Wasser zum dicken Brei angerieben; damit werden die zu verbindenden
Stücke bestrichen, aneinander gedrückt und bei gelinder Stubenwärme ruhig
hingestellt, damit der Kitt langsam trockne. Man kann auch gleiche Theile gebrannte
Austerschalen und arabisches Gummi nehmen, und erhält gleichfalls genügende
Resultate. (Aus Böttger's polytechn. Notizblatt, 1855, Nr. 1.)
Ueber Schützenbach's Verfahren zur
Gewinnung des Rübensaftes ohne Pressen.
Die betreffende Abhandlung des Civilingenieurs J. Oberndorfer, welche aus der „Zeitschrift des österreichischen
Ingenieur-Vereins“ im 1sten Januarheft (S. 64 dieses Bandes)
des polytechn. Journals aufgenommen wurde, enthält bezüglich der Zucker-Ausbeute fehlerhafte Angaben, welche eine
Berichtigung erheischen.
Es heißt nämlich daselbst S. 65: „der Chemiker Corenwinder fand in der angewandten Rübe 7,5 Procent
Zucker.“ – Ferner S. 70: „nach dem Preßverfahren
wurde in der erwähnten Fabrik an Füllmasse 10,409
Procent vom Rübenquantum gewonnen; mit Schützenbach's
Auslauge-Batterie aber 12,091 Procent.“
Offenbar ist dieses nicht möglich, da bekanntlich 100 Pfd. Füllmasse 45 Pfd. erstes
Product verkäuflichen Rohzuckers, überhaupt aber beiläufig 78 Proc. Rohzucker geben.
Auch hat bis jetzt die Praxis herausgestellt, daß man mit den
besten Apparaten nur 72 Procent von der in der Rübe wirklich enthaltenen
Zuckermenge erzielen kann. In der That lautet auch der Commissionsbericht
über das neue Verfahren in der 24sten Lieferung der Zeitschrift für
Rüben-Industrie S. 479 und S. 484 dahin, daß die Rüben nach den chemischen
Analysen von 10,3 bis 11,84 Proc. Zucker enthielten, und daß die Füllmasse nach dem
Preßverfahren 10,687 Procent, nach Schützenbach aber
11,473 Procent des Rübenquantums gewesen sey. L. W.
Ueber Anfertigung der sogenannten Windsorseife; von F. W. Weise.
Diese Seife ist wegen ihrer Reinheit und ihres, wenn auch nicht ausgezeichneten, doch
sehr angenehmen Geruchs als die beste Seife zur Hautwäsche vorzüglich zu empfehlen.
Man verfährt bei deren Fabrication auf folgende Weise: man bringt in einen wo
möglich verzinnten oder emaillirten Kessel 40 Pfund nicht mit Säure geschmolzenen
weißen, reinen Talg, dazu 15 bis 20 Pfund Olivenöl, verseift solches anfangs mit
einer 10grädigen, reinen Natronlauge; hat sich nun die Masse gut verbunden, so fährt
man fort mit 15grädiger, zuletzt mit 29grädiger Lauge die Seife fertig zu machen und so
abzurichten, wie eine Kernseife, doch muß sie ganz neutral seyn, und keinen
Ueberschuß von Lauge haben. Man läßt nun die Seife ganz klar sieden, läßt sie sechs
bis acht Stunden ruhig im Kessel stehen, damit sie sich von der Lauge rein
absondert, und bringt sie in eine flache Form, drückt sie so lange, bis sich kein
Fluß mehr zeigt, damit sie sich nicht marmorirt. Man parfümirt sie auf das
angegebene Quantum mit 20 Loth Kümmelöl, 12 Loth Bergamottöl, 6 Loth Lavendelöl, 2
Loth spanischem Hopfenöl und 6 Loth Thymianöl. Die Windsorseife wird oft in kleinen
ovalen, in Papier eingeschlagenen Stücken verkauft, und man liebt sie von brauner
Farbe. Diese Farbe erlangt man durch gebrannten Zucker. Man läßt zu dem Ende den
Zucker in einer Pfanne kochen, bis er eine dunkelbraune Farbe erhält und rührt
solchen unter die Seife, bis man eine kaffeebraune Färbung erreicht hat. Zucker
macht die Seife mild und ist der Haut nicht nachtheilig. (Aus Böttger's polytechn.
Notizblatt, 1854, Nr. 24.)
Beschreibung der Fabrication von künstlichen
Blumenblättern,
welche in Bayern seit 1843 patentirt war. Ein abzubildendes
Blatt, entweder ein schon künstlich verfertigtes oder ein natürliches, wird, nachdem
es mit Oel zart angestrichen, auf eine Lage von Gypsmehl vorsichtig eingedrückt,
damit die Schwere der darauf kommenden Formmasse die Formen des Blattes nicht
verändere; hierauf wird es mit einem Rande umgeben und die Formmasse darauf
gegossen.
