Titel: | Ergebnisse und Beobachtungen bei der Prüfung verschiedener Gasbrenner; von Dr. Ph. Th. Büchner und Dr. P. Rückeisen. |
Autor: | Ph. Th. Büchner , P. Rückeisen |
Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. LXXXV., S. 369 |
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LXXXV.
Ergebnisse und Beobachtungen bei der Prüfung
verschiedener Gasbrenner; von Dr. Ph.
Th. Büchner und Dr. P.
Rückeisen.
Büchner und Rückeisen, Ergebnisse und Beobachtungen bei der Prüfung
verschiedener Gasbrenner.
Die Verfasser waren von Seite des Stadtvorstandes zu Mainz beauftragt worden, die bei
der hiesigen Straßenbeleuchtung durch Gas erzeugte Lichtstärke zu prüfen. Bei dieser
Gelegenheit haben sich in Bezug auf die Brenner verschiedene Thatsachen ergeben, die
nicht ohne erhebliche Folge für den Gasverbrauch seyn dürften.
Um diese Erfahrungen sonach möglichst gemeinnützlich zu machen und als Anhaltspunkte
für ähnliche Versuche darzubieten, sotten sie in dem Nachstehenden veröffentlicht
werden.
Bekanntlich existireneristiren von den französischen Schnittbrennern sowie von den englischen
Fischschwanzbrennern verschiedene Nummern.
Eine jede derselben läßt bei gleichem Drucke und unter denselben Verhältnissen eine
verschiedene Menge Gas hindurch, durch welche zugleich eine verschiedene Lichtstärke
bedingt wird, so daß also im Allgemeinen bei Anwendung einer niederen Nummer eines
Brenners eine geringere Menge Gas verbraucht und auch eine geringere Lichtstärke
erzeugt wird, als bei Anwendung einer höheren Nummer, wobei mehr Gas consumirt und
auch eine größere Lichtstärke erreicht wird.
Es ist somit dem Willen des Consumenten überlassen, durch die Wahl der einen oder
andern Nummer eines Brenners, eine geringere oder größere Menge Gas zu verbrauchen
und mit derselben sich eine geringere oder größere Lichtstärke zu verschaffen.
Wir lassen hier zunächst die Resultate folgen, welche sich bei der Prüfung der
verschiedenen Nummern der Schnittbrenner und dann die, welche sich in Hinsicht der
verschiedenen Nummern der Fischschwanzbrenner ergeben haben.
Da es jedoch nicht möglich war, sämmtliche Resultate an einem Abende zu gewinnen, so
wurde die Fortsetzung unserer Versuche nur dann wieder aufgegriffen, wenn von Seiten
der Gasfabrik derselbe Druck gegeben und ein Gas geliefert wurde, welches unter
Anwendung eines und desselben Brenners und bei demselben Verbrauche genau dieselbe
Lichtstärke besaß. Zu den Lichtmessungen bedienten wir uns des Bunsen'schen Photometers, welches bekanntlich zu denjenigen gehört, die eine große Genauigkeit
und Sicherheit gestatten.
Sämmtliche Versuche wurden stets bei einem Drucke von 13 1/2''' vorgenommen. Den
Lichtmessungen wurde die Flamme einer. Wachskerze von 11 Zoll Länge, wovon 6 auf ein
Pfund, zu Grunde gelegt. Die Höhe der Wachskerzenflamme betrug jedesmal genau
20'''.
Nachdem auf der Minutenuhr der Verbrauch eines Brenners genau bestimmt war, wurde
sogleich die Lichtmessung der Gasflamme vorgenommen.
A. Schnittbrenner,
französische.
Da selbst bei den höchsten Nummern ein Flattern der Flamme nicht eintrat, so wurde
der Verbrauch derselben und die damit in Beziehung stehende Lichtstärke bei vollständig geöffnetem Hahnen der auf der Minutenuhr
befindlichen Brennerröhre vorgenommen.
