Titel: | Anleitung zur Berechnung der Hohöfen; von Gustav Lindauer, vormals Director der Eisenwerke zu Horzuwitz in Böhmen. |
Autor: | Gustav Lindauer |
Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. LXIX., S. 277 |
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LXIX.
Anleitung zur Berechnung der Hohöfen; von
Gustav Lindauer,
vormals Director der Eisenwerke zu Horzuwitz in Böhmen.
Lindauer, Anleitung zur Berechnung der Hohöfen.
Der chemische Vorgang im Innern eines Hohofens hat mit Recht von jeher die größte
Aufmerksamkeit der Fachmänner sowohl, als der Gelehrten, welche sich mit der Chemie
und ihr verwandten Wissenschaften beschäftigen, auf sich gezogen; allmählich ist die
Theorie des Hohofenprocesses entwickelt worden und man beurtheilt jetzt eine Reihe
von Erscheinungen, welche bei einem Hohofenbetriebe eintreten, auf eine ganz andere
Weise und viel richtiger, als dieß noch vor eben nicht sehr vielen Jahren geschah.
– Die Anwendung der Stöchiometrie auf die Beschickungsverhältnisse und die
der Isomorphie auf gebildete Schlacken, lehren überdieß den Hüttenmann Beziehungen
kennen, die von sehr großer Wichtigkeit sind, denn während die erstere ein Mittel
bietet einem Hohofen beinahe unter allen Umständen die zu verschlackenden Erdarten
in gleichem Verhältnisse zuzuführen, ist er mit Hülfe der letztern im Stande zu
erkennen, daß wirklich die gebildeten Schlacken in den meisten Fällen eine bestimmte
chemische Verbindung bilden. Obwohl Fälle vorkommen können und werden, wo eine
bestimmte chemische Verbindung weniger wahrnehmbar wird, so darf man im Allgemeinen
doch voraussetzen, daß zwischen der aufgegebenen Beschickung und der entfallenen
Schlacke eine Wechselwirkung bestehen muß, die aber allerdings durch zufällige
Einwirkungen mehr oder weniger alterirt werden kann. Nun sind zwar eine Menge
Analysen von Schlacken beim Holzkohlen- und Kohksbetriebe erblasen, aber
keine zugehörigen Beschickungsanalysen bekannt, und doch erscheint es zur weitern
Erkenntniß des Hohofenbetriebes gewiß höchst wünschenswerth, außer der Analyse der
Schlacken auch jene der verschmolzenen Beschickung zu kennen, denn nur in diesem
Falle ist es möglich, aus der entfallenen Schlacke und mit Rücksicht auf das
gewonnene Product einen sichern Schluß bezüglich der angewandten Beschickung zu
ziehen, durch die letztere auf die Bildung der erstern wenigstens näherungsweise
einzuwirken und endlich zu beurtheilen, in wie fern gewisse Bestandtheile sich
gegenseitig ersetzen.
Berthier gibt z.B. eine Analyse der Schlacke aus
Bohnerzen von Grossouvre, welche als dicht, glasig, ziemlich grau und leichtflüssig
geschildert wird, also augenscheinlich von einem gaaren Ofengange herrührte. Die
Qualität des bei dieser Schlacke erblasenen Roheisens ist aber eben so wenig angegeben, als die
Analyse der Beschickung. Nach dieser Analyse enthielt die Schlacke:
44,7 Kieselerde
mit, 44,7 × 0,5197
= 23,13 Sauerstoff
17,0 Thonerde
„ 17,0 ×
0,4681
=
7,96 „
28,4 Kalkerde
„ 28,4 ×
0,2857
=
8,11 „
1,6 Talkerde
„ 1,6 ×
0,3880
=
0,62 „
2,0 Manganoxydul
„ 2,0 ×
0,2250
=
0,45 „
4,4 Eisenoxydul
„ 4,4 ×
0,2222
=
0,98 „
––––––
98,1 Bestandtheile.
Die Constitution dieser Schlacke scheint im ersten Augenblicke außer aller Beziehung
mit den Gesetzen der chemischen Verbindungen zu stehen; allein wenn man erwägt, daß
Thonerde einerseits, Kalkerde, Talkerde, Manganoxydul und Eisenoxydul andererseits,
zu zwei verschiedenen isomorphen Gruppen gehören, so kann man diese Schlacke als nur
zwei Basen enthaltend betrachten, und es läßt sich deren Zusammensetzung wie folgt
annehmen:
44,7 Kieselerde mit
23,11 Sauerstoff
17,0 schwächere Base
mit 7,96 Sauerst., daher36,4
stärkere „
„ 10,16
„
„
7,96 × 3/2 = 11,9410,16
× 1 = 10,16
=
22,1
„
Die Sauerstoffgehalte der Kieselerde und der Basen differiren nach dieser Berechnung
nur sehr wenig und man darf daher dieses Silicat als eine Verbindung nach der
Formel
Textabbildung Bd. 136, S. 278
annehmen. Diese Schlacke ist mithin ein Doppelsilicat,
bestehend aus einem Halbsilicat der Thonerde, mit einem Singulosilicate der zu einer
Base vereinigten übrigen Bestandtheile, und wird auch durch die metallurgische
Formel
RS 3/2 + R₁S
repräsentirt.
Gewiß böte diese Analyse statt des nur localen – ein ganz anderes Interesse
dar, wenn zugleich die Zusammensetzung der Beschickung bekannt gegeben wäre, aus der
die Schlacke erfolgte.
Bei einem Hohofenbetriebe ereignet es sich nicht selten, daß Erscheinungen vorkommen,
zu deren Erklärung man zur Zeit noch, trotz der genauesten Kenntniß des
Hohofenprocesses, zu Hypothesen greift, und man namentlich der innern Structur die
Ursache zuschreibt, während sie wahrscheinlich in den Beschickungsverhältnissen zu
suchen ist; zu förmlich absurden Hypothesen können sie aber führen, wenn einem
Hohofenbetriebe, zumal einem beginnenden, jede wissenschaftliche Basis mangelt und
man dieselbe durch einseitige Erfahrungen hinreichend ersetzt glaubt. Daß ein solcher Vorgang zu sehr
großen Opfern an Zeit und Geld führt, bedarf wohl keiner weitem Ausführung, denn
erst in neuester Zeit hat sich diese Behauptung bei dem ersten Hohofen der in Böhmen
auf Kohks erbaut wurde, factisch bewährt, indem dieser in Folge fehlerhafter
Beschickung nach kaum sechswochentlicher Campagne erstickte, obwohl von Seiten der
Gewerkschaft in splendidester Weise die Mittel geboten worden sind, welche zu einem
glücklichen Resultate nur immer geboten werden können. Möge der zweite Versuch
glücklicher ausfallen!
Während der Theorie des Hohofenprocesses bisher die vollste Aufmerksamkeit geschenkt
wurde, findet man doch leider um so weniger die technischen Beziehungen erörtert,
welche außer den chemischen bei einem Hohofenbetriebe von wesentlichem Einflusse
sind. Man findet in mehreren Werken zerstreut kurze Andeutungen hierüber, die aber
durchaus nicht genügen, ja man findet Zahlenverhältnisse gleichsam als
Zufälligkeiten angeführt, die wirklich eine gesetzmäßige, mathematische Grundlage
haben. Am weitesten ist man endlich noch darin zurück, die Hauptdimensionen oder
vielmehr Verhältnisse eines Hohofens bei gegebenen Schmelzmaterialien für eine
gegebene Production zu bestimmen, weßhalb ich mir die Aufgabe stellte, jene Elemente zu erforschen, welche die technische Grundlage
eines Hohofenbetriebes bilden.
Französische Metallurgen haben vor Jahren zuerst durch die Vergleichung der
Betriebsverhältnisse vieler Hohöfen allgemeine Regeln abzuleiten gesucht, nach
welchen sich die Fläche des größten Querschnittes eines Hohofens zu richten hat, um
einer gegebenen Production bei gegebenem Brennmaterialaufwand in einer gewissen Zeit
zu entsprechen und die hiezu nöthige Luftmenge zu bestimmen.
Diese Regeln sind die folgenden:
Für Holzkohlen-Hohöfen.
