Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. , S. 154 |
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Miscellen.
Miscellen.
Jobard's Pumpe und hydraulische Schleuder.
Diese Pumpe mit constantem Strahle und sehr einfachem
Mechanismus ist eine neue Anwendung des Kautschuks. Eine Kautschukröhre ist am
untern Ende offen und taucht damit in das Wasser; oben bildet die Röhre einen Kegel,
welcher der Länge seiner Seiten nach bis nahe an die Spitze aufgeschlitzt ist, und
in einen Recipienten von Glas reicht. Auf der obern Oeffnung des Glasrecipienten
befindet sich eine Kautschukkugel, welche oben mit einem Austrittsrohre von
Kautschuk und zwei Lippen daran versehen ist. Drückt man auf die Kautschukkugel, so
wird die Luft ausgetrieben und geht durch die Röhre mit den zwei Lippen, welche die
Stelle einer Klappe versehen, die sich von innen nach außen öffnet. Läßt man die
Kautschukkugel ihr früheres Volumen wieder annehmen, so entsteht, weil die Röhre mit
den zwei Lippen die Luft nicht zurückdringen läßt, ein luftverdünnter Raum, und das
Wasser steigt in dem untern Saugrohr in die Höhe. Bei öfterer Wiederholung derselben
Operation wird die Luft immer dünner und das Wasser dringt bald durch die Schlitze
des Kegels in den Recipienten, von letzterm in die Kautschukkugel und endlich als
Strahl durch die Röhre mit den zwei Lippen.
Jobard hat auch eine hydraulische
Schleuder construirt, um Wasser zu werfen, indem man eine einfache
Kautschukröhre, welche mit leichten Klappen versehen ist, um die Hand kreisen läßt.
Das eine Ende dieser Röhre taucht in Wasser, und die Bewegung der Schleuder erzeugt
einen leeren Raum, der sich beständig wieder mit der Flüssigkeit füllt, welche man
als Regen um sich her verbreiten will. – Auf diese Welse kann man die
Vertheilung der Mistjauche in Gärten und auf Feldern je nach der angewandten
Wurfkraft in einem größeren oder kleineren Umkreise bewerkstelligen. Es dürfte für
diesen Zweck nicht leicht eine einfachere und ökonomischere Methode zu ermitteln
seyn. (Cosmos, Revue encyclopédique, t. VI p. 573 & 609.)
Kirchweger's neue Saug- und Druckpumpe.
Auf einigen Wasserstationen der hannoverschen Eisenbahnen ist seit einigen Jahren
eine vom Maschinendirector Kirchweger in Hannover
construirte Wasserpumpe im Gebrauche, deren äußerst einfache und zweckmäßige
Construction eine Bekanntmachung in weiteren Kreisen verdient. Abweichend von den
gewöhnlichen Saugpumpen, schafft dieselbe nicht in einzelnen Stößen, sondern ohne
Unterbrechung das Wasser des Brunnens in die Höhe, wodurch das Moment der Arbeit
wesentlich verringert wird. Zu dem Zwecke hat der trichterförmige Kolben, welcher,
wie gewöhnlich, aus Gußeisen und einer Lederscheibe construirt ist, eine gegen die
gebräuchlichen sehr starke Kolbenstange, so daß der Inhalt des Stiefels genau
doppelt so groß als der Kubikinhalt des Kolbens nebst Stange ist. Bewegt sich nun
der Kolben in die Höhe. so saugt der Kolben durch das Kugelventil und das Saugrohr
den Stiefel voll Wasser, so daß beim Heruntergange des Kolbens durch dessen
Oeffnungen das Wasser über denselben tritt, nachdem zu gleicher Zeit das Kugelventil
sich geschlossen hat. Das Wasser, welches unter dem Kolben dem Kubikinhalte des
Stiefels gleichkam, findet jedoch über dem Kolben nur die Hälfte dieses Raumes,
dessen andere Hälfte von dem Kolben und dessen Stange ausgefüllt wird und muß
deßhalb eine Wassermenge durch das Abflußrohr abgeführt werden, welche genau gleich
dem Kolbenkubikinhalte ist; beim Aufgehen des Kolbens wird dann die andere Hälfte
des aufgesogenen Wassers gehoben u.s.w.
