Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. , S. 315 |
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Miscellen.
Miscellen.
Capitän Ericsson über die
calorische Maschine.
Nachdem die amerikanischen Zeitungen wiederholt behaupteten, daß in dem Schiff
„Ericsson“ die calorische Maschine durch eine Dampfmaschine
ersetzt worden ist, veröffentlicht Capitän Ericsson
folgenden Brief an Lieut. Gov. H. J. Raymond in den zu
New-York erscheinenden Daily Times.
New-York, den 24. Mai 1855.
Die Behauptungen meiner Gegner, daß die calorische Maschine ein verfehltes Project
war und von mir aufgegeben wurde, ferner daß das Schiff
„Ericsson“ mit „einer neuen
Dampfmaschine“ versehen wurde, sind ganz ungegründet.
Jeder Versuch hat die Richtigkeit des Princips der
calorischen Maschine bewiesen, denn jeder stellte eine außerordentliche
Brennmaterial-Ersparniß heraus. Ich hielt es jedoch für klug, gewisse
Thatsachen, welche den endlichen Erfolg entscheidend sichern, nicht zu
veröffentlichen, weil dadurch viele Ingenieure aufgemuntert worden wären mir
„verbessern“ zu helfen, und mich wo möglich um die Früchte
meiner Arbeit und meines Kostenaufwands zu bringen.
Die erste Maschine des calorischen Schiffes wurde ungeachtet ihrer
Brennmaterial-Ersparniß beseitigt, weil sie bezüglich des ausgeübten Nutzeffects sich als nicht genügend erwies – mit
andern Worten, weil die Kraftdifferenz des Arbeitskolbens und Speisekolbens in der
Praxis nicht realisirte was die Berechnung versprach – indem die Verluste
durch Undichtheiten, Reibung etc. über alle Erwartung groß waren. Die zweite
calorische Maschine, womit das Schiff versehen wurde, sollte diesem Fehler abhelfen,
indem ich durch Anwendung comprimirter Luft eine größere Kraft hervorzubringen
suchte; es zeigte sich jedoch, daß die Verbindungen der Röhren von den sogenannten
Heizern nicht dicht genug gemacht werden konnten, um mehr als ein Drittel des
beabsichtigten und erforderlichen Drucks auszuhalten. Aus diesem Grunde konnte mit
der abgeänderten Maschine keine größere Geschwindigkeit des Schiffes, als sieben
Meilen per Stunde erzielt werden. Abgesehen von der
Unvollkommenheit in Folge der erwähnten Undichtheiten, arbeitete die Maschine zur
Bewunderung aller derjenigen welche sie im Gang sahen. Dagegen konnte allerdings
Dampf in den Röhren der Heizer zurückgehalten werden, welcher daher, anstatt Luft,
in überhitztem Zustande angewendet wurde. Mit solchem überhitztem Dampf wurde die
Maschinerie an dem Tage betrieben, wo unglücklicherweise (wie die Zeitungen
berichtet haben) das Schiff versank. Die plötzliche Abkühlung des Ofens, der Röhren
etc. beim Untersinken, zerstörte leider einen wesentlichen Theil der Maschinerie,
und nach fruchtlosen Versuchen dem Schaden abzuhelfen, blieb mir nichts anderes
übrig, als gewöhnliche Kessel anzuwenden. Die Maschinen
sind jedoch jetzt unverändert dieselben wie früher bei Anwendung von comprimirter
Luft. Die Behauptung, daß das Schiff neuerlich mit von mir zu dem Zweck construirten
„neuen Dampfmaschinen“ versehen wurde, ist eine reine
Erdichtung. Als ich den Eigenthümern des Schiffes vorschlug, die ursprüngliche
calorische Maschine zu beseitigen, versprach ich denselben, die zweite Maschine auf
solche Weise zu bauen, daß wenn uns die Anwendung von Luft mißlingen sollte, Dampf
benutzt werden kann, indem man die Luft-Heizer durch Dampfkessel ersetzt.