160 Kilogr. Holzkohlen für 100 Kilogr. Roheisen,
11,56 Kubikmeter Luft per 1 Minute und per 1 Quadratmeter des
größten Querschnittes;
90 Kilogr. Holzkohlen per 1 Stunde und per 1 Quadratmeter des
größten Querschnittes.
Für Kohks-Hohöfen.
235 Kilogr. Kohks für 100 Kilogr. Roheisen,
6,18 Kubikmeter Luft per 1 Minute und per 1
Quadratmeter des größten Querschnittes;
49 Kilogr. Kohks per 1 Stunde und per 1 Quadratmet. des größten
Querschnittes.
Es ist bei diesen Angaben Luft von 0 Grad Temperatur und mittlerem Drucke von 0,76
Meter verstanden.
Durch Reduction auf Wiener Maaß und Gewicht erhält man
hiernach:
Für Holzkohlen-Hohöfen.
160 Pfd. Holzkohlen für 100 Pfd. Roheisen,
36,37 Kubikfuße Luft per 1 Minute und per 1 Quadratfuß des größten
Querschnittes;
16,06 Pfd. Holzkohlen per 1 Stunde und per 1 Quadratfuß des größten
Querschnittes.
Für Kohks-Hohöfen.
235 Pfd. Kohks für 100 Pfd. Roheisen,
19,55 Kubikfuße Luft per 1 Minute und per 1 Quadratfuß des größten
Querschnittes;
8,75 Pfd. Kohks per 1 Stunde und per 1
Quadratfuß des größten Querschnittes.
Um also die Fläche des größten Durchmessers eines Hohofens abzuleiten, hat man drei
Bedingungsgrößen, nämlich die absolute Production an Roheisen, den relativen
Brennmaterialverbrauch und die Verhältnißzahl des zu verbrennenden Brennmateriales
zu der Querschnittsfläche des größten Kreises. Ist mittelst dieser Daten die Fläche
ausgedrückt, dann läßt sich natürlich der entsprechende Durchmesser leicht
finden.
Diese Angaben haben auch wirklich dazu geführt, allgemeine Formeln zur Berechnung der
Durchmesser der größten Querschnitte, welche Hohöfen erhalten sollen, aufzustellen,
und man ist hiezu auf folgende Weise gelangt.
Bezeichnet man mit
E die in Kilogrammen oder Pfunden ausgedrückte
Roheisenproduction, welche ein Hohofen in 24 Stunden liefern soll;
k den Brennmaterialaufwand nach dem Gewichte, zur
Erzeugung von 100 Kilogrammen oder Pfunden Roheisen;
m die Brennmaterialmenge nach dem Gewichte, welche
stündlich aus einen Quadratmeter oder Quadratfuß des größten Querschnittes verbrannt
werden darf, und mit
D den Durchmesser des größten Querschnittes in Meter
oder Fußen;
dann läßt sich die Querschnittsgleichung ausdrücken durch
πD²/4 × 24 m = kE/100.
Die Richtigkeit dieser Gleichung hat nicht den geringsten Zweifel und ihre
Allgemeinheit ist unbestritten, soferne nur die Voraussetzungen, welche zu ihr
geführt haben, auch allgemein gültig sind.
Aus dieser Gleichung folgt sofort der Durchmesser des größten Querschnittes eines
Hohofens:
D = √(4/π .
kE/2400 m)
daher auch
D = 0,02303 √(kE/m).
Durch Substitution der verschiedenen früher angegebenen Werthe von k und m geht diese Gleichung
in folgende über:
Für Metermaaß
wird bei
Holzkohlen-Hohöfen
D = 0,0307
√E,
„ „
Kohks-Hohöfen
D = 0,05045 √E,
Für österreichisches Maaß
wird bei
Holzkohlen-Hohöfen
D = 0,0727 √E,
„ „
Kohks-Hohöfen
D = 0,1194 √E,
Man wird die Richtigkeit dieser Formeln vorläufig am sichersten erproben, indem man
sie auf einen speciellen Fall anwendet. Es werde z.B. unter den angenommenen
Bedingungen eine wöchentliche Production von 28000 Kilogr. = 500 Cntr. Roheisen bei
Holzkohlen verlangt, so erhält man mittelst der vorstehenden Formeln den
entsprechenden Durchmesser des größten Querschnittes in metrischem Maaße
D = 0,0307 √(28000/7) = 1,942 Meter
oder in österreichischem Maaße
D = 0,0727 √(50000/7) = 6,145 Wiener Fuß.
Dieser Durchmesser ist augenscheinlich, zumal beim Betriebe mit kalter Luft, für eine
solche wie die vorausgesetzte Production viel zu gering. Es müssen aber diese
Formeln auch dann Geltung haben, wenn ein anderer Brennmaterial-Aufwand
gesetzt wird. Bei dem Betriebe mit erhitzter Luft tritt bekanntlich ein sehr
ermäßigter Brennmaterial-Aufwand ein, sofern er ein rationeller ist, und es
hat sich als Durchschnitt herausgestellt, daß bei Holzkohlen und bis zu 250° C. erhitzter Luft
der Brennmaterial-Aufwand zu 100 Pfd. Roheisen nur 120 Pfd. beträgt, wenn die
Erzeugung eines gußfähigen Roheisens beabsichtigt wird. Setzt man nun in die obige
Gleichung k = 120, dann ergibt sich in metrischem
Maaße
D = 0,02303 √[(120 × 4000)/90] = 1,682
Meter,
in österreichischem Maaße aber
D = 0,02303 √[(120 × 7144)/16,06] = 5,322
Fuß.
Diese beiden für kalte und erhitzte Luft berechneten Durchmesser des größten
Querschnittes eines Holzkohlen-Hohofens würden jedoch in dem gegebenen
speciellen Falle entweder eine sehr reiche, gutartige Beschickung zur Erzielung
einer so bedeutenden Production wie die angenommene von 4000 Kilogrammen in 24
Stunden, oder einen sehr tumultuarischen Betrieb voraussetzen, bei welchem an die
Erzeugung eines grauen gußfähigen Roheisens kaum gedacht werden könnte. Wenn aber
dessenungeachtet wirklich bei so kleinen Durchmessern so namhafte Productionen
erreicht werden, so sind dieß Ausnahmen, welche nicht geeignet sind, als allgemeine
Anhaltspunkte zu dienen.
Die allgemeine Gültigkeit und Richtigkeit dieser abgeleiteten Formeln ist vielfach in
Zweifel gezogen worden, ohne daß bis jetzt Rechenschaft gegeben worden wäre, worin
ihre Mangelhaftigkeit liegt; im weitern Verfolge dieser Abhandlung wird diese, sowie
ihre notorische Unrichtigkeit nachgewiesen werden.
Es sey gestattet, hier noch einer zweiten Formel zu
erwähnen, mittelst welcher ebenfalls der Durchmesser des größten Querschnittes eines
Hohofens für alle und jede Brennmaterialien angeblich mit Sicherheit abgeleitet
werden kann.
In dem Jahrbuche für den Berg- und Hüttenmann des österreichischen
Kaiserstaates vom Jahre 1832 ist nämlich in einem längern Aufsatze eine zweite
Formel zur Berechnung des Durchmessers eines Hohofenkohlensackes gegeben, die aus
einer sehr großen Reihe von Beobachtungen abgeleitet seyn will, der jedoch von
vornherein die Beschränkung zugesprochen wird, nur innerhalb gewisser Gränzen,
nämlich innerhalb der Beobachtungen allgemeine Gültigkeit zu haben.
Bezeichnet man diesem Aufsatze zufolge mit
M die Windmenge in Kubikfußen, welche ein Hohofen per 1 Minute benöthigt, so soll man
den kleinsten Durchmesser aus der
Formel
D³ – 34 D² = – 0,91 M
„
größten „
„
„ „
D³ – 34 D² = – 1,287 M
erhalten.