Es ist hieraus leicht ersichtlich, daß diese Pumpe genau eben so viel Wasser fördert,
als eine einfache Saugpumpe, daß sie jedoch einen continuirlichen Wasserstrahl
hervorbringt, wie oben angegeben wurde; ebenso dürfte auch die Benennung
„Saug- und Druckpumpe“ gerechtfertigt seyn. (Organ
für den Fortschritt des Eisenbahnwesens, 1855, Heft 1.)
Die oberschaligen Tafelwaagen
sind in Preußen verboten worden, weil das ihrer Anordnung zum
Grunde liegende Princip insofern fehlerhaft ist, als bei ihnen der Schwerpunkt des
Gewichts und des zu wiegenden Körpers oberhalb des Unterstützungspunktes liegt, die
Construction derselben auch sonst nicht geeignet ist, die Gewähr einer fortdauernden
Richtigkeit zu geben. Es ist deßhalb die Stempelung der sogenannten oberschaligen
Tafelwaagen, und daher auch deren Anwendung im Verkehre für unstatthaft erklärt.
(Preußischer Staatsanzeiger, Nr. 143.)
Thönerne und eiserne Wasserleitungsröhren.
Bei Anlagen neuer Wasserleitungen ist häufig die Wahl der Röhren, ob dieselben aus
Eisen, Blei oder Thon bestehen sollen, der Anlaß langer Berathungen. Der
entscheidende Hauptpunkt dürfte hiebe: wohl die längere oder kürzere Haltbarkeit der
Röhren seyn. Metallene Röhren, hauptsächlich die gußeisernen, die durch die unmittelbare Einlegung ins Erdreich und ihre
Berührung mit demselben vom Roste verzehrt werden, haben neben diesem wesentlichen
Mangel auch den, daß sie sich durch Ansetzen von Oxydhydratknollen verengen und
dadurch nach wenigen Jahren dem durchströmenden Wasser merklichen Abbruch thun.
Einen sprechenden Beweis hiefür liefert eine in Paris in den ersten 10 Jahren dieses
Jahrhunderts mit eisernen Röhren gelegte Wasserleitung, die sich in der Art
verengte, daß es zur Preisaufgabe geworden, wie die Oxydhydratknollen entfernt
werden können, ohne die Röhren ausheben zu müssen. Es konnte jedoch diese Frage
nicht gelöst werden, und mußte man nach kaum 30 jähriger Dienstleistung die
bedeutende Leitung entfernen. Hiebei hat sich weiter gezeigt, daß der Rost von außen
schon so wesentliche Fortschritte gemacht hatte, daß, wenn auch der innere Zustand
eine Ergänzung noch nicht gefordert hätte, schwerlich weitere 20 Jahre verflossen
wären, ehe wegen des äußeren Rostes eine solche hätte eintreten müssen. Es darf somit
angenommen werden, daß eiserne Leitungen eine Dauer von 60–70 Jahren nicht
übersteigen. Bleierne Röhren haben ohnehin ihren Ruf
längst verloren, da sich darin, besonders wenn das Wasser nicht ganz rein ist, ein
schädlicher weißer Ueberzug (Bleioxyd) bildet, sie werden deßhalb immer weniger
angewendet; thönerne dagegen hat man in neuerer Zeit
mittelst der hydraulischen Presse durch vieljährige Erprobungen auch
außergewöhnlichem Drucke widerstehen gemacht, vorausgesetzt, daß sie aus Fabriken
hervorgehen, welchen die absolut erforderlichen kalkfreien Thonarten zur Verfügung
stehen. Durch die Glasur, welche den Röhren gegeben wird, ist das Wasser stets in
seiner frischen Klarheit und Reinheit ohne Beigeschmack, die Leitung mag so
ausgedehnt seyn, als sie will. Bei Ausgrabungen an verschiedenen Orten Württembergs
finden sich thönerne Röhren aus den Römerzeiten, und es ist nicht zu läugnen, daß
die jetzt fabricirt werdenden Röhren noch weit längerer Dauer fähig sind, als jene,
da die Römer die jetzige Fabricationsmethode noch nicht kannten, sondern einfach die
Röhren über einem Kerne formten oder auf der Scheibe drehten. Da nun die Kosten der
eisernen Röhren um mehr als das Doppelte diejenigen der thönernen übersteigen, so
verdienen letztere unbedingt den Vorzug, wenn die Leitung tief genug gelegt werden
kann. Die hölzerneu Röhren haben durch die stets fort und fort sich erneuernden
Reparatur- und Ergänzungskosten als die kostspieligsten sich erwiesen,
abgesehen von dem Nachtheile, dem die Besitzer hölzerner Leitungen durch die
häufigen Störungen und Unterbrechungen ausgesetzt sind. (Gewerbeblatt für das
Großherzogthum Hessen.)
