Titel: | Le Gray's Verfahren zur Darstellung der Lichtbilder auf Wachspapier. |
Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. XXXII., S. 109 |
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XXXII.
Le Gray's Verfahren zur
Darstellung der Lichtbilder auf Wachspapier.
Le Gray's Verfahren zur Darstellung der Lichtbilder auf
Wachspapier.
Das bewährte Verfahren zur Darstellung der Lichtbilder auf Wachspapier von Gustave
Le Gray, wie er es in der zweiten Auflage (1854)
seiner in französcher Sprache geschriebenen Broschüre ausführlich beschreibt, ist
folgendes:
Wichsen des negativen Papiers. – Diese vorläufige
Operation hat zum Zweck, alle Poren des Papiers durch Einbringen von Wachs
vollständig auszufüllen. Das so zubereitete Papier erhält die Stärke und das Ansehen
des Pergaments; nach der Entwickelung des Bildes ist es nicht nöthig das Papier noch
einmal zu wichsen, um eine positive Copie zu erhalten.
Man nimmt eine große Daguerreotyp-Platte (oder ein ähnliches Stück plattirten
Metalls) und legt sie horizontal auf einen Ständer. Man erwärmt sie, indem man eine
Weingeistlampe unter ihr hin und her führt; sie kann noch gleichförmiger mittelst
eines Wasserbades erwärmt werden; dann überfährt man ihre Oberfläche mit einem Stück
weißen Wachses; nachdem man auf diese Weise eine gute Lage von geschmolzenem Wachs
erhalten hat, legt man ein Blatt Papier darauf, und erleichtert dessen Anhaften
mittelst eines Kartenblattes. Wenn das Papier vollständig gesättigt erscheint, nimmt
man es weg und legt es zwischen Blätter von Löschpapier, über welche man mit einem
mäßig heißen Plätteisen fährt, um alles überschüssige Wachs zu absorbiren; es ist
nämlich nothwendig, daß das Wachs gleichförmig im Körper des Papiers verbreitet wird
und keines auf der Oberfläche desselben zurückbleibt. Wenn man ein Blatt gut
präparirten Papiers gegen das Licht hält, so dürfen auf seiner Oberfläche keine
glänzenden Flecken sich zeigen, sondern es muß gleichförmig durchscheinend seyn. Das
Plätteisen darf nicht zu heiß seyn. Dünnes Papier ist zu diesem Verfahren
vorzuziehen.
I. Operation. Zubereitung des negativen Papiers. –
Man kocht 7 Unzen Reis mit 320 Gran Hausenblase in 7 1/2 Pfund1 Pfd. gleich 16 Unzen. destillirtem Wasser in einem Porzellan- oder Glasgefäß; die
Reiskörner sollten nur schwach gebrochen seyn, damit die erhaltene Flüssigkeit nicht
durch überschüssige
Stärke verdickt ist, sondern nur den klebrigen Theil des Reises enthält; das Ganze
wird dann durch ein Stück feiner Leinwand geseiht.
Um das erste Bad zu bereiten, in welchem das Wachspapier eingetaucht wird, löst man
in 40 Unzenmaaßen Reiswasser auf:
1 1/2
Unzen Milchzucker,
1/2
„
Jodkalium,
12
Gran Cyankalium,
7 1/2
„
Fluorkalium.
Wenn Alles aufgelöst ist, filtrirt man die Lösung durch feine
Leinwand und bewahrt die klare Flüssigkeit in einer Flasche zum Gebrauch auf.
Dieses Präparat erhält sich lange Zeit vollkommen gut, und kann bis zum letzten
Tropfen verbraucht werden; bei kaltem Wetter ist es besser die Lösung vor ihrer
Anwendung schwach zu erwärmen. Um das Papier zuzubereiten, gießt man in eine Schale
eine Quantität der Lösung, wenigstens 1 Zoll hoch; in diese taucht man das
Wachspapier Blatt für Blatt, wobei man alle sich etwa bildenden Luftblasen
sorgfältig entfernen muß; so kann man 15 bis 20 Blätter eintauchen und dieselben
eine halbe bis ganze Stunde darin lassen, je nach der Dicke des angewandten Papiers.
