Titel: | Die gepreßten Torfziegel von Gwynne und Comp. zu London. |
Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. CVII., S. 432 |
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CVII.
Die gepreßten Torfziegel von Gwynne und Comp. zu
London.
Aus dem Mechanics'
Magazine, 1855, Nr. 1662.
Ueber Gwynne's gepreßte Torfziegel.
Unter die verschiedenen Personen, welche neuerlich vortheilhafte Resultate bei der
Vorbereitung des Torfes zur Heizung von Stuben und zur Feuerung in Schmelzöfen
erlangt haben, gehören ganz besonders die HHrn. Gwynne u. Comp. zu Essex Wharf, Strand (Stadttheil von London).
Diese Techniker haben eine Bekanntmachung erlassen, nach welcher sie die
erforderliche Maschinerie, um 1 bis 50 Tonnen gepreßten Torf in der Stunde
herzustellen, für einen Kostenbetrag liefern wollen, welcher den für die
Goldquetschmaschinen nicht wesentlich übersteigt; auch haben sie einem
Regierungsmitgliede das Anerbieten gemacht, das Dartmoor Torfmoor in ein
vortreffliches Brennmaterial zu verwandeln, wovon 50 Tonnen in der Stunde
dargestellt werden, um dasselbe in den kleinen Oefen zu verbrennen, wie sie im
vorigen Winter für die Armee nach der Krim gesendet wurden.
Nach einem der von Gwynne genommenen Patente wird der aus
den Mooren gewonnene Torf in eine Reihe von durchlöcherten Gefäßen geworfen, die in
eine große Centrifugalmaschine gestellt werden, wodurch der Torf so getrocknet wird,
daß er mittelst einer Mühle zu Pulver zermahlen werden kann. Dieses Pulver geht
alsdann durch eine Reihe von Cylindern, welche sich in einem erwärmten Raum
umdrehen, wodurch die noch zurückgebliebene Feuchtigkeit verdampft, und das Pulver
zur Zusammenpressung auf
den erforderlichen Grad erwärmt wird. Nachdem dieses letztere zwischen Tafeln
bewirkt wurde, ist der Torf zur Benutzung fertig.
Nach einem andern Patente der HHrn. Gwynne wird der Torf,
um ihn als gewöhnliches Brennmaterial benutzen zu können, in dem feuchten oder
nassen Zustande aus dem Moore gestochen oder gebaggert, dann zu einer Reihe von
Preßwalzen gebracht und durch diese von einem bedeutenden Theil seines Wassergehalts
befreit, worauf er noch durch mehrere Reihen von Preßwalzen geht, um die
Feuchtigkeit möglichst zu entfernen, was übrigens auch durch jeden andern geeigneten
Apparat bewirkt werden kann. Die Stücke des theilweis getrockneten Torfs werden
alsdann zwischen Walzen durchgelassen, die sich in entgegengesetzter Richtung
drehen, oder von denen die eine umläuft, während die andere festliegt, und welche
auf ihren äußeren Flächen in gleichen Abständen Vorsprünge haben, von etwa gleicher
Höhe mit der Dicke der Torfstücke. Dadurch wird der Torf in Stücke von solcher Größe
zertheilt, wie sie zum gewöhnlichen Gebrauch geeignet sind. Diese Stücke werden
alsdann irgend einer von den gewöhnlichen Austrocknungsmethoden unterworfen, oder
auch in diesem Zustande verkohlt.
Das Mining Journal gibt die nachstehende Beschreibung
des, von den HHrn. Gwynne u. Comp. angewendeten Verfahrens:
„Der Proceß, den Torf vorzubereiten und denselben in ein so reines
Brennmaterial zu verwandeln, daß es zu allen Hüttenprocessen verwendet werden
kann, bestand nach dem ersten Patent im Wesentlichen darin, den Torf lufttrocken
zu machen, wodurch er 40 Procent von seiner hygroskopischen Feuchtigkeit
verliert; die Patentirten haben aber später das Verfahren noch mehr vereinfacht
und wohlfeiler gemacht, indem der Torf, wenn er von seiner natürlichen
Lagerstätte kommt, sofort zu den Trockencylindern und dann zur Preßmaschine
gelangt und dort in ein sehr gutes Brennmaterial von großem specifischen Gewicht
und von Ziegelsteinform mittelst eines raschen Verfahrens verwandelt wird. Da
das Patent noch nicht von allen Staaten des Auslandes ertheilt worden ist, so
dürfen wir die Vorrichtungen der Erfinder nicht veröffentlichen. Der lufttrocken
gemachte Torf wird durch einen, aus einer endlosen Kette mit Kästen bestehenden
Elevator zu einem Trichter oder Rumpf emporgehoben, welcher über einer Reihe von
Cylindern, die durch Dampf geheizt sind, angebracht ist, aus denen er als
vollkommen trocknes feines Pulver hervorkommt. Der Torf gelangt dann mit einer
Temperatur von etwa 66° Reaumur in den Rumpf einer Preßmaschine; bei
dieser Temperatur desselben sind die bituminösen oder theerigen Bestandtheile
gerade hinreichend entwickelt, daß sie ein kräftiges Bindemittel bilden. Der
erkaltete Torfziegel ist daher ein dichter und fester Körper mit einem höhern
specifischen Gewicht als Steinkohle, jedoch mit allen guten Eigenschaften
derselben, während er viele Vortheile gewährt, die man mit mineralischen
Brennmaterialien nicht erlangen kann.“
„Mittelst der Preßmaschine wird ein Ziegel gebildet, dessen Gewicht etwa 1