Durchsichtiger Glaskitt.
Man löst 15 Gran Kautschuk in 4 Loth Chloroform auf, setzt der Lösung 2 3/8 Loth
Mastix zu und läßt das Ganze acht Tage ohne Anwendung von Wärme stehen. (Nach dem
Moniteur industriel in den Mittheilungen des
hannoverschen Gewerbevereins, 1855, Heft 3.)
Ueber das Bleichen der Knochen und des Elfenbeins; von Hrn. H.
Angerstein.
Die einfachste und wohlfeilste Art, alte gelb gewordene Knochen völlig weiß zu
bleichen, besteht nach meiner Erfahrung darin, daß man dieselben einige Tage in ein
Gemisch von 1 Theil frischem Chlorkalk und 4 Theilen Wasser legt, darauf abwäscht
und im Luftzuge trocknet. Auch gelbes Elfenbein läßt sich auf diese Weise vollkommen
bleichen, nur ist dazu eine etwas längere Einwirkung obiger Flüssigkeit
erforderlich. (Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1855, Heft 3.)
Ueber das Tränken der Gypsfiguren mit Stearinsäure; von Demselben.
Seit einiger Zeit werden Gegenstände von Gyps. namentlich Statuetten, in den Handel
gebracht, welchen durch Tränken mit Stearinsäure ein dem Elfenbein ähnliches Ansehen
gegeben ist. Solche Gegenstände Besitzen neben dem schönen Aeußern eine größere
Haltbarkeit als gewöhnliche Gypsfiguren, so wie den Vorzug vor diesen, daß sie durch
Abwaschen mit Seifenwasser sehr leicht und ohne allen Nachtheil gereinigt werden
können. Die zum Tränken auszuwählenden Gegenstände müssen vom besten kölnischen Gyps
gefertigt und frei von allen Flecken und ausgebesserten Stellen seyn, da dergleichen
nach dem Tränken in der durchscheinend gewordenen Masse weit starker als früher
hervortreten. Dasselbe ist bei den Fugen zusammengesetzter Stücke der Fall, wenn
diese Fugen vorher durch zu festes Drücken mit Gyps ausgefüllt wurden. Das Tränken
selbst geschieht auf die Weist, daß man die vorher völlig ausgetrockneten Gypsfiguren in einem
Ofen bis auf 70° R erhißt und dann entweder 3 bis 4 Minuten lang in
geschmolzene Stearinsäure (das Material der gewöhnlich so genannten Stearinkerzen)
legt oder, falls die Größe der Gegenstände dieses nicht gestattet, mit einem weichen
Borstenpinsel die flüssige Stearinsäure wiederholt und so lange aufträgt, bis sie
nicht mehr rasch in den Gyps einzieht, vielmehr anfängt an den äußern Kanten
desselben zu erstarren. Dabei werden solche Stellen, welche die Stearinsäure am
schnellsten einsaugen, häufiger mit dem Pinsel betupft. Nach dem Erkalten gibt man
den Gegenständen mittelst einer weichen Bürste den gewünschten schwächeren oder
stärkeren Glanz.
Statt der Stearinsäure kann man auch Paraffin anwenden,
welches namentlich den Vortheil gewährt, daß die Gegenstände nicht so stark, etwa
nur bis 50°, erhißt zu werden brauchen, da das Paraffin einen niedrigeren
Schmelzpunkt, als die Stearinsäure, Besitzt. Auch ertheilt das Paraffin dem Gypse in
höherem Grade die durchscheinende Beschaffenheit. (A. a. O.)
