Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 138, Jahrgang 1855, Nr. , S. 313 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Ueber Rammarbeiten.
Ein von dem Ingenieur Burnell in dem Verein englischer
Architekten kürzlich gehaltenen Vortrag über Rammarbeiten verdient durch die reichen
Erfahrungen, von welchen die Mittheilung Zeugniß ablegt, wie durch die bestimmt und
klar gefaßten Folgerungen eine weitere Verbreitung, zu welcher die folgenden, dem
Vortrage entnommenen Notizen beitragen mögen. – Die praktischen Folgerungen,
auf welche Burnell durch die Verwendung der verschiedenen
Rammen geführt ward, sind also zusammengefaßt. Die Zugrammen sind nur geeignet,
kurze Pfähle in einen Grund von mäßiger Härte einzutreiben. Bei sehr bedeutenden
Anlagen ist ein Gebrauch dieser Rammen schon durch die große Anzahl der erforderlichen Mannschaft
ausgeschlossen. – Die gewöhnliche Rammmaschine, bei welcher ein Rammkloß von
12 bis 16 Ctr. auf die Höhe von 12 bis 26 Fuß gewunden wird, ist die wirksamste und
billigste, wenn die Zahl der zu rammenden Pfähle klein oder der Grund von besonderer
Härte ist. – Dagegen erweiset sich der Nasmyth'sche Dampfhammer am wirksamsten, wenn die Anzahl der Pfähle sehr groß
und der Grund von einer mäßigen Harte ist. – Bei dem Nasmyth'schen Hammer, wie er jetzt bei größeren Rammarbeiten in England
vielfach verwendet wird, ist der Rammkloß unmittelbar an der Kolbenstange des
senkrecht über dem Pfahl angebrachten Cylinders befestiget. Die Hubhöhe ist daher
durch die Länge des Cylinders bestimmt und diese übersteigt fast niemals 2 1/2 Fuß;
das Gewicht des Rammkloßes variirt zwischen 32 und 45 Centner. Die Wirkung eines
einzigen Schlages mit dem Dampfhammer ist im Vergleich zu der gewöhnlichen Maschine
unter normalen Verhältnissen, wie sich aus den angeführten Daten ergibt, bei weitem
geringer, aber die außerordentliche Geschwindigkeit, mit welcher die Schläge auf
einander folgen, steigert unter gewissen Verhältnissen den Effect bedeutend über
jenes Maaß, welches sich mit der gewöhnlichen Maschine erreichen läßt. Während bei
dieser die Zahl der Schläge auf etwa 35 bis 40 in der Stunde anzunehmen ist, werden
dagegen mit dem Dampfhammer 50 bis 60 in der Minute ausgeführt. Die große
Geschwindigkeit bedingt denn auch einen stärkeren Verbrauch an Holz. Ist dasselbe
weich, so wird der Kopf leicht mürbe und ungeeignet den Schlag mit unverminderter
Stärke durch den Pfahl fortzupflanzen, wird dagegen hartes amerikanisches Holz
verwendet, so tritt nicht selten eine Entzündung ein. So berichtet der Verfasser
über einen sehr sehr ungünstigen Fall, in welchem 1 Pfahl durch 5880 Schläge in 1
3/4 Stunden kaum 3 Zoll eingetrieben werden konnte, wobei 6 bis 8 föhrene
Aufsatzblöcke verbraucht wurden. Der Grund bestand in diesem Falle aus runden
Kieseln, Sand und sogenannter Eisenerde, und war an einer Seitenverschiebung durch
eine Mauer verhindert. Ohne dieses Hinderniß würden die Kosten ungefähr 2 Shilling
pro Fuß betragen haben, so aber wuchsen dieselben
allein für Arbeitslohn und Feuerung der Maschine auf 42 Shilling pro Fuß. Nach Maaßgabe der oben angeführten Umstände