Für die verschiedenen Nummern derselben bestehen keine besonderen Abzeichen. Die
Beurtheilung derselben für ihre Aufeinanderfolge ist begründet in der Dicke des
Kopfes und der Tiefe und Breite des Schnittes.
Erste Reihe.
Nummer
desBrenners.
Verbrauch
anKubikf. in der Stunde.
Lichtstärke.
00
3,1
1,9 Wachskerzen
0
5,5
9 „
1
7,1
12,2 „
2
7,0
12,1 „
3
8,8
20,2 „
4
9
25
„
5
10,0
28,6 „
6
10,8
31,3 „
7
11,3
34,2 „
Zweite Reihe.
1
5
6,2 „
2
5,8
9
„
3
6,5
12,2 „
4
7,0
14,0 „
5
8,2
18,0 „
6
8,6
23,5 „
7
10,2
27,5 „
8
11,2
37,2 „
Wenn bei einem sich ziemlich nahe stehenden Gasverbrauch der ersten und zweiten
Reihe, wie z.B. bei dem Brenner Nr. 2 der ersten und dem Nr. 4 der zweiten Reihe,
die Lichtstärke der Gasstamme eine verschiedene ist, so hat dieß seinen Grund in der
Beschaffenheit des Schnittes, indem der Schnitt des einen weniger tief und breiter,
während der des andern tiefer und schmäler ist.
B. Fischschwanzbrenner.
Die verschiedenen Nummern sind durch besondere Abzeichen zu erkennen. Dieselben
bestehen in einem entweder an der Basis oder in der Mitte befindlichen kreisförmig
vertieften Einschnitte oder Ring. Die Anzahl dieser Ringe bestimmt die
Aufeinanderfolge der verschiedenen Nummern.
Erste Reihe.
Nummer
desBrenners.
Verbrauch
anKubikf. in der Stunde.
Lichtstärke.
1
2,6
0,8 Wachskerzen
2
3,6
2,7
„
3
4,2
4,0
„
4
4,6
9,0
„
5
5,2
11,5
„
6
4,9
10,5
„
7
6,3
18,0
„
8
8,4
23,0
„
Zweite Reihe (Manchester-Brenner).
1
5,3
4 „
2
5,3
7,5
„
3
5,3
9 „
4
5,3
12 „
5
5,3
16 „
Da bei vollständig geöffnetem Hahnen der auf der Minutenuhr befindlichen
Brennerröhre, auf welche der Brenner eingeschraubt ist, sich bei den Nummern 4, 5,
6, 7, 8 der ersten Reihe, und den Nummern 2, 3, 4, 5 der zweiten Reihe ein lebhaftes
Flattern der Flamme einstellte, so wurde der Hahn an der Brennerröhre höchst
vorsichtig soweit langsam geschlossen, bis die Flamme ruhig brannte und auch nicht mehr das geringste
Geräusch wahrgenommen werden konnte.
Es muß bei näherer Betrachtung der zweiten Reihe sogleich in die Augen springen, daß
bei gleichem Gasverbrauche die Lichtstärke um das Vierfache zunimmt, indem z.B. der
Brenner Nr. 1 bei einem Verbrauche von 5,3 Kubikfuß nur 4 Wachskerzen Lichtstärke
besitzt, während der Brenner Nr. 5 bei demselben
Gasverbrauche eine Lichtstärke von 16 Wachskerzen zeigt.
Wir glaubten anfänglich bei unsern Untersuchungen irgend einen Fehler von bedeutendem
Einflüsse begangen zu haben. Da wir jedoch bei mehrfacher mit der größten Vorsicht
und Genauigkeit vorgenommenen Wiederholung unserer Versuche stets dieselben
Resultate erhielten, so konnte es keinem Zweifel unterliegen, daß der Grund dieser
Verschiedenheit der Lichtstärke in andern Verhältnissen zu suchen sey.
