Titel: | Versuche über die Wirkung der verschiedenen Gasbrenner; von Hrn. Dr. Heeren. |
Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. XIV., S. 37 |
Download: | XML |
XIV.
Versuche über die Wirkung der verschiedenen
Gasbrenner; von Hrn. Dr. Heeren.
Aus den Mittheilungen des hannoverschen
Gewerbevereins, 1855, Heft 2.
Heeren, Versuche über die Wirkung der verschiedenen
Gasbrenner.
Die Gasbeleuchtung darf ohne Zweifel zu den wichtigsten, interessantesten, und
praktisch wie wissenschaftlich ausgebildetsten Zweigen der Technik gezählt werden,
und unter den großen Erfindungen der Neuzeit in erster Reihe ihren Platz finden.
Merkwürdiger Weise aber hat die eigentliche und letzte Verwendung des Gases beim
Brennen hinsichtlich der ökonomischen Verhältnisse der verschiedenen gebräuchlichen
Gasbrenner, d.h. des Verhältnisses der entwickelten Lichtmenge zu der verbrauchten
Menge des Gases, nur geringe Beachtung gefunden, und die bisher veröffentlichten
Versuche mit Gasbrennern sind meistentheils nur in der Absicht angestellt, die
verhältnißmäßige Güte verschiedener, aus verschiedenen Kohlenarten, oder nach
verschiedenen Methoden dargestellten Gasarten unter einander zu vergleichen. Noch
weniger erstrecken sich die vorhandenen Angaben auf die Vergleichung der Wirkung
eines und desselben Gasbrenners bei verschiedener Größe der Flamme, oder auf den
Effect verschiedener Gasbrenner von gleicher Art, aber verschiedenen
Dimensionen.Wie der Verfasser in Hannover, haben in der letzten Zeit Dr. Frick in Freiburg
i. B., dann Dr. Büchner und Dr. Rückeisen in Mainz, Untersuchungen über den Nutzeffekt
verschiedener Gasbrenner angestellt, welche im polytechn. Journal Bd. CXXXVI
S. 305 und 369 mitgetheilt wurden.A. d. Red.
Mag nun auch bei der Anlage und dem Betrieb von Gaswerken die zweckmäßige Wahl der
Kohle oder der Fabricationsart ein Gegenstand von größter Bedeutung seyn, so sieht
sich doch jedenfalls das consumirende Publicum genöthigt, sich des Gases zu
bedienen, so wie es ihm von dem Gaswerke geliefert wird, und es bleibt ihm zur
Wahrung seines Interesse, und, um von dem erhaltenen Gase den möglich größten Nutzen
zu ziehen, nichts übrig, als unter den verschiedenen Arten der Gasbrenner den
geeignetsten auszuwählen, vorausgesetzt daß, wie hier am Orte (Hannover), der Verkauf des Gases nach
Kubikfußen erfolge, welche mittelst der bekannten, in den respectiven Häusern
aufgestellten Gasuhren gemessen werden, worauf es dann dem Consumenten freisteht
sich des Gases zu bedienen, wie und wo er immer will.
Zwar kommen bei der Wahl der Brenner noch verschiedene andere Rücksichten in
Betracht; aber es kann doch nicht gleichgültig seyn, ob aus derselben Gasmenge in
einem Falle vielleicht die dreifache Lichtmenge von der in einem anderen Falle
entwickelten gewonnen wird.
Seitdem in den letzten Jahren die Anwendung der sogenannten Fischschwanzbrenner sich
sehr verbreitet hat, aber gerade diese Art der Brenner bedeutende Unterschiede in
den ökonomischen Verhältnissen darzubieten schien, war es gewiß an der Zeit, den
Gegenstand näher zu untersuchen; und so sind denn die folgenden Bestimmungen von mir
vorgenommen, zu deren Ausführung ich besonders durch einen ausgezeichnet schönen
Gasmesser (Gasuhr) veranlaßt und befähigt wurde, welchen die hiesige polytechnische
Schule dem Hrn. Ingenieur Elsner in Berlin verdankt.