Nach vielen Versuchen gelang es den Erfindern, Gebr. Zeller in München, eine Masse zu finden, welche nicht nur der im
aufgelösten Kupfervitriol befindlichen Säure, worein später die Form gelegt wird,
widersteht, sondern auch vollkommen geeignet ist, sich in die feinsten Nüancirungen
einzuschmiegen; sie besteht aus Stearin und Alabaster-Gypsmehl. Das Stearin
wird in einer Pfanne über Kohlenfeuer geschmolzen, fein gesiebtes
Alabaster-Gypsmehl bis zu einer breiartigen Consistenz in kleinen Partien
hinzumengt, das Ganze endlich wohl untereinander gerührt und heiß auf den
abzuformenden Gegenstand gegossen.
Beim Abformen von natürlichen Blättern wird jedoch die Form aus Gypsmilch gebildet,
d.h. Alabaster-Gypsmehl wird dem Wasser bis zur Rahmdicke zugemischt, auf das
eingeölte natürliche Blatt gegossen, diese Milch mit einem Pinsel auf dem Blatte
verrieben, um die sich erzeugenden Luftblasen zu zerstören, und nachdem die Form
vollkommen ausgetrocknet ist, wird dieselbe mit flüssiggemachtem Stearin getränkt.
Obige heiße Masse würde die Structur eines natürlichen Blattes zerstören.
Handelt es sich um Phantasie-Blätter, so werden dieselben in Wachs bossirt,
und dann mit Gypsmilch wie bei den natürlichen Blättern die Form behandelt.
Nachdem die Form gebildet ist, wird sie mit Graphit eingerieben und in einer
galvanischen Batterie zu einer kupfernen Form gebildet.
Hieraus entsteht eine Patrize, diese wird neuerdings in die galvanische Batterie
gelegt und so die Matrize durch den Niederschlag des Kupfers an die Patrize
gebildet. Zwischen diese beiden Stempel wird das durch ein schneidiges
Ausschlageisen vorerst in seiner äußeren Form gebildete Blatt gelegt und in einer
gewöhnlichen starken Tiegelpresse gepreßt.
Die erforderlichen Stoffe sind Sammet, Perkal und Papier. Sammet und Perkal werden,
um die ihnen nöthige Steife zu geben, auf der Rückseite mit Gallerte, von Pergament
gekocht, angestrichen; gut geleimtes Velinpapier wird mit einer dünnen Schicht
Stärkekleister, sodann mit einem Absud von Gelbbeeren überstrichen. Man siedet dazu
3 Pfd. Gelbbeeren von Avignon in 3 Maaß (6 Pfd.) Wasser bis zur Hälfte ein, setzt
beim ersten Aufsieden 1/4 Pfd. Alaun zu, nach dem Erkalten noch 3 Pfd. Berlinerblau
und 1/4 Pfd. Vitriolblau; das Papier wird, nach dem Grade des gewünschten heller
oder dunkler werdenden Grüns, mehreremale mit einem feinen Schwamme überstrichen.
Manche dunklere Sorten erhalten noch einen Ueberzug von einer durch Eiweiß aus
ungebrannten Kaffeebohnen herausgezogenen smaragdgrünen Farbe. Kaffeebohnen werden
zu diesem Zweck 24 Stunden in Eiweiß gelegt. Wenn das gefärbte Papier völlig trocken
geworden, so gibt man ihm durch ein- oder mehrmaligen Leimanstrich, aus einem Absud
von Hammelknochen und Wasser (zu 1 Hammelfuß 4 Schoppen Wasser), den Glanz und nach
dem Trocknen durch Ueberfahren mit einem in eine Alaun-, Salpeter- und
Weinsteinauflösung (jedes zu gleichen Theilen) getauchten Schwamm die Fähigkeit, der
Nässe zu widerstehen. (Bayerisches Kunst- und Gewerbeblatt, 1854, S.
666.)
Grüne Farbe zur Blumenfabrication.
In der Blmuenfabrication wird in neuerer Zeit mit einer gelben Farbe, auf welche eine
blaue aufgesetzt wird, ein Grün in verschiedenen Tönen und Nüancen hergestellt,
welches durch seine Schönheit überrascht und in gewissen Nüancen die größte
Aehnlichkeit mit dem lebhaftesten Schweinfurter Grün darbietet. Die Untersuchung hat
ergeben, daß das Gelb nichts anderes als Pikrinsäure, das Blau
indigblau-schwefelsaures Kali (Indigcarmin, blauer Carmin) ist, die wegen der
Reinheit ihrer Farben in der That das schönste Grün geben, was durch Mischung
erzeugt werden kann.Durch Zusaß von kohlensaurem Natron zur Lösung der
Pikrinsäure, also Erzeugung von pikrinsaurem Natron, kann man den Effect
noch erhöhen. Der blaue Carmin läßt sich leicht aus jeder Farbenhandlung beziehen; die
Pikrinsäure, die bekanntlich auch seit längerer Zeit schon zum Gelbfärben der Seide
Anwendung findet, kann von sehr guter Beschaffenheit aus der Fabrik von Lehmann und Kugler in
Offenbach a. M. bezogen werden.
