Titel: | Verfahren zur Cementstahl-Fabrication; von Samuel Lucas, Stahlhüttenmann zu Sheffield. |
Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. XXXVII., S. 146 |
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XXXVII.
Verfahren zur Cementstahl-Fabrication; von
Samuel Lucas,
Stahlhüttenmann zu Sheffield.
Patentirt in England am 7. August 1854.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, März 1855,
S. 267.
Lucas' Verfahren zur Cementstahl-Fabrication.
Der Hauptgegenstand dieser Erfindung ist der, Stabeisen mittelst Eisenerz in Stahl zu
verwandeln, während das Erz zu gleicher Zeit selbst zu Stahl reducirt wird; auf
diese Weise läßt sich der Cement- oder Brennstahl wohlfeiler darstellen.
Das Verfahren besteht darin, Stabeisen in Lagen in einem Stahlofen einzulegen und die
Eisenschichten durch solche von einem Gemenge zu trennen, welches aus zerkleinertem
Eisenerz, ferner aus Braunstein und aus Holzkohlenpulver besteht, die in folgenden
Verhältnissen mit einander vermengt werden: – Das Eisenerz muß in Stücke von
der Größe einer Wallnuß zerkleinert werden, und zu einer bestimmten Menge des Erzes
gibt man ihr gleiches Volum von thierischer oder Pflanzenkohle; zu diesen
Materialien wird auf jede 100 Pfd. Eisenerz 1/2 Pfd. Braunstein gefügt, indem man
jedoch das Verhältniß desselben nach dem Härtegrade einrichtet den man dem Stahl
geben will, und zwar um so mehr Braunstein zusetzt, je härter der Stahl werden
soll.
Diese Materialien werden gehörig mit einander vermengt und beim Laden des Cementofens
wird auf den Herd desselben zuerst eine Schicht Holzkohle ausgebreitet, darauf eine
Schicht von dem Gemenge von Eisenerz (oder Hammerschlag), Braunstein und Holzkohle,
dann eine dünne Schicht
von der letztern allein, worauf eine Lage von Stabeisenstangen kommt. Auf diese
kommt wieder eine Holzkohlenschicht, eine Schicht von dem erwähnten Gemenge, eine
andere dünne Holzkohlenschicht, darauf eine zweite Lage von Stabeisen u.s.f. bis der
Ofen voll geladen ist, wobei man dahin zu sehen hat, daß das Eisenerz nicht in
wirkliche Berührung mit den Eisenstäben kommt, denn wenn dieß geschieht, so werden
sich Klumpen von dem Erz an das Eisen anhängen. Aus diesem Grunde wird auch eine
Schicht von Holzkohle zwischen Erz und Stabeisen gelegt. Ist der Ofen geladen, so
wird er auf gewöhnliche Weise gefeuert und der Hitzegrad auf dem des Eisenschmelzens
erhalten, bis die verlangte Verwandlung des Eisens bewirkt worden ist.
Der Ofen und seine Ladung kühlen dann auf gewöhnliche Weise ab, und man findet beim
Herausnehmen das Eisen in Stahl verwandelt. Es kann alsdann derselbe zu manchen
Zwecken sogleich benutzt werden, während das Eisenerz oder der Eisen- und
Stahl-Hammerschlag, die zur Cementation benutzt worden, ebenfalls in Stahl
verwandelt sind. Es wird nun letzterer unreine Stahl aus dem Ofen genommen, um
raffinirt und in Stangenstahl, oder im Tiegel umgeschmolzen, um in Gußstahl
verwandelt zu werden, weil auf diese Weise die Unreinigkeiten besser abgeschieden
werden können, indem sie, als leichter, auf dem flüssigen Stahl schwimmen und
folglich entfernt werden können.
Zuweilen benutze ich oxydirte Eisenfeil- und Drehspäne, oder anderes oxydirtes
Eisen statt das Eisenerzes, oder in Verbindung mit demselben, so wie mit Holzkohle
und Braunstein.
Anstatt das Eisen in dem Erz in Stahl zu verwandeln, während Stabeisen mit der Kohle
in Berührung steht (welchem Proceß ich deßhalb den Vorzug gebe, weil dadurch der
Stangenstahl verbessert wird), kann es auch in gewissen Fällen vortheilhaft befunden
werden, das Eisenerz auf die oben angegebene Weise ohne Stabeisen zu behandeln,
indem man es mit Holzkohle und mit dem für den gewünschten Härtegrad des Stahles
passenden Braunsteinquantum vermengt. Ist alsdann die Verwandlung bewirkt und sind
die Materialien aus dem Ofen genommen, so wird die Holzkohle ausgewaschen und das
Metall wird in einem Tiegel eingeschmolzen, um die Unreinigkeiten davon zu
entfernen; oder es werden die Stahlstücke zusammengeschweißt und in Stahlstäbe
ausgereckt.