Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. , S. 392 |
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Miscellen.
Miscellen.
Eiserne Schwungräder aus einem Stücke.
Im polytechn. Journal Bd. CXXXV S. 314 wurde eine Notiz über Schwungräder von Hrn.
Hofmann in Breslau mitgetheilt, betreffend die
Verhütung von Unglücksfällen bei denselben. In Bezug auf jene Notiz veröffentlicht
nun die Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1855, Nr. 36,
Nachstehendes:
„Die Schwungräder bei den verschiedenen Walzwerken müssen sich
größtentheils mit sehr großer Geschwindigkeit drehen, in Folge dessen durch die
Centrifugalkraft hie und da Brüche an diesen Rädern vorkommen, und öfters großen
Schaden sowohl den dabei beschäftigten Arbeitern, als auch den Werksgebäuden
zufügen, und um dieß zu verhindern, werden verschiedene Hülfs- und
Schutzbauten vorgeschlagen, welche aber immer mehr oder weniger umständlich und
Kosten verursachend sind, daher Schwungräder, welche in einem Stück gegossen, am
entsprechendsten sind, indem es bei diesen nicht möglich ist, daß sich ein Theil
der Peripherie losreiße und somit das Rad zerbrechen und Schaden verursachen
kann. Diese aus nur einem Ganzen bestehenden Schwungräder haben eingegossene
Schmiedeisenarme und der Kranz oder Peripherie und die Nabe bestehen aus
Gußeisen.
Die Schmiedeisenarme, 6 oder 8 an der Zahl, werden natürlich von gutem
Materialeisen, je nach der Schwere des Rades von 2 1/2 bis 3 1/2 Zoll
Durchmesser, welche gegen die Peripherie auch wenig ablaufen können,
vorgerichtet, und sind an den beiden Enden etwas zu stauchen, so daß sich eine
Art Kopf bildet. Diese so vorgerichteten Arme werden nun in der Peripherie und
der Nabe des Rades eingegossen, da nun aber das Gußeisen an der Peripherie und
an der Nabe wegen verschiedener Größe und Masse ungleich schwindet, und auf
diese Weise die schmiedeisernen Arme verdrücken und biegen würde, so muß bei der
Gießung desselben folgendes Verfahren beobachtet werden:
Das ganze Rad wird ein geformt und die Schmiedeisenarme werden genau in der
Mitte, bis circa in die Hälfte der Peripherie und
der Nabe reichend, bei welchen beiden Theilen noch ein kleiner Ansatz von
Gußeisen zur bessern Verbindung des Guß- und Schmiedeisens angebracht
wird, eingelegt und somit in der Formmasse festgehalten; ist nun das Rad
ausgeformt, so wird zuerst die Peripherie gegossen und dann so lange in der Form
gelassen, bis das Eisen möglichst verkühlt und somit auch geschwunden ist; durch
diese Schwindung werden zwar die Arme nach Innen geschoben, weil aber die
Schwindung von Außen nach Innen gleich, werden selbe nicht auffallend verdrückt.
Die Form der Nabe, wenn selbe durch das Schieben der Arme gelitten, wird
ausgebessert und dann erst die Nabe gegossen; da nun die Nabe klein, so kühlt
selbe bald aus und schwindet wenig; das ganze Schwungrad besteht nun aus einem
einzigen Stück, dessen Theile sich nicht loslösen können; und es fallen hiemit
alle weiteren Nebenversicherungen weg. Diese Schwungräder haben noch den
Vortheil, daß ihre Arme dünn sind und somit während des Ganges einen geringeren
Luftdruck zu überwinden haben.“
Zunehmende Ersetzung der menschlichen Kräfte durch thierische
und mechanische Kräfte bei der bergmännischen Technik an der Oberruhr.
Durch den bedeutenden Aufschwung des Bergbaues in hiesiger Gegend werden die
menschlichen Arbeitskräfte so in Anspruch genommen, daß die bergmännische Technik bestrebt ist, dieselben immer mehr durch thierische
und mechanische Kräfte zu ersetzen. Die Kohlenförderung in der
Grube, welche früher ausschließlich durch Schlepper bewirkt wurde, wird
jetzt schon vielfach durch Pferde verrichtet; in neuerer Zeit hat man nun auf der
Zeche Gewalt, welche sich in dieser Beziehung von
jeher ausgezeichnet hat, begonnen, auch anderweitige sehr zweckmäßige Einrichtungen
ins Leben treten zu lassen, deren Einführung beim Bergbau unserer Gegend noch neu
seyn dürfte.
