Titel: | Ueber Shadbolt's Verfahren, die für Lichtbilder mit Collodium überzogenen Glasplatten längere Zeit empfindlich zu erhalten. |
Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. XV., S. 56 |
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XV.
Ueber Shadbolt's Verfahren, die für Lichtbilder mit
Collodium überzogenen Glasplatten längere Zeit empfindlich zu erhalten.
Aus dem Cosmos, Revue encyclopédique, März 1855, S.
265.
Ueber Shadbolt's Verfahren, die Glasplatten für Lichtbilder längere
Zeit empfindlich zu erhalten.
Hr. Mansell bespricht im Journal der Londoner
photographischen Gesellschaft Shadbolt's Verfahren
mittelst Honigsyrup das Collodium empfindlich zu erhalten, welches im polytechn.
Journal Bd. CXXXIII S. 433 mitgetheilt
worden ist. Er glaubt die Manipulationen so vereinfacht zu haben, daß ein sicheres
Gelingen kaum mehr zu bezweifeln ist. Wir übersetzen seine Notiz wörtlich:
„Nachdem die Glasplatte mit der größten Sorgfalt gereinigt, dann auf
gewöhnliche Weise mit Collodium überzogen und in das empfindlichmachende Bad
getaucht worden ist, nimmt man mit derselben folgende drei Operationen vor:
Erste Zubereitung. Sie hat zum Zweck, das auf der
Platte befindliche salpetersaure Silber auf die geringste Menge zu reduciren,
wobei sie ihre Empfindlichkeit in der Camera obscura
behält. Nachdem man die Platte gewaschen hat, taucht man sie 1 bis 2 Minuten in
ein verticales Bad
von destillirtem Wasser; man zieht sie heraus und läßt das überschüssige Wasser
ablaufen, indem man sie senkrecht mit einem ihrer Ränder auf Fließpapier
stellt.
Zweite Operation. Sie hat zum Zweck, die Platte in
feuchtem Zustande zu erhalten und die Krystallisation des salpetersauren Silbers
zu verhüten, wozu man sie mit einer Schicht hygroskopischen Syrups überzieht.
Man gießt den Syrup auf die Platte und läßt ihn beiläufig zwei Minuten darauf
verweilen, indem man ihn auf deren Oberfläche in Bewegung erhält; dann gießt man
ein zweites Mal Syrup darauf und verfährt eben so. Der Syrup, womit eine Platte
zum erstenmal begossen wurde, läßt sich verwenden um eine zweite Platte zum
erstenmal zu überziehen; zum zweiten Auftragen muß man aber immer neuen Syrup
nehmen.
Um diesen Syrup zu bereiten, vermischt man gleiche Gewichtstheile reinen Honig
und destillirtes Wasser, und filtrirt; seine Consistenz muß eine solche seyn,
daß er durch gewöhnliches weißes Filtrirpapier dringen kann.
Dritte Operation. Sie hat zum Zweck, den Syrup von
der Oberfläche der Platte vollkommen zu entfernen, bevor man das Bild
entwickelt. Von dieser dritten Operation hängt hauptsächlich das Gelingen des
Bildes ab. Nachdem der Syrup nur sehr kurze Zeit auf der Platte verweilt hat,
besteht er schon aus zwei Schichten; einer äußern, welche sehr lange Zeit weich
und hygroskopisch bleibt, und die in kaltem Wasser auflöslich ist; die andere
innere Schicht besteht aus Syrup und salpetersaurem Silber, ist in kaltem Wasser
unauflöslich, aber in warmem Wasser und noch mehr im Wasserdampf auflöslich.
Nachdem man die Platte aus dem dunklen Rahmen genommen hat, tauche man sie fünf
Minuten lang in ein Waschbad, um den äußern Syrup zu beseitigen; man lasse sie
abtropfen und halte sie, die Collodiumschicht nach unten, über den Dampf
siedenden Wassers, in 4 bis 5 Zoll Entfernung von der Oberfläche des kochenden
Wassers; der erhärtete Syrup wird sich so allmählich auflösen; man neigt nun die
Platte und läßt sie an einem ihrer Ecken ablaufen. Wenn während des Dämpfens ein
Theil der Platte, wo nämlich die Syrupschicht weniger dick war, trocken zu
werden beginnt, so erhält man die Platte dadurch feucht, daß man das an ihrer
Oberfläche condensirte Wasser über sie laufen läßt. Nach beendigter Operation
läßt man die Platte abtropfen, und um dann die letzten Spuren von Syrup zu
beseitigen, gießt man ein- bis zweimal sanft destillirtes Wasser auf ihre
Oberfläche; man läßt sie neuerdings abtropfen und gießt auf sie die
Pyrogallussäure-Lösung; nach einer oder zwei Minuten, wo die jodhaltige
Schicht gut
imprägnirt ist, gießt man die Pyrogallussäure in ein Glas welches den achten
Theil ihres Volums Silberlösung (30 Gran salpetersaures Silber in der Unze)
enthält, und gießt dann unmittelbar die Mischung auf die Platte. Das Bild
entwickelt sich so rasch und gleichförmig, daß man nicht sagen kann, an welcher
Stelle der Platte sein Erscheinen beginnt. Die großen negativen Lichter sind in
diesem vollkommenen Bilde so durchsichtig wie das Glas; die Halbtöne und die
Schatten lassen nichts zu wünschen übrig. Die Oberfläche besteht nach dem
Waschen und Dämpfen – vor der Entwickelung des Bildes – aus einer
fast reinen Jodsilber-Schicht, im Zustand äußerster photogenischer
Spannung, weil das freie salpetersaure Silber ganz beseitigt worden ist. Wenn
man die doppelte Operation des Waschens und Dämpfens mehrmals wiederholt, so
wird das salpetersaure Silber so vollkommen entfernt, daß die Platte ohne Gefahr
dem zerstreuten Licht ausgesetzt werden kann.
Die negativen Bilder von Platten, welchen man so ihr anfängliches salpetersaures
Silber entzogen hat, halten in jeder Hinsicht mit den nach den gewöhnlichen
Verfahrungsarten dargestellten den Vergleich aus.“