Was man bisher über das Durchbrennen der gewölbten Heizer-Boden der
ursprünglichen calorischen Maschine in die Zeitungen geschrieben hat, glaubte ich
unberücksichtigt lassen zu können, weil sich diese Schwierigkeit offenbar durch
verschiedene praktische Mittel überwinden läßt; jeder Ingenieur wird zugeben, daß
das „unvermeidliche Durchbrennen der Boden“ keine Sache von
Belang ist.
Die positive Behauptung, daß ich die calorische Maschine gänzlich aufgegeben habe,
ist eine reine Verleumdung. Der Gegenstand wurde von mir ununterbrochen verfolgt.
Ich stellte Versuch auf Versuch an, und war fortwährend bemüht, die Mechanismen zu
vervollkommnen, wodurch sich das Princip dieser Maschine, welches auf
unbestreitbaren physikalischen Gesetzen beruht, zur Herstellung eines wohlfeilen und ungefährlichen
Motors benutzen läßt. Wie weit mir endlich die praktische Lösung des großen Problems
gelungen ist, wird sich bald zeigen, da ich jetzt mit dem Bau
einer Maschine von beträchtlicher Größe beschäftigt bin.
Vielleicht (possibly) wird die Ausführung dieser Maschine
beweisen, daß die Verfasser mehrerer theoretischen Schriften über die calorische
Maschine eben so im Irrthum sind wie es einmal Sir Humphrey Davy war, als er den Vorschlag London mittelst Gas zu beleuchten,
lächerlich fand.
Ich füge noch bei, daß wenn nach der Ausführung der genannten Maschine wegen irgend
einer unerwarteten Schwierigkeit die Leistungsfähigkeit des neuen Systems nicht
vollkommen realisirt seyn sollte, dieß mich keineswegs abhalten wird den Gegenstand
weiter zu verfolgen; keine mechanische Schwierigkeit kann mich veranlassen jemals einen Plan aufzugeben, welcher so ganz und gar auf
physikalische Wahrheit gegründet ist und dessen Durchführung die größten Vortheile
gewähren würde. Es wäre sehr zu bedauern, wenn eine so wichtige Sache durch die
störende Einmischung von Leuten verzögert würde, welche nicht Kenntnisse genug
besitzen, um einzusehen, daß unser gegenwärtiger Motor, die Dampfmaschine, welche
innerhalb sehr beschränkter Temperaturgränzen betrieben wird und bei welcher der
Wärmestoff beständig verloren geht, niemals ein ökonomisches Mittel abgeben kann, um
die Kraft des Wärmestoffs als Bewegung zu übertragen. Glücklicherweise unterstützen
gerade die höchsten Autoritäten der Wissenschaft die gute Sache. Bei der letzten
Versammlung brittischer Naturforscher (in England) wurde der Gegenstand gründlich
erörtert und die Unzulänglichkeit der Leistung unserer jetzt gebräuchlichen
Dampfmaschinen vollkommen nachgewiesen. Der berühmte Regnault – unter den lebenden Physikern hinsichtlich des
Wärmestoffs die größte Autorität – sagt in einer der französischen Akademie
der Wissenschaften übergebenen Abhandlung,Polytechn. Journal Bd. CXXVIII S. 285. nachdem er die von den bisherigen Dampfmaschinen mittelst der verbrauchten
Wärmemenge erzeugte Triebkraft besprochen hat: „da aber bei Ericsson's System die Wärme, welche die austretende
Luft besitzt, sich auf Körpern ablagert, denen die neue eintretende Luft sie
entzieht um sie wieder in die Maschine zu übertragen, so sieht man, daß bei
letzteren Maschinen alle aufgewendete Wärme für die
Triebkraft benutzt wird, während bei der besten Dampfmaschine die für die mechanische Arbeit benutzte Wärme kaum
den zwanzigsten Theil der aufgewendeten Wärme
beträgt.“ Ich werde daher fernere Angriffe unberücksichtigt lassen
und fortfahren an der Vervollkommnung der calorischen Maschine zu arbeiten, bis ich
meinen Zweck erreicht habe.