Die mit der Eisenbahn zu versendenden Kohlen wurden früher
mittelst Haspel auf einer geneigten Bahn auf die Ladebühne transportirt, später
durch einen Kabel senkrecht auf die Bühne gehoben. Jetzt wendet man zur Hebung des
beladenen Wagens die Wasserkraft an und zwar durch eine
sehr einfache Vorrichtung. Der Förderkorb, in welchem der Wagen auf die Bühne
gehoben wird, ist mittelst eines Seiles und einer Rolle befestigt, an dessen anderem
Ende ein Wasserkasten angebracht ist, welcher zur leichten Entleerung im Boden eine
Klappe besitzt. Dieser Wasserkasten dient nun als Gegengewicht zur Hebung des
beladenen Wagens, wenn der letztere sich nämlich unten auf der Erdoberfläche
befindet, so ist der Wasserkasten oben und wird nun durch eine Röhren-Tour,
welche die überflüssigen Nahrungswasser der Maschinen aufnimmt, und zur Regulirung
des Ausflusses am unteren Ende ein Ventil enthält, mit Wasser angefüllt, bis er das
Uebergewicht über den beladenen Wagen erhält und diesen bis auf die Ladebühne hebt.
Der nunmehr unten befindliche Wasserkasten wird sodann durch die Klappe von seinem
Inhalte entleert, wodurch der Förderkorb, in welchen mittlerweile statt des vollen
der leere Wagen eingeschoben ist, wieder das Uebergewicht erhält, also selbst bis
zur Erdoberfläche niedergeht und den Wasserkasten auf seinen frühern Standpunkt
hebt, wo die Füllung aufs Neue beginnt. Durch diese einfache Art der Förderung der
Kohlen auf die Ladebühne sind die Kosten gegen früher beinahe auf die Hälfte
ermäßigt.
Eine andere eben so zweckmäßige Vorrichtung hat man bei der Wetterführung getroffen. In einem Querschlage, welcher bereits 150 Lachter
zu Felde gebracht ist, mußte eine künstliche Wettercirculation eingerichtet werden,
welche durch eine Wetter-Trommel und Lotten bewirkt wurde, zu deren Bewegung
drei Arbeiter erforderlich waren, ohne daß man jedoch hierdurch den beabsichtigten Zweck
vollständig erreichen konnte. Auch hier hat man jetzt als Motor für die
Wettermaschine die Wasserkraft benutzt. Am Schachte ist nämlich auf der untern Sohle
ein Wasserrad von 10 Fuß Durchmesser und 2 Fuß Breite angebracht, welches aus einer
oberen Sohle die Aufschlage-Wasser erhält. Die Radwelle endigt in einen
Krummzapfen, durch welchen ein doppeltwirkendes Cylinder-Gebläse –
bekanntliche eine der wirksamsten Gebläse-Maschinen – in Bewegung
gesetzt wird, von welchem die frischen Wetter durch 4zöllige Zinkröhren bis vor Ort
des Querschlages geführt werden. Der Erfolg erweiset sich vollkommen genügend und
arbeiten die Bergleute vor Ort des Querschlages in gesunden Wettern, ohne durch den
Pulverdampf belästigt zu werden. S.
Ergebnisse der auf Anordnung der königl. preuß. technischen
Bau-Deputation in der Bau-Akademie angestellten
Zerdrückungs-Versuche zur Ermittlung der rückwirkenden Festigkeit
verschiedener Bausteine; von Hrn. Geh. Regierungsrath Brix.
Textabbildung Bd. 137, S. 393
Laufende Nummer; Ursprung und
Benennung der Gesteine; Mittel von Versuchen; Specifisches Gewicht; Druck auf
den Zoll; bei welchem sich feine Risse zeigten; bei welchem der Stein
zertrümmette; Bemerkungen; Pfd.; A. 34 Steinproben vom Geh.
Ober-Bau-Rath Stüler, in regelmäßig bearbeiteten Würfeln von 2 1/2
Zoll Seite, zur Disposition gestellt; Sandstein aus dem Mannsdorfer Bruche bei
Halle an der Saale: Sorte I, mit a – d bezeichnet; II deßgleichen;
Sandstein aus dem Droyßige Bruche bei Halle an der Saale: Sorte I, mit a u. b
bezeichnet; II a – d; III deßgl.; IV deßgl.; Sandstein aus dem Bruche
oberhalb Nebra in der Provinz Sachsen: Sorte I, mit a – d bezeichnet; II
deßgl.; Sandstein von Katzel, unterhalb Nebra, Provinz Sachsen: Nur eine Sorte,
die Würfel a – d bezeichnet; B. 18 Steinproben, deren Verwendung zu den
Hafenbauten am Jahdebusen in Aussicht genommen. Vom Hafenbaudirector Wallbaum
hergegeben; Quadersandsteine aus dem Bruche nahe der Glashütte Osterwald im
Königr. Hannover, 2 1/2 Meil. östl. von Hameln; Mittel v. 3 Verf.; Risse war
nicht bemerkbar; Mittel v. 2 Verf.; Deßgl. v. 3 Verf.;
Textabbildung Bd. 137, S. 394
Laufende Nummer; Ursprung und
Benennung der Gesteine; Mittel von Versuchen; Specifisches Gewicht; Druck auf
den Zoll; bei welchem sich feine Risse zeigten; bei welchem der Stein
zertrümmette; Bemerkungen; Würfel von 2 1/2'' Seite, aus dem untern Bruche;
Würfel v. 2 1/2'' Seite, aus dem obern Bruche; Quadersandstein aus dem Bruche am
Bückeberge bei Oberkirchen im Kurfürstenthum Hessen, 3 Meilen östlich von
Preußisch – Minden: Würfel von 2'' Seitenlänge; Quadersandstein aus dem
Osterwalder Bruche im Königr. Hannov., wie ad 5: Würfel von 2 1/2'' Seitenlänge;
Quadersandstein aus dem Bruche bei Mehle im Königr. Hannover, nahe der Station