Da, wie oben erwähnt, bei gewissen bereits angedeuteten Nummern dieser Brenner, bei
vollständig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre ein lebhaftes Flattern der Flamme
eintrat, und – um den richtigen Gasverbrauch, sowie die von demselben
bedingte Lichtstärke genau zu bestimmen – der an der Brennerröhre befindliche
Hahn soweit vorsichtig regulirt ward, bis das Flattern der Flamme aufgehört, so
mußten wir diesen Umstand aufgreifen, und zunächst in ihm die Ursache suchen, welche
die so bedeutende Verschiedenheit in der Lichtstärke bedingte.
Wir gingen dabei von der Voraussetzung aus, daß das mit vollem Drucke aus der
Minutenuhr in die Brennerröhre ausströmende Gas, indem es durch die in Folge der
angedeuteten Regulirung des Hahnens nunmehr enger gewordene Oeffnung hindurch
strömt, einen Theil seines Druckes in der Brennerröhre selbst verliert, ehe es aus
dem Brenner austritt, mithin mit umsomehr vermindertem Drucke zur Verbrennung
gelangt, je größer die Oeffnung des Brenners selbst ist.
Ist dieß der Fall, so wäre die Zunahme der Lichtstärke bei gleichem Gasverbrauche
dahin zu erklären, daß je größer die Oeffnung eines Brenners – nachdem der
Druck des einströmenden Gases in die Brennerröhre durch das theilweise Schließen des
Hahnens derselben gebrochen ist – desto mehr der Druck in der Brennerröhre
abnimmt, während er in dem auf der Gasuhr befindlichen Manometer verhältnißmäßig
zunimmt; daß mithin bei diesem so in der Brennerröhre selbst bewirkten geringeren
Drucke eine vollständigere Verbrennung des ausströmenden Gases stattfindet.
Umgekehrt wird aber bei einem Brenner, dessen Oeffnung nur so groß ist, daß ein
Flattern der Flamme bei vollständig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre nicht eintritt, bei demselben Gasverbrauche der Druck in der Brennerröhre
verhältnißmäßig weniger abnehmen, mithin das Gas mit einer größern Geschwindigkeit
ausströmen, wodurch ein Theil desselben nicht zur vollständigen Verbrennung gelangt,
sondern gleichsam als kälterer Strom auf die Flamme einwirkt, ihre
Entzündungstemperatur herabstimmt, und dadurch die geringere Lichtstärke
herbeiführt.
Um die Richtigkeit dieser Ansicht zu beweisen, wurde in der Mitte der Brennerröhre,
zwischen dem Hahn und ihrer oberen Oeffnung, auf welche der Brenner aufgesteckt ist,
ein Seitenmanometer angebracht, welches genau dieselbe Linieneintheilung besaß, wie
das auf der Minutenuhr befindliche Manometer.
Es haben sich dabei folgende Resultate ergeben:
Nr. 1. Fischschwanzbrenner flattert bei vollständig geöffnetem
Hahnen der Brennerröhre nicht, und bedarf keiner Regulirung.
Nr. 2. Bei vollständig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre,
wobei die Gasflamme lebhaft flatterte, war
der Druck in dem auf der Gasuhr befindlichen Manometer
(Gasuhrmanometer) = 13'''; der Druck in dem an der Brennerröhre angebrachten
Seitenmanometer = 12'''.
Nachdem der Hahn vorsichtig zugedreht worden, bis das Flattern der
Flamme aufgehört, betrug
der Druck im Seitenmanometer = 8'''.
Nr. 3. Bei vollständig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre,
wobei die Gasflamme lebhaft flatterte, war
der Druck im Gasuhrmanometer = 12''';
der Druck im Seitenmanometer = 11'''.
Nachdem der Hahn vorsichtig so weit zugedreht worden, bis das
Flattern der Flamme aufgehört, betrug
der Druck im Seitenmanometer = 5'''.