Wenn nun ein Hohofen bei weicher Holzkohle mit erhitzter Luft von 250° C. bei
18 Wasserzollen Pressung und 2 Düsen von je 2 Zollen Durchmesser betrieben werden
sollte, so wäre die auf Null Grad Temperatur zurückgeführte atmosphärische Luft =
420 Kubikfuß per 1 Minute, und man erhielte demnach für
einen Hohofen, der unter diesen Umständen betrieben werden sollte,
den kleinsten Durchmesser
D = 3 1/2 Fuß,
„
größten
„
D = 4 1/2
„
Es kann hier kein Zweifel obwalten, welche Luftmenge verstanden ist, nämlich ob kalte
oder erhitzte, denn es wird bei diesen Formeln ausdrücklich jene Windmenge
vorausgesetzt, welche das Gebläse effectiv zu leisten vermag, es ist mithin kalte
Luft vorausgesetzt. Der angenommene Fall der Windführung ist so ziemlich der
allgemeine bei dem Betriebe der Hohöfen mit weicher Holzkohle, ob aber wirklich
solche Durchmesser wie die berechneten irgendwo angewendet werden, ist mehr als
zweifelhaft, und es will scheinen, daß dieser Fall nicht in den Bereich der großen
Reihe von Beobachtungen fiel, aus welchen die Formeln abgeleitet seyn wollen.
Der Erfinder dieser Formel sagt Seite 90 des angeführten Jahrbuches wörtlich:
„und man reicht bei dem gegenwärtigen Stande des Wissens mit diesen
Formeln für alle Hohöfen von 5 bis 20 Fußen Kohlensackdurchmesser vollkommen
aus.“ Welchen Grad von Glaubwürdigkeit diese Behauptung verdient, ist
leicht nachzuweisen. Setzt man nämlich in die obigen Formeln einmal D = 7, das anderemal D = 10
Fuß, so erhält man im ersten Falle:
die kleinste Windmenge
M = 1039 Kubikfuße
„ größte
„
M =
1306
„
im anderen Falle dagegen:
die kleinste Windmenge
M = 1865 Kubikfuße
„ größte
„
M =
2637 „
per 1 Minute, was den bisherigen Erfahrungen
widerstreitet.
Berechnet man nach den französischen Angaben die einem Hohofen zuzuführenden
Windmengen, so erhält man
für einen Hohofen von 7 Fuß
Durchmesser
M = 1389
„
„ „ „
10
„
„
M = 2855
Kubikfuße Luft per 1 Minute. Diese
zuletzt berechneten Windmengen stimmen mit den zuerst berechneten größten Windmengen
sehr überraschend überein, daß aber die Formeln selbst deßhalb richtig sehen, folgt hieraus
keineswegs; die Uebereinstimmung der Resultate führt eher zur Vermuthung, daß Werthe
der französischen sogenannten Erfahrungsresultate benützt wurden, um hierauf nach
bekannter Weise eine sogenannte empirische Formel zu gründen.
Aus dem Vorstehenden erhellt zur Genüge, daß die Aufgabe, die Hauptdimension eines
Hohofens mathematisch zu bestimmen, durch die beiden gegebenen Berechnungsweisen
nichts weniger als gelöst ist, denn wenn im erstern Falle auch Bedingungsgrößen
vorausgesetzt sind, welche nothwendig Einfluß nehmen müssen, so sind sie doch zu
allgemein gehalten; im zweiten Falle dagegen ist nur die Windmenge, welche ein
Gebläse liefert, als Bedingungsgröße an- und auf sonst gar nichts Rücksicht
genommen. Es ist daher nothwendig zur Lösung dieser Aufgabe, wenn sie überhaupt
möglich seyn soll, andere Grundlagen zu gewinnen.
Wenn man bei einem Hohofen mit
E die Roheisenerzeugung in 24 Stunden in Pfunden,
q den Eisengehalt der gesammten Masse einer Gicht an
Beschickung und Brennmaterial,
n die Anzahl der Gichten, welche in 24 Stunden
niedergehen müssen, um die Production E zu erlangen,
bezeichnet, so erhält man zunächst zwischen diesen drei Größen
folgende Beziehungen:
nq = E und n = E/q.
Ist nun ferner
Z die Gichtenzeit in Stunden, nämlich die Zeit des
Aufenthaltes einer Gicht im Hohofen,
N die Anzahl Gichten, welche ein Hohofen zu seiner
völligen Füllung erfordert,
dann erhält man die Proportion
N : n = Z : 24,
woraus sich ergibt
n = 24N/Z.
Nun ist aber auch
n = E/q,
folglich wird
E/q = 24N/Z.
Wenn nun bei einem Betriebe drei dieser Größen bekannt sind – obwohl
eigentlich alle bekannt seyn sollen – so läßt sich die vierte immer finden,
und es wird
N = EZ/24q, E = 24Nq/Z, Z = 24Nq/E und
q = EZ/24N.
Um zu einem Ausdrucke für den räumlichen Inhalt eines Hohofens zu gelangen, nenne
man
J die Capacität desselben in Kubikfußen,
i das Volum einer Gicht an Beschickung und
Brennmaterial, daher deren gesammten Masseninhalt in Kubikfußen,
e das Gewicht an Eisen in Pfunden, welches in einem
Kubikfuße der gesammten Gichtenmasse enthalten ist,
dann wird seyn
q/i = e
und umgekehrt
i/q = 1/e.
Das Volum eines Hohofens wird erhalten, wenn man die Anzahl Gichten, welche derselbe
faßt, mit dem Masseninhalte einer Gicht multiplicirt, es ist daher
J = Ni
und
N = J/i.
Nun fand man aber vorhin
N = nZ/24 = E/q . Z/24,
folglich wird, wenn man diesen Werth für N in die nächst vorhergehende Gleichung substituirt:
E/q . Z/24 = J/i
und wegen i/q = 1/e, auch
E/e . Z/24 = J
oder auch
J/E = 1/e . Z/24.
Diese Gleichung führt zu der Proportion
E : J = e : Z/24.
Demnach verhält sich die absolute Production eines Hohofens zu dessen räumlichem
Inhalte, wie das Gewicht an Eisen das in einem Kubikfuße der Gichtenmasse enthalten
ist, zu der Gichtenzeit.
Bedeuten J₁, E₁, Z₁ und e₁ analoge Werthe für einen zweiten Hohofen, der mit dem erstem
eine geometrisch ähnliche Construction hat, so folgt ebenso
J₁ = Z₁/24 .
E₁/e₁
und es wird offenbar bei zwei geometrisch ähnlich construirten
Hohöfen die Proportion stattfinden müssen:
J : J₁ = ZE/e . Z₁E₁/e₁;
woraus sich das Verhältniß der Gichtenzeiten, nämlich
Z/Z₁ = J/J₁ . E₁/E . e/e₁
ergibt.
Die innern Dimensionen eines Hohofens kann man als Functionen des
Kohlensackdurchmessers ausdrücken; schlägt man dieses Verfahren ein, so erhält man
Verhältnißzahlen, durch welche man geometrisch ähnliche Hohöfen construiren und die
räumlichen Inhalte der einzelnen Theile, mithin den Inhalt des ganzen Ofens, durch
den Durchmesser ausdrücken kann. In einem solchen Falle wird die Gleichung
nothwendig die Form
J = μD³
erhalten müssen, worin D den
Durchmesser und μ einen Zahlencoefficienten
bedeutet, der für gleiche Verhältnisse, das ist für ein gleiches Constructionssystem
unter allen Umständen gleich seyn wird.
Wird dieser Werth für J in die obige Gleichung gebracht,
dann erhält man:
Z/Z₁ = D³/D₁³
. E₁/E . e/e₁
und hieraus folgt die Proportion:
Z : Z₁ =
D³ : D₁³E₁ : E e : e₁
In zwei geometrisch ähnlichen Hohöfen verhalten sich demnach die Gichtenzeiten, wie
die Kubi der Kohlensackdurchmesser, wie die Gewichte Eisen, welche in einem
Kubikfuße der gesammten Gichtenmasse enthalten sind und umgekehrt, wie die absoluten
Productionen.
Bei gleichen Gichtenzeiten und gleichen Eisengehalten der Gichtenmassen verhalten
sich daher auch die absoluten Productionen zweier geometrisch ähnlichen Hohöfen, wie
ihre räumlichen Inhalte oder wie die Kubi ihrer Kohlensackdurchmesser.