Freilich konnten diese Versuche nur mit dem in dem hiesigen Gaswerke producirten
Gase angestellt werden, sie haben insofern mehr locales Interesse, da es keineswegs
wahrscheinlich ist, daß sich auch bei besseren oder schlechteren Gasen genau
dieselben Verhältnisse herausstellen müssen; und es ist daher sehr zu wünschen, daß
auch an anderen Orten gleiche Versuche angestellt werden möchten. Um dann
Vergleichungen der Resultate zu ermöglichen, habe ich die Dimensionen der von mir
benutzten Brenner, besonders die Weite der Löcher, bei den Fischschwanzbrennern auch
den Neigungswinkel der Bohrungen, ferner den Druck, unter welchem sich das Gas im
Brenner befand, sowie die Größe der Flamme nach Höhe und Breite, so genau wie
möglich angegeben.
Unter den früheren Bestimmungen sind zuvörderst die von Fyfe anzuführenPolytechn. Journal 1841, Bd. LXXIX S. 296, wobei die folgenden Resultate sich ergaben:
Textabbildung Bd. 137, S. 37
Lichtmenge aus gleich viel Gas;
Einfacher; Fledermausbrenner; Fischschwanzbrenner; Argandbrenner; kleinere;
großere; 24 Löcher von 1/40'' im Kreise von 7/8'' Durchmesser; 42 Löcher von
1/50'' im Kreise von 1 1/20'' Durchmesser
Schon diese Versuche zeigen, daß der Argandbrenner unter allen der vortheilhafteste
ist; auffallend, und jedenfalls unwahrscheinlich ist es aber, daß der erstere mit 24
Löchern in der größeren Entfernung von 0,11 Zoll fast genau dasselbe Resultat
gegeben haben soll, wie der andere mit 42 Löchern in der geringeren Entfernung von
0,075 Zoll. Die Fischschwanzbrenner sind nur summarisch durch Eine Zahl vertreten,
während gerade diese die größten Abweichungen darbieten. Der einfache Strahl hat bei
Weitem das ungünstigste Resultat gegeben. Vergleichungen mit Oel und anderen
Brennstoffen fehlen ganz.
Sodann sind die Versuche von Hedley aufzuführen, welche in
den Jahren 1835 und 1837 theils in Dublin, theils in Sheffield angestellt wurden.
(M. s. Ure, Dictionary of arts etc. pag. 563.) Sie
werden durch die folgende Tabelle repräsentirt.
Gattung der Steinkohle.
Gasverbrauch in der
Stunde.
Länge der Flamme.
Helligkeit
inTalglichten, 6 perPfund, 9 Zoll
lang.
Verhältnis derLichtmenge
aus gleich viel Gas.
1.
Deep-pit.
Einfache Flamme
1 Kubikf.
4''
2,36
100
Argand, 14 Löcher
3,3
3 1/2
11,53
148
2.
Mortormley.
Einfache Flamme
0,95
4
2,434
100
Argand, 14 Löcher
3,1
3 1/2
12,24
154,1
3.
Kännelkohle.
Einfache Flamme
0,7
4
3,54
100
Argand, 14 Löcher
2,6
3 1/2
15,85
120,5
4.
Carlisle.
Einfache Flamme
1,1
4
2,72
100
Argand, 20 Löcher
5,0
?
21,33
172,6
5.
Gleich viel
Kännel-
und Cardiff-Kohle.
Einfache Flamme
1,15
4
2,72
100
Argand, 20 Löcher
5,0
?
14,66
124
6.
Carlisle.
Einfache Flamme
0,9
4
4,4
100
Argand, 20 Löcher
4,0
?
21,33
109
Die Versuche Nr. 4 und 5 wurden nur mit dem innerhalb der ersten Stunde gewonnenen
Gase angestellt; bei Nr. 6 vermuthet der Experimentator selbst eine Beimischung von
Gas aus Kännelkohle.
Das ökonomische Verhältniß des Argandbrenners zur einfachen Flamme berechnet sich
hieraus im Mittel zu 138 : 100, wenn auf den Unterschied der Argandbrenner mit 14 und 20
Löchern keine Rücksicht genommen wird.