Elze: Oberer grober Stein; Würfel von 1 3/4'' Seite; Unterer feiner Stein;
Würfel von 1 1/2'' Seite; Quadersandstein ebendah., aus einem andern Bruche;
Würfel von 2'' Seitenl.; Dolomit aus dem Bruche bei Holzminden: Würfel von 2''
Seitenlänge; Sandstein, angeblich der ält. Steinkohlen-Formation
angehörig, von den obern Schicht. des Piesberges bei Osnabrück: Dunkelgrau,
feinkörnig; Würfel von 2 1/2'' Seite; Hellgrau, feinkörnig; Würfel von 2 1/2''
Seite; Breccienartiges Gestein ebendaher: Würfel von 2 1/2'' Seitenlänge; C. 24
Steinproben. die bei den Bauten im königl. Schlosse hieselbst Anwendung
gefunden. Vom Hof-Baur. Schadow in regelmäßigen Würfeln von 2 1/2'' Seite
zur Disposition gestellt; Carrarischer Marmor; Sorte Nr. I; II.; Orientalischer
Alabaster, gelb und weiß gefleckt, aus Aegypten erhalten; Kunzendorfer Marmor,
aus Schlesien; Prieborner; Baireuther; Harzer; Böhmischer; Porto Venere;
Märkischer Granit; Strehlener aus Schlesien; Knignitzer Gabbro; Nachd. die Risse
sich aezeigt, zersp. d. Stein fehr bald; Den Rissen ging ein starkes Knistern
vorher; Mittel v. 1 Verf.
(Verhandl. des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in
Preußen, 1855, Liefer. 2.)
Nachträgliche Notiz in Betreff der Bereitungsweise des
metallischen Eisens in feinzertheiltem Zustande.
In Bezug auf die im polytechn. Journal Bd. CXXXVI S. 211 angegebene Bereitungsweise
des Ferrum pulveratum kann noch bemerkt werden, daß man
nicht nöthig hat, den Eisenvitriol vorher zu entwässern.
Ein anderes, vielleicht noch zweckmäßigeres Verfahren zur Bereitung dieses Präparat;
besteht darin, daß man das oxalsaure Eisenoxydul in einem Strom von Wasserstoffgas
zum schwachen Glühen erhitzt. Dieses durch seine citrongelbe Farbe so ausgezeichnete
Salz wird bekanntlich ganz leicht erhalten durch Fällung einer concentrirten Lösung
von schwefelsaurem Eisenoxydul mit einer heiß gesättigten Lösung von freier
Oxalsäure. Das getrocknete Salz wird in Wasserstoffgas sehr rasch und bei so
schwacher Hitze zu grauem metallischem Eisen reducirt, daß man die Operation bequem
in einem Glasrohr vornehmen kann. Indessen muß man aber doch zuletzt bis zum
sichtbaren Glühen erhitzen, weil sonst das Eisenpulver pyrophorisch wird. Ist es,
wenn man es ausschüttet, im Geringsten noch warm, so entzündet es sich, selbst wenn
es vorher zum Glühen erhitzt worden war. Professor Fr. Wöhler. (Annalen der Chemie und Pharmacie, August 1855, S. 192.)
Ueber die Bereitung des Bromammoniums für Photographen; von W.
Engelhardt.
In Bezug auf die von Dr. Riegel (S. 317 in diesem Bande des polytechn.
Journals) mitgetheilte Methode der Bereitung des Bromammoniums für photographische
Zwecke bemerkt der Verfasser folgendes: Wenn man die Lösung des Bromammoniums,
selbst im Wasserbade, eindampft, so nimmt sie sehr bald eine saure Reaction an,
welche bei stärkerer Concentration, wenn Krystalle anfangen sich auszuscheiden,
namentlich bei etwas ansehnlichen Mengen, so stark werden kann, daß sich
stechendsaure Nebel entwickeln. Diese Erscheinung kann nur daher kommen, daß sich
während des Abdampfens Ammoniak entbindet und die Flüssigkeit dann freie
Bromwasserstoffsäure enthält, welche bei weiterer Concentration gleichfalls
entweicht. Es tritt dadurch nicht nur ein Verlust an Brom ein, sondern es ist auch
das Salz äußerst schwierig trocken zu bekommen. Um nun dieses zu vermeiden, bleibt
nichts übrig, als die Eindampfung mit dem Reagenspapier zu überwachen, und bei
jedesmaliger eingetretener saurer Reaction so lange Aetzammoniakflüssigkeit
zuzutröpfeln, bis die Flüssigkeit neutral oder schwach alkalisch geworden ist. Wenn
man diese Vorsichtsmaßregel beobachtet, so kann man das Eindampfen über einer
starken Weingeistlampe, und bei größeren Quantitäten über freiem Kohlenfeuer
vornehmen, wodurch die Zeit sehr abgekürzt wird, und kann es beinahe bis zur
Trockene über dem Feuer fortsetzen. Doch ist es vorzuziehen, wenn man über der
Weingeistflamme nur so lange eindampft, bis alles zu einer in der Hitze
breiigflüssigen, in der Kälte bröckligen Masse geworden ist, und diese hierauf bei
ganz gelinder Wärme und indem man bis zuletzt noch einige Tropfen
Aetzammoniakflüssigkeit zusetzt, eintrocknen läßt. Zum Gebrauche für die
Photographie, wo dieses Salz mit Jodammonium gleichzeitig in Lösung gebracht wird,
ist es wichtig, daß ihm keine freie Säure anhängt. Was nun die Mengenverhältnisse
anbelangt, so sind auf 1 Theil Brom beiläufig 2 Theile Schwefelammonium, bereitet
aus Salmiakgeist von 7° Beck (0,960 spec. Gewicht), nöthig. Die Ausbeute an
trockenem Salz beträgt 6/5 des verwendeten Broms, was ziemlich genau mit der
stöchiometrischen Berechnung übereinstimmt.