stellte sich aber in anderen Fällen ein sehr günstiges Ergebniß durch den
Dampfhammer heraus. In Great Grimsby z.B. wurden zum Theil sehr lange Pfähle
– bis zu 70 Fuß – verwendet; die durchschnittliche Länge betrug 30
Fuß, von denen 26 Fuß durch eine aufgeschwemmte Erdschicht und 4 Fuß in feste Erde
zu treiben waren. Zuweilen wurden die ersten 26 Fuß in einer Stunde und die übrigen
4 Fuß in einer halben Stunde gerammt Meistentheils wurden 30 bis 50 Pfähle von einem
einzigen Hammer in Einem Tage geschlagen. Die gleiche Arbeit würde ungefähr 10 bis
12 gewöhnliche Rammmaschinen erfordert haben. Die Kosten für die Dampfmaschine
beliefen sich sammt Arbeitslohn für den Zimmermann, Heizer, Handlanger und
Nebenausgaben auf 10 1/2 Shilling pro Stunde, während
die Kosten einer gewöhnlichen Ramme unter den betreffenden Verhältnissen zu etwas
über 1 Pf. St. pro Tag anzunehmen sind. –
Bemerkenswerth ist auch die folgende vom Verfasser mitgetheilte Thatsache. Häufig
ereignete es sich, daß ein Pfahl, der nach einer bestimmten Anzahl Schläge nicht
mehr ziehen wollte, nach Verlauf von einiger Zeit durch Schläge geringerer Kraft
rasch eingetrieben werden konnte. Unter den verschiedenen Erklärungen, welche man
für diese Erscheinung aufzustellen gesucht hat, ist wohl diejenige am treffendsten,
welche den Widerstand aus den Vibrationen herleitet, wie sie durch die in
regelmäßigen Zeitabschnitten dem Pfahl ertheilten Schläge dem umgebenden Erdreich
nach und nach im verstärkten Maaße ertheilt werden. (Hamb. Nachr.)
Die Erhaltung von geschliffenen und polirten Marmorarbeiten,
welche dem Wetter ausgesetzt sind, mit einfachen und billigen Mitteln; von Joh. Pet.
Leonhard.
An Grabmonumenten, besonders marmornen und andern Denkmälern, die dem Wetter
ausgesetzt sind, könnte vieles ungestört erhalten und ausgebessert werden, ich sehe
mich daher als Marmorier veranlaßt, in dieser Beziehung folgendes einfache Mittel
mitzutheilen.
Es ist nicht unbekannt, daß der Marmor sowohl, wie alle übrigen Steinarten und die
Metalle, welche dem freien Wetter ausgesetzt sind, nach und nach angegriffen werden,
und daß die etwaigen unbedeutenden Stiche, Lager, Kleinigkeiten, von denen der
Marmor wie alle übrigen Steinarten nicht frei ist, welche aber der Marmorarbeiter
bei der Bearbeitung gar nicht bemerken kann, durch Nässe, Luft und Frost nach
längerer Zeit sichtbar und schädlich werden. Um diesem Uebel abzuhelfen, und zu
verhüten daß der polirte Marmor im Freien nicht verwittern kann, empfehle ich
folgendes einfache Mittel.
Man bediene sich eines hellen, klaren gekochten Leinölfirnisses, streiche das
Monument oder den betreffenden Gegenstand von Marmor mit demselben an, über alle
Gesimse, Verzierungen und vergoldeten Inschriften, und der Marmor bleibt hierdurch
vor Verwitterung geschützt. Dieß muß bei ganz neuen Marmorarbeiten schon im ersten
Jahre geschehen, sobald die eigentliche Politur am Marmor erblaßt ist. Man bediene
sich aber des Mittels einige Jahre nach einander, und zwar jedes Jahr einmal, und
unsere Urenkel werden erleben und sagen, daß solche Marmorarbeiten alle Zeit neu
bleiben.
