Titel: | Hohöfen. – Lufterhitzungsapparat; Gebläse mit großer Geschwindigkeit; Hartwalzen in dünnen Schalen gegossen; von den HHrn. Thomas und Laurens, Ingenieure zu Paris. |
Fundstelle: | Band 138, Jahrgang 1855, Nr. LV., S. 205 |
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LV.
Hohöfen. – Lufterhitzungsapparat; Gebläse
mit großer Geschwindigkeit; Hartwalzen in dünnen Schalen gegossen; von den HHrn. Thomas und Laurens, Ingenieure zu
Paris.
Aus Armengaud's Génie Industriel, Juli 1855, S.
14.
Thomas' Lufterhitzungsapparat etc.
Unsern Lesern sind die Verdienste der HHrn. Thomas und Laurens um die Industrie, besonders um das Hüttenwesen,
aus frühem Mittheilungen bekannt. Auch die Besucher der Pariser Industrieausstellung
werden durch die Modelle, welche die genannten Herren dorthin geschickt haben, auf
dieselben besonders aufmerksam geworden seyn.
Sie gehörten zu den ersten, welche die entweichenden Hohofengase benutzten, und
construirten sehr sinnreiche Apparate, um diese Anwendung zugleich praktisch und
wohlfeil zu machen, indem sie mit jenen Gasen Dampfkessel, Puddelöfen u.s.w.
feuerten.
Mit einem kleinen Hohofenmodell haben die genannten Ingenieure jetzt zu Paris einen
sehr sinnreichen Lufterhitzungs-Apparat ausgestellt. Man hatte bis dahin zu
diesem Zweck nur Röhren angewendet, die einander mehr oder weniger nahe liegen und
um welche die heißen Hohofengase circuliren; die HHrn. Thomas und Laurens haben dagegen die Idee
gehabt, eine Art von gußeiserner, cylindrischer Retorte herzustellen, welche in
ihrem Innern eine große Menge von kleinen Scheidern hat, die mit dem Cylinder aus
einem Stück gegossen sind, während sie in ihrer Mitte mit einem hohlen (mit der
Retorte concentrischen) Kern versehen ist. Diese Einrichtung gewährt den Vortheil,
die Construction des Apparates sehr zu vereinfachen und ihn sehr dauerhaft zu
machen, daher auch weit wohlfeiler zu seyn, als die Röhrenapparate, während er allen
Bedingungen einer regelmäßigen Erwärmung aller Lufttheile entspricht.
Das Gebläse derselben Ingenieure unterscheidet sich ebenfalls durch mehrere
Eigenthümlichkeiten, deren Vortheile bereits von vielen Eisenhüttenleuten anerkannt
wurden. Die Cylinder liegen horizontal, die Geschwindigkeit des Wechselns der Kolben
ist bedeutend und der Condensator sowie die Luftpumpe sind zur Seite angebracht.
Die erste Einrichtung dieser Gebläse wurde im VIII. Bande der Publication industrielle
Daraus in Hartmann's Ergänzungsheft zu seiner
Bearbeitung von Valerius'
„Roheisenfabrication“ (Freiberg, 1853) S. 63 etc. Eine
Notiz darüber ist im polytechn. Journal Bd. CXXVII S. 29 enthalten.H. beschrieben; die Vorzüge und Vortheile dieser Maschinen sind a. a. O. näher
nachgewiesen.
Seitdem haben Thomas und Laurens noch eine wesentliche Verbesserung angebracht, nämlich die
Anwendung von äußern Scheiben zum Ein- und Ausströmen der atmosphärischen und
der verdichteten Luft, statt der Ventile und Klappen, deren Unterhalt schwierig und
kostbar ist. Das Gebläse kann mit diesen Schieberventilen mit großer
Geschwindigkeit, ohne Stoß, ohne Geräusch und ohne irgend einen Nachtheil betrieben
werden. Von dieser Art ist die ausgestellte Maschine, welche bei Hrn. E. Bourdon nach den Plänen der Erfinder erbauet wurde. Alle
Theile des Mechanismus von dem Dampfcylinder und der Luftpumpe bis zum
Gebläsecylinder und seinen Schiebern, liegen den Maschinenwärtern vor Augen und in
deren Bereich.
Erwähnung verdient auch eine von diesen Ingenieuren ausgestellte
Stabeisen-Kaliberwalze mit schalenharter Oberfläche sowohl aller Kaliber als
auch der Zapfen; dieselbe ist ihrer ganzen Länge nach hohl. Diese Walze ist, ganz
entgegen dem jetzigen Verfahren, in sehr dünnen Schalen (coquilles) gegossen, welche nach dem Abguß zerbrechen; man erreicht
dadurch den Vortheil, daß die Walzen an allen Punkten der Oberfläche, mag ihre Form
seyn welche sie wolle, ganz regelmäßig und nur etwa 1 Centimeter tief gehärtet sind.
Bei den gewöhnlichen dicken Schalen ist es anders, indem die gehärtete Rinde zu dick
wird, daher die Walze weit eher während des Betriebes zerbrechen kann: auch zeigen
solche schalenharte Walzen den Nachtheil, daß sie nicht überall gleiche Härtung
haben und daß dieß besonders die Kaliber trifft, deren Oberfläche nicht an allen
Punkten gleichartig ist.
Durch Anwendung hohler Walzen beabsichtigten die Erfinder deren Erhitzung zu
verhindern, weil man alsdann einen Strahl kaltes Wasser hindurchgehen lassen kann,
der sie während des Betriebes fortwährend abkühlt.