Nr. 4. Bei vollständig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre,
wobei die Gasflamme lebhaft flatterte, war
der Druck im Gasuhrmanometer = 12''';
der Druck im Seitenmanometer = 11'''.
Nach dem Reguliren der Flamme durch vorsichtiges Schließen des
Hahnens, bis das Flattern derselben aufgehört, betrug
der Druck im Seitenmanometer = 4'''.
Nr. 5. Bei vollständig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre,
wobei ein Flattern der Flamme stattfand, war
der Druck im Gasuhrmanometer = 12''';
der Druck im Seitenmanometer = 11'''.
Nach dem Reguliren der Flamme durch vorsichtiges Schließen des
Hahnens, bis das Flattern derselben aufgehört, betrug
der Druck im Seitenmanometer = 3'''.
Noch augenfälliger und eclatanter wird die oben ausgesprochene
Ansicht unterstützt durch die Resultate, welche sich unter ähnlichen Verhältnissen
bei der Prüfung der Schnittbrenner ergaben.
Nach dem Vertrage welchen die Stadt Mainz mit den hiesigen Gasunternehmern
abgeschlossen, soll nach § 58 das Gas die Lichtstarke von mindestens 9
Wachskerzen haben bei einem Verbrauche von 4 1/2 Kubikfuß in der Stunde.
Wir wandten bei unsern Untersuchungen in dieser Beziehung genau dieselbe Sorte
Schnittbrenner an, wie dieselben von Seiten der Gasunternehmer in den städtischen
Laternen aufgesteckt waren, und fanden im Durchschnitt bei dem bedingten
Gasverbrauche eine Lichtstärke zwischen 10 bis 12 Wachskerzen.
Im Interesse der Privat-Gasconsumenten beabsichtigten wir die verschiedenen
Sorten der Schnitt- und Fischschwanzbrenner in Bezug auf Gasverbrauch und die
mit demselben in Verbindung stehende Lichtstärke zu prüfen und die Resultate zu
veröffentlichen, damit Jedermann, je nach der Wahl seines Brenners, ungefähr im
Voraus wissen könne, wie viel Gas er in der Stunde verbrauche und wie groß beiläufig
die dadurch erzeugte Lichtstärke sey, so daß er zugleich im Stande ist, seine
Ausgabe für den Gasverbrauch in ein gewisses Verhältniß zur Beleuchtung seiner
Localitäten zu setzen.
Bei diesen letztern Untersuchungen ergab es sich dann, daß ein Schnittbrenner,
welcher bei völlig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre 5 Kubikf. per Stunde consumirte, nur eine Lichtstärke von 5,7
Wachskerzen zeigte, während ein städtischer Schnittbrenner, der an und für sich bei
völlig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre 8 Kubikfuß consumirte, nachdem er durch
Regulirung des Hahnens auf einen Verbrauch von 4 1/2 Kubikfuß gebracht worden war,
eine Lichtstärke von 11 bis 12 Wachskerzen ergab.
Wir konnten den Grund dieser Verschiedenheit in der Lichtstärke ebenfalls nur in den
bereits angedeuteten Verhältnissen suchen und fanden dieselben in den nachstehenden
Resultaten bestätigt.
Da selbst bei den höchsten Nummern dieser Art von Brennern ein Flattern der Flamme
nicht eintritt, so ist ein Reguliren derselben an und für sich nicht nöthig.