Nun kehrt man die ganze Papiermasse um; dann nimmt man ein Blatt nach dem andern,
mit dem zuerst hineingebrachten anfangend, heraus und hängt dieselben an einer
Schnur zum Trocknen auf, mittelst einer gebogenen Stecknadel welche durch eines der
Ecken gezogen wurde. Eine Rolle Löschpapier, an dem Winkel angebracht wo die Tropfen
fallen, erleichtert das Trocknen.
Englisches und französisches Papier sollten nicht mit einander in derselben Lösung
zubereitet werden.
Nachdem das Papier trocken ist, schneidet man es zur erforderlichen Größe und bewahrt
es in einer Mappe zum Gebrauch auf.
Das so zubereitete Papier sollte eine schwache violette Färbung haben; dieselbe
erhält man sehr leicht mit einer alten Lösung, weil eine solche Lösung eine
Säuerlichkeit besitzt welche das Jod frei macht. – Man kann dasselbe Resultat
mit einer frisch bereiteten Lösung erhalten, wenn man ihr ein wenig reines Jod
zusetzt, drei bis vier Gran auf 40 Unzenmaaße.
Da dieses Papier für das Licht fast unempfindlich ist, so kann es zur Tageszeit
bereitet werden; wenn es aber zu lang einem starken Licht ausgesetzt bliebe, so
würde das Jodkalium zersetzt und das Jod auf das Stärkmehl des Papiers
niedergeschlagen werden. Man darf es daher niemals einem starken Licht
aussetzen.
Dieses Papier dient sowohl für Landschaften als für Porträts; es gibt gute
Modulationen des Farbentons und ein intensives Schwarz.
Die nach dem Herausnehmen des Papiers in der Schale verbleibende Flüssigkeit gibt man
in eine Flasche welche man verkorkt; man kann sie bis zum letzten Tropfen
verbrauchen, muß sie aber vor der Anwendung filtriren.
Man kann mit Vortheil dieser Lösung per 20 Unzenmaaße das
geschlagene Weiße von einem Ei zusetzen.
II. Operation. Verfahren das jodirte Wachspapier empfindlich
und zum Gebrauch in der camera geeignet zu
machen. – Man bereitet im Dunkeln, oder beim Licht einer einzigen
Kerze, folgende Lösung in einer Flasche mit eingeriebenem Stöpsel:
destillirtes Wasser
10 Unzen
salpetersaures
Silber
320 Gran
Essigsäure
3/4 Unzenmaaß
Thierkohle
1/4
–
Wenn das salpetersaure Silber aufgelöst ist, setzt man die
Essigsäure zu, hernach die Thierkohle.
Die Flasche muß gut geschüttelt werden, worauf man die Lösung zum Absetzen stehen
läßt; die Flüssigkeit kann in etwa einer halben Stunde klar abgegossen und filtrirt
werden, wo sie dann zum Gebrauch bereit ist.
Die in der Flasche verbleibende Thierkohle bewahrt man auf, um damit das
essig-salpetersaure Silber zu entfärben, wenn dasselbe von dem jodirten
Papier bei einer nachfolgenden Operation gefärbt worden seyn sollte. Man muß besorgt
seyn, daß alle am Boden der Flasche entstandenen Krystalle wieder aufgelöst
werden.
Obiges Quantum von Lösung ist berechnet um 20 Blätter Papier von 10 Zoll Breite und
14 Zoll Länge empfindlich zu machen; bei Anwendung einer größeren Anzahl würde die
Empfindlichkeit vermindert.
Zwei flache Porzellanschalen werden nun (mit weißem Filtrirpapier) vollkommen
gereinigt; in die eine gibt man so viel essig-salpetersaures Silber, daß sie
den Boden vier Zehntel eines Zolles hoch bedeckt, in die andere Schale gibt man
destillirtes Wasser. Auf die Flüssigkeit in der ersten Schale, nämlich das
essig-salpetersaure Silber, legt man ein Blatt des jodirten Wachspapiers; man
drückt auf die obere Fläche des Papiers (mittelst eines Pinsels) so, daß es mit der
Flüssigkeit in Berührung gebracht wird und entfernt alle Luftblasen welche sich an
der untern Seite bilden. Man läßt das Papier in diesem Bade vier bis fünf Minuten;
sollte das jodirte
Papier violett gefärbt seyn, so kann man es entfernen sobald es weiß geworden ist,
weil es dann das Maximum seiner Empfindlichkeit erreicht hat.
Das aus der Silberlösung genommene Papier wird in die zweite Schale gebracht, welche
das destillirte Wasser enthält. Dabei entfernt man alle Luftblasen mit einem andern
Pinsel, welcher besonders zu diesem Zweck gehalten werden muß.