Ueber eine Verbesserung in der Darstellung von Kerzen; von Fr.
Capeccioni.
In schmelzenden Talg werden auf 1000 Pfd. desselben 7 Pfd. Bleizucker hineingerührt.
Nach einigen Minuten wird die Hitze vermindert, doch nur so, daß der Talg schmelzend
bleibt) hierauf werden 15 Pfd. gepulverter Weihrauch und 1 Pfd. Terpenthinöl unter
Umrühren zugesetzt. Die Schmelzhitze wird so lange festgehalten, bis die
Unreinigkeiten des Weihrauchs sich abgesetzt haben, was binnen einigen Stunden
erfolgt ist.
Der Bleizucker verleiht dem Talg eine größere Härte als der gewöhnliche Talg sonst
Besitzt; der Zusatz von Weihrauch vergrößert nicht nur die Härte, sondern ertheilt
ihm auch einen angenehmen Geruch beim Brennen; die aus dieser Masse dargestellten
Kerzen laufen nicht, sie sind überhaupt den Stearinkerzen ähnlicher; übrigens können
die oben angegebenen Verhältnisse beliebige Abänderungen ohne besondere
Beeinträchtigung erleiden, je nachdem eine größere oder geringere Härte der
anzufertigenden Kerzen verlangt wird. (Elsner's
chemisch-technische Mittheilungen der Jahre 1852–54, S. 97.)
Ueber die Bereitung der Gelatinefolien und Gelatinebilder; von
N. Zach und J. Lipowsky.
Die bisher aus Paris bezogenen Gelatinefolien und Gelatinebilder bestehen aus einem
Leim, wovon das Pfund zu 1 fl. 36 kr. zu stehen kommt. Der Leim, dessen sich die
Obengenannten zur Darstellung jener Folien bedienen, kommt per Pfund auf 20 kr. zu
stehen. Hierin liegt nun ein Hauptvortheil ihrer Erfindung, indem sie diesen
ordinären Leim, wie unten näher bezeichnet werden wird, chemisch so zu präpariren
verstehen, daß er eben so klar und rein wird, wie der französische Leim, welches
wegen der zu erzielenden Reinheit der Farben unbedingt nothwendig ist, ohne daß
hiedurch der Geschmeidigkeit der Folien Eintrag geschieht.
Das erste Bedürfniß zur Gelatinebilder- und Folienfabrication ist, nach der
Größe der Gegenstände, wohl geschliffene Spiegelgläser in großer Anzahl zu Besitzen.
Dieselben müssen nach jedesmaligem Gebrauche mit geschlämmtem rothem Eisenoxyde
geputzt werden; nach dieser Reinigung werden sie mit Talkerde wohl abgerieben.
Dieses Abreiben ist unerläßliches Bedingniß, indem dieses Pulver auf der Glastafel
solche Glätte, ohne jedoch den Glanz der Tafel zu beeinträchtigen, zurückläßt, daß
die später darauf gegossene Gelatine sich leicht wieder ablösen kann.
Nachdem die Gläser auf diese Weise vorbereitet sind, schreitet man zur Anfertigung
der Gelatineflüssigkeit. Beiläufig 5 Pfd. von dem Leime werden in ein Gefäß gelegt,
mit kaltem Wasser übergössen, und 24 Stunden lang unter öfterem Abgießen des älteren Wassers
ausgewässert, dann herausgenommen, ausgedrückt, in einen Kessel gegeben, der in
einem Wasserbade steht, frisches Wasser hinzugegossen und unter Umrühren gekocht.
Nachdem derselbe sich vollkommen aufgelöst und eine gewisse Dickflüssigkeit, von der
Consistenz des Oels, angenommen hat, welches übrigens die Erfahrung und Uebung
lernen muß, wird 1/4, Loth im warmen Wasser aufgelöste Oxalsäure hinzugegossen,
welche das übrigens noch ganz braune Decoct in ein weißes verwandelt, dann, um die
Geschmeidigkeit der Gelatineplatte zu erhalten, 1/4 Quart Weingeist und 1/2 Loth
ungefärbter Kandiszucker zugegeben.