Marmorarbeiten indessen, welche lägere Jahre im Wetter gestanden haben und sehr
verunreinigt sind, müssen natürlich zuerst ganz gereinigt, abgewaschen, und dann mit
dem benannten Leinölfirniß angestrichen werden. Dieses Mittel kann bei jedem Marmor,
welcher dem freien Wetter ausgesetzt ist, angewendet werden, nur bei dem weißen carrarischen Marmor nicht, weil derselbe durch den
Leinölfirniß seine reine weiße Farbe verlieren und gelblich werden würde, indem alle
Fetttheile in den Marmor eindringen.
Die Aufstellung von Denkmälern, welche versendet werden, geschieht gewöhnlich durch
Maurer, in der Regel aber sehr mangelhaft, weil jene von Verkittungen theils wenig,
theils auch gar nichts verstehen. Dieselben nehmen daher zwischen die Fugen, wo die
Stücke auseinandergesetzt werden, einen feinen Kalkmörtel oder Kalk, was an sich
wohl nicht zu verwerfen ist. wobei jedoch alle Fugen unbedingt mit einem Oelkitt, so weit es möglich ist, zu versehen sind, damit
kein Regen zwischen den Fugen eindringen kann, was dem Marmor sonst sehr schädlich
ist.
Der hierbei zu verwendende Oelkitt ist sehr einfach, nämlich der gewöhnliche Glaserkitt, er muß jedoch nach der Farbe des Marmors oder
sonstigen Steines zubereitet werden, was die Glaser sehr wohl verstehen. Bei
Denkmälern, welche schon längere Zeit im Wetter gestanden, und mit Leinölfirniß
angestrichen werden sollen, müssen die Fugen so viel als möglich von Außen gereinigt
und ausgetrocknet werden, dann mit dem Leinölfirniß in den Fugen etwas angefrischt
und nun erst von dem Oelkitt so viel als thunlich ist, in dieselben eingepreßt
werden. Man glättet dann den Kitt gehörig, überstreicht die Fugen noch einmal mit
dem Leinölfirniß und es wird kein Wetter mehr schädlich seyn.
Mit Verkittungen an Bruunensärgen und Brunnenstöcken hat es eine andere Bewandtniß,
und der genannte Kitt kann bei denselben nicht verwendet werden.
Ich habe schon oft die traurige Bemerkung gemacht, daß Brunnensärge längere Zeit
wasserleer stehen, und es wird dann gewöhnlich die Schuld des Verderbens derselben
auf die Handwerker geschoben, welche dieselben gesetzt haben. Aber ich bin der
Ansicht, daß der größte Theil der Ursache daher kommt, weil die Brunnensärge nicht
bei Zeiten vor der strengen Kälte geschützt werden, und oft während ganzer
Winternächte wasserleer stehen, weil das Wasser gewöhnlich Abends ausgeschöpft wird.
Unter solchen Umständen ist es dann ganz natürlich, daß bei strenger Kälte, welche
sowohl von Außen als von Innen eindringen kann, ein solcher Brunnensarg aus seinen
Fugen gehoben werden muß.
Alle Brunnensärge, sowohl marmorne als auch von allen andern Steinarten, sind daher
vor Eintritt der Kälte, wenigstens diejenigen, welche nicht tief genug im Boden
stehen, und bei denen daher die strenge Kälte unter den Boden eindringen kann, von
außen mit Pferdemist ganz dicht zu umgeben und von innen so viel als möglich bei
strenger Kälte voll Wasser zu halten, die allenfallsige Eisdecke auf dem Wasser
zeitig genug einzubrechen, und der Brunnensarg wird unbeschädigt bleiben. (Mittheil.
f. d. Gewerbverein d. Herzogthums Nassau, 1855, S. 64.)
Das englische Verfahren bei Gelbbrennen.
Die französischen und englischen Messingwaaren und nächst ihnen die Iserlohner
Artikel zeichnen sich vortheilhaft durch eine sehr schöne Goldfarbe aus, die
besonders auch auf den matten Flächen angenehm in das Auge fällt. Hieran ist nicht
etwa der Firniß schuld, wie man irriger Weise öfters glaubt, sondern außer der gut
gewählten Legirung ganz besonders die Behandlung des Gegenstandes vor dem Firnissen,
also das Gelbbrennen. In Paris, wo Bronze- und Messingwaaren bekanntlich in
großer Quantität und von vorzüglicher Schönheit gefertigt werden, beschäftigen sich
verschiedene Werkstätten ausschließlich mit dem Gelbbrennen und haben es darin zu
großer Vollkommenheit gebracht. Auch in den englischen Bronzefabriken ist dieses
Geschäft besonderen Arbeitern übertragen, da dasselbe einen praktischen Blick
erfordert, der nur in Folge tüchtiger Uebung erlangt werden kann.