Ich verbleibe etc.
J. Ericsson.
(Mechanics' Magazine, Juli 1855, Nr.
1665.)
Ueber barometrische Höhenmessungen.
In der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserl.
Akademie der Wissenschaften am 18. Mai d. J. überreichte Hr. Director v. Littrow eine Abhandlung des Hrn. A. Pick, Assistent der Wiener Sternwarte: „Ueber die Sicherheit
barometrischer Höhenbestimmungen.“ Eine die meteorologischen
Beobachtungen der Wiener Sternwarte speciell betreffende Untersuchung führte auf das
ungewöhnlich reiche Material, welches sich in Wien zur Beantwortung der Frage über
die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen vorfindet, und forderte so zu einem
Beitrage für die Entscheidung der bisher bald in diesem, bald in jenem Sinne über
diesen Gegenstand abgegebenen Meinungen auf. Seit September 1852 nämlich, wo die
meteorologische Centralanstalt ihre Thätigkeit begann, besitzt man in Wien selbst
zwei völlig verlässige Beobachtungsstationen, überdieß geben nahezu dreißigjährige
Beobachtungen zu Krakau, Kremsmünster und Prag Stoff zu Vergleichungen mit Wien, wie
man denselben in gleicher Brauchbarkeit bisher nur an wenigen Orten antreffen dürfte. Das Resultat,
zu welchem Hr. Pick durch die umständliche Discussion
dieser Grundlagen gelangt, ist den barometrischen Messungen
keineswegs günstig. Bei mittleren Höhen von etwa 6000 Fuß kommen
bekanntlich in einzelnen barometrischen Bestimmungen Unterschiede von 1000 und mehr
Fuß nicht eben selten vor, Differenzen von etwa 100 Fuß gehören zur Regel; aus der
vorliegenden Arbeit aber ergibt sich, daß selbst Monat- und Jahresmittel, ja
Mittel vieler Jahre sehr bedeutende Unsicherheiten (von etwa 2 auf 4, 10 auf 8, 12
auf 15, 14 auf 101 Toisen Höhendifferenz) zurücklassen, und daß man sogar nicht
einmal sagen könne, eine barometrische Höhenbestimmung sey immer desto sicherer, auf
je zahlreichere Beobachtungen sie sich gründet, indem sehr häufig durch das
Hinzutreten neuer Daten das Resultat sich von der Wahrheit entfernt. Alle Ursachen,
denen man bisher solche Incongruenzen zuschrieb, reichen, wie Hr. Pick zeigt, zur Erklärung derselben nicht aus, und
augenscheinlich bedarf hier noch die Theorie einer wesentlichen Ergänzung, bis die
auf diesem Wege gewonnenen Ergebnisse sich den trigonometrischen zur Seite stellen
dürfen; denn diese haben bisher vor jenen nicht nur den Vorzug weit größerer
Genauigkeit, sondern entsprechen überdieß einer Hauptforderung heutiger Wissenschaft
dadurch, daß man hier aus der Operation selbst immer auf den Grad der erreichten
Genauigkeit schließen kann, wozu bei barometrischen Bestimmungen jetzt noch alle
Anhaltspunkte fehlen.
Ueber die Anfertigung des Bromammoniums für photographische
Zwecke; von Dr. Emil Riegel.
Die Anwendung des Bromammoniums statt des Jodammoniums in der Photographie soll nach
Moigno den Vortheil bieten, daß die verschiedenen
Farben einen ihrer Intensität proportionalen Lichteindruck liefern, so daß man eine
wahre Copie der colorirten Bilder durch entsprechende helle oder dunkle Tinten oder
Halbtinten erhält.