Wenn man nun in der Formel
D = 0,02303 √(kE/m)
für D zwei willkürliche Werthe
setzt und z.B. den Betrieb auf Holzkohlen bezieht, so lassen sich die absoluten
Productionen E und E₁
bestimmen, welche diesen Durchmessern entsprechen müssen. Es sey D = 6 Fuß und D₁ = 15
Fuß, so erhält man E = 6811 Pfd. und E₁ = 42570 Pfd. Roheisen. Verschmelzen nun diese
beiden Hohöfen von den Durchmessern D und D₁ bei gleichem Brennmateriale auch dieselben
Beschickungen, so wird e = e₁ seyn, und man erhält
Z/Z₁ = D³E₁/D₁³E.
Substituirt man in diese Gleichung die so eben angenommenen und berechneten Werthe
von D, D₁, E und E₁, dann erhält man
Z/Z₁ = (6³
× 42570)/(15³ × 6811) = 0,4,
daher
Z = 0,4 Z₁.
Hieraus würde nun folgen, daß in einem Hohofen von 6 Fuß Durchmesser die Gichten nur
0,4 jener Zeit im Ofen verweilen dürfen, welche für einen Ofen von 15 Fuß
Durchmesser als angemessen gefunden worden ist.
Mit diesem Resultate steht jedoch die Erfahrung sehr im Widerspruche, denn diese hat
längst gelehrt, daß bei einem und demselben Brennmateriale und gleicher Beschickung,
für eine und dieselbe Qualität des Roheisens, in den Hohöfen von verschiedenster
Größe die Gichtenzeiten unter allen Umständen dieselben bleiben müssen, und daß sich
die Erfolge bezüglich der erblasenen Roheisenqualität und des relativen
Brennmaterialaufwandes nachtheilig andern, sobald von der erfahrungsmäßigen
Gichtenzeit auffallend abgewichen wird. Wäre z.B. für den Ofen von 15 Fuß
Durchmesser die entsprechende Gichtenzeit Z₁ = 16
Stunden durch den Betrieb erfahrungsmäßig zuträglich gefunden worden, dann würde sie für einen
andern, dem erstem geometrisch ähnlichen Hohofen von 6 Fuß Durchmesser unter sonst
gleichen Umständen nur 16 × 0,4 = 6,4 Stunden betragen dürfen, was
augenscheinlich unrichtig ist und, wie gesagt, allen Erfahrungen widerspricht.
Walter de St. Ange und le
Blanc sagen in ihrer praktischen Eisenhüttenkunde Bd. III Seite 227 über
den Niedergang der Gichten: „Sucht man das zwischen dem räumlichen Inhalte
der Hohöfen und ihrer täglichen Production stattfindende Verhältniß, so findet
man eine sehr große Verschiedenheit zwischen den Kohks- und
Holzkohlen-Hohöfen, und es entstehen daraus Differenzen in der Zeit des
Aufenthaltes der Gichten in den Oefen, die fast diesen Verhältnissen
proportional sind.“ Weiter wird dort abstrahirt, daß das Verhältniß
des räumlichen Inhaltes der Oefen zur absoluten Production, wenn ersterer in
Kubikmetern, letztere in Tonnen ausgedrückt wird:
bei
Holzkohlen-Hohöfen
J/E₀ = 5,
„ Kohks-Hohöfen
J/E₀ = 10
betrage.
Auf österreichisches Maaß und Gewicht reducirt, würde sich hiernach, wenn J in Kubikfußen und E₀ in Centnern gegeben sind,
für
Holzkohlen-Hohöfen
J/E₀ = 8,86
„ Kohks-Hohöfen
J/E₀ = 17,72
ergeben.
Aus der Gleichung J/E = Z/24 . 1/e ist aber
ersichtlich, daß nothwendig wegen 1/e eine große
Verschiedenheit zwischen Holzkohlen- und Kohks-Hohöfen stattfinden
muß; es muß aber auch sogar eine Verschiedenheit zwischen Hohöfen, welche mit
weicher und harter Holzkohle betrieben werden, eintreten, denn 1/e ist eine nach der Verschiedenheit des Brennmaterials
ebenfalls verschiedene Größe. Endlich darf nicht übersehen werden, daß auch der
Eisengehalt der Beschickung einen sehr wesentlichen Einfluß auf diese Größe
nimmt.
Wenn daher die Verhältnisse zwischen dem räumlichen Inhalte der Hohöfen und ihrer
absoluten Production verglichen werden wollen, so muß außer dem Brennmaterial auch
die größere oder geringere Reichhaltigkeit der Beschickung hiebei in Erwägung
gezogen werden, und man kann daher sagen: bei zwei Hohöfen, welche gleiche
Beschickungen mit verschiedenen Brennmaterialien verschmelzen, verhalten sich die
räumlichen Inhalte dividirt durch die absoluten Productionen, wie die den
Brennmaterialien zukommenden erfahrungsmäßigen Gichtenzeiten, und bei gleichen
Beschickungen und gleichen Brennmaterialien werden die Quotienten von J/E₀ immer constante
Zahlen seyn müssen.
Unter der letztern Voraussetzung hat man also für zwei Hohöfen, wenn p die konstanten Quotienten bezeichnet:
J/E = p und J₁/E₁ = p
das ist
J/E = J₁/E₁.
und da es bei geometrisch ähnlicher Construction auch
gestattet ist, für die räumlichen Inhalte die Kubi der Kohlensackdurchmesser zu
setzen, so folgt auch
D³/E = D₁³/E₁.
Werden nun in diese Gleichung die frühern Werthe von D,
D₁, E und E₁ gebracht, so erhält man
216/6811 = 3375/42570,
das ist
0,0317 = 0,0792,
mithin eine Ungereimtheit, welche durchaus nicht stattfinden
soll.
Die so eben berechneten Quotienten sind statt constant, variabel, was sie weder seyn
sollen noch seyn können, und die Formel
D = √(4/π .
kE/2400 m)
führt in dieser Beziehung zu eben so absurden Resultaten, wie
sie schon für die Gichtenzeiten erhalten wurden; man ist daher zu dem Schlusse
vollkommen berechtigt, daß die Prämissen, auf welche sie gegründet worden ist,
unrichtig sind.
Für den räumlichen Inhalt eines Hohofens ist früher der Ausdruck
J = Z/24 . E/e
abgeleitet worden, und wenn man alle Dimensionen eines
Hohofens nach empirischen Regeln durch den Kohlensackdurchmesser ausdrückt, kann man
auch setzen
J = μD³.
Durch Gleichsetzung dieser beiden Ausdrücke für den räumlichen Inhalt eines Hohofens
wird
μD³ = Z/24 .
E/e
und hieraus endlich
D = ∛(Z/24 . E/e . 1/μ).
Diese Formel ist sofort anwendbar, wenn für einen gewissen Ofen der Werth von μ bekannt ist, man kann hiefür auch aus der
Praxis Werthe entlehnen oder aus allgemeinen Verhältnißzahlen besonders
ableiten.
In den Resultaten des Maschinenbaues von Redtenbacher sind
zur geometrisch ähnlichen Construction der Hohöfen die folgenden Verhältnißzahlen
aufgestellt; es sollen diese sowohl für Holzkohlen- als Kohks-Hohöfen
gelten, und da auf das Vorhandenseyn eines Kohlensackes keine Rücksicht genommen
ist, so bezieht sich der Durchmesser auf den größten Horizontalquerschnitt.
Durchmesser der Gicht
0,430 D
Unterer Rastdurchmesser
0,310 D
Weite des Herdes
0,220 D
Länge desselben
0,605 D
Höhe vom Bodenstein bis zu den
Formen
0,183 D
Ganze Höhe des Ofens vom Bodenstein bis zur
Gicht, U =
3,430 D
Höhe des Schachtes
2,264 D
„ der Rast
0,597 D
Ganze Höhe des Gestelles
0,569 D
Mit diesen Verhältnissen erhält man nun:
den räumlichen Inhalt des
Obergestelles
= 0,02148 D³
„
„
„ der Rast
= 0,21977 D³
„
„
„ des Schachtes
= 0,95715 D³
––––––––––––
daher räumlicher Inhalt des ganzen
Ofens,
J = 1,19840 D³
mithin μ = 1,1984.
Will man den Rastwinkel kennen lernen, der hier vorausgesetzt aber nicht angegeben
ist, so hat man
tang.α = (0,597D
× 2)/(D – 0,310D),
woraus folgt
tang.α = tang. . 1194/690 = 60 Grade.
