Titel: | Ueber Gewichtsvermehrung der Seide durch Anwendung eines Bleisalzes (Bleizucker); von Hrn. A. Chevallier. |
Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. LXXII., S. 312 |
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LXXII.
Ueber Gewichtsvermehrung der Seide durch
Anwendung eines Bleisalzes (Bleizucker); von Hrn. A. Chevallier.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, April 1855, S. 223.
Ueber Gewichtsvermehrung der Seide durch Anwendung eines
Bleisalzes.
Bekanntlich hat man bisher aus Gewinnsucht das Gewicht der Seide vermehrt, indem man
sie mit einer geeigneten Substanz imprägnirte, welche somit ebenfalls als Seide
verkauft wurde. Die Substanzen, welche zu diesem Zweck hauptsächlich benutzt wurden,
sind der Knochenleim und die Melasse; in der letzten Zeit sind einige Kaufleute in
ihrer Gewinnsucht so weit gegangen, zur Gewichtsvermehrung der Seide ein Bleisalz,
den Bleizucker des Handels, anzuwenden, wodurch die Seide für die Gesundheit
gefährlich wird.
Ich kann hinsichtlich dieses Betrugs folgende Beobachtungen mittheilen. Vor einiger
Zeit besuchte mich ein Advocat und brachte mir Seidenproben, welche ihm von einer
Nähterin übergeben worden waren; diese Frau hatte bemerkt, daß wenn sie die Seide in
den Mund nahm, was man gewöhnlich zu thun pflegt wenn man den Seidenfaden in die
Oehre der Nadel einführen will, ein süßer Geschmack wahrzunehmen war, welcher Unlust
zum Essen, Uebelbefinden und Kolik zur Folge hatte.
Die Untersuchung welche ich mit solcher Seide vorgenommen habe, ergab, daß sie durch
das Auswaschen 18 1/2, 20 bis 21 Procent an Gewicht verliert, ferner daß die
Substanzen welche ihr durch das Waschen entzogen werden, in Bleizucker und ein wenig
Knochenleim bestehen. Das Waschwasser wurde nämlich gefallt: 1) reichlich weiß durch
Schwefelsäure und schwefelsaure Alkalien; 2) schwarz durch Schwefelwasserstoff und
Schwefelammonium; 3) gelb durch Jodkalium und durch chromsaures Kali.
Spätere Versuche ergaben, daß von fünfzig Proben zu Paris gekaufter Seide zwanzig zur
Gewichtsvermehrung mit einem Bleisalz in beträchtlicher Menge imprägnirt waren.Veranlassung zur Anwendung des Bleizuckers behufs der Gewichtsvermehrung der
Seide gab wahrscheinlich die Methode der HHrn. Torne und Riot, die Seide in
sogenanntem schweren Schwarz (noir chargé) zu färben, beschrieben im
polytechn. Journ. Bd. CXXXIII S.
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Ein einfaches Mittel, um die Gegenwart eines Bleisalzes in der Seide zu erkennen,
besteht darin, eine gewisse Menge der verdächtigen Seide in eine Glasröhre zu
tauchen, in welche man eine mit Essigsäure geschärfte Auflösung von Jodkalium
gegossen hat. Wenn die Seide ein Bleisalz enthält, so bildet sich bald schön gelbes
Jodblei, welches sich am Boden der Röhre absetzt.