Zur Bereitung dieses Salzes übergießt man also Brom mit der vierfachen Menge
destillirten Wassers in einer Glasflasche, und setzt in kleinen Portionen frisch
bereitetes Schwefelammonium hinzu, unter jedesmaligem Umschütteln, in welcher Weise
man fortfährt, bis kein Brom am Boden des Glases mehr sichtbar ist und die
Flüssigkeit die braune Farbe verloren hat. Bei nicht zu kleinen Mengen erwärmt sich
die Flüssigkeit dabei beträchtlich, so daß der ausgeschiedene Schwefel sich
zusammenballen kann; jedenfalls ist es aber nothwendig, die Flüssigkeit vor dem
Filtriren zum Kochen zu
erhitzen und einige Zeit darin zu erhalten, um das überschüssige Schwefelammonium zu
entfernen und den Schwefel sich besser abscheiden zu lassen. Nach dem Filtriren wird
dann die Lösung auf die oben beschriebene Art eingedampft.
Dem unter Wasser aufbewahrten Brom hängt gewöhnlich freie Bromwasserstoffsäure an; es
kann dadurch der Fall eintreten, wenn man gerade nur so viel Schwefelammonium
hinzugefügt hat, als nöthig ist, um das Brom zu binden, daß die Flüssigkeit sauer
reagirt. Zusatz von etwas Aetzammoniak hebt diese Reaction auf. (Buchner's neues Repert. für Pharmacie Bd. IV S. 193.)
Die Hyalophanie; von Professor Reinsch in München.
Die neueren Fortschritte der Physik und Chemie gaben mehrfache Veranlassung zur
Verbesserung bereits bestehender Verfahrungsweisen zur Auffindung und Hervorbringung
neuer nützlicher, zweckmäßiger Kunst- und Industrie-Erzeugnisse.
Insbesondere aber bildeten die vielfachen Forschungen und deren Resultate über die
Natur des Lichtes, Zerlegung der Lichtstrahlen, Beugung und Interferenz derselben
für die nachstehend näher erörterte Hyalophanie die
hauptsächlichste Grundlage.
Dieselbe ist nun, wie aus der Bezeichnung hervorgeht, die Kunst, Effecte hervorzubringenhervorzubrigen, bei welchen die Refraction, Reflexion und Beugung des Lichtes benützt,
und wie folgt, durch entsprechende und zweckdienliche Mittel hervorgerufen und in
Anwendung gebracht werden.
I. Technische Benützung.
Im Allgemeinen dient dieselbe in artistischer und industrieller Beziehung als
vorzügliches architektonisch-decoratives Mittel für Wand- und
Plafond-Bekleidung, ferner für kirchliche Attribute, Altäre, Kanzeln,
Capellen etc.; ferner als zweckmäßiges Veredelungsmittel für alle Arten von
Möbeln und Ersatzmittel für Mosaik, Marqueterie, Ebenistique etc., außerdem noch
für speciellere Anwendung in Theatern, Salons, Cabinetten etc. und zur
Hervorbringung von Malereien, in welchen die schönsten
Beleuchtungs-Momente der natürlichen Lichtwirkungen auf das Täuschendste
dargestellt und selbst als Gegensatz von Glasmalereien in Räumen benützt werden
können, in welchen deren schönste Wirkung durch reflectirtes Licht beabsichtigt
wird.
Mittelst nachstehender Verfahrungsweisen vermag man auch noch ein ganz anderes
entsprechendes Surrogat für die bekannten und so sehr beliebten englischen und
französischen Perlmutter-Malereien auf viel billigerem Wege zu
schaffen.
II. Material und Mittel.
Die Mittel, welche als Oberfläche, Farbenträger, und zur Befestigung irgend einer
gegebenen Zeichnung, Malerei oder Gestalt, behufs Herstellung der Hyalophanie
dienen, bestehen aus Glas, Horn, russischem Glimmer, transparenten Geweben,
thierischen Membranen. Metall, Gelatine- und Collodium-Folien.