Der Werth von μ, welcher nach diesen Verhältnissen
gefunden wird, weicht von jenen durch Vergleichung verschiedener Hohöfen erhaltenen
sehr bedeutend ab, und man würde mit ihm, namentlich für Holzkohlen, auffallend
große Durchmesser erhalten. Man will nämlich gefunden haben, daß
Holzkohlen-Hohöfen von beiläufig 30 Fuß Höhe und 8 Fuß Durchmesser, einen
räumlichen Inhalt von 800 Kubikfuß erhalten sollen, aus welchen Verhältnissen μ = 800/8³ = 1,561 resultirt. Vergleicht
man die Angaben über mehrere Kohks-Hohöfen, nach welchen dieselben
bei 11 Fuß Durchmesser einen räumlichen
Inhalt von
2000 Kubikfuß,
„ 14 „ „
„
„
„ „
4000 „
erhalten sollen, so erhält man beziehungsweise μ = 1,503 und μ = 1,457, daher im Mittel μ =
1,480.
Bei den verschiedenen Brennmaterialien, als Holzkohlen, Kohks und Steinkohlen, müssen
die Werthe von μ unter sich immer verschieden
seyn, weil das Verhältniß des Durchmessers zu der ganzen Höhe des Ofens je nach dem
Brennmaterial in der Regel auch verschieden ist. Die folgenden Verhältnißzahlen für
Holzkohlen und Kohks kann man als annähernde Mittelzahlen betrachten, jene für
Steinkohlen aber sind den Dimensionen der Steinkohlen-Hohöfen zu Dowlais in
Südwales entnommen.
Holzkohlen.
Kohks.
Steinkohlen.
Durchmesser des Kohlensackes
D
D
D
„ der
Gicht
0,400 D
0,500 D
0,600 D
„ oben
am Gestelle
0,350 D
0,250 D
0,250 D
„ zwischen
den Formen
0,250 D
0,210 D
0,250 D
Höhe des ganzen Gestelles
0,740 D
0,667 D
0,250 D
„
„ Obergestelles
0,490 D
0,457 D
0,146 D
„
„ Kohlensackes
0,292 D
0,113 D
0,506 D
„ der Rast
0,464 D
0,842 D
0,644 D
„ des
Schachtes
3,004 D
2,378 D
1,200 D
Ganze Höhe des
Ofens H =
4,500 D
4,000 D
2,600 D
Rastwinkel α =
55°
65°
60°
Aus diesen Verhältnißzahlen berechnen sich die räumlichen Inhalte der einzelnen
Theile wie folgt:
Holzkohlen
Kohks.
Steinkohlen.
Capacität des Schachtes
1,2270 D³
1,0890 D³
0,6158 D³
„ „
Kohlensackes
0,2293 D³
0,0890 D³
0,3972 D³
„ der Rast
0,1789 D³
0,2298 D³
0,0659 D³
„ des
Obergestelles
0,0350 D³
0,0190 D³
0,0072 D³
–––––––––––––––––––––––––––––––––––
daher Capacität des
Ofens J =
1,6702 D³
1,4268 D³
1,0861 D³
Wenn man den räumlichen Inhalt des ganzen Ofen = 1 setzt, so erhält man bei
Holzkohlen.
Kohks.
Steinkohlen.
die Capacität des
Schachtes =
0,7347 J
0,7633 J
0,5670 J
„ „
„ Kohlensackes =
0,1373 J
0,0624 J
0,3658 J
„ „
der
Rast
=
0,1071 J
0,1611 J
0,0606 J
„ „
des Obergestelles =
0,0209 J
0,0132 J
0,0066 J
––––––––––––––––––––––––––––––––
J =
1,0000
1,0000
1,0000.
Setzt man nun in der Formel
D = ∛(Z/24 . E/e. 1/μ)
die obigen Werthe für μ, so
erhält man ganz allgemein:
für Holzkohlen-Hohöfen
D = 0,8448 ∛(Z/24 . E/e),
für Kohks-Hohöfen
D = 0,8883 ∛(Z/24 . E/e),
für
Steinkohlen-Hohöfen
= 0,9728 ∛(Z/24 . E/e).
Statt dieser eben abgeleiteten Werthe von μ lassen
sich natürlich auch andere setzen, welche gewissen gegebenen Verhältnissen und
Anordnungen entsprechen.
Aus diesen Formeln geht hervor, daß der Durchmesser eines Kohlensackes und mit ihm
alle Dimensionen, welche auf ihn bezogen sind, daher auch der räumliche Inhalt eines
Hohofens bei gegebener absoluter Production, lediglich von dem Producte der
Gichtenzeit in die Anzahl Kubikfuße Brennmaterial und Beschickung, welche die
Erzeugung von 1 Pfd. Roheisen erfordert, abhängig ist, denn es ist 1/e = i/q; es folgt hieraus
ferner, daß bei gleichen Beschickungen dichtere Brennmaterialien, und bei gleichen
Brennmaterialien reichere Beschickungen, kleinere Hohofendimensionen erfordern, als
leichtere Brennmaterialien und ärmere Beschickungen.
Für zwei geometrisch ähnliche Hohöfen hat man die Gleichung gefunden
D₁³Ee₁Z = D³E₁eZ₁
und man erhält hieraus
D₁ = D ∛(E₁/E . e/e₁ . Z₁/Z).
Bei einem im Betriebe stehenden Hohofen sind die Größen D, E,
e und Z jederzeit genau bekannt, und es läßt
sich mittelst der vorstehenden Formel für jede andere beabsichtigte Production E₁ bei denselben Schmelzmaterialien der
entsprechende Durchmesser finden, wenn man e₁ =
e und Z₁ = Z setzt, denn es wird sodann einfach
D₁ = D ∛(E₁/E),
und dieser Ausdruck stimmt mit den Lehrsätzen der körperlichen
Geometrie vollkommen überein. Wenn die Anlage eines Hüttenwerkes zur
Roheisenerzeugung beschlossen ist, so ist wohl vorauszusetzen, daß außer dem
Brennmaterial auch die Quantität und Gattung der zu verhüttenden Erze bekannt ist,
obwohl es sich manchmal trifft, daß weder die eine noch die andere dieser
Bedingungen erfüllt ist und man lediglich auf glückliche Zufälle vertraut. Kennt man
nun die Schmelzmaterialien, dann sind auch die relativen Gewichte derselben bekannt,
und aus der Beschaffenheit des Brennmaterials kann man mit hinreichender
Verläßlichkeit auf den etwaigen relativen Aufwand zur Roheisenerzeugung schließen.
Die Analyse der Erze gibt deren Eisengehalt an, führt zur zweckmäßigsten Gattirung
und bestimmt den Kalkzuschlag. Allerdings treten nach einem eröffneten Betriebe und
im weitern Verlaufe desselben Verhältnisse und Erscheinungen ein, welche eine
Abänderung in der Gattirung und dem Kalkzuschlage gegen die anfänglichen
Bestimmungen nothwendig machen, allein dessenungeachtet genügen die auf Grundlage der
Analyse erstmals getroffenen Anordnungen vollkommen, um die Werthe von 1/e = i/q noch auf eine andere
Weise allgemein darzustellen, wodurch sie für die Anwendung auf specielle Fälle
geeigneter werden.
Es sey
γ das Gewicht eines Kubikfußes Beschickung,
γ₁ das Gewicht eines Kubikfußes des
disponiblen Brennmateriales, oder bei gemischten Brennmaterialien das
Mittel-Gewicht,
q₁ der mittlere Eisengehalt der gattirten Erze,
nach Abzug des stets unvermeidlichen Schmelzverlustes,
c der Kalkzuschlag zu 100 Pfd. Gattirung,
k der Brennmaterial-Aufwand zu 100 Pfd.
Roheisen,
dann erhält man folgende Beziehungen:
Wenn in 100 Pfd. Gattirung q₁ Pfd. Eisen sind, so
müssen nothwendig in (100 + c) Pfd. Beschickung
ebenfalls q₁ Pfd. Eisen enthalten seyn, und man
erhält durch die Proportion
(100 + c) : q₁ = γ : 1
den Eisengehalt, welcher in einem Kubikfuße Beschickung
enthalten seyn wird, es ist derselbe daher
q₁γ/(100 + c).