Bekanntlich hängt die röthere oder heller gelbe Farbe des Metalles von den
Verhältnissen ab, in welchen sich Kupfer und Zink in der Legirung befinden; rötheres
Metall hat mehr Kupfer, gelbes mehr Zink. Das Kupfer, der werthvollere
Mischungstheil, gibt dem Farbenton eine Tiefe und Wärme, welcher bei einem größern
Antheil von Zink nicht hervorgebracht werden kann.
1) Um zuvörderst eine reine Metalloberfläche bei den zu behandelnden Gegenständen
herzustellen, taucht man dieselben in verdünnte Schwefelsäure. Das richtige
Verhältniß der Verdünnung muß durch Uebung gefunden werden; genügend mag es seyn,
wenn bemerkt wird, daß die Mischung nicht stark zu seyn braucht. Bei der Behandlung
mit verdünnter Schwefelsäure werden zugleich auch die Unreinigkeiten entfernt,
welche etwa von dem Löthen mit Borax noch anhaftend sind.
Es ist gebräuchlich, die Gegenstände vor dem Eintauchen noch einmal auszuglühen,
namentlich um sie auch von allem Fett zu befreien. Das Ausglühen geschieht in
Muffeln, um den Rauch abzuhalten; Dunkelroth-Glühhitze ist hinreichend.
2) Nach dem Glühen und Eintauchen in die verdünnte Säure werden die Gegenstände in
einen Trog geworfen, welcher mit verunreinigtem schwachem Scheidewasser gefüllt ist.
Der Trog ist von Holz und mit Bleiplatten ausgefüttert; zur Füllung verwendet man
das Scheidewasser, welches bei den sogleich zu erwähnenden starken Bädern bereits
gedient hat und nicht mehr zu diesen letzteren gebraucht werden kann. Man hat bei
dem Einlegen der Gegenstände darauf zu sehen, daß die chemische Einwirkung nicht zu
rasch und heftig sey, was aus der Menge des sich entwickelnden Gases ermessen werden
kann. Die Praxis muß auch hier wieder den Maaßstab finden lehren. Ist das Metall
vollständig rein und von durchaus gleichmäßiger Farbe, so nimmt man die Gegenstände
heraus, schwämmt und wascht sie mit Wasser und trocknet sie in Sägespänen.
Gewöhnliche Sägespäne von Fichtenholz, frei von Harz, sind genügend.
3) Hierauf folgt das Mattiren (deadening), der
schwierigste Proceß. Dieß geschieht, indem man die Gegenstände in ein Bad von
Salpetersäure bringt, die mit etwa einem Drittheil Wasser verdünnt ist. Ein ganz
genaues Mischungsverhältniß kann hier wieder nicht angegeben werden, indem außer der
Stärke der Salpetersäure auch die Temperatur in Betracht gezogen werden muß. Man
kann sich indessen leicht überzeugen, ob die Mischung die richtige Wirksamkeit
besitzt; die Einwirkung muß nämlich eine gleichförmige seyn, so daß die
eingetauchten Gegenstände auf ihrer ganzen Oberfläche sich mit einem milchigen
Schaum überziehen, welcher nach einer oder zwei Minuten der Einwirkung wieder
verschwindet. Gleichförmigkeit der Aetzung ist Bedingung des guten Erfolges Ist der
Gegenstand nach diesem kurzen Eintauchen fleckig oder wolkig, so ist das Werk
unvollkommen und der ganze Proceß muß wiederholt werden, indem man die Gegenstände
wieder in den ad 2 erwähnten Trog bringt.