Als Reflexionsmittel für industrielle Zwecke werden die genannten Folien, und für
höhere künstlerische Anwendung Gold, Platin, Kupfer- und
Silber-Lüster, auch das Plaqué benützt.
III. Praktische
Anleitung.
Um genannte Gebilde darzustellen, muß irgend ein dieser neuen Methode anpassender
artistischer oder industrieller Gegenstand gewählt werden.
Beispielweise will man hier einen Tisch oder ein Zifferblatt bezeichnen, welche
nach dieser Methode hergestellt werden sollen.
Zuvor ist es nöthig, eine Zeichnung nach Art irgend einer Mosaik, Ebenistique,
oder überhaupt einer eingelegten Arbeit zu entwerfen; ist diese hergestellt, so
wird dieselbe nach Wunsch und dem Zwecke entsprechend ins Colorit gesetzt, so
daß man, bevor zur weiteren Durchführung geschritten wird, schon die Skizze von
der projectirten Arbeit besitzt.
Als Träger, Bekleidungs- und Befestigungsmittel des bestimmten Dessins
bedient man sich vorzugsweise 1/8 Zoll dicker oder auch stärkerer
Spiegelglas-Platten, die jedoch in Hinsicht billiger Herstellungskosten
nicht absolut fehlerfrei zu seyn brauchen, demnach hiezu sogenannte
Ausschuß-Fabricate benützt werden können.
Nach der bestimmten Größe, welche als eingelegte Arbeit, vielmehr als Hyalophanie
erscheinen soll, werden alsdann Glasstücke genau so zugeschnitten, daß man
dieselben in einen schmalen Falz einzusenken und nach Vollendung des
Gegenstandes mit Holz- oder Metallleisten zu garniren und zu befestigen
vermag.
Die nächstfolgende Arbeit besteht nun darin, daß die nöthigen Glas- und
Einsatzstücke auf einer Seite mittelst feinen Trippels matt geschliffen werden,
damit das auffallende und durchgehende Licht nicht direct, sondern als
zerstreutes Licht, wie ähnlich bei den Lithophanien, zurückkehrt und
hervortritt.
Die mannichfachen Variationen der Hyalophanie erfordern mitunter auch das
Mattschleifen mit grobem Quarzsande, um die Wirkung der Refraction
abzustimmen.
Sind nun die Glasplatten vorbereitet, so wird die entworfene Zeichnung auf der
polirten Seite der Glasstücke schwach befestigt und alsdann auf der matten
Oberfläche mit Bleistift in feinen Linien durchgezeichnet.
Soll z.B. der Grundton einer Tischplatte oder eines Zifferplattes als lapislazuli erscheinen, so wird eine Mischung von
künstlichem Ultramarin mit einer höchst geringen Quantität von der gröbsten
Sorte unächter Gold-Bronze, bestehend aus feingeschlagenen und geriebenen
Metallplättchen, unter Beifügung von Copal-Firniß benützt, und diese
Farbe mittelst Pinsel genau der Contour entsprechend auf dem hier bestimmten
Theile pastos aufgetragen.
Die doucirte Fläche des Glases wird in Folge dieses Farben-Auftrages
aufgehoben und erscheint alsdann wie das höchst polirte natürliche Mineral.
Ebenso kann man mit Anwendung der bekannten hellen oder dunkeln Farbenkörper
unter Zusatz dieser feinen Metallplättchen Aventurin u. d. m. täuschend
hervorbringen.
Die weitere Darstellung von allen möglichen Erscheinungen, Schattirungen, und der
zartesten Farben-Abstufungen des Marmors, der Jaspisse, Achate etc ergibt
sich nach einiger Uebung und Anhaltung an die natürlichen Vorbilder von selbst,
insofern man sich theilweise opaken und lasirenden Farben-Auftrages
bedient.
Nur zur Hervorrufung solcher Erscheinungen, welche den Smaragden, Topasen,
Rubinen eigenthümlich sind, werden höchst gleichförmige, geriebene und in dem
genannten Bindemittel höchst gleichmäßig vertheilte Lasurfarben angewendet,
indem die Stellen oder Ornamente, in welchen diese Dinge erscheinen sollen,
höchst schwach mit benannten Mitteln überzogen werden.
Sind nun nach der dargelegten Weise die einzelnen Glasstücke vollkommen decorirt,
und deren Farbenauftrag getrocknet, so werden hiernach die Reflexionsmittel
befestigt, und zwar so, daß zwischen der Glasdecke und der reflectirenden
Grundfläche ein Raum von der Tiefe von mindestens 1/2 bis 1 1/2 Zoll frei
bleiben muß.
Bei einfachen Hyalophanien wählt man den kleineren, bei zusammengesetzten den
größeren Raum.
Die Reflexionsmittel, welcher man sich bedient, besonders bei Meubels, bestehen
aus Plaqué oder aus dem wohlfeileren, stark polirten, mit ächtem Silber
überzogenen Papier, welche man vor ihrer Anwendung gegen etwaige Einflüsse mit
einem höchst dünnen Copalfirnisse überkleidet.