Umgekehrt erhält man die Anzahl Kubikfuße Beschickung, welche
einem Pfunde Eisen entsprechen
(100 + c)/q₁γ.
Man hat angenommen, daß 100 Pfd. Eisen k Pfunde Brennmaterial zu ihrer Erzeugung erfordern, mithin sind in
Kubikfußen hiezu nöthig
k/γ₁.
Folglich bedarf man zu 1 Pfd. Eisen eine Brennmaterialmasse
von
k/100γ₁.
Die Masse an Beschickung und Brennmaterial in Kubikfußen ausgedrückt, welche zu 1
Pfd. Eisen erforderlich ist, läßt sich daher auch darstellen durch
k/100γ₁ + (100
+ c)/q₁γ
und es ist also
i/q = 1/e = k/100γ₁ + (100 + c)/q₁γ.
Wird nun dieser Werth für 1/e in die frühem Gleichungen
für die Durchmesser eingeführt, so ergeben sich folgende Formeln:
für Holzkohlen-Hohöfen
D = 0,8448 ∛([k/100γ₁ + (100 + c)/q₁γ]
Z/24 . E),
für Kohks-Hohöfen
D = 0,8883 ∛([k/100γ₁ + (100 + c)/q₁γ]
Z/24 . E),
für
Steinkohlen-Hohösen
D = 0,9728 ∛([k/100γ₁ + (100 + c)/q₁γ]
Z/24 . E).
Für die Praxis reicht es hin, den Größen γ,
γ₁, k, q₁, c und Z mittlere Werthe
beizulegen, um sodann für jedes Brennmaterial den Durchmesser des Kohlensackes nur
von der verlangten absoluten Production abhängig zu machen.
Ueber die Gichtenzeiten bei verkohlten Bennmaterialien, als Holzkohlen und Kohks,
liegen genügende Erfahrungen vor; man weiß nämlich, daß bei dem Betriebe auf graues
Roheisen, wenn von abnormen Fällen abgesehen wird, dieselben für Holzkohlen 16
Stunden und für Kohks 40 Stunden durchschnittlich betragen sollen und etwa 3/4
dieser Zeiten die Erzeugung eines weißen Roheisens begünstigen.
Dagegen fehlt es zur Zeit noch an genauen und speciellen Angaben über die
Gichtenzeiten bei Schmelzungen mit rohen Brennmaterialien. Das rohe Holz, der
lufttrockne und gedarrte Torf werden nur als theilweises Surrogat für die Holzkohle
bei der Roheisenerzeugung angewendet, wogegen die rohe Steinkohle zur
Roheisenerzeugung als selbstständiges Brennmaterial längst im Großen aufgetreten
ist, daher man auch von der Anwendung der erstem Brennmaterialien hier ganz
absieht.
Aus den Betriebsresultaten der schottischen Hohöfen scheint hervorzugehen, daß bei
diesen die Gichtenzeiten für rohe Steinkohlen über 40 Stunden betragen. Erwägt man
nun, daß in den gewöhnlichen Verkohkungsöfen eine Charge 24 bis 36 Stunden, daher im
Mittel 30 Stunden in Anspruch nimmt, um Back- und Sinterkohlen in Kohks zu
verwandeln, so könnte man folgern, daß jene rohe Steinkohlen, welche zumeist in
diesem Zustande zu Schmelzungen unmittelbar angewendet werden, nämlich die Sandkohle
und der Anthracit, während eines Verweilens von 36 Stunden in Hohöfen wirklich destillirt und verkohlt
werden müssen. Wenn nun aber schon das verkohlte Material 40 Stunden zum gehörigen
Effecte in Anspruch nimmt, so ist schließlich anzunehmen, daß für das rohe Material
füglich keine geringere, vielmehr eine etwas größere Gichtenzeit zu rechnen ist und
man darf daher für rohe Steinkohlen eine Gichtenzeit von 48 Stunden als geeignet
voraussehen.
Diese Verschiedenheit in den erfahrungsmäßigen Gichtenzeiten für vegetabilische und
mineralisch Brennmaterialien scheint wohl die Hauptursache zu seyn, warum eine
Beimischung von mineralischem Brennmaterial zu vegetabilischem nie von dem Erfolge
begleitet ist, welchen man gewöhnlich erwartet. Nach meinen mehrjährigen Versuchen,
der weichen Holzkohle rohe und zwar vorzügliche Sandkohlen von den Radwitzer
Kohlenwerken zuzusetzen, hat sich ergeben, daß der Gichtenwechsel sich um so mehr
verzögerte, je größer der Zusatz genommen wurde, und daß, sobald man die
ursprüngliche Production durch Herstellung eines lebhaftem Gichtenwechsels wieder zu
erreichen strebte, man weißes Roheisen bei übrigens vollkommenem Gaargange
erzeugte.
Dem Vorstehenden zufolge darf man
für Holzkohlen
Z = 16
„
Kohks
Z = 40
„
Steinkohlen
Z = 48 Stunden
setzen.
Andere und eigene Erfahrungen haben dargethan, daß ein Kubikfuß Beschickung von Erzen
mit einem Ausbringen von 20 bis 40 Proc. Eisen, im Mittel 90 Pfd. wiegt, weßhalb man
setzen kann
γ = 90 Pfd. und q₁ = 30 Pfd.
Der Kalkzuschlag ist nicht allein bei einem und demselben Brennmateriale meist
verschieden, weil er sich außer seinen eigenen Bestandtheilen, insbesondere nach
jenen der Gattirung richtet, sondern in den meisten Fällen ist er auch sehr
verschieden zwischen vegetabilischem und mineralischem Brennmaterial; bei dem erstem
findet man ihn in den meisten Fällen zwischen 10 und 20 Proc., bei dem letztem
zwischen 30 und 40 Proc. angewendet. Man entfernt sich daher sicher nicht sehr von
der Wahrheit, wenn man für
Holzkohlen
c = 15 Pfd.,
Kohks und Steinkohlen
c = 35 Pfd.
als Mittelwerthe setzt.
Der relative Brennmaterial-Aufwand richtet sich streng genommen:
a) nach der beabsichtigten Qualität des
Roheisens,
b) nach dem Eisengehalte der
Beschickung,
c) nach dem Oxydationszustande, in
welchem das Eisen in den Erzen erscheint, und
d) nach der Temperatur, Menge und
Pressung der Luft, welche einem Hohofen zugeführt wird.
Walter de St. Ange und le
Blanc haben im ersten Theile ihrer praktischen Eisenhüttenkunde, übersetzt
von Carl Hartmann, eine Zusammenstellung über den Aufwand
an Holzkohlen bei Verhüttung verschiedener Eisenerze, mit Rücksicht auf ihren
Eisengehalt und ihre Schmelzbarkeit, gegeben, wonach ärmere Erze einen geringern
Brennmaterial-Aufwand veranlassen sollen, als reichere, und es wäre nach
diesen Angaben offenbar jene Hütte, welche arme Erze zu Gute zu machen gezwungen
ist, bezüglich des Brennstoffes weit günstiger daran, als eine Hütte mit reichen
Erzen, oder mit andern Worten: jeder Hüttenmann sollte auf die möglich ärmste
Gattirung hinwirken, um günstige Erfolge zu erreichen. Mit dieser Ansicht werden
wohl wenige Hüttenmänner einverstanden seyn, die in der Lage sind arme Erze
verschmelzen zu müssen. Es darf jedoch nicht übersehen werden, daß eine solche
Anomalie wirklich eintreten kann, wenn man aus sehr reichen Oxydulen oder
Oxyduloxyden, welche sich bekanntlich vorzugsweise zur Erzeugung eines weißen
Roheisens eignen, durchaus graues Roheisen erblasen will.
Bei einem Mittlern Ausbringen von 30 Proc. und bei einer Erhitzung der Luft auf 250
bis 300° C. kann man näherungsweise folgende Gewichtsmengen an Brennmaterial
zur Erzeugung eines grauen Roheisens rechnen:
bei kalter Luft:
bei erhitzter Luft:
zu 100 Pfd. Roheisen: an Holzkohlen
160 Pfd.
130 Pfd.
„ Kohks
280
„
210
„
„ Steinkohlen
330
„
250
„
Was endlich die Gewichte der meist in Anwendung kommenden Brennmaterialien anlangt,
so lassen sich folgende Mittelwerthe nehmen:
Gewicht eines Kubikfußes weicher
Holzkohlen
= 7 Pfd.