4) Ist die Gleichförmigkeit in gewünschter Weise durch vorhergehende Behandlung
erzielt, so taucht man darauf die Gegenstände in starke Salpetersäure (doppeltes
Scheidewasser) und bringt sie darnach augenblicklich in verschiedene Wasserbäder, um
die Säure rasch und vollständig abzuwaschen Hat der Gegenstand Vertiefungen, in
denen sich die Säure halten könnte, so ist es erforderlich, daß man denselben rasch
in eine warme Potaschenlauge taucht. Man läßt sodann die gewaschenen Gegenstände in
reinem Wasser liegen, dem man etwas pulverisirten rohen Weinstein beisetzt. Dieß gibt dann die
schöne Mattfarbe, welche im Handel so sehr geschätzt wird.
5) Soll der Gegenstand auf Glanz gelbgebrannt werden, so wird die ad 3 erwähnte Behandlung ganz unterlassen und man
passirt denselben nach der ad 1 und 2 bewerkstelligten
Reinigung sogleich durch starkes (doppeltes)
Scheidewasser. Wünscht man den höchsten Grad von Glanz, so wendet man Friction an,
indem man den Gegenstand mit der Kratzbürste auf seiner ganzen Oberfläche tüchtig
abreibt. Man erwirkt hiedurch einen hübschen Goldglanz, der um so brillanter
erscheint, je günstiger das Verhältniß von Kupfer in der Legirung ist.
6) Das Poliren der Glanzoberfläche geschieht mit stählernen Werkzeugen verschiedener
Form; man polirt, indem man die Gegenstände auf der Drehbank oder in dem
Schraubstock hält, je nachdem es ihre Gestalt erforderlich macht, wobei vorzüglich
darauf zu sehen ist, daß jede Verunreinigung mit Fett vermieden wird. Die zu
polirenden Gegenstände werden mit Ochsengalle überstrichen und während des Polirens
von Zeit zu Zeit in Wasser getaucht, das mit rohem Weinstein versetzt ist;
Schließlich trocknet man dieselben dann in Sandelholz-Sägespänen in einer
eisernen Pfanne über einem erhitzten Herd.
7) Das Firnissen geschieht, indem man die Metalloberfläche mit einem Schellackfirniß
vermittelst geeigneter Haarpinsel überzieht, wobei jedoch die Gegenstände auf einem
warmen Herde einen gewissen Grad von Wärme erhalten müssen. Dem Schellackfirniß kann
man nach Gutdünken durch Beisetzung von Drachenblut, Orlean, Alkanna etc. gewisse
Farben-Nüancen mittheilen. (Bayer. Gew.-Zeit. 1855 S. 18.)
Galvanische Verzinnung der Metalle; von Roseleur und Boucher.
Im Allgemeinen besteht das Verfahren der Genannten (über welches bereits im
polytechn. Journal, 1851, Bd. CXIX S. 291 eine Mittheilung gemacht wurde) darin, daß
Doppelsalze von Zinn, namentlich phosphorsaure, pyrophosphorsaure, schwefligsaure
und borsaure, durch den galvanischen Strom zersetzt werden. Eine Lösung, die ein
befriedigendes Resultat gibt, erhält man, indem man in 200 Litern Wasser 3
Kilogramme pyrophosphorsaures Kali und 500 Gramme Zinnchlorür auflöst. Man erhöht
die Temperatur bis ungefähr 80° Cels., und kann mittelst Anoden von Zinn
durch die Wirkung des galvanischen Stroms das Bad mit Zinn gesättigt erhalten.
Uebrigens ist es leicht, wenn man bemerkt, daß das Bad nicht genug Metall mehr
absetzt demselben wieder eine gewisse Menge Zinnchlorür zuzusetzen, welches anfangs
einen weißen Niederschlag bildet, der sich aber nachher wieder auflöst. Ein solches
Bad, mit welchem seit 14 Tagen beständig verzinnt wurde, hatte noch keinen neuen
Zusatz von pyrophosphorsaurem Natron nöthig, und es stand zu erwarten, daß ein
solcher auch noch für lange Zeit nicht nöthig seyn werde. Dieses
Verzinnungsverfahren scheint das einzig geeignete zu seyn, um das zum Dachdecken, zu
Zuckerformen und zu Küchengeräth dienende Zink vor Oxydation zu schützen.