Durch Vermischen von Lösungen der Pikrinsäure und des Indigcarmins läßt sich auch
eine ausgezeichnete grüne Tinte darstellen, wenn man darin gleichzeitig die
erforderliche Menge arabisches Gummi löst. Auch ist zu erwarten, daß man sich dieses
Grüns, sobald es einmal bekannt geworden seyn wird, in der Tapetenfabrication an der
Stelle des Schweinfurter wenigstens in solchen Fällen wird bedienen können, wo der
Preis der Tapete es gestattet. Professor W. Stein in
Dresden. (Polytechn. Centralblatt, 1855, Liefer. 2)
Waschpulver zum Entfetten der Wolle.
Ein solches, dessen Eigenschaften sehr gerühmt wurden, enthielt
68,8
Procent
wasserfreies kohlensaures Natron,
24,0
„
Seife und
7,2
„
Wasser.
Es ist daher wahrscheinlich gemischt worden aus 1 Theil Seife
und 3 Theilen calcinirter Soda.
Ein anderes zu gleichem Zwecke angewendetes Pulver bestand in 100 Theilen aus
Kohlensäure
20,32
Chlor
10,16
Fettsäure
18,45
Natron
32,16
Ammoniak
3,79
unlöslichem
Rückstand
1,45
Wasser
13,67
und war höchst wahrscheinlich gemischt aus 1 Theil Salmiak, 2
Theilen Seife und 4 Theilen calcinirter Soda. Prof. W. Stein in Dresden. (A. a O.)
Ueber eine Krankheit des Leins; von Hrn. Loisel.
Im Nord-Departement Frankreichs hatte der Lein in der ersten Hälfte des
Junius, noch ehe er von starken Regengüssen niedergelegt wurde, eine nachtheilige
Veränderung erlitten, die sich durch eine mehr oder weniger starke gelbe Färbung der
sonst grünen Pflanze kundgab; letztere war weniger hoch und dünner aufgeschossen,
aber dennoch straffer, besonders nach unten zu zeigt sie sich beim Biegen spröder
als sonst, so daß sie beim Ausreißen beinahe jedesmal in der Nähe der Wurzel
abbrach. Die Blätter wurden nach und nach schwärzlich, wie verbrannt, und leicht
zerreiblich; hie und da zeigte sich eine verkrüppelte Blüthe, welche, noch ehe sie
sich öffnete, verwelkte und schon vor der Befruchtung abstarb.
An dieser kranken Pflanze findet man stets eine große Menge von
Kryptogamen, welche den Wurzelhals bis auf eine Höhe von 2–4
Fingerbreiten umgeben; dieselben sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen, wohl aber
mittelst der Loupe, sie bilden kleine, abgerundete Knollen von fahlgelber Farbe,
welche nach und nach in Braun und Schwarz übergeht. Diese Kryptogamen finden sich
bei jedem Grade der Krankheit vor, so daß sie als charakteristisches Merkmal
derselben anzusehen sind. Einmal vorhanden, nimmt der Kryptogam sehr rasch überhand,
so daß er in 1–2 Tagen sich schon sehr verbreitet hat; zuletzt zerfrißt er
die Rinde und läßt die Holzfaser ganz entblößt zurück.
Der von dieser Krankheit angerichtete, durch die Erfahrung schon längst nachgewiesene
Schade ist sehr groß, vorzüglich in Bezug auf den Samenertrag, und wird im J. 1854
auf ein Drittheil einer mittlern Ernte angeschlagen (was im Nord-Departement
etwa 1 Million Francs beträgt).
Die landwirtschaftlichen Werke geben über diese Krankheit keine Aufschlüsse. Nach
Hrn. Desmazière's Untersuchung ist dieser
Kryptogam: Phoma exiguum; er beschrieb diesen Pilz
zuerst im J. 1849 in den Annales des sciences naturelles
und betrachtet ihn nicht als die Ursache, sondern als die Folge des krankhaften
Zustandes der Pflanze. Ein Mittel denselben abzuhalten, ist noch nicht bekannt. (Comptes rendus, Juli 1854, Nr. 3.)
Hopfen kräftig zu bewahren.
Man benutze die Art, wie die Apotheker aromatische Pflanzen einpacken, und man wird
den Hopfen Jahre lang aufbewahren können, so daß er wie frisch bleibt. Statt nämlich
den Hopfen in Säcke zu verpacken, drücke man ihn an Ort und Stelle, wo er
eingeerntet und getrocknet wird, gleich nach seiner Trocknung in hölzerne Kisten ein
und verschließe dieselben luftdicht, d.h. man verpiche alle Fugen gut mit Pech oder
Harz, so daß durchaus keine Luft dazu kann, und öffne eine Kiste nicht früher, als
wenn man eben im Begriff ist den Hopfen in der Brauerei zu verbrauchen. (Archiv der
Pharmacie Bd. CXXX S. 250.)