Titel: Apparat zum Reinigen des Steinkohlengases mittelst Thon; von W. R. Rowditch.
Fundstelle: Band 138, Jahrgang 1855, Nr. XXXI., S. 113
Download: XML
XXXI. Apparat zum Reinigen des Steinkohlengases mittelst Thon; von W. R. Rowditch. Aus dem Practical Mechanics' Journal, Juni 1855, S. 63. Mit einer Abbildung auf Tab. II. Rowditch's Apparat zum Reinigen des Steinkohlengases mittelst Thon. Diese, am 10. Januar 1854 für England patentirte Erfindung betrifft die Reinigung des Steinkohlengases mittelst Thon, welcher entweder allein, oder mit Kalk angewendet wird. Der röthliche oder gelbliche (eisenhaltige) Thon eignet sich hierzu am besten, nachdem er vorher lange genug dem Einfluß der Witterung ausgesetzt worden ist. Die zweckmäßigste Vorbereitung dieses Thons besteht darin, daß man ihn entweder in der freien Luft oder durch eine künstliche Wärme, welche die Siedhitze nicht übersteigen darf, trocknet. Er wird dann durch Stoßen oder Mahlen zerpulvert und so mit Wasser befeuchtet, daß er dieselbe Konsistenz hat, wie der sogenannte „trockne Kalk“ in den Gasfabriken, d.h. daß er sich mit der Hand ballen läßt. Der auf diese Weise vorbereitete Thon wird in dem Reinigungsgefäß, 2 bis 6 Zoll hoch in Trögen, groben Sieben oder Platten ausgestreuet und das rohe Gas dann auf bekannte Weise, wie bei Anwendung von Kalk, durch die Schichten geleitet. Die Thon enthaltenen Reinigungsgefäße wechseln mit solchen ab, die mit Kalk gefüllt sind; Kalk und Thon werden in ungefähr gleichen Verhältnissen angewendet, das zu reinigende Gas muß aber zuletzt durch Thon gehen. Die Anzahl und Größe dieser Reinigungsgefäße hängt von der Menge der Unreinigkeiten im Gase ab. Im Allgemeinen kann man annehmen, daß ebensoviel Kalkhydrat erforderlich ist als bei der jetzigen trocknen Kalkreinigung. Statt abwechselnd getrennte, mit Thon oder Kalk gefüllte Gefäße anzuwenden, kann man auch abwechselnde Schichten von Thon und Kalk, in mehreren Reinigungsgefäßen vertheilt, benutzen; jedoch muß die letzte Schicht stets aus Thon bestehen. Auch hat es sich als sehr zweckmäßig erwiesen, das Gas durch einen Rost gehen zu lassen, der zwischen dem Condensator und den Reinigungsgefäßen angebracht ist, und auf welchem die Tröge und Siebe mit Thon stehen; man kann dabei den Thon allein oder im Gemenge mit Kohlenstübbe oder einer andern lockern Substanz benutzen, welche den Durchgang des Gases erleichtert. Das Gas kann auch durch ein Gefäß von ähnlicher Beschaffenheit geleitet werden, welches an der Stelle angebracht ist, wo das Gas aus der Hauptröhre in die Röhre des Consumenten geht; eine solche Vorrichtung entfernt alle Unreinigkeiten, welche durch die ersten Reinigungsapparate nicht beseitigt wurden und eine nachtheilige Einwirkung auf die Schönheit des Lichtes haben können. Der benutzte Thon wird aus dem Reinigungsgefäß herausgenommen und an der Luft ausgebreitet, durch deren Einwirkung ein Theil der absorbirten Uneinigkeiten mittelst Verflüchtigung wieder entfernt wird, so daß der Thon ein zweites, ja auch noch ein drittes Mal benutzt werden kann. Man wendet also bei diesem Verfahren den Thon ganz auf dieselbe Weise an, wie das trockne Kalkhydrat. Wird aber nasser Kalk oder Kalkmilch zur Reinigung des Gases benutzt, so vermischt man auch den Thon mit Wasser, bis er einen dünnen Brei bildet. Der Thonbrei wird dann auf dieselbe Weise angewendet wie die Kalkmilch, beide abwechselnd. Die Menge der erforderlichen Kalkmilch ist ganz dieselbe wie bei dem gewöhnlichen Reinigungsproceß. Man hat auch den Vorschlag gemacht, das auf gewöhnliche Weise bereits gereinigte Gas vor seinem Verbrauch, am Verbrauchsort selbst, nochmals zu reinigen und nannte einen solchen Apparat den Hausreiniger.“ Fig. 33 ist ein senkrechter Durchschnitt desselben; er besteht aus Eisen oder einem andern zweckmäßigen Material. Wird nur Thon allein benutzt, so kann es in der in der Figur dargestellten Art und Weise geschehen; A ist die innere Büchse mit dem Siebboden B, auf welchem die reinigende Substanz liegt. Unten sind die Wände des Gefäßes A verlängert, wie bei C zu sehen ist, um eine hydraulische Absperrung herzustellen. Das Gas tritt aus der Hauptröhre durch die Zweigröhre D in den Reiniger, und zwar hat die Mündung letzterer Röhre eine Deckplatte E; von hier aus dringt es durch die reinigende Schicht B. Ueber letzterer bildet das Gefäß ein Reservoir für das gereinigte Gas, welches durch die Röhre G ausströmt. Bei der vorliegenden Anordnung ist vorausgesetzt daß das Gas in der Anstalt durch abwechselnde Kalk- und Thonschichten gereinigt wurde, und es zieht nun auf seinem Wege zum Consumenten bloß durch eine Thonschichte. Ist aber das Gas in der Fabrik nicht durch abwechselnde Thon- und Kalkschichten gereinigt worden, so muß man den Hausreiniger mit den nöthigen Trögen und Sieben für beide Substanzen versehen, damit der Consument ein gut gereinigtes Gas erhält. Der gebrauchte und aus dem Apparat geschlagene, mit Unreinigkeiten gesättigte Thon ist ein gutes Düngmittel; zur Verwendung als solches wird er zuerst getrocknet, dann pulverisirt und auf dem Acker verbreitet.

Tafeln

Tafel Tab. II
Tab. II