In der Silberlösung kann man zehn Blätter tränken, ohne die Lösung dazwischen zu
filtriren; man legt dieselben in dem destillirten Wasser über einander. Die Blätter
werden dann mit Hülfe zweier Pinsel in eine andere Schale geschafft, wo man frisches
destillirtes Wasser auf sie gießt; will man das Papier einige Zeit aufbewahren, so
ist noch ein besonderes Waschen nöthig.
Man bewahrt diese Waschwasser des negativen Papiers zu dem bei der vierten Operation
angegebenen Zweck auf.
Man nimmt nun das Papier Blatt für Blatt heraus, trocknet es zwischen vollkommen
reinem dickem Löschpapier und bewahrt es dann in einer Mappe zwischen Löschpapier
zum Gebrauch auf.
Dieses Papier darf nicht durch Aufhängen getrocknet werden, weil es sonst in der
Gallussäure Flecken bekommen könnte; am besten legt man abwechselnd ein Blatt des
präparirten Papiers und ein Blatt Löschpapier in eine Mappe.
Bei ausgeschlossenem Licht behält dieses Papier zwei Wochen seine
Empfindlichkeit.
Das schmutzige und schmierige Ausseheu, welches das Wachspapier in der Gallussäure
häufig annimmt und auch nach dem Trocknen des Bildes behält, kommt nicht in
Betracht, weil es vollständig verschwindet und das Bild vollkommen durchsichtig
wird, nachdem das Wachs umgeschmolzen worden ist, indem man das negative Bild einem
hinreichenden Wärmegrad aussetzte; dieses Verfahren sollte stets befolgt werden, da
es dem wiederholten Wichsen vorzuziehen ist.
Nachdem zehn Papierblätter fertig gemacht sind, gießt man das essigsalpetersaure
Silber wieder in die Flasche welche die Thierkohle enthält, schüttelt Alles unter
einander und läßt es einen Augenblick sich setzen; dann filtrirt man wieder und
präparirt weitere zehn Blätter.
Nachdem das essig-salpetersaure Silber zum Präpariren der geeigneten Menge
Papiers gedient hat und folglich erschöpft ist, läßt sich die rückständige
Flüssigkeit noch nutzbar verwenden. Man versetzt sie nämlich mit Kochsalzlösung; das
niedergefallene Chlorsilber dient um das unterschwefligsaure Natron zu verbessern,
indem es dasselbe in Stand setzt den Bildern schönere Töne zu verleihen.
III. Operation. Exponiren des empfindlichen Papiers in der camera
. – Die gehörige Expositionszeit kann man nur durch Erfahrung kennen
lernen. Für ein Porträt und bei Anwendung einer zusammengesetzten Linse finde ich 30
Secunden bis 1 Minute im Schatten in der Regel hinreichend, und 10 bis 30 Secunden
in der Sonne. Für Ansichten und mit Anwendung bloß einer Linse und einem Diaphragma
von 1/2 bis 5/8 Zoll Durchmesser, sind 30 Secunden bis 2 Minuten in der Sonne
erforderlich. – Die Wärme welche bei Anwendung des nassen Processes sehr
beschleunigend wirkt, hat bei diesem trocknen Proceß nur einen sehr geringen
Einfluß.
Nach beendigter Exposition in der camera ist das Bild nur
schwach sichtbar, es wird erst durch die folgende Operation entwickelt, welche
sogleich, oder nach ein paar Tagen und selbst noch später vorgenommen werden kann.
Ich habe das Bild oft zwei Wochen nach der Exposition in der camera entwickelt und doch sehr gute Resultate erhalten.
IV. Operation. Entwickeln des Bildes. – Die Lösung
der Gallussäure läßt sich nicht ohne eintretende Zersetzung aufbewahren, daher man
sie erst beim Bedarf bereiten muß.
Man wiegt Gallussäure in Quantitäten von 7 1/2 Gran ab und hält sie so in Päckchen
vorräthig. In eine flache Schale gießt man 10 bis 29 Unzenmaaße des Wassers womit
das negative Papier gewaschen worden ist und welches folglich ein wenig
essig-salpetersaures Silber enthält; nun entleert man ein bis zwei Päckchen
Gallussäure in dasselbe, rührt das Ganze unter einander und taucht dann das negative
Bild hinein, so daß beide Seiten gut bedeckt werden.