Textabbildung Bd. 136, S. 375
Erste und Zweite Reihe der
Schnittbrenner; Bei völlig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre; Auf einen niedern
Verbrauch durch den Hahnen in der Brennerröhre regulirt; Nummer; Verbrauch an
Kubikfußen in der Stunde; Lichtstärke. Anzahl der Wachskerzen, von 11 Zoll
Länge, 6er.; Druck im Gasuhrmanometer; Druck im Seitenmanometer
Ein Blick auf diese Tabelle gibt sogleich zu erkennen, daß bei völlig geöffnetem
Hahnen der Brennerröhre eine bei weitem größere Quantität Gas verbraucht wird, um
eine bestimmte Lichtstärke zu erzielen, als wenn der Hahn der Brennerröhre nur
theilweise geöffnet ist, mithin bei dem Verbrauche einer bei weitem geringeren
Gasmenge dieselbe Lichtstärke erzielt werden kann. Ferner ist ersichtlich, daß
dieser so bedeutende Unterschied in der Lichtstärke nur begründet seyn kann in dem
durch das theilweise Schließen des Hahnens in der Brennerröhre selbst bewirkten
verminderten Drucke, wodurch es dem ausströmenden Gase gestattet ist vollkommener zu
verbrennen, und eine größere Lichtstärke zu erzeugen. Hingegen geht ein Theil des
Gases bei völlig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre unverbrannt hindurch, bläst
gleichsam wie ein kalter Luftstrom in die Flamme hinein, und stimmt somit die
Entzündungstemperatur und mit ihr die Lichtstärke der Flamme herab.
So z.B. verbraucht der Brenner Nr. 6 (der ersten Reihe) in einer Stunde 10,8
Kubikfuß, erzeugt dabei eine Lichtstärke von 31,3 Wachskerzen; wird dagegen der Hahn
der Brennerröhre soweit geschlossen, daß durch denselben
Brenner während einer Stunde nur 4 1/2 Kubikfuß hindurchgehen, so wird dadurch eine
Lichtstärke von 11 1/2 Wachskerzen erzielt. Dagegen verbraucht der Brenner Nr. 0 bei
völlig geöffnetem Hahnen 5,5 Kubikfuß in der Stunde und erzeugt dabei eine
Lichtstärke von nur 9 Wachskerzen.
Oder was dasselbe ist: Um eine Lichtstärke von 12,2 Wachskerzen zu erzeugen, wäre bei
völlig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre ein Brenner nöthig, welcher 6,5 Kubikfuß
in der Stunde (zweite Brennerreihe Nr. 3) verzehrt, während der Brenner Nr. 8 eine
Lichtstärke von 13,3 Wachskerzen erzeugt, wann derselbe auf einen Gasverbrauch von 4
1/2 Kubikfuß in der Stunde regulirt worden ist.
Es erhellt also hieraus die, wie es scheint, bis jetzt noch sehr wenig oder
unvollständig gekannte Thatsache, daß man bei Anwendung der höheren Nummern der
Schnitt- oder Fischschwanzbrenner, wenn man dieselben auf einen geringeren
Gasverbrauch regulirt, eine bei weitem, fast auf das Doppelte gesteigerte
Lichtstarke erzielen kann, als wenn man einen Brenner anwendet, der bei völlig
geöffnetem Hahnen – also an und für sich – dieselbe Menge Gas verzehrt.
Ein interessanter Versuch, welcher sich gewiß ganz auf die vorn erwähnten Ursachen
und Gesetze zurückführen läßt, ist der folgende:
Wenn man die kleinste Sorte Schnittbrenner, nämlich Nr. 00 auf eine Brennerröhre
anschraubt, deren Hahn vollständig geöffnet ist, und man bestimmt dessen Verbrauch an
Gas und die Lichtstärke der Flamme, so ergibt sich, daß er z.B. in der Stunde 3,1
Kubikfuß verzehrt, und dabei eine Lichtstärke von 1,9 Wachskerzen erzeugt (erste
Reihe der Schnittbrenner Nr. 00).
Setzt man nun über diesen Schnittbrenner einen Fischschwanzbrenner einer höheren
Nummer z.B. Nr. 5, ohne daß sonst irgend etwas verändert wird, so erhält man eine
Gasstamme die eine Lichtstärke von 5 Wachskerzen besitzt; es ist also bei ganz demselben Gasverbrauche, der ja durch diese Operation
weder vermindert noch vermehrt worden ist, die Lichtstärke um mehr als das 2 1/2
fache gesteigert worden.