Die außerordentliche Leuchtkraft des Gases aus Kännelkohle zeigt sich auch bei diesen
Versuchen; denn vergleicht man die Nr. 1, 2 und 3 mit dem stündlichen Consum an Talg
für gleiche Lichtmenge, so entspricht jeder Kubikfuß Gas den folgenden Talgmengen in
(preuß.) Granen:
1) Deep-pit.
Einfache
Flamme
328
Argand,
14 Löcher
486
2) Mortormley.
Einfache
Flamme
356
Argand,
14 Löcher
549
3) Kännelkohle.
Einfache
Flamme.
703
Argand,
14 Löcher.
847
Dieser größeren Leuchtkraft des aus Kännelkohle gewonnenen
Gases entspricht auch ein bedeutend größeres specifisches Gewicht, 0,660, während
das der übrigen nach der Reihenfolge der Tabelle 0,410, 0,450, 0,534, 0,44 und 0,54
betrug.
Auf diese wenigen Versuche von Fyfe und Hedley beschränkt sich meines Wissens die Literatur über
den Effect verschiedener Gasbrenner, weßhalb denn meine Versuche über denselben
Gegenstand einer Rechtfertigung nicht bedürfen werden.
Beschreibung der Brenner.
Die mir zugänglichen, zu meinen Versuchen benutzten Brenner sind folgende:
1) Ein gewöhnlicher Argandbrenner von Messing mit 12
Löchern von 0,95 Millimeter Weite, die in einem Kreise von 0,73 rheinl. Zoll
Durchmesser liegen, folglich 0,19 Zoll von einander entfernt sind.
2) Ein Berliner Argandbrenner von Porzellan mit 32 Löchern
von 0,49 Millimeter Weite, in einem Kreise von 0,67 Zoll Durchmesser liegend,
folglich 0,07 Zoll von einander entfernt. Die Anwendung von Porzellan zu Gasbrennern
ist gewiß ein sehr glücklicher Gedanke und empfiehlt sich besonders bei sehr kleinen
Löchern, welche bei metallenen (messingenen oder eisernen) Brennern sich durch
Schwefelung oder sonstige Corrosion bald verstopfen oder verändern, während
Porzellan allen solchen zerstörenden Einflüssen widersteht.
3) Ein Fledermausbrenner mit weitem Einschnitt. Weite des
Schnitts 0,32 Millimet., Durchmesser des kugelförmigen Kopfes 0,33 Zoll, Tiefe des
Einschnittes 0,26 Zoll.
4) Ein Fledermausbrenner mit engem Einschnitt. Weite des
Schnitts 0,24 Millimet., Durchmesser des Kopfes 0,35 Zoll, Tiefe des Schnitts 0,25
Zoll.
5) Dreilochbrenner. Weite der Löcher 1,30 Millimet.
6) Schottischer Fischschwanzbrenner. Weite der Löcher 0,77
Millimet.; Winkel, unter welchem sie gegen einander geneigt sind, 5°. Da
dieser Winkel sehr klein ist, die beiden Gasströme also beinahe parallel unter
einander austreten, so bilden sie eine hohe aber schmale Flamme, welche aus einiger
Entfernung gesehen, viel Aehnlichkeit mit der Flamme einer Kerze hat, nur daß sie
gewöhnlich bedeutend größer ist.
7) Gewöhnlicher Fischschwanzbrenner Nr. 2. Weite der
Löcher 1,07 Millimet.; Winkel, den die Bohrungen mit einander machen,
100°.
8) Gewöhnlicher Fischschwanzbrenner Nr. 3. Weite der
Löcher 1,19 Millimet.; Winkel 90°.
9) Gewöhnlicher Fischschwanzbrenner Nr. 4. Weite der
Löcher 1,28 Millimet.; Winkel 100°.
10) Gewöhnlicher Fischschwanzbrenner Nr. 5 (die größte
Sorte); Weite der Löcher 1,38 Millimet.; Winkel 90°.