Beabsichtigt man nur gewöhnliche Erscheinungen, wie die des Achates oder
überhaupt durchsichtiger oder durchscheinender Mineralien, und deren mitunter
effectvolle Farben zu erzielen, so ist es nur nöthig, die genannten
Reflexionsmittel möglichst plan oder in glatter Ebene auf der Bodenfläche
anzubringen.
Insoferne aber die Erscheinungen der Perlmutter, krystallinische Structuren,
parallaktische Wirkungen u. dgl. m hervortreten sollen, so ist erforderlich, daß
eine Verknitterung oder zweckdienliche Verbiegung der Reflexionsmittel
vorgenommen wird,
wobei man es natürlich in der Gewalt hat. eine Menge von Winkeln, schiefen
Flächen und Curven hervorzubringen, wie auch von beliebiger Größe zu erzeugen.
Bei der Anwendung hievon ergibt sich von selbst, daß das durchgehende Licht
seinen Aufstellungspunkten entsprechend reflectirt, gleichzeitig aber an den
doucirten Stellen seine Zerstreuung erleidet, und hiedurch die mannichfachste
Achsendrehung, ähnlich der hierauf bezüglichen Körper, von höchster Wirkung
hervortritt, so daß man versucht wird bei dieser Construction die auftretenden
Erscheinungen als Folge einer Zusammenstellung der edelsten Mittel, deren sich
die Mosaik und Ebenistique bedient, zu halten.
Bei feineren Producten bedient man sich noch, um die Farben- und
Structurwirkungen zu erhöhen, der sogenannten gefärbten, als auch ungefärbten
Metall-, Gelatine- und Collodium-Folien.
Auf eine horizontal liegende Glasplatte wird nämlich die gewöhnlich käufliche
Collodiumlösung aufgetragen, welche man zuvor mit dem dreifachen ihres Gewichtes
von absolutem Alkohol versetzt, und durch Zusatz einer kleinen Quantität
Gummi-Traganth im Laufe einer Zeit von 8 Tagen von dem so nachtheiligen
Wassergehalt möglichst befreit hat. Nachdem die aufgetragene Schichte
getrocknet, erscheint dieselbe als eine vollkommen durchsichtige und zähe
Membrane.
Bei den Eigenschaften dieses Körpers lassen sich daher durch die angedeuteten
Verknitterungen die herrlichsten optischen Wirkungen auf leichte Weise
darstellen.
Ist nun nach der angegebenen Weise eine Hyalophanie vollendet, so wird dann an
den opaken, d.h. an den undurchsichtig gehaltenen Theilen des Decors eine
hinlängliche Anzahl von Korkrinden-Stücken, welche mit vulcanisirtem
Kautschuk überkleidet seyn können, unterhalb oder vielmehr zwischen der
Glasdecke und der Bodenfläche stark anliegend befestigt, um einem etwa zufällig
vorkommenden Druck von oben nach unten möglichst zu begegnen.
Hierauf werden die Glasstücke in ihren bestimmten Lagen befestigt und mit einer
entsprechenden Garnitur aus Metall- oder Holzleisten umschlossen.
Bei kleineren Industrie-Erzeugnissen und Handels-Artikeln,
insbesondere bei solchen, die in Taschen geführt werden, bedient man sich als
durchsichtiger und durchscheinender Mittel des russischen Glimmers, mit starkem
und geschliffenem Copallack überzogen, oder noch besser des Horns, Schildpatts
und der bereits genannten Collodium-Membranen von größerer Stärke.
Die Mannichfaltigkeit der Durchführung der bezeichneten Methode für
Industrie-Erzeugnisse ist nun lediglich Sache des hiemit speciell sich
befassenden Producenten.
Es soll daher nur noch angedeutet werden, daß man durch tiefes Einschleifen der
Zeichnungen auf den bereits bekannten Wegen diese Producte noch wesentlich an
Schönheit und künstlerischem Werthe zu erhöhen vermag.
Tief geschliffene Gegenstände erscheinen nämlich höchst täuschend als Relief und
treten so erhaben hervor, als wären sie mit unsäglicher Mühe hervorgebrachte
Caméen, oder meisterhafte Schnitzwerke in Elfenbein, Bernstein,
Perlmutter, Malachit etc.
Für die höhere Anwendung der Hyalophanie, im Gebiete der Architektur,
insbesondere bei monumentalen Zwecken, müssen, um denselben möglichste Dauer zu
verleihen, als Reflexionsmittel die bereits genannten Metall-Lüster auf
Steingut. Glas, Porzellan benützt werden, deren Fabrication aber sich nur für
den größeren Betrieb eignet, und die daher für minder große Anwendungen aus den
hiefür geeigneten und bereits bestehenden größeren Etablissements bezogen werden
können.
Die Decoration der Glasflächen selbst muß aber behufs höchster Dauer auf dem
bekannten Wege der Glasmalerei dargestellt werden.
Für Zwecke des Theaters reichen transparent gemachte Gewebe und metallisirte
Papiere vollkommen aus; nur für Anwendung in der Malerei, und zwar bei
vorzüglicher Leistung in derselben, möchte das Plaqué zu bevorzugen
seyn.