Was endlich die Argand'schen Brenner betrifft, so kann bei diesen eine Steigerung der
Lichtstärke durch das Reguliren des Hahnens der Brennerröhre wenigstens nicht direct
erwiesen werden.
Da die Flamme des Argand'schen Brenners bei völlig geöffnetem Hahnen so groß und wild
erscheint, daß das Licht ungünstig wird, so muß die Flamme von vornherein so
regulirt werden, daß sie das günstigste Licht erzeugt.
Aber es kann nach dem Vorhergehenden nicht bestritten werden, daß – abgesehen
davon, daß die Construction und der Bau der einen oder der andern Art eines
Argand'schen Brenners an und für sich ein mehr oder weniger günstiges Licht erzeugt
– dieses hellere Licht bei einem guten Argand'schen Brenner mit zum größten
Theile auch dadurch eben bedingt ist, daß die Flamme
durch den Hahnen der Brennerröhre regulirt, also auf einen niedereren Gasverbrauch
gebracht ist, als der wäre, wenn die Flamme bei völlig geöffnetem Hahnen wirklich
ruhig fortbrennen würde.
Es muß aber auch aus den vorstehenden Resultaten noch weiter gefolgert werden, daß
ein Gas, dessen Lichtstärke bei einem bestimmten Verbrauche ermittelt worden ist,
die gefundene Lichtstärke nur beziehungsweise des angewandten Brenners besitzt,
indem sich dieselbe – wie wir gezeigt haben – günstiger gestaltet bei
Anwendung eines großen Brenners, wenn derselbe auf einen geringeren Verbrauch
regulirt worden ist, als bei Anwendung eines kleinern, welcher als solcher das
bedingte Quantum Gas verbraucht.
Die Außerachtlassung dieser Thatsachen ist unter Umständen von nicht unbedeutendem
Einflüsse, und kann zu mannichfachen Irrthümern Veranlassung geben.
Wenn zwischen den Gaslieferanten und den Konsumenten z.B. die contractliche
Bestimmung besteht, daß das Gas bei einem Verbrauche von 4 1/2 Kubikfuß per Stunde eine Lichtstärke von 9–10 Wachskerzen
besitzen soll, so kann von Seiten des Lieferanten allerdings dieser Bestimmung
Genüge geleistet worden seyn, indem er seinerseits – vielleicht ohne es zu
wissen – einen Brenner zu Grunde gelegt hat, der an und für sich eine größere
Quantität Gas consumirt und auf 4 1/2 Kubikfuß per
Stunde regulirt, die verlangte Lichtstärke abgibt, während von Seiten dessen,
welcher mit der Prüfung des Gases beauftragt ist, ein Brenner angewendet wird,
welcher an und für sich, d.h. bei völlig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre 4 1/2
oder 5,8 oder 6,5 (zweite Reihe Nr. 1, 2, 3) Kubikfuß per Stunde consumirt und dann auf 4 1/2 Kubikfuß regulirt nur eine Lichtstärke von 5,7–7,5 und 10,5
Wachskerzen liefert.
Das Festhalten dieses Umstandes scheint daher auch bei dem Abschlüsse eines
Contractes zwischen dem Gaslieferanten und dem Consumenten von nicht unbedeutender
Wichtigkeit in Beziehung auf die zu verlangende Lichtstärke und die mit derselben im
Zusammenhang stehende eigentliche Beschaffenheit des
Gases zu seyn.
Um ein gegenseitiges sicheres Uebereinkommen zu treffen, oder – was dasselbe
ist – um ein Gas von einer bestimmten Beschaffenheit zu bedingen, wäre es
nöthig vorher festzusetzen, welche Sorte Schnittbrenner oder Fischschwanzbrenner zu
Grunde gelegt wird.