Die Sorte Nr. 1 der Fischschwanzbrenner ist so klein und gibt ein so kleines
Flämmchen, daß sie wohl nirgend Anwendung findet, und deßhalb bei den Versuchen
weggelassen wurde. Um die Weite der Löcher bei den verschiedenen Brennern zu
ermitteln, wurden Nähnadeln ausgesucht, welche gerade hineingingen, und deren Dicke
mittelst eines Mikrometerzirkels gemessen.
Die Gasuhr.
Dieselbe ist von sehr vollkommener Ausführung und äußerst regelmäßigem Gange. Das
Zeigerwerk gibt noch den tausendsten Theil eines englischen Kubikfußes deutlich an.
Die Ausströmung des Gases erfolgt durch ein verticales Rohr, in welchem sich zwei
Hähne befinden, deren unterer mittelst einer Mikrometerschraube die feinste
Regulirung des Gaszuflusses zu dem Brenner gestattet. Zwischen beiden Hähnen ist ein
Seitenrohr mit einem Wassermanometer zur Messung des Gasdruckes. Gleich über dem oberen Hahn wird der Brenner aufgeschraubt; dieser Hahn
bleibt während des Brennversuches ganz geöffnet und ist nur zu dem Zweck vorhanden, um den Brennversuch
beliebig anfangen, unterbrechen und wieder anfangen zu können, ohne den unteren
Regulirungshahn aus seiner Stellung zu bringen, welche man ihm je nach der
bezweckten Größe der Flamme oder des Druckes ertheilt hatte. Da sich nun das
Manometer über dem Regulirungshahne befindet, so zeigt es
den Druck, unter welchem sich das Gas im Brenner
befindet, nicht jenen der Gasleitung, welcher gewöhnlich zu groß ist, und deßhalb
durch das theilweise Schließen des unteren Hahnes gemäßigt werden mußte.
Die zur Vergleichung der Helligkeiten gebrauchte
Oellampe.
Bei photometrischen Bestimmungen, wo durch successive Versuche die Lichtstärke
verschiedener Lichtquellen gemessen werden soll, bedürfen wir einer zur
Vergleichung, oder als Maaß dienenden Lichtquelle, welche aber in ihrer Function als
Maaß sich stets in unveränderter Helligkeit erhalten sollte. Leider gehört eine
solche ganz constante Lichtquelle bis jetzt zu den frommen Wünschen und man sieht
sich daher noch auf die Benutzung recht gleichförmig brennender Oellampen oder.
Kerzen verwiesen. Bei den Kerzen unterliegt die Helligkeit häufigen Schwankungen,
weil sie in hohem Grade von der Länge des in der Flamme befindlichen Dochtendes
abhängt, und wenn man auch bei Talgkerzen durch rechtzeitiges, geschicktes
Abschneiden die Flamme stets im Maximum der Leuchtkraft zu erhalten sucht, so kann
doch offenbar von völliger Gleichförmigkeit der Flamme keine Rebe seyn.
Stearinkerzen bedürfen bekanntlich des Dochtputzens nicht, weil sich der geflochtene
Docht seitwärts krümmt, und sowie er aus der Flamme kommt, verbrennt; weßhalb denn
auch bei vielen neueren photometrischen Messungen Stearinkerzen in Anwendung
gebracht wurden. Die Unsicherheit ist hier aber fast eben so groß, wie bei
Talglichten, weil sich der Docht bald mehr, bald weniger krümmt.
Viel gleichförmiger und daher als Maaß empfehlenswerther ist die Flamme einer gut
brennenden Oellampe, weßhalb denn auch bei meinen Versuchen eine solche benutzt
wurde. Nur ist zu bedauern, daß eine Oellampe nie als allgemeingültiges Maaß dienen
kann, weil auch bei genauester Feststellung ihrer Dimensionen die Helligkeit der
Flamme doch von der individuellen Construction jedes einzelnen Exemplars, ganz
besonders aber von der Dicke und sonstigen Beschaffenheit des Dochtes abhängt.