Die Entwickelung des Bildes sieht man leicht, selbst durch die Dicke des Papiers; man
kann es zehn Minuten bis eine und selbst zwei Stunden, manchmal sogar länger, in der
Flüssigkeit lassen, bis es vollends entwickelt ist. Dann nimmt man es schnell heraus
und legt es in eine andere Schale um es zu waschen, wobei man es mit dem Finger oder
einem Pinsel auf der Rückseite schwach reibt, um eine etwa vorhandene
krystallinische Ablagerung zu entfernen. Der graue Ton welchen das Bild während
seines Verweilens in der Gallussäure annimmt, kommt nicht in Betracht, da er nachher
gänzlich verschwindet, und die Lichter und Schatten sich sehr schön entwickeln.
Nach dem Ton welchen das negative Bild in der Gallussäure bekommt, kann man
beurtheilen ob die Expositionszeit in der camera
hinreichend war. Wenn es sogleich durchaus dunkelgrau wird (was man untersucht,
indem man es gegen das Licht hält), so ist es zu lang in der camera exponirt worden.
Wenn die starken Lichter des negativen Bildes (welche die tiefen Schatten des
positiven werden) nicht dunkler sind als die Halbtöne, so hat die Exposition noch zu
lang gedauert. War hingegen die Expositionszeit zu kurz, so sind bloß die Lichter
schwach durch Schwarz markirt, das Bild ist nicht modificirt, sondern durchaus
gleich.
War die Expositionszeit die geeignete, so erhält man ein sehr schönes negatives Bild,
welches die Contraste von Licht und Schatten sehr deutlich darbietet.
Nach einem ersten Probeversuch regulirt man in der Folge die Exposition in der camera.
Die Entwickelung des Bildes wird außerordentlich beschleunigt, wenn man die
Gallussäure erwärmt. Dazu kann man einen sehr einfachen Apparat anwenden, nämlich
ein Wasserbad welches mittelst einer Weingeistlampe auf beiläufig 39° Reaumur
erhalten wird; auf demselben steht die Schale mit Gallussäure.
Nachdem das negative Bild vollständig entwickelt ist, bringt man es in eine Schale
mit reinem Wasser.
Sollten sich Flecken von Silberoxyd bilden, so kann man sie dadurch entfernen, daß
man über das negative Bild etwas Essigsäure gießt und es dann mit einem Pinsel
schwach überfährt.
V. Operation. Fixiren des negativen Bildes. – Man
macht in einer Flasche folgende Lösung:
destillirtes Wasser
24 Unzen,
unterschwefligsaures Natron
3 Unzen.
Man gießt davon in eine Schale eine Schicht von zwei Zehnteln
eines Zolles Höhe, taucht das negative Bild vollständig ein und entfernt von
demselben sorgfältig alle Luftbläschen.
Das unterschwefligsaure Natron entfernt alle für das Licht empfindlichen Salze, hat
aber keine Wirkung auf das gallussaure Silber woraus der dunkle Theil des Bildes
besteht.
Man sollte immer nur ein Bild auf einmal in dieses Bad
bringen, obgleich die Lösung für viele nach einander gebraucht werden kann.
Untersucht man die Bilder, nachdem sie einige Zeit in dem Bade von
unterschwefligsaurem Natron waren, so könnte man sie für unbrauchbar halten, weil
das Jodsilber, welches eine blaßgelbe Farbe hat, an einigen Stellen verschwunden, an
andern aber zurückgeblieben ist, somit Flecken bildete, welche das Bild anscheinend
zerstören; wartet man aber, bis alles Jodsilber vollständig entfernt ist, somit alle
gelben Färbungen verschwunden sind, so ist die Weiße und Durchsichtigkeit des Bildes
sowie die Schönheit der Schatten vollkommen entwickelt.
Wenn das negative Bild zu lang in dem unterschwefligsauren Natron bleibt, so wird die
Intensität der schwarzen Stellen vermindert; man muß daher auf diese Operation die
größte Aufmerksamkeit verwenden.
Das Bild muß nun mehrmals in frischem Wasser gewaschen, dann in einer großen Schale
mit Wasser etwa eine halbe Stunde lang gelassen werden, um jede Spur des
unterschwefligsauren Natrons zu entfernen; man trocknet es hierauf zwischen
Löschpapier.