Sollen nun gefärbte Platten oder Bilder gefertigt werden, so wird die Masse mit
folgenden Pigmenten gefärbt: zu Blau, je nachdem dunkel
oder hell, in gewisser Quantität aufgelöster Indigo oder aufgelöstes Berlinerblau;
zu Gelb, in Wasser ausgezogener Saffran; zu Grün, das genannte Blau und Gelb; zu Roth, in Salmiakgeist aufgelöster Carmin; zu Violett, das genannte Blau und Carmin.
Nachdem diese verschiedenartigen Farben der Leimauflösung beigegeben sind, wird das
Ganze in ein reinliches Gefäß gebracht, welches zum Ausschütten geeignet ist, durch
Leinwand filtrirt und zum Gusse geschritten.
Die vorhin erwähnte präparirte etwas angewärmte Platte wird auf ein etwas geneigtes
Brett gelegt, worunter ein eben so breites Gefäß, als das Brett breit ist, gestellt
wird; auf die Glasplatte selbst werden auf beiden Seiten in Wasser geweichte
Lederstreifen gelegt, um einen Rand zu bilden, welcher verhindert, daß die
ausgegossene Gelatine seitwärts austritt; und so wird nun die ganze Glasplatte
übergössen, das Ueberflüssige in das unter dem Brett stehende Gefäß ablaufen
gelassen, die Glastafel zur Hand genommen, durch Hin- und Herbewegen, durch
Rütteln die darauf befindliche Gelatineflüssigkeit ebenmäßig vertheilt, und wenn
geschehen, die Platte auf einen nach der Wasserwaage gerichteten Tisch gelegt.
Ist diese Platte für eine Gelatinefolie bestimmt, so wird sie, nachdem letztere
erstarrt ist, in ein zum Trocknen bestimmtes Zimmer gebracht, wo sie dann liegen
bleibt, bis sie vollkommen getrocknet ist. Wenn dieses geschehen, so wird sie an den
Rändern aufgeschnitten und von der Platte abgelöst, welches vollkommen gelingt, wenn
oben beschriebene Präparation der Glastafel sorgfältig geschehen ist. Soll aber ein
Bild gelatinirt werden, so wird die Platte nur bis zur Erstarrung der darauf
befindlichen Gelatine liegen gelassen und dann der vorerst befeuchtete bildliche
Gegenstand auf die erstarrte Gelatine gelegt und mit der flachen Hand sanft
angedrückt, um alle Luftblasen zu beseitigen und sodann getrocknet, und wie schon
vorher beschrieben, aufgeschnitten und abgelöst.
Um das nachtheilige Rollen solcher Bilder, welches selbst bei den französischen
vorkommt und als ein großer Uebelstand betrachtet werden muß, zu beseitigen, werden,
ehe noch die Bilder abgeschnitten werden, dieselben mit in starkem Leimwasser
abgekochtem Stärkekleister auf der Rückseite angestrichen und getrocknet, wodurch
eine Gegenspannung hervorgerufen wird, welche das unangenehme Rollen dieser
Gegenstände verhindert. (Kunst- und Gewerbeblatt des polytechn. Vereins für
das Königr. Bayern, 1855, S. 329.)
Schwarzer Anstrich für Holzschuhe.
Die schwarze Farbe, mit welcher die feineren französischen Holzschuhe angestrichen
werden, wird folgendermaßen dargestellt. Man läßt 50 Schoppen Wasser mit 6 Pfd.
Blauholz eine Stunde lang sieden, mischt sofort 2 Pfd. gestoßene Galläpfel, 1 Pfd.
Sumach, 2 Pfd. Eisenvitriol bei, und läßt die Mischung bis zu 40 Schoppen einsieden
Mit dieser Farbe werden die Schuhe getränkt und nach dem Trocknen mit einem
Glanzanstrich versehen, den man bereitet, indem man eine Handvoll Leinsamen in 2
Schoppen Regenwasser siedet und sodann 1/2 Pfund gelbes Wachs und 3 Loth Potasche
beifügt. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1855, Nr. 28.)
Kurzgefaßte Anweisung zu einem rationellern Verfahren bei der
Bereitung von Johannistrauben- und Stachelbeer-Wein.