Man wird deßhalb als allgemeingültiges Maaß immer wieder auf die Flamme einer
Talg- oder Stearinkerze zurückgeführt, wobei, unter Angabe der Sorte, am
besten 6 Stück aufs Pfund, genau der stündliche Gewichtsverlust angegeben werden muß. Ich habe deßhalb die
gebrauchte Oellampe durch wiederholte Vergleichung mit Talglichten auf dieses
letztere Maaß reducirt, bei den Versuchen selbst aber die Lampe in Anwendung
gebracht.
Unter den Oellampen sind es besonders die Uhr- und die Federlampen, welche
sich durch Gleichförmigkeit der Lichtentwickelung auszeichnen, weil bei ihnen durch
das stete Ueberfließen des überschüssigen Oels von einer Abnahme des Niveau und
einer entsprechenden Abnahme der Helligkeit keine Rede ist, auch das brennende Stück
des Dochtes lange Zeit in fast unverändertem Zustande verharrt.
Zu meinen Versuchen nun wurde eine kleine Federlampe (Kolbenlampe, Moderateurlampe),
von der Sorte Nr. 5 aus der Fabrik des Hrn. Beckmann
hierselbst angewandt, welche sich durch eine außerordentlich ruhig und gleichmäßig
brennende Flamme zu dem vorliegenden Zwecke empfiehlt. Durch das in 0,85 Zoll
Entfernung über der Brennermündung stark eingezogene Zugglas wird die Flamme
pfriemartig in die Länge gezogen, und endigt in eine feine Spitze, welche bei
ungestörtem Brennen der Lampe stundenlang fast mit mathematischer Genauigkeit auf
denselben Punkt einspielt. Durch einen mit dem Diamant auf dem Zugglase gemachten
Strich, welcher sich 3 2/3 Zoll über der Mündung des Brenners befindet, kann man
sich leicht von der richtigen Höhe der Flammenspitze überzeugen. Wenn nach längerem
Brennen die Flamme etwas niedriger wird, so reicht ein geringes Aufschrauben des
Dochtes hin, der Flamme die Normalgröße wiederzugeben. Um auch den Oelzufluß
unverändert zu erhalten, wurde von Zeit zu Zeit die gezahnte Kolbenstange angezogen,
so daß das sichtbare obere Ende derselben stets ziemlich in gleicher Höhe verblieb.
Die ringförmige Oeffnung des Brenners hat 0,45 Zoll größten und 0,31 Zoll kleinsten
Durchmesser. Um jedoch mit einer solchen Lampe eine Flamme von der angegebenen Höhe
zu erzielen, bedarf man eines etwas stärkeren Dochtes, als jene sind, die von dem
Fabrikanten seinen Lampen Nr. 5 beigegeben werden.
Diese Lampe verbrennt stündlich 18,85 Gramme Oel. Mit einem Talglicht, 6 aufs Pfund,
mit ziemlich dünnem Docht verglichen, welches stündlich 8,042 Gramme Talg consumirt,
zeigt sich die Helligkeit der Lampe zu jener des Lichtes wie 3,32 zu 1. Mit einem
andern Talglicht, ebenfalls 6 aufs Pfund, aber dickerem Docht, verglichen, welches
stündlich 9,12 Gramme Talg verzehrt, ist das Verhältniß der Helligkeiten 3,05 zu 1,
so daß sich für gleiche Lichtmenge der Oelverbrauch der
Lampe zu dem Talgverbrauch der ersteren Lichtsorte wie 1 zu 1,47; der zweiten
Lichtsorte ebenfalls wie 1 zu 1,47 herausstellt. Mag immer diese völlige Uebereinstimmung zum Theil dem
Zufall angehören, so liefert sie doch besonders in Betreff des Umstandes, daß diese
beiden Messungen an verschiedenen Tagen vorgenommen wurden, einen Beweis für die
gleichförmige Helligkeit der Lampe.
Das specifische Gewicht des Gases beträgt 0,40.
Verfahren bei den Gasversuchen.