„ „
„ harter dto.
= 12 „
„ „
„ Kohks
= 20 „
„ „
„ Steinkohlen
= 40 „
Werden diese erörterten Mittelwerthe für γ,
γ₁, c und k in dem Ausdrucke
k/100γ₁ + (100
+ c)/q₁γ
substituirt, so erhält man
für kalte Luft:
für erhitzte Luft:
bei weicher Holzkohle
i/q = 1/e =
0,2712 c
0,2283 c
und e =
3,680 Pfd.
4,477 Pfd.
bei harter Holzkohle
i/q = 1/e =
0,1759 c
0,1509 c
und e =
5,681 Pfd.
6,626 Pfd.
bei Kohks
i/q = 1/e =
0,1900 c
0,1550 c
und e =
5,263 Pfd.
6,453 Pfd.
bei Steinkohlen
i/q = 1/e =
0,1325 c
0,1125 c
und e =
7,547 Pfd.
8,889 Pfd.
Mit diesen Werthen von 1/e, in Verbindung mit jenen von
Z, ergeben sich nun für die absoluten Productionen
von E die Durchmesser für die verschiedenen
Brennmaterialien aus den Formeln:
für kalte Luft:
für erhitzte Luft:
bei weichen Holzkohlen
D = 0,4766 ∛E
0,4500 ∛E
bei harten Holzkohlen
D = 0,4125 ∛E
0,3920 ∛E
bei Kohks
D = 0,6054 ∛E
0,5657 ∛E
bei Steinkohlen
D = 0,6249 ∛E
0,5917 ∛E.
Wenn man nach diesen Formeln den Durchmesser eines Kohlensackes berechnet oder auch
die Formel selbst für einen speciellen Fall besonders entwickelt, immer wird man bei
einzelnen Hohöfen auf größere oder geringere Differenzen stoßen, welche ihre
Begründung darin finden, daß bei solchen Oefen ungewöhnliche Luftmengen und
Pressungen angewendet werden, woraus andere als die vorausgesetzten Gichtenzeiten
resultiren, daß die Verhältnisse der Dimensionen anders gewählt werden oder endlich
daß sehr gutartige Beschickungen verschmolzen werden, welche die Erzeugung eines
grauen Roheisens besonders erleichtern.
In manchen Fällen ist man genöthigt, gemischtes Brennmaterial anzuwenden, nämlich
gleichzeitig weiche und harte Holzkohlen, auch wohl Holzkohlen mit einem Zusatze von
lufttrockenem oder gedarrtem Torfe oder Torfkohle. Für solche Verschiedenheiten des
Brennmaterials ist die Formel immer besonders zu entwickeln, denn aus den
Verschiedenheiten der relativen Gewichte der Brennmaterialien resultiren auch
verschiedene Hohofendimensionen, und es würde zu weit führen, alle möglichen Fälle in
Betracht ziehen zu wollen. Wie man aber in solchen Fällen zu verfahren hat,
erläutert das folgende Beispiel.
Es soll ein Hohofen auf eine wöchentliche Production von 500 Cntr. gußfähigem
Roheisen construirt werden, zu dessen Betrieb 2/3 weiche und 1/3 harte Holzkohlen
disponibel sind und wovon der Kubikfuß der erstern 7 Pfd., der letztern 10 Pfd.
wiegt. Die stöchiometrische Anordnung der Beschickung verlangt, bei einem erwarteten
Ausbringen von 30 Procent, einen Kalkzuschlag von 12 Proc.; ferner ist man
berechtigt bei einer Erhitzung des Windes von 250° C. auf einen relativen
Brennmaterial-Aufwand von 120 Pfd. schließen zu dürfen, weil benachbarte
Werke bereits mit einem solchen bei annähernd ähnlichen Erzen arbeiten, und endlich
ist das Gewicht eines Kubikfußes der angeordneten Beschickung durchschnittlich zu 86
Pfd. gefunden worden.
Man erhält mit diesen Daten das mittlere Gewicht eines Kubikfußes des gemischten
Brennmateriales, nämlich
γ₁ = 2/3 × 7 + 1/3 × 10 = 8
Pfd.
und
k/100γ₁ + (100
+ c)/q₁γ = 120/800 + 112/(86 × 30) = 0,1974
folglich wird für eine Gichtenzeit Z = 16 Stunden
D = 0,8448 ∛(0,1974 × 2/3 ×
50000/7) = 8,256 Fuß.
Hiernach würde der räumliche Inhalt des Ofens
J = 8,256³ × 1,6702 = 940 Kubikfuß
betragen müssen, vorausgesetzt, daß man sich der obigen
Verhältnisse bedienen will.
Setzt man bei zwei 2zölligen Düsen eine Pressung von 24 Wasserzollen voraus, so
erhält man mit den beiden erörterten Formeln
im einen Fall
D = 5,32 Fuß,
im andern Fall
D = 4,6
Fuß.
Eine Betrachtung der Gleichung
J/E = Z/24 . 1/e
lehrt augenscheinlich, daß für ein und dasselbe Brennmaterial
und dieselbe Beschickung die Werthe von J/E immer constante Größen seyn müssen, und daß sie sich
nothwendig ändern, sobald sich eine oder beide Größen verändern. Für eine in Centnern
ausgedrückte absolute Produktion E₀ erhält man
mit den obigen Werthen von Z und 1/e:
bei kalter Luft:
bei erhitzter Luft:
für weiche Holzkohlen
J/E₀ =
18,08
15,22
für harte Holzkohlen
J/E₀ =
11,73
10,06
für Kohks
J/E₀ =
31,67
25,83
für Steinkohlen
J/E₀ =
26,50
22,50
Aus der Entwicklung der Gleichungen für die Kohlensackdurchmesser ist leicht zu
ersehen, daß bei einem und demselben Brennmaterial für die verschiedensten absoluten
Productionen das Verhältniß der Gichtenzeiten Z/Z₁ = 1 werden muß, wenn man für die Production
den Durchmesser entwickelt und beide Werthe in die Gleichung
Z/Z₁ = D³E₁/D₁³E
substituirt.
Die Höhe eines Hohofens wird sehr häufig dadurch eine bedingte, daß man vorhandene
Anhöhen benützen will, um die Schmelzmaterialien auf horizontalem oder doch wenig
geneigtem Wege, mittelst einer Gichtbrücke, auf das Gichtplateau bringen zu können;
es sind aber auch oft noch andere Gründe vorhanden, welche dazu veranlassen von den
frühern Verhältnissen des Kohlensackdurchmessers zur ganzen Ofenhöhe abzuweichen,
ohne daß jedoch hierdurch eine Veränderung im räumlichen Inhalte des Ofens
hervorgerufen werden soll. Es fällt nicht schwer, für solche beschränkende Fälle
passende Formeln abzuleiten, wie sogleich gezeigt werden wird.
Für ein gewähltes Constructionssystem sey
J₀ der räumliche Inhalt des Kohlensackes,
h die Höhe desselben, und
J wieder der ganze Inhalt des Ofens.
Der räumliche Inhalt des Kohlensackes läßt sich auch ausdrücken:
J₀ = πD²/4 h
und man kann sagen: h/H = δ und J/J₀ = υ
folglich wird wegen
h = δH und J₀ = J/υ
J/υ = πD²/4 . δH,
welcher Gleichung auch die Form gegeben werden kann:
J = πD³/4 .
υδ H/D,
und wodurch der räumliche Inhalt des ganzen Ofens ausgedrückt
wird.
Hat man sich für ein gewisses Verhältniß von J/E₀, worin E₀
in Centnern ausgedrückt ist, entschieden, und setzt dasselbe
J/E₀ = p,
so erhält man, wenn E die
Production in Pfunden bedeutet,
J/E = p/100
oder
J = pE/100.
Bringt man diesen Werth für J in die obige Gleichung für
den räumlichen Inhalt des ganzen Ofens, so wird
pE/100 = πD³/4
. υδ H/D,
und wenn man H/D = φ setzt, ergibt
sich schließlich der Durchmesser des Kohlensackes
D = ∛(4pE/100πυδφ).