Roseleur und Boucher wenden
die galvanische Verzinnung, namentlich auch auf Gußeisen an, und zwar sowohl auf
gußeiserne Gefäße zum Küchengebrauch u.s.w., als auf andere gußeiserne Gegenstände,
wie Ornamente u.s.w. Das nach ihrem Verfahren verzinnte Gußeisen besitzt ein schönes
silberähnliches Ansehen, weßhalb sie es auch fonte
argentine nennen, und ist namentlich zu Küchengeräth und Speisegeschirren
vorzüglich anwendbar. Die zur Verzinnung des Gußeisens dienende Flüssigkeit bereiten
sie aus 500 Litern destillirtem oder Regenwasser, 6 Kilogr. pyrophosphorsaurem
Natron, 1 Kilogr. Zinnsalz des Handels und 1 1/2 Kilogr. ausgetrocknetem und
geschmolzenem Zinnsalz.
Je nachdem das pyrophosphorsaure Natron, welches nicht immer von gleicher
Zusammensetzung ist, eine zu stark oder eine zu wenig alkalische Reaction besitzt,
läßt man die Mengen des geschmolzenen oder sauren Zinnsalzes variiren. Das Bad muß
auf einer Temperatur von 70 bis 80º Cels. erhalten werden. Die hier
angegebene Zusammensetzung des Bades erscheint den Erfindern als die angemessenste,
weil die schwach alkalische Beschaffenheit desselben die Uebelstände der sauren
Bäder, welche die Oxydation begünstigen, ausschließt, und doch auch nicht die Uebelstände der stark
alkalischen Bäder hat, die Zinn von bläulicher Farbe absetzen, und vieles Waschen
nöthig machen, um nicht dem Gußeisen ihren Geschmack zu lassen. Früher benutzten die
Erfinder zur Niederschlagung des Zinns eine besondere galvanische Batterie,
gegenwärtig wenden sie aber, außer zur Verzinnung des Zinks, eine solche nicht mehr
an, sondern um Schmiedeisen, Gußeisen, Stahl, Kupfer, Blei, Antimon. Zinn (wohl
minder reines) u.s.w. zu verzinnen, tauchen sie die Gegenstände, nachdem sie gut
abgebeizt und gereinigt sind, durch einander mit einigen Stücken Zink in das
erwähnte Bad. Wenn sie nach zwei bis dreistündigem Verweilen in demselben
herausgenommen werden, zeigen sie ein weißes mattes Ansehen, welches durch
Bearbeiten mit einer Kratzbürste von Messingdraht glänzend wird. Soll der
Zinnüberzug dick seyn, so wird das Eintauchen mehreremale wiederholt. Das Bad kann
fast immerfort benutzt werden; es genügt ihm, bevor man neue Gegenstände
hineinbringt, 300 Gramme pyrophosphorsaures Natron und eben so viel Zinnsalz
zuzusetzen. Die Zinnstücke verzinnen sich natürlich nicht, sondern lösen sich
allmählich auf. Will man Zink verzinnen, so muß man eine besondere galvanische
Batterie anwenden.
Das zur Verzinnung des Zinks anzuwendende Bad bereitet man aus 600 Litern
destillirtem Wasser, 5 Kilogrammen pyrophosphorsaurem Natron und 1 Kilogramm
getrocknetem und geschmolzenem Zinnsalz. (Aus dem Technologiste, durch das polytechn. Centralblatt, 1854, S. 1319).
Verfahren zum Verplatiniren der Metalle; von Roseleur u. Lanaux.