Das so fixirte Bild kann durch das Licht keine Veränderung erleiden, weil in dem
Papier nur das gallussaure Silber zurückbleibt.
VI. Operation. Wiederherstellung der Durchsichtigkeit des
negativen Bildes. – Nach den vorhergehenden Operationen sieht das
negative Bild häufig gestreift aus. Man muß es daher an das Feuer (oder über einige
Bogen angezündeten Löschpapiers) halten, damit das Wachs wieder schmilzt, wodurch
das Bild seine frühere Durchsichtigkeit bekommt.
VII. Operation. Zubereitung des positiven Papiers.
– Man macht eine Lösung von:
Salmiak
1/4 Unze,
destillirtem
Wasser
5 Unzen.
Man gießt von dieser Lösung in eine Schale eine Schicht von zwei Zehnteln eines
Zolles Höhe.
Dann macht man eine andere Lösung, welche enthält:
salpetersaures
Silber
3/4 Unzen,
destillirtes Wasser
5 Unzen.
Von dieser gibt man dasselbe Quantum in eine andere Schale.
Das Papier, welches etwas dicker seyn sollte als für das negative Bild, schneidet man
vorher zur geeigneten Größe und bezeichnet die Rückseite desselben mit einem Kreuz;
letztere ist leicht zu erkennen, denn sie zeigt bei starkem Licht den Eindruck der
Form worin der Papierzeug geschöpft wurde.
Das beste Papier für diese Operation ist dasjenige der Gebrüder Canson.
Man legt die rechte Seite des Papiers auf die erste Losung, wobei die Flüssigkeit die
andere Seite desselben nicht berühren darf; man läßt es zwei bis vier Minuten auf
der Flüssigkeit, nimmt es dann weg und trocknet es zwischen mehreren Blättern Löschpapier, indem
man es mit der Hand reibt.
Man präparirt so drei Papierblätter, wobei man besorgt ist, jede Spur von
Feuchtigkeit zu entfernen.
Man nimmt nun das erste Blatt und reibt die präparirte Seite mit einem breiten
Pinsel, um sie von allen Unreinigkeiten zu befreien.
Dann legt man sie auf die Lösung des salpetersauren Silbers, indem man besorgt ist,
daß nur die mit Salmiak getränkte Seite genetzt wird, und läßt das Blatt darauf
liegen, während man ein anderes Blatt reinigt.
Wenn man das Papier nur kurze Zeit auf dem salpetersauren Silber läßt, so erhält man
rothe Töne; verlängert man die Operation, so entstehen schwarze Nüancen. Man hängt
dann das Papier an einem seiner Ecken auf, um es zu trocknen. Das Imprägniren des
Papiers mit dem Silbersalz muß man im Dunkeln oder beim Licht einer einzigen Kerze
vornehmen.
Das positive Papier muß vollkommen trocken seyn, bevor man das negative auf dasselbe
legt. Am besten bereitet man das positive Papier den Abend vorher; will man es aber
bald nach seiner Präparirung anwenden, so muß man es mittelst einer Weingeistlampe
oder vor einem Feuer gut trocknen.
Wenn eine große Anzahl von Blättern positiven Papiers erforderlich ist, so läßt sich
die Operation dadurch beschleunigen, daß man dem Papier bloß das erste Bad gibt und
es trocknen läßt, wie es vorher beschrieben wurde. Solches Papier kann beliebig
lange aufbewahrt werden, bevor man ihm das Bad von salpetersaurem Silber gibt.
– In diesem Falle nimmt man nur 60 Gran Salmiak auf 3 Unzen Wasser für das
erste Bad. Das zweite Bad, welches das salpetersaure Silber enthält, bleibt dasselbe
und wird nur wenige Stunden vor dem Bedarf bereitet.
VIII. Operation. Darstellung der positiven Copie. –
Man legt das negative Bild mit seiner Rückseite auf die Glasplatte des Copirrahmens;
auf die Bildseite legt man ein Blatt präparirten positiven Papiers, so daß die
empfindliche Seite des letztern mit der Bildseite des negativen Papiers in Berührung
ist; auf das positive Papier legt man dann das zweite Glas, wenn man zwei Gläser
anwendet, und auf letzteres den Deckel des Rahmens, welcher mittelst der Schrauben
aufgepreßt wird. Man kann ein Blatt durchsichtigen Wachspapiers oder Leimfolie
zwischen das negative Bild und das positive Papier legen, so daß jenes nicht mit dem
salpetersauren Silber in Berührung kommt, wodurch es verdorben werden könnteköunte. Man läßt ein schmales Stück des positiven Papiers aus dem Rahmen vorstehen, um
mittelst der Veränderung seiner Farbe den Fortschritt der Copie beurtheilen zu
können.