Es ist eine bekannte Erfahrung, daß man bisher, bei Befolgung eines und des nämlichen
empirischen Receptes, aus Johannistrauben, Stachelbeeren etc. mitunter wahrhaft
köstlichen, im 2ten Jahre völlig ausgebildeten, flaschenreifen Wein, häufiger aber
ein, zwar sehr geistiges aber ungenießbar saures Product erlangte. Nach Dr. Gall
„Praktische Mittheilungen zur Förderung eines rationellern
Betriebs der landwirthschaftlichen Gewerbe,“ herausgegeben
von Dr. Ludwig Gall
(Verlag von F. A. Gall in Trier) 3. Heft S. 120
und ff. hat dieß darin seinen unbezweifelbar richtigen
Grund, daß der Säuregehalt jener Früchte, je nach den
Sorten, dem Standort, der Bodenbeschaffenheit und der Witterung im Julius, so
außerordentlich verschieden ist, daß, um Wein von z.B. 7 1/2 Tausendstel
Säure- und 9 Procent Alkohol-Gehalt zu gewinnen, auf je 100 Quart
Saft, je nach dem Säuregehalt desselben, bald bis 118 Quart Wasser und 110 Pfd.
Zucker zugesetzt werden müssen, während in andern Fällen schon 9 Quart Wasser und 55
Pfd. Zucker genügen. So währ ist es, daß Gott der Herr alle Dinge nach Maaß und
Gewicht erschaffen hat!
Um namentlich aus reifen Johannistrauben und unreifen Stachelbeeren stets sehr guten und viel bessern Wein zu erlangen, als 3/4 der deutschen
Natur-Traubenweine es sind (die man, weil sie keine Abnehmer finden, in den
Productionsländern selber consumiren muß), darf, nach Gall, der in Gährung zu setzende Most, dem Gewichte nach, nicht mehr als 7
1/2 Tausendtel freie Säuren enthalten und sein Zuckergehalt muß wenigstens 18
Procent betragen. Um bei der Weinbereitung ganz sicher zu gehen, darf man daher nur
den nächsten Apotheker, unter Zusendung von etwa 1/10 Quart frisch ausgepreßtem Saft, um Bestimmung des Säurehalts desselben ersuchen,
und dabei bemerken, daß diese in Tausendteln, nach dem Otto'schen Acetometer, mittelst einer Ammoniaklösung von 1,369 Proc.
Ammoniak-Gehalt erfolgen muß. Kennt man den Säuregehalt des Saftes, so findet
man in der nachstehenden Tabelle, wie viel Zucker und Wasser demselben auf je 100
Quart zuzusetzen ist, je nachdem man Wein a von 9, b von 10, c von 11, oder d von 12 Procent Alkoholgeholt zu erlangen wünscht.
a
b
c
d
Säure-Gehalt.
Wasser. Quart.
Zucker.Zollpfd.
Wasser. Quart.
Zucker.Zollpfd.
Wasser. Quart.
Zucker.Zollpfd.
Wasser. Quart.
Zucker.Zollpfd.
10 Proc.
9,2
55,2
6,7
61,3
4
67,5
1,3
73,6
11
„
20
60,7
17,3
67,5
14,1
74,2
11,4
80,7
12
„
30,9
66,2
28
73,6
24,4
81
21,5
88,3
13
„
41,7
71,7
38,6
79,8
34,8
87,7
31,7
95,7
14
„
51,6
77,2
49,2
85,8
45,2
94,5
41,9
103
15
„
63,5
82,8
59,9
92
55,6
101,2
52
110,4
16
„
74,4
88,3
70,5
98,1
66,1
107,9
62,1
117,7
17
„
85,3
93,8
81,1
104,2
76,5
114,7
72,2
125,5
18
„
96,2
99,4
91,7
110,4
87
121,4
82,3
132,4
19
„
107,1
104,9
102,4
116,5
97,5
128,2
92,4
139,8
20
„
118
110,4
113
122,7
108
134,9
102,5
147,2
Der Zucker wird in einem blank gescheuerten kupfernen Kessel, in der Siedhitze
aufgelöst, und diese Lösung, nachdem sie sich bis unter 50° R. abgekühlt hat,
dem Safte zugesetzt,
worauf die Mischung in weingrünen Fässern in einem ebenerdigen Local der Gährung
überlassen wird, welche mit der Nachgährung 8 bis 10 Wochen dauert. Die alsdann
eintretende weitere Behandlung wird man bis dahin im 4ten Heft der erwähnten
Zeitschrift finden. Mehrere im vorigen Jahre gemachte Versuche, bei der
Weinbereitung aus Beerenobst nach diesen Grundsätzen zu verfahren, hatten im
Hannoverschen, im Braunschweigschen, in Thüringen und am Harz bereits die Anlagen
mehrerer Johannistrauben etc. Pflanzungen von 300 bis 1800 Stöcken zur Folge. Als
den zur Weinbereitung geeignetsten empfiehlt Gall den Trauben- oder Fruchtzucker (Stärkezucker), zu beziehen aus den Fabriken der HHrn. H. Bertog zu Wolmirstädt (Comtoir in Magdeburg); Gebr. Best zu Osthofen bei Worms; Deiß und Lehne zu Offstein bei Worms; Muth und Weißheimer zu
Neumühle bei Worms; Dr. Philippi zu Jugenheim bei Darmstadt, und Remy
und Espenschied und Friedr. Wahl zu Neuwied.