Ueberhaupt muß in der Durchführung artistischer Gebilde der Künstler sich
befleißen, nur solche Darstellungen zu erzielen, wo es in der Natur der Sache
liegt, daß nur die Erscheinungen und Beleuchtungs-Effecte des
reflectirten Lichts gedacht werden können, und er nicht etwa in seiner
Darstellung eine Lichtquelle anzubringen versucht wird, um directe Beleuchtung
zu zeigen, indem hiedurch nur die größte Disharmonie in einer solchen
Darstellung hervortreten würde, und das Product dem unnachsichtsvollsten
Urtheile des Beschauers unterliegen müßte.
Künstlerische Darstellungen überhaupt sollten gemäß des Princips nur auf jene
Wirkungen, Farben-Contraste und effectvolle Beleuchtungs-Momente
hingeleitet werden, welche mit allen technischen Hülfsmitteln bisher noch nicht
erreicht werden konnten.
Als Vorstudien für solche Arbeiten und für Anbahnung eines sichern Weges behufs
höherer Kunstleistungen dürfte daher die Durchführung sogenannter
Perlmutter-Malereien mit Zuziehung der vorstehenden Manipulationen zu
empfehlen seyn, worüber die bisherigen Versuche und Resultate bereits die
unwiderlegbarsten Beweise ergeben.
Bedingt nothwendig ist es jedoch, sich hiebei möglichst an die Größe und Gestalt
der natürlichen Conchylien zu halten, indem – darüber hinausgegangen
– auch die Möglichkeit der Annahme, daß es Perlmutter sey, von selbst zu
nichte wird, und bei entgegengesetzter Durchführung eine hauptsächlichste
Erscheinung verloren gehen müßte.
IV. Herstellungskosten und
Absatz-Verhältnisse.
Da es bei industriellen Productionen sowohl auf die Größe der Mittel für den
Betrieb, als auch auf die wesentliche Förderung der Absatz-Verhältnisse
dabei ankommt, so mag in Bezug der Herstellungskosten hier nur mitgetheilt
werden, daß selbst die einfachsten der Ebenistique und Mosaik von der
Hyalophanie übertroffen und die voraussichtlichen Absatz-Verhältnisse als
sehr günstig bezeichnet werden können, wenn man nach vorliegenden
Verfahrungsweisen erwägt, welche vorzügliche Wirkung der Producte erreicht wird,
und was für eine unendliche Mannichfaltigkeit und Zweckanpassung der neue Zweig
in der Technik darbietet.
Gleichzeitig läßt derselbe auch eine enorme Ausdehnung in den
Geschmacksrichtungen, überhaupt in dem industriellen Typus aller Nationen zu,
was ebenfalls aus den bis jetzt gewonnenen Resultaten hervorgeht.
V. Erscheinungen und
Erfolg.
Die Summe der prachtvollen Erscheinungen und deren Wirkung, welche aus den
bereits vollendeten Hyalophanien hervortreten, erinnert im Wesentlichen an die
höchst prachtvolle, aber auch höchst kostspielige großherzoglich toscanische
Mosaik-Fabrication in Florenz, bei welcher die edelsten Mittel aus dem
Mineralreiche zur Herstellung benützt werden.
Mit unsäglicher Mühe werden nämlich dort die edelsten und härtesten Mineralien
auf mechanischem Wege in dünne Scheiben getheilt und nach ihrer
Farbenzusammenstellung in Marmor, Porphyr etc. nach einer bestimmten Zeichnung
eingelegt, geschliffen und polirt.
Die Hyalophanie ist nun in der That in Folge technischer Untersuchungen, welche
der Erfinder früher im Allerhöchsten Auftrage Seiner Majestät des Königs von
Bayern an Ort und Stelle vornahm, zur Zeit zur höchsten Reife gediehen und
dürfte nun durch Mitwirkung technischer Anstalten ihre Belebung erlangen, und
der vorliegende Keim für die Hebung mannichfaltiger Productionen des Erwerbs und
Verkehrs im Laufe seiner Entwickelung die ersprießlichsten Früchte tragen.
(Gewerbeblatt für den Schwarzwald.)
Amerikanisches Backpulver.
Dr. E. Reichardt untersuchte
ein aus Amerika stammendes, in der Kuchenbäckerei benutztes und als sehr brauchbar
befundenes Backpulver, und erkannte dasselbe als ein Gemenge von Cremor tartari und kohlensaurem Kalk (Kreide). Sonst
benutzt man zu demselben Zwecke öfter kohlensaures Kali oder kohlensaures Ammoniak.