Pfd. beträgt; obgleich sie von dieser Größe zu manchen Zwecken sehr passend
sind, hat man doch vorgeschlagen, mittelst einer viel kräftigern Presse Massen
von 4 Pfund Gewicht zu formen, welche etwa die Größe eines gewöhnlichen
Ziegelsteins und die Hälfte von dessen specifischem Gewicht haben. Dieses
Brennmaterial ist vollkommen gleichartig, widersteht dem Zerkrümmeln im Ofen und
durch das Gebläse besser als Steinkohlen oder Kohks, und wir sind überzeugt, daß
es nicht allein für das Hüttenwesen, sondern auch für Dampf- und andere
Kessel, sowie für häusliche Feuerungen und andere Zwecke als der wirksamste und
wohlfeilste Brennstoff anerkannt werden wird. Beim Torf ist nämlich Trockenheit die Hauptsache; das viele Wasser, welches
er im natürlichen Zustande enthält und seine hygroskopische Beschaffenheit oder
sein Vermögen die Feuchtigkeit aus der Atmosphäre zu absorbiren, waren bis jetzt
das Haupthinderniß, um gute Resultate bei seiner Zubereitung zu erlangen. Nach
der anscheinend vollkommensten Lufttrocknung, und ohne das geringste Zeichen der
Feuchtigkeit beim Anfühlen, enthält der auf gewöhnliche Weise vorbereitete Torf
noch immer 1/4–1/3 seines Gewichts Wasser, wodurch seine Heizkraft sehr
vermindert wird. Durch die Verfahrungsarten von Gwynne wird dieser nachtheilige Bestandtheil in der Art entfernt, daß
nur die wirklich nutzbaren Theile des Torfes unversehrt
zurückbleiben.“
Dr. Letheby hat Stücke des
patentirten gepreßten Torfes von Gwynne untersucht und
dabei nachstehende Resultate erhalten:
Sein specifisches Gewicht ist 1,140, und seine Textur ist außerordentlich hart und
dicht.
Das Gewicht eines englischen Kubikfußes beträgt 71,24 Pfd. avoir dupois, während dasjenige von 1 Kubikfuß Newcastlekohle etwa 49,69
Pfund beträgt.
100 Gewichtstheile von dem präparirten Torf enthalten 9 hygroskopisches Wasser und
liefern 55 Theile flüchtige Stoffe, von denen viele condensirbar sind, wobei 36
Theile Kohle zurückbleiben; letztere enthält 3,8 Asche.
1 Pfund oder 7000 Gran von dem Torf wurden der Destillation in einer eisernen Retorte
unterworfen und die flüchtigen Producte wurden durch eine rothglühende eiserne Röhre
geleitet, in der Erwartung, daß das Paraffin etc. des Theers zersetzt und in
Kohlenwasserstoffgas von hoher Leuchtkraft verwandelt würde. Das Resultat bestand in 2520
Gran Torfkohle, 1320 flüssigem Ammoniak, 360 dickem Theer und 2800 brennbarem Gas.
Dieses Gas nahm ein Volum von 6,25 Kubikfuß ein und gab in einem Argand'schen
Brenner mit 15 Löchern und einem 7zölligen Zugglas, in dem Verhältniß von 5 Kubikfuß
in der Stunde verbrannt, ein Licht gleich dem von 7 Spermacetikerzen, von denen jede
in dem Verhältniß von 120 Gran in der Stunde verbrennt.
100 Gewichtstheile von dem Torf geben daher:
poröse Kohle
36,00
Ammoniakflüssigkeit
18,86
dicken Theer, Paraffin enthaltend
5,14
Gas mit einer Leuchtkraft von 7
Kerzen
40,00
––––––
100,00
Bei seiner Benutzung als Brennmaterial entwickelt dieser gepreßte Torf keinen dicken
Rauch, sondern der Rauch steigt rasch in die Höhe und verbreitet sich schnell in der
Atmosphäre; die Verbrennungsproducte enthalten keine schweflige Säure. Die
zurückbleibende Schlacke frittet nie zusammen und verstopft daher auch den Rost
nicht. Endlich enthält dieser Torf auch kein Schwefelmetall oder irgend eine andere
Substanz, welche eine Selbstentzündung veranlassen könnte.
Insbesondere beabsichtigen Gwynne u. Comp. ihren präparirten Torf bei einem neuen Verfahren zur Erzreduction
anzuwenden. Dazu wird der geeignet präparirte Torf pulverisirt und dann mit andern
Substanzen, z.B. Kalkstein, und in solcher Menge beschickt, wie sie durch Proben als
zweckmäßig anerkannt worden ist, um günstige Betriebsresultate zu erlangen. Es
werden also Erz, Brennmaterial und Zuschläge in Pulverform mit einander vermengt,
worauf man aus dem sehr innigen Gemenge alle Feuchtigkeit vertreibt und dann
mittelst eines sehr bedeutenden Drucks kugelförmige Stücke daraus herstellt, welche
in einem Schachtofen der Gebläseluft einen hinlänglichen Durchzug gestatten, so daß
dieselbe die nöthige Sauerstoffmenge an die Kohle in den Gichten abtreten kann.
Statt Brennmaterial, Erz und Fluß oder Zuschläge schichtweise in den Ofen zu
bringen, vermengt Gwynne also das Ganze und vereinigt es
zu Stücken, und da das Brennmaterial rein ist und die Zuschläge genau mit dem
gepulverten Erz vermengt sind, so wird das Metall auf einmal reducirt und fließt
rein ab. – Bei der Stahlfabrication besonders soll man die verschiedenen
Eigenschaften des Products, welche von dem Verhältniß des Kohlenstoffgehaltes
abhängen, ziemlich in der Gewalt haben, so daß die Arbeiter stets die nöthige
Stahlsorte erlangen oder
darstellen; auch soll dadurch der Gußstahlproceß abgekürzt und wohlfeiler gemacht
werden.