Zur Darstellung des Bromammoniums haben Barreswil und Davanne drei verschiedene Verfahrungsweisen angegeben,
welche im polytechn. Journal Bd. CXXXII S. 75 mitgetheilt wurden. Der Zeitaufwand,
der dazu erforderlich ist, ließ mich ein bei der Bereitung des Jodammoniums vielfach
mit Vortheil benutztes Verfahren auch hier bei der Darstellung des Bromammoniums
versuchen. Dasselbe besteht in der Zersetzung von Schwefelammonium durch Brom, wobei
sich Bromammonium bildet, das in der Flüssigkeit gelöst bleibt, und Schwefel, der
sich ausscheidet.
Zu dem Ende setzt man zu einer in einem geräumigen Glase befindlichen Quantität Brom,
welches mit einer mindestens gleich großen Menge Wassers bedeckt ist, langsam und
vorsichtig frisch bereitetes Schwefelammonium unter öfterem Umschütteln so lange zu,
bis alles Brom verschwunden, der ausgeschiedene Schwefel eine graue Farbe und die
Flüssigkeit ein milchiges Ansehen angenommen oder farblos geworden. Hierauf wird bis
zum Kochen erhitzt, der Schwefel abfiltrirt, gehörig ausgesüßt und die klare
farblose Flüssigkeit im Wasserbade zur Krystallisation oder Trockne verdampft.
Sollte sich während des Abdampfens (in Folge überschüssig angewandten
Schwefelammoniums) Schwefel ausscheiden, so muß vor dem völligen Abdampfen dieser
abfiltrirt oder die ganze Flüssigkeit durch Abdampfen zur Trockne, Auflösen des
Rückstandes in Wasser. Filtriren und Wiedereindampfen gereinigt werden. Das schon zu
mehreren Malen nach diesem Verfahren dargestellte Bromammonium entspricht aller
Anforderung und hat sich zu photographischen Versuchen sehr wirksam erwiesen. Nach
mehr denn zweimonatlicher Aufbewahrung hat dasselbe noch keine sichtliche
Veränderung erlitten.
Demgemäß kann ich zur Darstellung von Bromammonium die Behandlung von Brom mit
Schwefelammonium als eine leicht ausführbare, schnelle und ergiebige Methode
empfehlen. (Neues Jahrbuch für Pharmacie Bd. III S. 138.)
Verfahren, um bei den Lichtbildern auf Papier die
ausgebesserten Stellen zu erkennen.
Nach dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Juni 1855, Nr. 30, übergab Hr. Niepce von Saint-Victor der Gesellschaft zwei mittelst seines
photographischen Stahlstichs dargestellte Porträte und theilte zugleich folgendes
Verfahren mit, um bei den Lichtbildern auf Papier die ausgebesserten Stellen (retouches) zu erkennen. Man legt das Bild in eine
Auflösung von Cyankalium, worin dasselbe, so weit es
durch Einwirkung des Lichts hervorgebracht wurde, vollständig verschwindet, während
die etwa vorhandenen ausgebesserten Stellen sichtbar bleiben, weil die Tusche, womit
sie bemalt wurden, im Cyankalium nicht löslich ist. – Unseres Wissens ist
dieses Verfahren in Deutschland wenigstens allen Chemikern und Photographen bekannt.
Die Redact.
Ueber den Blei- und Zinngehalt des Schnupftabaks; von
Carl Lintner.
Es ist bekannt, daß der Schnupftabak, in Bleihüllen aufbewahrt, mehr oder weniger
bleihaltig wird, da derselbe durch seine Salze und seine Feuchtigkeit oxydirend und
auflösend wirkt. An einer Bleihülle, in welcher Schnupftabak verpackt war, sind die
Spuren der Oxydation und Auflösung leicht zu sehen. Um dieses zu vermeiden, kommen
die besseren Sorten von einigen Fabrikanten in verzinnten Bleihüllen oder mit
zwischen die Hülle und den Tabak eingelegtem Papier in den Handel; letzteres aber
gewährt, wie unten zu sehen ist, keinen Vortheil.