Ein Zusatz eines solchen Backpulvers findet meistens nur bei Backwerk statt, welches
ohne Hefe bereitet wird, demnach nicht erst längere. Zeit der Gährung überlassen zu
werden braucht und in weit kürzerer Zeit hergestellt werden kann. Wird nun
kohlensaures Kali oder kohlensaures Ammoniak angewendet, so wird natürlich
vorausgesetzt, daß irgend eine freie Säure vorhanden sey, um die Kohlensäure
auszutreiben. Die Quantität des zugefügten kohlensauren Kalis oder des kohlensauren
Ammoniaks ist immer
äußerst gering und beansprucht wenig Säure, so daß man annehmen kann, daß stets so
viel anwesend sey. Dieß ist jedoch dem Zufall unterworfen, und so kommt es oft vor,
daß derartiges Backwerk nicht die gewünschte Auflockerung erhält, weil die
Kohlensäure des Salzes nicht ausgetrieben wird. Besser würde dann immer noch das
kohlensaure Ammoniak seyn, weil sich dieses wenigstens verflüchtigt und so kein
freies Alkali mehr vorhanden ist, was, selbst in der kleinsten Menge, keinen
angenehmen Geschmack geben würde. Deßhalb ziehen die Conditoren das sogenannte
„Riechsalz“ vor.
Bei dem vorerwähnten amerikanischen Backpulver umgeht man diese Zufälligkeiten und
sorgt für die Entwickelung der Kohlensäure in dem Kuchen, indem man eine
unschädliche Säure zufügt. Nach der stöchiometrischen Berechnung würde ein solches
Backpulver auf 1 Theil kohlensauren Kalk 3,76 Theile Weinstein enthalten müssen, um
in Berührung mit Wasser sich vollständig in neutrale weinsteinsaure Salze von Kali
und Kalk umzusetzen. Man kann es hienach aus 1 Theil kohlensaurem Kalk und 3 1/2
Theilen Weinstein oder auch allenfalls aus 1 Theil kohlensaurem Kalk und 3 Theilen
Weinstein bereiten, da ein geringer Ueberschuß an kohlensaurem Kalk keinen Nachtheil
bringt. Zu einem gewöhnlichen Kuchen wird etwa 1 Loth von solcher Mischung
hinzugefügt. (Archiv der Pharmacie Bd. LXXXII S. 248.)
Die Glacé-Handschuhfabrik von Hègle zu Brüssel
liegt mitten in der Stadt, unweit des Hôtel de ville in der Rue Bordeverre,
und befindet sich in den – sich an das Waschhaus anschließenden – vier
Etagen hohen Hintergebäuden. Von einer Dampfmaschine wird im Hofe ein Springbrunnen
und in Röhrenleitungen fließendes Wasser durch alle Räume der Fabrik getrieben. In
dieser wird das Leder vom rohen Ziegenfelle, das Hègle in großen Quantitäten aus Deutschland, Oesterreich u.s.w.
bezieht, bis zum fertigen Handschuh von größter Schönheit und Feinheit bearbeitet In
den unteren Räumen befindet sich die Gerberei (in Alaunauflösung und ohne den
geringsten üblen Geruch) und die Färberei. Die weitere Verarbeitung des gegerbten
Leders, nämlich Einreibung eines Gemisches von Mehl, Milch, Salz und Eidotter,
Trocknen, Schlichten, Stollen etc. geschieht in den oberen Räumen. Nachdem die
fertigen Leder gefärbt und geglättet, werden sie sortirt, in gehörig große Stücke
geschnitten, je zwei und zwei Stück halb gefaltet zu einem Päckchen für sechs paar
Handschuhe zusammengelegt und dann auf einer eisernen Form unter einer Presse
ausgeschlagen, so daß auf einmal immer gleich ein halbes Dutzend Handschuhe
zugeschnitten ist. Die Formen sind von verschiedener Größe, für alle Hände passend.
Die so ausgeschlagenen Handschuhe werden, nachdem sie von Mädchen mit der Schere
noch etwas nachgebessert, den Nähterinnen überliefert, die sich zum Nähen der
bekannten zangenartigen Maschine bedienen. Das Nähen geschieht größtentheils außer
dem Hause. Auf diese Weise werden nach Hrn. Hègle's Angabe täglich 80 bis 90, monatlich 2700 Dutzend Handschuhe
gefertigt. Hégle versicherte, schon bis 9000
Dutzend geliefert zu haben. In der Fabrik sind gegen 1800 Arbeiter beschäftigt,
deren Verdienst 2 1/2 bis 6 Francs täglich betragen soll. Hègle versicherte, daß seine Handschuhe in Massen nach Paris,
England und Amerika gingen und überall als Pariser Fabricat verkauft würden. Der
Hauptverdienst soll im directen Bezuge der Felle, wozu der Fabrikant mehrere
Reisende hält, und in deren eigener Verarbeitung liegen. Diese Handschuhfabrication
gewinnt in Belgien eine immer größere Ausdehnung, so daß es schon in der Absicht des
Gouverneurs von West-Flandern lag, ein Atelier
d'apprentissage dafür zu gründen; nur der plötzliche Tod des betreffenden
Bürgermeisters vereitelte die Ausführung dieses Vorhabens. Die zum Ausschlagen der
Handschuhe gebrauchten Maschinen sollen in Paris für etwa 2500 Francs zu haben seyn;
es sind eigentlich nur einfache Druckpressen, und die dazu gehörigen Formen sind
auch ziemlich einfach. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes
in Preußen, 1855, S. 83.)