Titel: | Das Ausbrennen der Essen von Dampfkesseln und Oefen auf den königl. preußischen Gruben und Hütten in Oberschlesien. |
Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. LXXXII., S. 351 |
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LXXXII.
Das Ausbrennen der Essen von Dampfkesseln und
Oefen auf den königl. preußischen Gruben und Hütten in Oberschlesien.
Aus der Zeitschrift für das Berg-, Hütten-
und Salinenwesen in dem preußischen Staate, 1855, Bd. III, Lieferung
1.
Das Ausbrennen der Essen von Dampfkesseln auf den Gruben in
Oberschlesien.
Bekanntlich setzen sich in den Essen der Dampfkessel und anderer Feuerungsanlagen in
Folge unvollständiger Verbrennung der Brennstoffe nach und nach größere oder
geringere Mengen von Kohle ab, bald in compactem, bald in mehr lockerem Zustande,
wonach diesen Absätzen die Benennungen „Glanzruß“ und
„Flatterruß“ beigelegt werden. Vorzüglich von der
Vollkommenheit der Feuerungsanlage, von der Aufmerksamkeit, die auf den Betrieb verwendet wird,
von der Beschaffenheit der Esse und von dem Brennmateriale hängt es ab, wie rasch
und in welchem Maaße sich die Rußansätze bilden. Dieselben sind der Entzündung durch
von dem Zuge mit fortgerissene Stückchen brennender Kohle oder glühende Aschentheile
in hohem Grade ausgesetzt, insbesondere wenn sie aus Flatterruß bestehen. Der
Glanzruß entzündet sich nicht so leicht. Das durch eine solche freiwillige
Entzündung herbeigeführte Ausbrennen der Essen ist für die Dächer der
Maschinengebäude – wenn sie, wie es in Oberschlesien üblich ist, mit
Holzschindeln gedeckt sind – und oft auch für benachbarte Gebäude gefährlich.
Man hat daher auf Mittel gesonnen, demselben vorzubeugen. Das Ausfegen der Essen ist
nun zwar das Nächstliegende und einfachste Mittel, aber es ist bei den meisten der
bei Dampfmaschinen und auf Hüttenwerken vorhandenen Essen nicht ausführbar. Mehrere
andere Vorschläge erschienen ebenfalls nicht praktisch, und man kam auf den sehr
nahe liegenden Gedanken, das Ausbrennen in regelmäßig wiederkehrenden
Zeitabschnitten, unter Beobachtung geeigneter Vorsichtsmaßregeln absichtlich herbeizuführen. Hierüber sind seit 1850 auf
den Bergwerken und Hütten des Staates in Oberschlesien,
so wie auch auf der Laura-Eisenhütte daselbst
Versuche angestellt worden.
Das Verfahren dabei ist höchst einfach, und besteht lediglich darin, daß man alle
Zugänge der Feuercanäle zur Esse verschließt und durch die unten an derselben zur
Entfernung der Asche vorhandene Reinigungsöffnung brennende Strohkränze einlegt,
mittelst welcher der Ruß angezündet und verbrannt wird. Der dabei nöthige
Luftzutritt erfolgt durch die Reinigungsöffnung. Während des Vorganges wird eine
Feuerspritze in Bereitschaft gehalten, um jede Gefahr sofort zu beseitigen, welche
die etwa aus der Esse Herausfliegenden brennenden Stroh- oder Rußtheile für
die benachbarten Gebäude und übrigen Gegenstände veranlassen können. Diese Vorsicht
darf nicht verabsäumt werden, da die Erfahrung gelehrt hat, daß solche Brände von
dem Winde oft weit fortgeführt werden; zwar verlöschen sie in der Regel noch vor,
oder doch bei dem Niederfalle, aber einzelne können gefährlich werden.
Schindeldächer, die sich in der Nähe befinden, werden zweckmäßig vorher mit Wasser
besprengt. Befinden sich außer den Maschinen- oder Hüttengebäuden noch andere
Häuser und dergl. in der Nähe, so wähle man, um diese keiner Gefahr auszusetzen, für
das Ausbrennen einen windstillen Tag, während sonst ein gelinder Wind als willkommen
angesehen werden darf, um die Brände von den Maschinen- oder Hüttengebäuden
hinwegzuführen. Am besten ist es, die Zeit zu wählen, wo eben Regen oder Schnee
gefallen. – In den meisten Fällen genügt es, das Ausbrennen jährlich zweimal
vorzunehmen. Doch läßt sich hierüber eine allgemein gültige Regel nicht aufstellen,
weil die Rußabsätze in verschiedenen Essen ganz verschieden erfolgen. So fand auf
der Königsgrube in der Esse des Vorderheydt-Schachtes schon zwei Monate nach
dem Ausbrennen eine Selbstentzündung der in so kurzer Zeit bereits wieder stark
angehäuften Rußmasse statt, während anderwärts, als man das Ausbrennen nach mehr als
halbjähriger Frist wiederholen wollte, sich kein Rußansatz zeigte.
Man hat in Bezug auf diesen Gegenstand noch die Erfahrung gemacht – und zwar
sowohl auf der Königsgrube, wie auf der Laura-Eisenhütte – daß bei
Essen, in welche einander gegenüber oder auch neben einander, zwei Füchse von
verschiedenen Feuerungen einmünden, die freiwillige Entzündung gerne, und sogar fast
jedesmal erfolgt, wenn in beiden Feuerungen zu gleicher Zeit geschürt wird. Die
Entzündung ist dann von einer schwachen Detonation und Lichterscheinung begleitet,
und scheint daher zu rühren, daß unmittelbar nach dem Aufgeben frischer Kohlen auf
dem Roste eine unvollständige Verbrennung stattfindet, in deren Folge sich
Kohlenwasserstoff bildet, der sich entzündet und explodirt. Der Entzündung des
Russes in der Esse kann die Erscheinung des Explodirens schon deßhalb nicht wohl
zugeschrieben werden, weil sie sich oft in Pausen von nur 2 bis 4 Wochen, innerhalb
welcher der Ansatz größerer Massen noch nicht hatte stattfinden können, wiederholt
hat. Uebrigens findet bei derartigen Entzündungen nothwendig zu gleicher Zeit die
Verbrennung des Flatterrusses statt, während der fester an den Wänden ansitzende,
minder entzündliche Glanzruß davon meist verschont bleibt und zur Verbrennung einer
etwas länger anhaltenden Hitze bedarf.
Bei dem absichtlichen Ausbrennen der Essen pflegt die Flamme groß und hell oben zu
deren Mündung herauszuschlagen, aber ohne Detonation.