Ich habe nun einige Sorten Tabak, welche noch in Blei verpackt sind, auf ihren
Bleigehalt, und einige Sorten in verzinnten Bleihüllen auf Zinn quantitativ
untersucht. Die Untersuchung ergab, daß der Zinngehalt dieser letzteren Sorten den
Bleigehalt der anderen übersteigt, und ist auch anzunehmen, daß der Zinngehalt nicht
so schädlich sey als der Bleigehalt, so ist dieses doch wieder ein neuer Beweis, daß
man die edlen Eigenschaften des Zinns zu sehr überschätzt.
Obgleich eine verzinnte Bleihülle eine glänzende Oberfläche besitzt, so findet man
bei näherer Untersuchung doch, daß sie angegriffen ist. Dieses war besonders der
Fall bei den verzinnten Bleihüllen von zwei Tabaksorten, die ich untersuchte; wohl
möglich, daß die Verzinnung eine schlechte war, denn es enthielten diese Sorten
außer dem Zinn auch Blei, wenn auch in sehr geringer Menge.
Beide Sorten Tabak in den verzinnten Bleihüllen berühren das Metall nicht direct,
sondern haben eine Zwischenlage von Papier, wie dieses auch beim Marino in der
Bleihütte der Fall ist, aber gerade dieser letztere hat den größten Bleigehalt in
der Untersuchung gezeigt, der, wie mir scheint, durch diese papierne Zwischenlage
hervorgerufen wird, denn diese zieht die Feuchtigkeit so stark an sich, daß sie ganz
naß ist, und begünstigt so die Oxydation und Auflösung des Metalls. Es könnte
vielleicht diesem Uebelstande abgeholfen werden, wenn wasserdicht gefirnißtes Papier
oder Wachszeug als Zwischenlage benutzt würde.
In Frankreich besteht schon längere Zeit eine Verordnung, welche den Schnupftabak nur
in verzinnten Bleihüllen gestattet; ich glaube aber, daß wenn man diesen Vollzug in
Anwendung bringen will, man dabei nicht aus dem Auge zu lassen habe, daß viele
Kaufleute den Schnupftabak in bleiernen Gesäßen zum Kleinverkauf vorräthig
halten.
Nach Friedmann erkennt man die Verzinnung der Bleifolien
leicht auf folgende Art: man bringe auf die vorher von etwaigen organischen
Unreinigkeiten gereinigte Metallfläche mittelst eines dünnen Glasstäbchens
Goldauflösung; augenblicklich wird die betupfte Stelle, wenn sie Zinn ist, schwarz
und um so stärker, je besser die Verzinnung ist, während eine auf dieselbe Weise
betupfte zinnfreie Bleistelle unverändert bleibt, und sich nur allmählich ein weißer
Rand und nach freiwilliger Verdunstung der Flüssigkeit ein weißer Fleck bildet.
Penny gibt folgende Probe an: in nicht zu sehr verdünnter
Salpetersäure wird reiner Stanniol sogleich ganz unter Zurücklassung eines weißen
Pulvers zerstört. Von mit Zinn überzogener Bleifolie bleibt bei der gleichen
Behandlung das Blei
zurück und das weiße Pulver (Zinnoxydhydrat) läßt sich leicht von den noch
zusammenhängenden Bleiblättchen abwischen.
Zur Untersuchung nahm ich von den aufgeführten Sorten feucht, wie sie im Handel
vorkommen, immer 30 Gramme. Der Tabak wurde eingeäschert, der Rückstand in
Salpetersäure gelöst und das Blei als schwefelsaures Bleioxyd bestimmt, jedoch auch
immer metallisch dargestellt. Um auf Zinn zu prüfen, löste ich den
Aschen-Rückstand in Salzsäure, fällte durch Schwefelwasserstoff, trennte den
Niederschlag durch Auflösen in Schwefelammonium von den Spuren von Blei u.s.w. und
bestimmte endlich das Zinn als Zinnoxyd. Nebenbei sey erwähnt, daß im Marokko fast 1
Procent Sand enthalten war.
