Titel: | Ueber neue Eigenschaften der frisch geglühten Holzkohle; von Hrn. Moride. |
Fundstelle: | Band 138, Jahrgang 1855, Nr. XCVII., S. 380 |
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XCVII.
Ueber neue Eigenschaften der frisch geglühten
Holzkohle; von Hrn. Moride.
Aus den Comptes rendus, Octbr. 1855, Nr.
16.
Moride, über neue Eigenschaften der frisch geglühten
Holzkohle.
Das Desoxydationsvermögen der trockenen Holzkohle, bei erhöhter Temperatur, ist
bekannt; es dürfte aber sich kaum (!) eine Angabe darüber finden, daß sie Metalle
auch aus neutralen, sauren oder basischen Flüssigkeiten reducirt, oder daß frisch
geglühte Holzkohle mit einer verdünnten und weingeisthaltigen Säure die
Aetherbildung hervorgerufen habe. Nachstehend folgen die ersten Resultate dieser
Entdeckung des Verfassers: Kohks, die Kohle der Lignite, thierische Kohle,
Knochenkohle bringen die angegebenen Wirkungen der Holzkohle keineswegs hervor.
1) Nimmt man eine glühende Holzkohle und taucht sie sogleich oder nachdem man sie
vermittelst kalten Wassers ausgelöscht hat, in eine saure Auflösung von
Kupfervitriol, so setzt sich das Metall nach und nach auf der Kohle ab, bis es dieselbe
ganz überzogen hat. In neutralen oder alkalischen Flüssigkeiten gelingt diese
Reaction weniger gut. In der Bareswil'schen Flüssigkeit
z.B. erlangt das auf der Kohle abgelagerte Kupfer Regenbogenfarben von sehr großer
Schönheit. Man mag Salpetersäure, Salzsäure oder Schwefelsäure anwenden, um die
Lösungen anzusäuern, so bleibt das Resultat das angegebene, nur tritt es bei der
Schwefelsäure viel entschiedener auf.
2) Metallsalze mit organischen Säuren lassen sich weniger leicht zerlegen, als solche
mit Mineralsäuren.
3) Lösungen von Silber in Salpetersäure, sie mögen neutral oder sauer seyn,
Chlorsilber in Ammoniak gelöst, werden durch frisch geglühte Holzkohle leicht
zersetzt. Das Silber überzieht alsbald die Kohle und bietet einen reizenden Anblick;
es scheint sogar manchmal krystallisirt zu seyn.
4) Man kann auf dieselbe Weise auch Kupfer aus ammoniakalischen Lösungen fällen;
enthalten dieselben aber auch Silber, so wird dieses zuerst reducirt.
5) Wird glühende Holzkohle in eine mit Schwefelsäure angesäuerte Fowler'sche Flüssigkeit getaucht, so entsteht ein sehr
angenehmer Aether, welchen ich zu untersuchen beabsichtige. Durch Anwendung
verschiedener Säuren erhält man auf diese Weise leicht Salpeter-,
Essig-, Schwefeläther u.s.w.
6) Zink, Eisen, Platin, Blei, Quecksilber können durch die Kohle gefällt werden,
jedoch lösen sie sich in sauren Flüssigkeiten sogleich wieder auf, was bei dem
Silber nicht der Fall ist, und bei dem Kupfer erst in 24 Stunden nach der Operation
geschieht.