Titel: | Verbesserungen in der Photographie auf Glas; von James Cutting zu Boston in Nordamerika. |
Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. LI., S. 206 |
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LI.
Verbesserungen in der Photographie auf Glas; von
James Cutting zu
Boston in Nordamerika.
Patentirt in England am 26. Juli 1854.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, April 1855,
S. 373.
Cutting's Verbesserungen in der Photographie auf Glas.
Mein Verfahren betrifft die Darstellung von Lichtbildern auf Glasplatten mit
Collodiumüberzug; mittelst meiner Methode werden die Bilder viel schöner und
dauerhafter, weßhalb ich dieselbe „Ambrotypie“ (von ἄμβροτος,
unsterblich) nenne.
Um die Schießbaumwolle, mit welcher das Collodium bereitet wird, nachdem sie durch
Auswaschen von den bei ihrer Darstellung angewandten Säuren gereinigt worden ist,
vom Wasser zu befreien, benutze ich Alkohol. Man hat nämlich gefunden, daß wenn die
Schießbaumwolle behufs des Trocknens der Einwirkung der Luft ausgesetzt wurde, die
Empfindlichkeit des mit derselben bereiteten Collodiums merklich vermindert ist. Ich
verfahre folgendermaßen: nachdem die Schießbaumwolle lange genug mit den Säuren in
Berührung war und vollkommen ausgewaschen worden ist, tauche ich sie in starken
Alkohol, der ihr das Wasser kräftig entzieht; aus diesem Alkohol genommen, wird sie
sogleich in die Mischung gebracht, worin sie zur Darstellung des Collodiums
aufgelöst werden soll. Diese Mischung besteht aus beiläufig 10 Theilen Schwefeläther
und 6 Theilen Alkohol. Das so gebildete Collodium läßt man ruhig stehen, bis es
vollkommen klar geworden ist, wozu beiläufig 24 Stunden erforderlich sind. Man
decantirt es dann und versetzt 20 Unzenmaaße desselben mit 80 Gran Jodkalium, welche
man in Alkohol aufgelöst hat. Hierauf schüttelt man gut und versetzt je 16
Unzenmaaße des Collodiums mit 32 Gran raffinirtem Kampher; nachdem es dann durch
Stehenlassen wieder klar geworden ist, kann man es anwenden. Der Kampher hat den
Zweck, die Kraft und die Deutlichkeit der positiven Bilder zu erhöhen, besonders in
den Halbtönen. Er erhöht auch sehr die Schönheit des Bildes, indem er der Ablagerung
eine Feinheit ertheilt, welche bisher durch kein anderes Mittel erreicht worden
ist.
Die Glastafel wird dann in folgender Weise mit Collodium überzogen. Man hält sie
horizontal, gießt eine Portion Collodium auf sie, und neigt sie dann in
verschiedenen Richtungen, so daß das Collodium über ihre ganze Fläche fließen muß, auf welcher es ein
farbloses durchsichtiges Häutchen bildet; man läßt hierauf das überschüssige
Collodium ablaufen, und indem man die Glasplatte horizontal hält, neigt man sie
abwechselnd auf eine und die andere Seite, bis sich das Collodium theilweise
verdickt oder befestigt hat. Wenn dieß stattgefunden hat und bevor es trocken ist,
behandelt man es in einer Auflösung von krystallisirtem salpetersaurem Silber (40
Gran in 1 Unze Wasser); die Haut wird so mit Jodsilber imprägnirt, und nachdem sie
in diesem Bad so lange verblieb daß der Aether vom Collodium entweichen konnte, ist
die Platte fertig um in die camera gebracht zu werden.
Wenn sie in der camera hinreichend lange Zeit exponirt
worden ist, bringt man sie in ein dunkles Zimmer, wo man das latente Bild mittelst
einer Lösung von Eisenvitriol, Essigsäure und Salpetersäure entwickelt (man nimmt
beiläufig 32 Unzen Wasser, 1 Unze Eisenvitriol, 32 Drachmen Essigsäure und 1 Drachme
Salpetersäure). Nach der Entwickelung des Bildes wascht man die Glasplatte in reinem
Wasser und löst dann aus der Collodiumhaut das zurückbleibende Jodsilber mittelst
einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron auf; endlich wird das Bild von diesem
Natronsalz durch Waschen in reinem Wasser gänzlich gereinigt. Das Bild wird hernach
getrocknet, entweder an freier Luft oder mittelst gelinder Wärme, womit der Proceß
beendigt ist.
Um die Schönheit der Bilder dauernd zu verbessern, und ihnen das bläuliche, nebelige,
undeutliche Ansehen zu benehmen, bringe ich auf der Bildseite der Glastafel einen
Ueberzug von (fettem) Terpenthin an und darüber eine zweite Glasplatte, welche also
das Bild luftdicht abschließt und es gegen Beschädigung schützt. Dabei verfahre ich
folgendermaßen: ich verschaffe mir eine Glasplatte von derselben Größe wie die mit
dem Bild versehene und reinige dieselbe vollkommen; letztere Platte wird dann
horizontal gehalten, die Bildseite oben; hierauf wird der Terpenthin in einer Linie
längs einem Rande des Glases aufgetragen, worauf man einen Rand der zweiten Platte
auf den Rand der ersten stellt, die den Terpenthin enthält; dann drückt man die zwei
Platten allmählich zusammen, wodurch der Terpenthin veranlaßt wird über das ganze
Bild nach dem entgegengesetzten Rand zu fließen und alle Luft zwischen den zwei
Platten ausgeschlossen wird. Endlich wird der überschüssige Terpenthin durch
Zusammenpressen der Glasplatten entfernt, worauf nur eine dünne Schicht desselben
auf der Oberfläche des Bildes zurückbleibt. Die Schönheit und Deutlichkeit der
Bilder werden auf diese Weise sehr erhöht; sowohl die feineren Linien als die
dunklen Partien und Schatten werden nämlich viel deutlicher und die zartesten Umrisse werden sichtbar,
während die zweite Glasplatte das Ganze gegen die Einwirkung von Luft, Feuchtigkeit
und Staub schützt.