Titel: | Ueber Bleizuckerfabrication; von Professor W. Stein. |
Fundstelle: | Band 138, Jahrgang 1855, Nr. XCV., S. 376 |
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XCV.
Ueber Bleizuckerfabrication; von Professor
W. Stein.
Aus dem polytechn. Centralblatt, 1855, S.
66.
Stein, über Bleizuckerfabrication.
Ich habe im J. 1852 (polytechn. Journal Bd. CXXIV
S. 121) Methoden angegeben, Bleizucker mit Vermeidung der gewöhnlich
vorkommenden stark gefärbten Mutterlaugen zu fabriciren, und zwar u.a. dadurch, daß
man einen von Extractivstoff freien Alkoholessig herstellt. Die Möglichkeit, einen
solchen zu erhalten, ist später von Wichmann (polytechn.
Journal Bd. CXXVIII S. 57) bestritten
worden. Ich habe den Bemerkungen Wichmann's nur entgegen
zu halten, daß mein Verfahren nicht bloß am Schreibtische ausgedacht, sondern
praktisch geprüft worden ist, und meine Angaben auf eine mehrjährige Praxis sich
stützen. Daß aber sein Vorschlag, die Mutterlaugen durch Schwefelblei zu entfärben,
nicht praktisch sey, scheint leicht zu entscheiden, wenn man erwägt, daß
Schwefelwasserstoff in den Räumen einer Bleizuckerfabrik die Weiße des fertigen
Bleizuckers gefährdet und darum ausgeschlossen bleiben muß. Der Apparat, welchen ich
am oben erwähnten Ort zur Sättigung der Essigdämpfe mit Bleiglätte vorschlug, ist
seitdem praktisch geprüft worden, und es hat sich dabei gezeigt, daß das Holz der
Gefäße, in welchen die Bleiglätte sich befand, sehr bald von den Essigdämpfen
durchdrungen und nur schwierig neutrale Laugen erhalten werden konnten. Dagegen
zeigte sich die zweite von mir angedeutete Methode, nämlich Einleiten der
Essigdämpfe in mit wenig Wasser angerührte Bleiglätte, als sehr brauchbar.
Anfänglich verdichten sich Wasserdämpfe, daher vermehrt sich die Menge der
Flüssigkeit; sobald aber die Temperatur derselben dem Kochpunkte nahe kommt, wird
nur noch die Essigsäure zurückgehalten, während die Wasserdämpfe entweichen. Die
Glätte verliert schnell ihre rothe Farbe und wird weiß, indem sich sechstel-
und drittel-essigsaures Bleioxyd bilden. Die Sättigung schreitet nun aber
nicht, wie man erwarten sollte, rasch weiter fort, sondern es entweicht jetzt
Essigsäure, während allerdings das sechstel-essigsaure Salz sich löst. Sobald
man jedoch die Dämpfe nur wenig spannt, vollendet sich die Sättigung schnell ohne
Essigsäureverlust. Bei Versuchen im Kleinen geschah die Spannung auf die Weise, daß
ich die Glätte in ein verschließbares Gefäß brachte und hinter dasselbe ein zweites
mit Quecksilber in 2–3 Zoll hoher Schicht aufstellte, in welches die aus dem
ersten kommende Leitungsröhre auf dem Boden mündete. Für die Ausführung im Großen
ist die Aufgabe ebenfalls nicht schwer, auch bin ich überzeugt, daß man durch
Spannung der Dämpfe in dem früher von mir vorgeschlagenen Apparate, wenn man die
hölzernen Gefäße mit Blei verkleidet, oder mit Blei ausgelegte eiserne benutzt, eine
vollständige Sättigung der Glätte erreichen kann.