Auch erbietet Gall sich, auf briefliche frankirte Gesuche
gratis nähere Anleitungen zur höhern Veredlung der
Weine auf dem Lager mitzutheilen.
Das in England patentirte Schlachtverfahren und das hiernach
genannte Patentfleisch.
Vor mehreren Jahren schon kam in England eine neue Art von Schlachtverfahren auf und
ward daselbst patentisirt (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CXXXIV S. 399).
Durch dasselbe wurden folgende Vortheile geboten:
1) das Fleisch, auf diese Art gewonnen, wiegt 7 bis 10 Proc. mehr;
2) hält es sich weit länger;
3) es ist weit nährender, daher im Gebrauche viel ökonomischer und zur Sättigung
davon weniger nothwendig;
4) das Fleisch alter Thiere wird fast ebenso schmackhaft, wie das jüngere, nämlich
vollsaftig, zart und angenehm duftend, dagegen wird das Fleisch jüngerer Thiere
fester und nährender;
5) Kalb- und Lammfleisch sieht allerdings nicht so bleich aus, alles andere
Fleisch wird aber schöner roth.
6) das neue Tödtungsverfahren ist sicherer und weniger schmerzhaft als der Schnitt
durch den Hals oder der Hieb auf den Kopf.
Die Sache wäre, wenn sie sich bewährt fände, in der jetzigen Zeit der theueren
Fleischspeisen wohl von besonderer Wichtigkeit.
Um die Richtigkeit des oben Gesagten zu prüfen, haben wir im hiesigen Orte eine
Gesellschaft gebildet, welche eine ältere wohlgefütterte Kuh kaufte, sie auf die
englische Patentmethode schlachten ließ und das Fleisch vertheilte. Anstatt der
angegebenen Art, die Brust des Thiers auf beiden Seiten zu öffnen und hierdurch das
Niederfallen des Thieres zu bewirken ward vorgezogen, dasselbe nach der hier überall
gebräuchlichen Methode zu knicken und gleich darauf einen Stich in die Brusthöhle zu
machen, in diesen einen Blasebalg, wie ihn die Fleischer zum Aufblasen der Hammel
benutzen, zu stecken und vermittelst desselben die Lungen zusammenzudrücken.
Diese Art der Tödtung war so schmerzlos, daß das Thier kaum mehr zuckte und schon
todt war, während man noch Leben in ihm vermuthete. Der Metzger, sowie die andern
Anwesenden behaupteten, daß auf die gewöhnliche Art durch Oeffnen der Adern die
Zuckungen weit stärker wären, so daß sich das Thier oft noch über den Rücken auf die
andere Seite kehrte und man sich sehr in Acht nehmen muß, von den Beinen nicht
getroffen zu werden.