Da die Gasuhr, um einen sicheren, gleichmäßigen Gang zu behaupten, eines stärkeren
Gasdruckes bedarf, als ihn das hiesige Gaswerk gibt, so konnte das Gas nicht direct
aus der Gasleitung entnommen werden, weßhalb ich mich eines großen Kasten-
(oder Cylinder-) Gasometers von 7 Kubikfuß Inhalt bediente, welcher mit dem
Gase aus der städtischen Gasleitung gefüllt und dann unter etwas verstärktem Druck
von 2 Zoll Wasserhöhe durch einen Kautschukschlauch mit der Gasuhr verbunden wurde,
durch welche Einrichtung noch der Vortheil entstand, daß auch bei Tage, natürlich in
einem völlig dunklen Zimmer, operirt werden konnte, obgleich während der Tageszeit
der Druck in der Gasleitung gewöhnlich nur etwa 2 Linien beträgt.
Zur Messung der Helligkeiten habe ich das Rumford'sche
Photometer angewendet, weil ich damit viel genauere und besser übereinstimmende
Resultate erhielt, als mit dem von Bunsen erfundenen.
Nachdem die Oellampe schon einige Zeit vor Anfang der Versuche angezündet war, um
sich in gutem, gleichförmigem Brand zu befinden, und die Flamme die normale Höhe
zeigte, wurde der dem Versuch zu unterwerfende Gasbrenner auf die Gasuhr geschraubt
und angezündet, sodann durch Stellung des unteren Hahns die Ausströmung des Gases so
regulirt, daß das Manometer den beabsichtigten Druck anzeigte, worauf durch
Schließung des oberen Hahns die Flamme wieder ausgelöscht
wurde. Nunmehr wurde der Stand der Gasuhr abgelesen und notirt, hierauf mit
Benutzung einer Secundenuhr genau mit dem Anfang einer Minute der Hahn wieder
geöffnet und das Gaslicht angezündet. Jetzt wurde die photometrische Vergleichung
der Helligkeit mit jener der Oellampe vorgenommen, die Gasflamme, so genau es
anging, nach Breite und Höhe gemessen, nach Verlauf von 5 Minuten der Gashahn wieder
geschlossen, und der Stand der Gasuhr wieder abgelesen und notirt. Die verbrauchte
Gasmenge mit 12 multiplicirt gab dann den stündlichen Verbrauch.
Die Versuche länger als 5 Minuten fortzusetzen, war unnöthig, weil diese Zeit, zumal
bei einiger Uebung, zur Messung der Helligkeit völlig ausreichte, auch bei der
Empfindlichkeit der Gasuhr die Menge des durchgegangenen Gases mit hinlänglicher Schärfe
angezeigt wurde. Aus den bei mehrmaliger Wiederholung gewonnenen Resultaten wurden
dann die arithmetischen Mittel berechnet.
Resultate der Versuche.
Zur bequemeren Uebersicht werde ich die gefundenen Zahlenwerthe tabellarisch
zusammenstellen, nachdem einige Bemerkungen vorhergeschickt sind.
Die Argandbrenner wurden nicht bei verschiedenem Druck und
verschiedener Größe der Flamme versucht, sondern nur bei solchem Druck, der eine
möglichst starke und reine, nicht rußende Flamme gab, weil sie ja auch beim
gewöhnlichen Gebrauch nur in dieser Art gebrannt werden.
Eben so ist der Fledermausbrenner mit engem Einschnitt nur unter 5''' Druck probirt, da bei
geringerem Druck die Flamme so sehr abnahm und so schlecht brannte, daß Versuche
unter diesen Verhältnissen keine nutzbaren Resultate versprachen.
Auch den Dreilochbrenner habe ich nur bei 2''' Druck
gebrannt, indem dann die Flammen die gewöhnlich übliche Höhe von 4 Zoll besaßen. Da
diese Brenner des häßlichen Ansehens der drei dünnen Flammenstrahlen wegen mehr und
mehr aus dem Gebrauch verschwinden und nur noch an einigen Orten, so auch hier in
Hannover, zur Straßenbeleuchtung dienen, nie aber in Zimmern benutzt werden, so
haben die ökonomischen Verhältnisse für das Publicum wenig Interesse.
Die meiste Aufmerksamkeit ist den Fischschwanzbrennern
geschenkt, theils weil diese gegenwärtig die meiste Verbreitung gefunden haben,
theils weil sie je nach der Größe der Flamme die größten Abweichungen in Betreff der
ökonomischen Verhältnisse zeigen.
