Titel: | Ueber Prideaux's sich selbst verschließendes Ventil zur Verhinderung des Rauchens der Dampfkessel-Oefen; von Hrn. John Hodgkins. |
Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. LVIII., S. 242 |
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LVIII.
Ueber Prideaux's sich selbst verschließendes Ventil zur
Verhinderung des Rauchens der Dampfkessel-Oefen; von Hrn. John Hodgkins.
Vortrag desselben im
Verein der mechanischen Ingenieure zu Birmingham, gehalten am
1. November 1854.
Aus dem London Journal of arts, Febr. 1855, S.
111.
Hodgkins, über Prideaux's sich selbst verschließendes Ventil zur
Verhinderung des Rauchens der Dampfkessel-Oefen.
Der hier zu beschreibende Apparat, eine Erfindung des Hrn. T. S. Prideaux zu London, hat den Zweck, die Verbrennung des
Rauchs in den Oefen von Dampfkesseln, Braukesseln und anderen geschlossenen Oefen zu
bewirken, und zwar durch Mittel, die sich unter allen Umständen und Verhältnissen
anwenden lassen; dabei wird der beabsichtigte Zweck erreicht, ohne daß die
Dampferzeugung der Kessel behindert wird und ohne daß man eine störende
Aufmerksamkeit auf die Heizung zu verwenden braucht, endlich ohne die vorhandenen
Oefen wesentlich zu verändern.
Das angewendete Verfahren besteht im Zulassen einer besondern Luftmenge zur
Rauchverbrennung, und zwar mittelst eines sich selbst verschließenden Ventils,
welches aus schmiedeisernen Klappen besteht, die sich um Stifte drehen, wie die
Jalousieklappen eines Fensters. Dieses Ventil regulirt die Admission ununterbrochen
in abnehmendem Verhältniß, je nach der Luftmenge, welche die Beschaffenheit des
Brennmaterials erfordert, und verschließt sich gänzlich, wenn kein
Extra-Zuströmen von Luft erforderlich ist. Letzteres ist dann der Fall, wenn
alles Gas aus der Kohlenladung destillirt ist, gewöhnlich in 3 bis 6 Minuten nach
jedem Schüren. Dieses Luftventil ist in der Feuerthür angebracht und veranlaßt die
einströmende Luft über das ganze Brennmaterial zu streichen, ehe sie sich in die
Züge begibt, so daß die vollständigste Vermischung und Verbindung der Luft mit den Gasen erlangt wird.
Das Ventil ist auf der innern Seite mit einer Reihe von dünnen Metallplatten
versehen, welche zur Erwärmung der einströmenden Luft dienen, während dadurch die
Außenseite der Thür und des Ventils zu gleicher Zeit kalt erhalten wird.
Der Hauptzweck dieses Apparates ist, eine besondere Luftmenge zu der Zeit, wo
frisches Brennmaterial aufgegeben wurde, in den Ofen zu führen und zwar in
hinreichender Menge, daß der Rauch verzehrt werden kann, indem die aus dem frischen
Brennmaterial destillirten Gase mit ihr vermischt werden, daß ferner die eingeführte
besondere Luftmenge in dem Maaß abnimmt, als die Menge der Gase abnimmt; daß dieser
Luftzutritt endlich ganz abgeschlossen wird, sobald die frisch eingeschürten Kohlen
hinreichend verkohlt sind, um in dem gewöhnlichen Ofen ohne Rauch zu verbrennen. Die
Wichtigkeit einer Anordnung für diesen Zweck geht aus dem Umstande hervor, daß, um
den Rauch gänzlich zu verzehren, wenn frisch geschürt worden ist, fast die doppelte
Luftmenge von derjenigen erfordert wird, welche zur vollkommenen Verbrennung der
Kohlen hinreicht, nachdem sich deren gasige Producte schon größtentheils entbunden
haben; wenn daher die einströmende Luftmenge während des Verbrennens einer jeden
frisch eingeschürten Brennmaterialmenge nicht entsprechend abgeändert wird, so muß
sie anfänglich entweder zu gering seyn und wegen mangelhafter Verbrennung
Rauchbildung veranlassen, oder zu groß seyn, nachdem das frisch eingeschürte
Brennmaterial schon etwas abgebrannt ist, wo dann solches unnöthigerweise verzehrt
würde, indem die zu große Luftmenge Hitze mit sich reißt und abkühlend auf die
Kesseloberfläche wirkt.
