Titel: | Röhrenkessel des Civilingenieurs Zambeaux zu St. Denis. |
Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. LXIV., S. 241 |
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LXIV.
Röhrenkessel des Civilingenieurs Zambeaux zu St. Denis.
Aus Armengaud's Génie industriel, März 1855, S. 145.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Zambeaux's Röhrenkessel.
Seit langer Zeit hatten die Dampfkessel gar keine Verbesserungen erfahren und alle
erdachten Systeme, um die gewöhnlichen Kessel, mit und ohne Sieder, sowie die
Röhrenkessel der Locomotiven zu ersetzen, waren ohne Resultat geblieben. Dagegen
wurden in derselben Zeit an den Dampfmaschinen zahlreiche Verbesserungen gemacht,
sowohl hinsichtlich ihrer Construction als ihrer Anwendung.
In den letztern Jahren wurden mehrere Versuche gemacht, um die Generatoren in
Uebereinstimmung mit den steigenden Bedürfnissen der Industrie zu bringen. Wir haben
diejenigen von Isoard, Testud de Beauregard und Belleville (im polytechnischen Journal) mitgetheilt, und
wollen jetzt eine Beschreibung der von Hrn. Zambeaux
erfundenen (bereits im polytechn. Journal Bd. CXXXII S. 244 erwähnten) und mit
Erfolg benutzten Kessel geben.
Dieses System ist sowohl bei Fabrik-, als bei Schiffs- und bei
Locomotiv-Maschinen anwendbar.
Der neue Kessel ist höher als breit, wie Fig. 20 und 21 deutlich
zeigen.
Fig. 20 ist
ein senkrechter Durchschnitt des Apparats und Fig. 21 ein
Querdurchschnitt.
In dem Kessel A befindet sich ein Ofen B, über welchem eine große Anzahl (89) senkrechte Röhren
F angebracht ist; dieselben sind unten und oben
offen, so daß die Gase aus dem Ofen hindurchströmen und in die halbkugelige Kuppel
C gelangen können, auf welcher die Esse D angebracht ist. Wird nun der Ofen B
gehörig gefeuert, so kommt das Wasser sehr bald in ein unruhiges Kochen, und der
sich schnell bildende Dampf reißt Wassertheilchen mit sich.
Daraus entstehen mehrere Nachtheile, von denen der größte nicht der Verlust der von
dem Wasser aufgenommenen und von dem Dampf mit weggeführten Wärme ist, sondern das
Vorhandenseyn der in diesem Wasser befindlichen erdigen Salze, welche die Cylinder,
Kolben und Schieberventile der Dampfmaschine beschädigen.
Um diesen Nachtheil zu vermeiden, sucht Hr. Zambeaux zu
verhindern, daß der Dampf, welcher sich auf den erhitzten Oberflächen bildet, in die
ganze flüssige Masse dringt, nämlich mit Hülfe eines metallenen Mantels f, welcher den Ofen B und
das Röhrenbündel umfaßt, jedoch nicht bis zum obern Ende des Kessels hinaufreicht,
und nicht bis zur Basis desselben niedergeht.
Das Wasser kann daher unten, unter dem Mantel f,
durchgehen, und oben, mit Dampf vermischt, entweichen. Da aber mit dem im Mantel
enthaltenen Wasser stets eine gewisse Dampfmenge vermengt ist, so hat dasselbe ein
geringeres specifisches Gewicht, als das außerhalb des Mantels vorhandene Wasser,
und es ist dadurch das Gleichgewicht gestört, so daß eine ununterbrochene Emulation
erfolgen muß.
Ein zweiter concentrischer Mantel G ist oben an dem
Deckel des Kessels angebracht und reicht etwa bis 6 Zoll unter die Dampfröhre K hinab. Das über den Rand des Mantels f fallende Wasser kann niemals in die Röhre K gelangen, daher der Dampf ganz trocken aus dem Kessel
strömt.
Auch zeigt der in einem solchen Apparat gebildete und dann mittelst eines
Refrigerators verdichtete Dampf mittelst der chemischen Reagentien keinen Gehalt von
Kalksalzen, was beweist, daß er kein Wasser mechanisch mit fortreißt.
Dieses Resultat wurde durch eine Kommission des Marine, Ministeriums bestätigt,
welche die Bestellung eines Dampfapparats von Zambeaux zu
begutachten hatte. Solche Generatoren von einfacher Construction nehmen wenig Platz
ein, besonders im Vergleich mit den jetzigen Schiffsmaschinen. Der in den Figuren 20 und
21
dargestellte Kessel, welcher 1,10 Meter (3 1/2 rhn. Fuß) weit und 3 Meter (9 1/2
Fuß) hoch ist, entwickelt eine Kraft von 25 Pferden.
Wir werden demnächst im Stande seyn, unsern Lesern Mittheilungen über die Resultate
zu machen, welche mit diesem Kessel erlangt worden sind.