Die nun folgende Tabelle gibt in der ersten Spalte den Druck, unter welchem das Gas
dem Brenner entströmt, in rheinl. Linien der entsprechenden Wasserhöhe; in der
zweiten Spalte die Breite, in der dritten die Höhe der Flamme; in der vierten den
Gasverbrauch pro Stunde in engl. Kubikfußen; in der
fünften das Verhältniß der Helligkeit der Gasflamme zu jener der Oellampe; in der
sechsten das Verhältniß der Helligkeit der Gasflamme zu jener eines Talglichtes, 6
aufs Pfund, welches stündlich 9,12 Gramme (= 149 Gran) Talg verbrennt; endlich in
der siebenten Spalte die Menge von Talg in Granen, welche eine gleiche Lichtmenge
mit 1 Kubikfuß Gas entwickelt.
Tabelle über die Leuchtkraft und
den Gasverbrauch verschiedener Gasbrenner.
Textabbildung Bd. 137, S. 45
Bezeichnung des Brenners; Druck in
rheinl. Linien; Breite der Flamme in Zollen; Höhe der Flamme. Zoll; Stündlicher
Gasverbrauch in engl. Kubikfuß; Lichtstärke der Gasflamme in Verhältniß zur
Oellampe; Lichtstärke der Gasflamme in Verhältniß zu der eines Talglichtes 6
aufs Pfund. Menge von Talg in Granen, welche mit 1 Kubikfuß Gas gleiche
Lichtmenge gibt; Messingener Argand 12 Löcher; Porzellanener Argand 32 Löcher;
Fledermausbrenner mit weitem Schnitt; Fledermausbrenner mit engem Schnitt;
Dreilochbrenner; Fischschwanzbrenner Nr. 2
Textabbildung Bd. 137, S. 46
Bezeichnung des Brenners; Druck in
rheinl. Linien; Breite der Flamme in Zollen; Höhe der Flamme. Zoll; Stündlicher
Gasverbrauch in engl. Kubikfuß; Lichtstärke der Gasflamme in Verhältniß zur
Oellampe; Lichtstärke der Gasflamme in Verhältniß zu der eines Talglichtes 6
aufs Pfund. Menge von Talg in Granen, welche mit 1 Kubikfuß Gas gleiche
Lichtmenge gibt; Fischschwanzbrenner Nr. 3.; Fischschwanzbrenner Nr. 4.;
Fischschwanzbrenner Nr. 5.; Schottischer Fischschwanzbrenner
Eine sehr genaue Bestimmung so kleiner, nur wenige Linien betragender Druckhöhen
mittelst eines Wassermanometers liegt fast in der Unmöglichkeit, war aber auch für
den vorliegenden Zweck nicht nöthig; ja der Druck hätte füglich ganz
unberücksichtigt bleiben können, wenn ich ihn nicht benutzt hätte, um die
verschiedenen Versuche mit einem und demselben Brenner überall in gleicher Abstufung
vorzunehmen. Uebrigens liefern die gefundenen Gasmengen den Beweis, daß die
Bestimmung des Druckes in den meisten Fällen ziemlich genau gewesen ist. Gehen wir
nämlich von der Voraussetzung aus, daß die Geschwindigkeiten, also auch die Mengen
ausströmender Gase mit den Quadratwurzeln der Drucke in geradem Verhältniß stehen,
so müssen die Zahlen der vierten Spalte unter einander dasselbe Verhältniß
beobachten, wie die Quadratwurzeln der Zahlen der ersten Spalte, welches auch,
besonders bei den Fischschwanzbrennern, ziemlich gut eintrifft, wie die folgende
Zusammenstellung zeigt:
Druck.
Quadratwurzel
davon.
Verhältnißder
Quadratwurzeln unter
einander.
Verhältnißder
Gasmengen unter einander.
Fischschwanz Nr. 2.
5
4 3 2
2,32
2,00
1,73 1,41
1,64
1,42
1,23
1,00
1,56 1,40 1,18 1,00
Fischschwanz Nr. 3.
