Titel: | Verfahren zur Darstellung der positiven Lichtbilder auf Papier; von Hrn. Maxwell Lyte. |
Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. LXVII., S. 270 |
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LXVII.
Verfahren zur Darstellung der positiven
Lichtbilder auf Papier; von Hrn. Maxwell Lyte.
Aus dem Cosmos, Revue encyclopédique April 1855, S.
381.
Lyte's Verfahren zur Darstellung der positiven Lichtbilder auf
Papier.
Mittelst dieses Verfahrens, welches nur eine Abänderung desjenigen von Legray ist, wird der bedeutende Uebelstand, daß sich die
Bilder entfärben und schlechter werden, großentheils beseitigt.
Man präparirt ein sehr gleichförmiges Papier mit Salmiak, und legt es dann, um es
empfindlich zu machen, auf ein Bad, welches 1/20 oder 1/25 salpetersaures Silber
enthält. Man läßt nun die positive Copie durch das Licht sehr stark sich entwickeln,
wobei man unbesorgt seyn kann, wenn die Schatten außerordentlich dunkel werden,
welche ohne Gefahr in Grün übergehen können, oder wenn die lichten Theile des Bildes
zwei bis dreimal stärker werden, als sie es für die Dauer seyn müssen. Man legt
hierauf das Bild in reines Wasser, worin sich der größte Theil des salpetersauren
Silbers auflösen wird (nachdem dieses Bad einige Zeit gebraucht worden ist, versetzt
man es mit einer hinreichenden Menge Kochsalz, um das Silber in Form von Chlorsilber
wieder zu gewinnen). Nach dem Herausnehmen aus diesem ersten Bad legt man das Bild
in eine schwache Kochsalzlösung (2 Gewichtstheile Salz auf 100 Wasser); hernach in
das folgende Bad: Dreifach-Chlorgold, 15 Gran; Salzsäure, 6 Drachmen;
destillirtes Wasser, 40 Unzen. Das Bild muß hierauf in einem Wasserbad mit der
größten Sorgfalt gewaschen werden, bis die Details der gedunkelten Schatten
vollkommen hervortreten; dann nimmt man es heraus und legt es in ein Bad von
kohlensaurem Natron (1 Unze dieses Salzes auf 1 Pfd. Wasser). Die Oberfläche des
Bildes wird sich mit Blasen von Kohlensäure überziehen; das herausgenommene Bild
legt man eine Minute lang in ein Bad von reinem Wasser, dann in ein neues Bad, welches
folgendermaßen zusammengesetzt ist: unterschwefligsaures Natron, 5 Unzen; Wasser, 20
Unzen; flüssiges Ammoniak, eine halbe Unze. Dieses Bad muß stets mit einer
Glasplatte bedeckt seyn, damit das Ammoniak nicht verdunsten kann. Die Lichter des
Bildes werden darin sehr durchsichtig und sehr schön, während zugleich die Details
der Schatten und die Halbtöne sehr sichtbar und sehr scharf bleiben. Das Bild muß
noch in ein Bad getaucht werden, welches 20 Procent frisches unterschwefligsaures
Natron enthält, und ebensoviel flüssiges Ammoniak wie das vorhergehende Bad; man
läßt es in demselben, bis es vollständig gereinigt ist, wenigstens eine
Viertelstunde lang, und wascht es hierauf mehrmals in frischem Wasser und zuletzt in
lauwarmem Wasser.
Man darf über die große Anzahl von Bädern, durch welche man das Bild nehmen muß,
nicht erschrecken; die Erzielung eines positiven Bildes von großer Schönheit,
welches vollkommen beständig ist, lohnt die aufgewendete Mühe reichlich. Uebrigens
werden die Bäder, so wie sie auf einander folgen, im Voraus auf denselben Tisch
gestellt und es geht in Wirklichkeit keine Zeit verloren.
Nachdem das Bild trocken ist, schneidet man es zu den erforderlichen Dimensionen,
gummirt es auf der Rückseite mit einer schwachen Dextrinlösung, legt es auf ein
Zeichenpapier, und überzieht es mit folgendem Firniß: venetianischer Terpenthin, 1
Theil; weißes Wachs, 1 Theil; man läßt beide Substanzen mit einander in der Wärme
zergehen, und setzt so viel Terperthingeist zu, daß der erkaltete Firniß die
Consistenz eines dicken Rahms hat. Von diesem Firniß gibt man ein wenig auf ein
Flanellstück und reibt damit die Oberfläche des Bildes fünf Minuten lang; man polirt
mit einem neuen Stück reinen Flanells, bis das Bild glänzend und ganz vollendet
erscheint; man schneidet das Papier zur Größe der Zeichnung und befestigt dieselbe
auf einem Pappendeckel.
Das beschriebene Verfahren gewährt nach Hrn. Lyte folgende
Vortheile:
Man gewinnt dabei das freie salpetersaure Silber wieder, welches bei den gewöhnlichen
Verfahrungsarten verloren geht; das Kochsalzbad hebt allen Einfluß desjenigen
salpetersauren Silbers auf, welches im Bad von destillirtem Wasser etwa nicht
abgezogen wurde; man färbt das Bild mittelst der Goldlösung; man neutralisirt die
Säure, und indem man das Bild in eine stark alkalische Lösung von
unterschwefligsaurem Natron bringt, reinigt man es viel besser als mit den
gewöhnlichen Bädern desselben Salzes; indem man es in einem zweiten Bad von
alkalischem unterschwefligsaurem Natron behandelt, entzieht man ihm vollständig jede
Spur des Doppelsalzes
von unterschwefligsaurem Natron und Silber, welche das vorhergehende Bad
zurücklassen konnte; endlich umgibt man jede Papierfaser mit einer Hülle von
unauflöslichem und undurchdringlichem Firniß, wodurch zugleich die Schönheit des
Bildes beträchtlich erhöht wird, so daß es mit den schönsten auf Eiweiß erhaltenen
Bildern den Vergleich aushält.