Titel: | Dampfapparat zum Reinigen der Bettfedern und Matratzen-Roßhaare; vom Hospitalverwalter P. Spahn in München. |
Fundstelle: | Band 138, Jahrgang 1855, Nr. CXV., S. 433 |
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CXV.
Dampfapparat zum Reinigen der Bettfedern und
Matratzen-Roßhaare; vom Hospitalverwalter P. Spahn in München.
Aus dem bayer. Kunst- und Gewerbeblatt, 1855, S.
667.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Spahn's Dampfapparat zum Reinigen der Bettfedern.
Kürzlich hatten wir Gelegenheit, in dem hiesigen städtischen Krankenhause einen von
dem Verwalter Hrn. Spahn eingerichteten Dampfapparat zur
Reinigung der Bettfedern und Matratzen-Roßhaare zu sehen und in seiner
Wirksamkeit zu beobachten. Es ist uns ein Verfahren nicht bekannt, durch welches
Bettfedern und Roßhaare gründlicher gereiniget werden könnten, wie mittelst dieses
Apparates, und es hat sich derselbe, der schon einige Jahre benützt wird, auch
vollkommen bewährt, so daß wir glauben, eine derartige Vorrichtung sollte nicht
allein in jedem Spitale vorhanden seyn, sondern es ließe sich damit auch für
Jemanden, welcher das Reinigen von Federn, Roßhaaren etc. zum Geschäfte macht, eine
ergiebige Erwerbsquelle begründen. Wir erbaten uns deßhalb auch nachstehende Beschreibung und
Zeichnung erwähnten höchst einfachen, wenig kostspieligen und leicht zu behandelnden
Apparates:
a, Fig. 18, ist ein Ofen von
starkem Schwarzblech mit einem bei b eingefügten Rost,
Aschenthürchen c, Heizthüre d und Rauchrohr e: f ist der Wasserkessel von
Weißblech, welcher, wie die punktirten Linien zeigen, in dem Ofen sitzt; g der Probehahn; h ein mit
einer luftdichten Schraube verschlossener Ansatz zum Nachgießen des verdampften
Wassers; i ist eine an den schwarzblechernen Trichter
l befestigte starke Blechplatte, welche mittelst
eines Filzes diesen Trichter mit seinem feinen blechernen Siebe am untern Ende und
zwar ober dem cylindrischen Halse möglichst dampfdicht an den Wasserkessel anpreßt.
m, m sind die hierzu erforderlichen zwei Haken von
Draht, welche am Trichter l mit beweglichen Nieten
befestigt sind und sich in festgenietete Ringe im Wasserkessel einschieben, um den
Verschluß recht innig zu bewirken; n endlich ist ein
hölzerner, mit Leinwand überzogener Reif, welcher gleichsam als Deckel genau über
den Rand des Trichters t paßt.
Sollen nun mittelst dieser Maschine Bettfedern gereinigt werden, so werden die
beschmutzten Federn in einem gröblichen Siebe gereutert, so daß die
zusammengebrochenen und zerrütteten Federstücke wegfallen, hierauf allenfallsige
Putzen oder Ballen zerzupft und der obere Trichter der Maschine, von welcher der
Wasserkessel bis zum Probehahn gefüllt und so gefeuert ist, daß sich oben Dämpfe zu
zeigen beginnen, mit Federn angefüllt. Die Wasserdämpfe steigen durch das feine Sieb
in den Trichter, welcher nun mit dem Deckel n
verschlossen wird, damit die Dämpfe gehörig zusammengehalten und ihre Wirkung sowohl
bei den untern als obern Schichten der Federn gleichmäßig werde. Nach etwa fünf
Minuten wird der Deckel aufgehoben und die Federn mit einem hölzernen Stabe
umgerührt, alsbald aber wieder verschlossen. Dieß geschieht so oft, bis die Federn durchaus so heiß geworden, daß man die Hand
nicht mehr darinnen halten kann, dann werden sie auf geeignetem Platze
ausgebreitet und bis zu ihrer völligen Trocknung recht oft mit einem neuen Besen
durchgekehrt oder gestöbert.
Nun sind sie von aller Unreinigkeit völlig befreit und jeder Krank, heitsstoff
vollkommen entfernt, denn selbst Federn, welche den widerlichsten Geruch hatten,
sind nun ganz geruchlos und haben auch an Elasticität ungemein gewonnen.
Sollen Roßhaare aus Matratzen gereinigt werden, so werden dieselben gehörig geklopft,
leicht durchgezupft, hierauf in den Dampftrichter gebracht und damit ebenso
verfahren, wie mit den Federn. Sind die Roßhaare getrocknet, so müssen sie aber noch
einmal durchgezupft werden Durch diese Manipulation werden auch diese wieder eben so
elastisch als neue, ja bei gleicher Qualität der Waare noch elastischer, und es
behalten gedämpfte Roßhaare ihre Elasticität sogar weit länger, d.h. sie legen sich
nicht so leicht zusammen, wie gewöhnliche, weßhalb man auch gut thun wird, neue
Roßhaare vor dem Verarbeiten zu dämpfen.