5
4 3 2
2,32
2,00
1,73 1,40
1,64
1,42
1,23
1,00
1,63 1,44 1,24 1,00
Fischschwanz Nr. 4.
5
4 3 2
2,32
2,00
1,73 1,41
1,64
1,42
1,23
1,00
1,53 1,38 1,13 1,00
Fischschwanz Nr. 5.
5
4 3 2
2,32
2,00
1,73 1,41
1,64
1,42
1,23
1,00
1,63 1,38 1,10 1,00
Schlußfolgerungen.
1) Die vortheilhafteste Benutzung des Gases findet statt bei dem
Porzellan-Argand mit vielen kleinen Löchern, welcher auch hinsichtlich der
Intensität des Lichtes und des schönen Ansehens der Flamme den gewöhnlichen Argand
weit übertrifft, wie schon aus dem Umstande hervorgeht, daß er trotz der kleineren
Flamme von nur 3 1/3 Zoll Höhe, dennoch größere Helligkeit im Verhältniß von 3,76 zu
3,22 entwickelt, als der gewöhnliche Argand mit einer 5 1/2 Zoll hohen Flamme, welche letztere
außerdem wegen der weiter von einander entfernten Löcher ein ungleichförmig
streifiges, weniger schönes Ansehen darbietet.
2) Die unvortheilhafteste Benutzung des Gases gewährt der kleine Fischschwanzbrenner
Nr. 2.
3) Die Reihenfolge der geprüften Brenner hinsichtlich der
bei gleichen Gasmengen entwickelten Lichtmenge ergibt sich aus der folgenden
tabellarischen Zusammenstellung, wobei wieder die hinterstehende Zahl die Menge von
Talg in Granen angibt, mit welcher 1 Kubikfuß (engl.) Gas gleiche Lichtstärke
liefert, und außerdem das Preisverhältniß zwischen Gas, Oel und Talg für gleiche
Lichtmenge angegeben ist, vorausgesetzt, daß, wie gegenwärtig hier am Orte, die 1000
Kubikfuß Gas 1 2/3 Rthlr., das Pfund Oel 4 gGr. 7 Pf. und das Pfund Talglicht 6 gGr.
koste.
Tabelle über das Preisverhältniß von Gas, Oel und
Talg bei gleicher Helligkeit aber ungleichen Gasbrennern.
Reihenfolgeder Gasbrenner nach
abnehmender
Nutzbarkeit.
Talg in Granen,welche 1
Kubikf. Gas entsprechen.
Preis vonGas : Oel.
Preis vonGas : Talg.
Porzellan-Argand mit 32
Löchern, Flamme 3 1/3 Zoll hoch
303
1 : 2,94
1 : 5,46
Gewöhnlicher Argand, mit 12
Löchern, Flamme 5 1/2'' hoch
270
1 : 2,63
1 : 5,06
Fledermausbrenner mit weitem
Einschnitt, Flamme 2 1/2'' hoch, 3 1/2''
breit
238
1 : 2,31
1 : 4,46
Fischschwanzbrenner Nr. 5,
Flamme 2 2/3'' hoch, 2 1/2''
breit
211
1 : 2,05
1 : 3,96
Schottischer Fischschwanzbren.,
Flamme 4 3/4'' hoch, 5/8'' breit
206
1 : 2,00
1 : 3,86
Fischschwanzbrenner Nr. 4, Flamme2
1/2'' hoch, 2 1/4'' breit
189
1: 1,83
1 : 3,54
Fledermausbrenner mit engem
Einschnitt, Flamme 2 1/6'' hoch, 4 1/6''
breit
183
1 : 1,77
1 : 3,42
Dreilochbrenner, Flamme 4'' hoch
142
1 : 1,38
1 : 2,66
Fischschwanzbrenner Nr. 3,
Flamme 2'' hoch, 1 3/4'' breit
123
1 : 1,19
1 : 2,30
Fischschwanzbrenner Nr. 2,
Flamme 1 7/8'' hoch, 1 3/8''
breit
101
1 : 1,00
1 : 1,9