Das Thier blieb nun ungefähr eine halbe Stunde ruhig liegen, um das Blut in den
Capillargefäßen gerinnen zu lassen. Hierauf erst wurden die Hauptadern geöffnet, die
Haut abgezogen, das Thier ausgeweidet und in vier Viertel zerlegt, um solche,
aufgehangen über Nacht, erkalten zu lassen. Das Blut war in den Hauptgefäßen noch nicht coagulirt,
floß auf die gewöhnliche Art ab, in dem Fett und andern Theilen sah man aber, daß
die feinen Adergeflechte mit Blut angefüllt geblieben waren.
Am andern Tage wurde das Fleisch wie gewöhnlich zerlegt und den Abonnenten
überliefert. Man war einstimmig der Ansicht, daß dasselbe an Farbe und Aussehen
nicht schöner seyn könnte. Bei dem Gebrauch fand man, daß es besonders kräftige
Suppen gekocht habe und auch als Mundfleisch sehr saftig und wohlschmeckend sey.
Einige fanden es zähe, was jedoch, außer dem Alter des Thiers, auch davon herkommen
mochte, daß es zu frisch gebraucht wurde, denn einige Tage aufgehobenes Fleisch
zeigte diesen Fehler nicht mehr. Es wurde in einem Hause gewöhnliches gutes
Metzgerfleisch mitgekocht. Gegen das Patentfleisch zeigte sich dieses fade, während
bei der Vergleichung das andere immer mehr den Charakter eines besseren
Ochsenfleisches angenommen hatte.
Dieser erste Versuch ermunterte zu einem weitern, um zu sehen, in wie weit sich diese
Methode auch bei jungem Fleisch bewähre. Es ward daher ein gut gefüttertes, ungefähr
zweijähriges Rind angekauft und auf die beschriebene Art geschlachtet Das Fleisch
blieb vor dem Aushauen noch zwei Tage im Keller hängen. Bei dem Gebrauch fand es
sich zwar nicht ganz so consistent wie das ältere Kuhfleisch, aber jenem von jungen
Ochsen ganz ähnlich und zeichnete sich nicht allein durch vortreffliche Suppen,
sondern auch durch einen eigenen aromatischen, sonst nur bei gutem Ochsenfleisch
bemerkbaren Geruch und eine bei derartigem Fleische sonst gar nicht vorkommende
Saftfülle und Kräftigkeit aus. Ebenso vorzüglich zeigte es sich als gebraten, so daß
ein jeder Consument froh seyn könnte, dergleichen Fleisch täglich zur Disposition zu
haben. Sollte übrigens diese Schlachtmethode Eingang finden, so ist die Art, wie wir
sie ausführten, der englischen bei weitem vorzuziehen, indem das Einpressen des
Bluts in die Capillargefäße mit größerer Gewalt geschieht, als wenn die Brust auf
die beiden Seiten geöffnet ist. Zu dem Einstoßen in die Brusthöhle wäre jedoch ein
Trocar sehr zweckmäßig, dessen Röhre in die Mündung des Blasebalgs paßt. Ist nämlich
dieselbe zwischen den Rippen durchgebracht, so verhindert das genaue Anliegen der
Haut ein etwaiges Entweichen der eingeblasenen Luft in das Zellengewebe unter der
Haut und die Erstickung geht bei möglichst zusammengedrängter Luft noch weit
schneller vor sich, als wenn das ganze Thier zuerst aufgeblasen wird. Dabei kann
auch durch die Scheide des Trocars (Bauchstechers) die Luft in die Brusthöhle selbst
schneller und ungehinderter eindringen, so daß die Lungen zusammenfallen, noch ehe
der Blasebalg angesetzt wird.
Auf jeden Fall hat sich durch die gemachten Versuche herausgestellt, daß diese
Schlachtmethode alle dafür bemerkten Vortheile wirklich biete, und es wäre
vielleicht Sache unserer Staatspolizei, dieselbe noch weiter prüfen zu lassen, um
deren Einführung möglichst zu begünstigen, denn es ist unläugbar, daß durch sie das
Volk mit einer weit kräftigeren Fleischnahrung als jetzt versehen würde, indem bei
weitem die größte Fleischconsumtion in Kuh- und Rindfleisch besteht, und
gerade dem letzteren ein sehr bedeutender Theil von Nährkraft zurückbehalten wird,
der nach der gewöhnlichen Schlachtmethode mit dem ausfließenden Blut entweicht.
Weinheim. (Landw. Ber.)