Tabak in Bleihüllen:
30 Grm. Pariser Nr. 2 enthielten
0,015 Grm.,
oder 1 bayer. Pfund 4,48 Gran Blei.
30 Grm. Bolongaro enthielten
0,021 Grm.,
oder 1 Pfund 6,24 Gran.
30 Grm. Marino mit Papierlage
0,031 Grm.,
oder 1 Pfund 9,12 Gran.
Tabak in verzinnten Bleihüllen mit Papierlage:
30 Grm. Marokko enthielten
0,048 Grm.,
oder 1 Pfund 14,24 Gran Zinn.
30 Grm. St. Omer enthielten
0,068 Grm.,
oder 1 Pfund 20,16 Gran Zinn.
Man sieht aus dieser mit aller Sorgfalt angestellten Untersuchung, daß der
Metallgehalt des Tabaks kein geringer ist, jedoch ist derselbe sehr verschieden und
richtet sich nach der Sorte und dem Alter des Tabaks, denn ich überzeugte mich, daß
dieselbe oben angeführte Sorte Pariser aus einem anderen Pakete, in 30 Gram. 0,03
Gram., also noch einmal so viel Blei enthielt, als zuerst gefunden wurde. (Buchner's neues Repertor. für Pharmacie Bd. IV S.
149)
Verfahren den Manilla-Indig zu reinigen; von A. L. Peter zu Lyon.
Der Manilla-Indig, von der philippinischen Insel dieses Namens, konnte bisher
wegen seines großen Gehalts an kohlensaurem Kalk und erdigen Substanzen zu den
meisten Verwendungen die Concurrenz mit den übrigen im Handel vorkommenden
Indigsorten nicht bestehen, und wurde namentlich zur Bereitung des Indigcarmins
verworfen. Um ihn zu raffiniren, behandle ich ihn in fein gepulvertem Zustande mit
Salzsäure, wasche ihn dann gehörig aus und trockne den zurückbleibenden Teig.
Die käufliche Salzsäure wird mit ihrem zwei- bis dreifachen Gewicht Wasser
verdünnt; 100 Th. guter Manilla-Indig erfordern 50 bis 60 Th. concentrirte
Salzsäure, hingegen 100 Th. geringerer Sorte beiläufig 125 Th. Säure.
Man verfährt folgendermaßen: der fein gepulverte Indig wird mit soviel Wasser
angerührt, daß er einen flüssigen Teig bildet; auf diesen gießt man allmählich die
Säure; bei jedem Zusatz entsteht ein starkes Aufbrausen; wenn ein neuer Zusatz von
Säure in der Masse keine aufbrausende Bewegung mehr hervorbringt, läßt man das Ganze
durch Ruhe sich absetzen und bringt den Niederschlag dann auf Filter, um ihn
wiederholt mit heißem Wasser auszuwaschen, welches reines oder alkalisches seyn
kann; endlich wird der Teig gepreßt und getrocknet.
Der Manilla-Indig verliert durch diese Reinigung beiläufig 75 Proc. an
Gewicht; aber dessenungeachtet gestattet sein Preis, ihn im Vergleich mit den
anderen Indigsorten noch mit Vortheil anzuwenden, letztere enthalten bloß Spuren von
kohlensaurem Kalk, daher sich obige Behandlung bei ihnen nicht lohnt. –
Patentirt in England am 13. Juni 1854. (Repertory of
Patent-Inventions, Juli 1855, S. 33.)
Verfahren die Wolle aus Geweben wieder zu gewinnen, worin sie
mit Baumwolle gemischt ist, indem man letztere mittelst Schwefelsäure zerstört; von
James L. Norton.