Bei Beibehaltung der früher angenommenen allgemeinen Verhältnißzahlen der
Dimensionen, welche
für weiche Holzkohlen
p = 18,08 und =
15,22;
δ =
0,292/4,5;
υ =
1,6702/0,2293,
für harte Holzkohlen
p = 11,73 und =
10,06;
δ =
0,292/4,5;
υ =
1,6702/0,2293,
für Kohks
p = 31,67 und =
25,83;
δ = 0,113/4;
υ =
1,4268/0,0893,
für Steinkohlen
p = 26,50 und =
22,50;
δ =
0,506/2,6;
υ =
1,0861/0,3972
betragen, erhält man sodann die folgenden Formeln:
bei kalter
Luft:
bei erhitzter Luft:
für weiche Holzkohlen
D = 0,7866 ∛(E/φ)
0,7427 ∛(E/φ),
für harte Holzkohlen
D = 0,6809 ∛(E/φ)
0,6470 ∛(E/φ),
für Kohks
D = 0,9629 ∛(E/φ)
0,8997 ∛(E/φ),
für Steinkohlen
D = 0,8526 ∛(E/φ)
0,8135 ∛(E/φ).
Die Gränzen, innerhalb welchen bei allen Hohöfen die Werthe von H/D = φ liegen, sind erfahrungsmäßig 2,5 bis 4,5, und für Kohks
insbesondere findet man beinahe immer H/D = 3,5 gewählt. Nimmt man nun für φ verschiedene Werthe, welche zwischen diesen
Gränzen liegen, so erhält man für gleiche räumliche Inhalte die entsprechenden
Kohlensackdurchmesser und es ist hiernach die folgende Tabelle berechnet worden.
Textabbildung Bd. 136, S. 302
Werthe von H/D =; für weiche
Holzkohlen bei; für harte Holzkohlen bei; für Kohks bei; für Steinkohlen bei;
kalter; erhitzter; Luft; wird D = ∛E multiplicirt mit
Um eine Uebersicht der Productionen zu erhalten, welche gegebenen Durchmessern
entsprechen, sind diese für die Kohlensackdurchmesser von 6 bis 20 Fuß nach den
frühern Formeln berechnet und in der folgenden Tabelle zusammengestellt.
Textabbildung Bd. 136, S. 303
Durchmesser D =; für weiche
Holzkohlen bei; für harte Holzkohlen bei; für Kohks bei; für Steinkohlen bei;
kalter; erhitzter; Luft; wird E in Pfunden =
Diese Zusammenstellung der Resultate ist insoferne sehr instructiv, als sie zeigt,
auf welch einen geringen Erfolg zu rechnen ist, wenn man bei gewöhnlichen Hohöfen
für Holzkohlen, zumal von kleinen Durchmessern, statt des bisher angewendeten
vegetabilischen Brennmaterials zu mineralischem übergehen will. Es werden in diesem
Falle Productionen erreicht, die so gering sind, daß für jeden derartigen Versuch
ein sicheres Mißlingen in Aussicht steht, auch wenn die Kraft des Gebläses, welche
jedoch nur in sehr seltenen Fällen in ausreichendem Maaße vorhanden ist, wirklich
hiezu hinreichend wäre. Bei Durchmessern von 6 bis 8 Fuß ist immer ein Erstarren des
Roheisens im Herde zu befürchten, und es ist das letztere auch wirklich, während
eines im Jahre 1853 vorgenommenen – übrigens sonst vollkommen gelungenen
– Versuches, die Holzkohle ausschließlich durch rohe Steinkohlen bei den
Hohöfen der Eisenwerke zu Horzuwitz zu ersetzen, eingetreten.
Wenn man eine noch so große Anzahl Hohöfen, sowohl für vegetabilisches als
mineralisches Brennmaterial unter sich vergleicht, so zeigt sich eine große
Verschiedenheit in den angewendeten Constructionen, ja man findet ebenso häufig, daß
zwei oder mehrere Hohöfen, welche mit ganz gleichen Schmelzmaterialien betrieben
werden, dennoch verschiedene Dimensionenverhältnisse haben, ohne daß hierdurch auch
nur der mindeste Einfluß auf den relativen Brennmaterialaufwand oder die Qualität
des Roheisens bemerkbar wird. Es scheint daher fast, daß man den Verhältnissen der
Dimensionen unter sich eine weit größere Wichtigkeit beilegte, als sie wirklich
verdienen, und wenn man die oft sonderbaren Behauptungen und Ansichten über weite
und enge Gichtmündungen, steile und flache Rasten etc. liest, so gelangt man nur zu
dem Schlüsse, daß eigentlich jede Construction richtig ist, welche mit Rücksicht auf
einen angemessenen räumlichen Inhalt des Ofens angewendet wird, und die sich nicht
gar zu weit von gewissen allgemeinen Normen entfernt.
Den wesentlichsten Einfluß übt bei einem Hohofenbetriebe – in Betracht der
Construction – der räumliche Inhalt eines Ofens, was auch die Gleichung
J/E = Z/24 . 1/e
deutlich ausdrückt; ob man nun für einen – J angemessen – berechneten Durchmesser, die oben
angenommenen Dimensionsverhältnisse beibehält oder davon abweicht, je nachdem
Erfahrung oder Vorurtheil dieß als nützlich oder vortheilhaft erachtet, ist an sich
von wenig oder gar keiner Bedeutung, so lange durch die Abweichung nicht eine
wesentliche Veränderung im räumlichen Inhalte eines Ofens herbeigeführt wird. So
spielt z.B. bei Manchen die obere Weite des Obergestelles eine sehr wichtige Rolle
und sie wachen mit gar ängstlicher Subtilität über deren genaueste Herstellung. Bei
dem Abwärmen eines Ofens ereignet es sich aber oft, daß durch Ablösungen die
anfänglichen Dimensionen des Gestelles gänzlich verändert werden, ohne daß eine
solche Erweiterung für den folgenden Betrieb auch nur von den mindesten
nachtheiligen Folgen begleitet ist, und überdieß ist jedem Hüttenmann bekannt, daß
schon nach wenigen Wochen eines Betriebes die Gestelldimensionen nicht mehr die
ursprünglichen sind, und auch nicht wohl seyn können. Die englischen und
schottischen Hohöfen zeigen in der Wahl ihrer Dimensionen und räumlichen
Verhältnisse eine weit geringere Scrupulosität, als dieß bei den continentalen der
Fall ist.
Eine gleiche ängstliche Sorgfalt und Subtilität findet man noch sehr häufig beim
Anführen der Hohöfen befolgt, indem man der einmal gewählten Beschickung für die
ersten Gichten noch einen reichlichen Zusatz an Kalkstein zufügt, in der Voraussetzung dadurch eine
flüssigere Schlacke zu erzeugen. Hierdurch wird aber das gerade Gegentheil erzielt,
weil man endlich weiß, daß der Kalk nicht unbedingt ein Flußmittel ist, vielmehr
durch ihn ebenso leicht eine sonst leichtflüssige Beschickung sehr strengflüssig
werden kann. In dem Doppelsilicate, welches die Subsilicate der Kalk- und
Thonerde bilden, prävalirt die Kalkerde sehr stark, daß aber dieses Silicat eben
dadurch ein leichtflüssiges sey, wird Niemand zu behaupten einfallen, der über die
Schmelzbarkeit der Silicate gehörig unterrichtet ist.
Im Allgemeinen wird – oder soll wenigstens – der Erbauung eines
Hohofens immer eine Skizze vorangehen, um durch graphische Vorstellung einen
Totaleindruck der Dimensionenverhältnisse zu erhalten. Hat man sich sodann über die
Wahl derselben geeinigt, dann werden dieselben durch Zahlen ausgedrückt zu dem
Ausdrucke
J = μD³
und zu den Verhältnissen H/D und J/J₀ führen, durch welche man in den Stand gesetzt
ist, einen dem skizzirten, geometrisch ähnlichen Hohofen für jede verlangte absolute
Production zu entwerfen, da die Beschaffenheit der Schmelzmaterialien und sonstigen
Verhältnisse ebenfalls als besannt vorausgesetzt werden müssen. Erst nach Vollendung
dieser Vorarbeit soll man zum eigentlichen Entwurfe der ganzen Anlage schreiten.