Der Heizer hat bei dem vorliegenden Apparat nichts weiter zu thun, als beim Schüren
die Thüre zu öffnen, sie zu verschließen nachdem das Brennmaterial aufgegeben ist
und dann den Hebel zu erheben; das Uebrige wird von dem sich selbst verschließenden
Ventil ausgeführt. Statt, wie es bei den gewöhnlichen Feuerthüren der Kesselöfen der
Fall ist, fast oder ganz rothglühend zu werden, werden die mit dem vorliegenden
Ventil innerlich versehenen Thüren äußerlich nie viel wärmer als die äußere
Luft.
Die Größe des Luftventils wird nach der Oberfläche des Rostes regulirt und beträgt
gewöhnlich 1/12 von derselben, d.h. 12 Quadratzoll Luftventil für jeden Quadratfuß
des Rostes. Bei den Cornwalliser oder denjenigen Kesseln, worin das Feuer von Wasser
umgeben ist, ist etwa die Hälfte der obigen Ventilfläche offener Raum. Bei
gemauerten Oefen ist eine größere Oberfläche des Luftventils erforderlich, die auf
16 bis 18 Quadratzoll per Quadratfuß des Feuerrostes
steigt, weil die Temperatur der Ziegelsteinwände des Ofens weit höher ist, als die
der umgebenden Kesselplatten in dem frühern Falle, folglich die Gasdestillation bei
jedem frischen Schüren
mit Kohle um so rascher erfolgt und daher anfangs eine weit größere Luftmenge
einströmen muß, um eine vollständige Rauchverbrennung zu bewirken. Aus demselben
Grunde wird das Ventil in der Weise adjustirt, daß es sich in dem zweiten Fall eher
verschließt, also in beiden Fällen nur dieselbe Gesammtmenge von Luft zugelassen
wird. Auch das Schließen des Ventils wird nach dem gewöhnlichen regelmäßigen
Verhältniß des Schürens bezüglich der Kohlenmenge adjustirt, und wenn man dieses
Verhältniß abändern, nämlich stärker oder schwächer feuern will, so kann das Ventil
darnach leicht adjustirt werden, indem man die Regulirschraube etwas öffnet oder
schließt; soll endlich die Veränderung in dem Verhältniß des Schürens bloß temporär
seyn, so braucht man nur das Ventil ein zweitesmal zu erheben, nachdem es sich schon
theilweise geschlossen hatte, oder den Hebel nicht bis zu seiner höchsten Stellung
zu erheben.
Die vollständige Wirksamkeit des Luftventils hinsichtlich der Rauchverbrennung wird
dadurch ersichtlich, daß wenn man dasselbe nach dem Schüren ein oder zwei Minuten
geschlossen erhält, dichter schwarzer Rauch aus der Esse entweicht; öffnet man
alsdann das Ventil, so wird nach einer halben Minute der Luftstrom durch die Züge
und Esse hergestellt seyn, folglich der Rauch aufhören und unsichtbar bleiben.
Der beschriebene Apparat ist seit fünf Monaten in des Verf. Fabrik zu Birmingham bei
einem Dampfkessel im ununterbrochenen Gebrauche und hat keiner Reparatur bedurft.
Der einzige Theil, der einer Abnutzung unterworfen zu seyn scheint, besteht in der
dem Feuer zugekehrten Reihe von Platten; wenn man aber dahin sieht, daß das
Brennmaterial nicht in unmittelbare Berührung mit ihnen tritt, so werden sie auch
nicht angegriffen; übrigens lassen sie sich nöthigenfalls leicht und mit geringen
Kosten auswechseln.
In der Versammlung des Ingenieurvereins wurde ein Modell des Ofenventils mit dem
regulirenden Cylinder vorgezeigt.
Der Vorsitzende bemerkte, er habe den Apparat bei mehreren Dampfkesseln in London in
Wirksamkeit gesehen und überall eine sehr vollständige Rauchverbrennung beobachtet;
ähnliche Wirkungen habe er auch dann wahrgenommen, wenn nach dem Einschüren frischen
Brennmaterials die Heizthür 1 bis 1 1/2 Zoll offen gelassen wurde, um außer der
gewöhnlichen noch mehr Luft einströmen zu lassen. Er halte den Prideaux'schen Apparat für eine wesentliche Verbesserung des
Dampfkesselbetriebes.
Der anwesende Hr. Prideaux bemerkte, daß zur Zeit etwa 100
Apparate nach seiner Erfindung an verschiedenen Orten in England, vorzugsweise in
London, im Gebrauch sind, die meisten bei Dampfkesseln, andere bei Braukesseln. Nach
der während sechs Monaten gemachten Erfahrung belaufe sich die Kohlenersparung in
Folge der Rauchverbrennung auf 10 bis 15 Procent, je nach der verschiedenen
Einrichtung der Kesselöfen.