Man setzt den Rahmen der Sonne aus, so daß deren Strahlen senkrecht auf die
Glasplatte und durch das negative Papier hindurchfallen. Die Farben welche das
positive Papier nach einander annimmt, sind: Graulichblau, Blau, Violett,
Dunkelblau, Bistre, Schwarz (Sepia), Grünlich, Hellgelb, Grau – welche alle
stufenweise abnehmen bis das Silberoxyd zu Metall reducirt ist.
Die Zeit, während welcher dem Licht exponirt werden muß, läßt sich nicht genau
bestimmen; sie hängt von der Kraft des negativen Bildes und von der gewünschten
Intensität des positiven ab. Um z.B. ein positives Bild von schwarzem Ton zu
erhalten, müssen die Schatten immer einen Sepiaton und die Lichter ein grauliches
Blau haben. Man überwacht den Fortschritt des Bildes mittelst des vorstehenden
Papierstücks und entfernt es, sobald der erforderliche Ton erreicht ist.
IX. Operation. Fixiren des positiven Bildes. – Das
so erhaltene positive Bild ist kein beständiges; es muß schnell mittelst der
folgenden Operation fixirt werden.
Man macht eine Lösung von:
unterschwefligsaurem Natron
3 Unzen,
destillirtem Wasser
18 Unzen.
Nun löst man 277 Gran salpetersaures Silber in einem Glas Wasser auf, setzt
Kochsalzlösung zu, läßt das gefällte Chlorsilber eine Minute lang sich absetzen,
decantirt dann die Flüssigkeit und setzt den Niederschlag, welcher 231 Gran wiegen
muß, in einer kleinem Schale der Sonne aus, damit er sich schwärzt, wobei man ihn
mit einem Glasstab umrührt, damit alle Theile mit den Sonnenstrahlen in Berührung
kommen. Nachdem er ganz schwarz ist, gibt man ihn in die erste Mischung, nämlich das
unterschwefligsaure Natron, und läßt ihn sich auflösen. Bei dieser Methode erhält
man die schwarzen Töne unmittelbar mit dem frischen unterschwefligsauren Natron.
Die Lösung muß man filtriren, um den entstandenen schwarzen Satz zu sammeln; letztern
kann man in frischem unterschwefligsaurem Natron auflösen.
Indem man das Bild (am besten jedesmal nur eines) während einer kürzern oder längern
Zeit in diesem Bad läßt, kann man alle Töne erhalten, von Roth bis zum Schwarz, und
selbst bis zum Hellgelb. Damit das Bild gehörig fixirt wird, muß man es mindestens
eine Stunde in diesem Bad lassen; um die sepiaschwarzen und gelben Töne zu erhalten,
sind sogar drei bis vier Tage erforderlich.
Die Operation läßt sich durch Erwärmen des unterschwefligsauren Natrons sehr
beschleunigen, dabei fallen jedoch die Resultate in der Regel nicht so gut aus.
Versetzt man die vorhergehende Lösung von unterschwefligsaurem Natron mit 3/4 Unze
Aetzammoniak, so erhält man sehr schöne Bistertöne und sehr reine Lichter.
Gute gelbe Töne lassen sich erzeugen, indem man ein starkes Bild zuerst in das Bad
von unterschwefligsaurem Natron legt, es gut wascht, dann in ein aus 20 Unzen Wasser
und 3/4 Unze Salzsäure bestehendes Bad legt, hernach es wieder in Wasser gut
wascht.
Nachdem die gewünschten Töne erzielt sind, wascht man das Bild mehrmals in frischem
Wasser und läßt es dann mehrere Tage in einem Wasserbad liegen, um alles
unterschwefligsaure Silber auszuziehen. Um sich zu überzeugen daß dieß erfolgt ist,
berührt man das Bild mit der Zunge; wenn es noch unterschwefligsaures Silber
enthält, hat es einen süßen Geschmack.
Das Bild wird dann an einem Eck aufgehängt und hernach zwischen Löschpapier
getrocknet. Hiermit ist die ganze Operation beendigt.