Die Gewebe werden in verdünnte Schwefelsäure (je nach Beschaffenheit der Zeuge von 1
1/2 bis 9° Baumé) eingeweicht (sollten die Gewebe aber fettig seyn, so
müßten sie vorher mittelst einer schwach alkalischen Flüssigkeit gereinigt werden).
Nachdem die Gewebe mit der verdünnten Säure vollkommen getränkt sind, nimmt man sie
heraus und bringt sie in den Centrifugalapparat, um die überschüssige saure
Flüssigkeit auszuziehen; sie werden dann bei gewöhnlicher Temperatur oder mittelst
künstlicher Wärme allmählich getrocknet und hierauf trockner Wärme ausgesetzt,
nämlich in erhitzter Luft von 180° bis 220° Fahr (66° bis
83° Reaumur) so lange aufgehängt, bis die vegetabilische Faser zerstört ist;
der höhere Hitzgrad ist erforderlich, wenn man die Zeuge mit einer schwächeren Säure
getränkt hatte.
Anstatt des Aufhängens in heißer Luft, könnte man auch die trockenen Gewebe in einen
geschlossenen Kasten legen und in denselben Dampf leiten, bis die Pflanzenfaser
zerstört ist; der Dampf müßte einen solchen Druck haben, daß er die Temperatur auf
220° bis 250° Fahr. (83° bis 97° Reaumur) erhöht.
Nachdem die Gewebe in hinreichend heißer Luft aufgehängt waren oder lange genug
gedämpft worden sind, so daß die vegetabilische Faser wie Staub aus denselben
herausfällt, werden sie mittelst des sogenannten Wolfs aufgelockert und von der
staubförmigen vegetabilischen Substanz befreit; diese kann aber auch durch Waschen
der Gewebe abgesondert werden, wodurch zugleich die Säure in den zurückgebliebenen
Wollfasern neutralisirt wird, welche man dann in den Centrifugalapparat bringt
etc.
Will man die Wollfasern nicht durch Waschen entsäuern, so breitet man dieselben
locker auf Latten in einer geschlossenen Kammer aus, in welche man mittelst einer
Röhre Ammoniakgas leitet (durch Zersetzung von Salmiak mit Kalkhydrat entwickelt).
Die Kammer hat an der Decke eine kleine Oeffnung, welche man verschließt, sobald das
eingeleitete Ammoniakgas die Luft ausgetrieben hat. Nachdem die Wollfasern
vollständig mit dem Gas getränkt worden sind, nimmt man sie aus der Kammer und setzt
sie der Luft aus, worauf die Wolle weiter verarbeitet werden kann. –
Patentirt in England am 16. Januar 1855. (Repertory of
Patent-Inventions, August 1855, S. 161.)
Neue Holzpolitur.
Hr. Malter hat dem Breslauer Gewerb-Vereine eine
Vorschrift zu einer neuen Holzpolitur mitgetheilt, welche der Schellackpolitur noch
vorzuziehen ist. Dieselbe besteht aus 1/2 (preußischem) Quart gutem Weingeist, 1
Loth Gummilack und 1 Loth Sandarack. Das Ganze wird über ein mäßiges Feuer gestellt
und fleißig umgerührt, bis die Gummiharze sich aufgelöst haben. Man nimmt nun eine
Rolle von Tuchsalband, legt etwas von der Glätte darauf und bedeckt es mit weicher
Leinwand, welche mit kaltem (ohne Hitze ausgepreßtem) Leinöl angefeuchtet worden
ist. Dann reibt man das zu polirende Holz in einer kreisförmigen Richtung, bedeckt
jedoch nicht zu viel auf einmal. Das Reiben wird so lange fortgesetzt, bis die Poren
des Holzes hinlänglich ausgefüllt sind. Endlich nimmt man auch etwas Weingeist und
Glätte, reibt eben so wie vorher, und es erfolgt die schönste Politur. Darüber
gegossenes Wasser erzeugt weder Flecken noch Risse. (Polytechn. Centralhalle.)