Man nimmt 750 Gramme phosphorsaures Natron und 400 Gramme pyrophosphorsaures Natron,
löst sie zusammen in 15 Litern Wasser und filtrirt. Andererseits nimmt man 15 Gramme
gut abgedampftes und dadurch möglichst von Säure befreites Platinchlorid, löst es in
200 Grammen destillirten Wassers und schlägt das Platin durch Zusatz von 160 Grammen
phosphorsauren Ammoniaks als phosphorsaures Ammoniak-Doppelsalz nieder. Den
Niederschlag sammt der über ihm stehenden Flüssigkeit vermischt man mit der
vorerwähnten Lösung von phosphorsaurem und pyrophosphorsaurem Natron, und läßt die
Mischung vier Stunden lang kochen. Es entweicht dabei Ammoniak, das vorher
alkalische Bad wird stark sauer, die Flüssigkeit verliert die gelbe Farbe und kann
nun mit gutem Erfolge zum Verplatiniren angewendet werden, wobei auch ein dickerer
Platinniederschlag erhalten werden kann. Ist das Bad durch längeren Gebrauch zu
sauer geworden, so kann man es durch Zusatz von reinem oder kohlensaurem Natron zur
Neutralität zurückführen, ohne daß die Weiße oder die Adhärenz des
Platinniederschlags darunter leidet. Man kann auch mittelst einer Mischung von
pyrophosphorsaurem und schwefligsaurem Natron ein Bad zum Platiniren bereiten, aber
das Platin schlägt sich daraus minder weiß nieder, und dieses Bad erfordert einen
stärkeren galvanischen Strom, um das Platin abzusetzen. (Aus Brevets d'invent., durch das polytechn. Centralblatt, 1855, S. 57).
Hr. Prof. Rud. Böttger bemerkt hiezu in seinem
„polytechnischen Notizblatt“, 1855, Nr. 4, Folgendes:
„Das oben von den Verfassern angegebene Verhältniß der einzelnen
Ingredienzen ist ohne Zweifel falsch, denn kommen im
Ganzen auf circa 31 Pfund Wasser, wie vorgeschrieben
ist, nur 4 Drachmen
trocknes Platinchlorid, so liegt auf der Hand, daß eine so außerordentlich verdünnte Platinsalzsolution unmöglich zum Platiniren
sich eignen kann. Ein deßfalls angestellter Versuch hat dieß außer Zweifel
gestellt. Eine nach folgendem Verhältnis der Ingredienzen angefertigte Solution
gab dagegen ein befriedigendes Resultat: 2 Unzen phosphorsaures Natron. 1 Unze
pyrophosphorsaures Natron gelöst in 1/2 Pfund Wasser; ferner 4 Drachmen trocknes
Platinchlorid gelöst in 2 Unzen Wasser, und 1 Unze phosphorsaures Ammoniak
gelöst in 6 Unzen Wasser. Hiermit wird ganz so verfahren,
wie oben angegeben ist.“
Ueber die Wirkung des Blutlaugensalzes auf eine Mischung von
Eisen- und Kupfersalz; von J. W. Slater.
Die Eisenoxydulsalze geben bekanntlich mit Blutlaugensalz unter gewöhnlichen
Umständen einen blassen blauen Niederschlag. Wenn jedoch dem Eisenoxydulsalz ein
lösliches Kupfersalz in beträchtlichem Verhältniß beigemischt ist, so entsteht
sogleich ein dichter, dunkelblauer Niederschlag, im Ansehen kaum von demjenigen zu
unterscheiden, welchen ein Eisenoxydsalz liefert. Auf diese Weise unterbleibt die
charakteristische Reaction des Kupfersalzes, selbst wenn es die Hälfte des
Eisensalzes beträgt. Beträgt dasselbe hingegen über die Hälfte, so fällt bei
vorsichtigem Zusatz von Blutlaugensalz zuerst das rothbraune eisenblausaure Kupfer
nieder. Der erwähnte dunkelblaue Niederschlag, welchen die gemischten Salze liefern,
verändert bei langem Stehen seine Farbe nicht. Ein Gemisch von Eisenoxydsalz und
Kupfersalz gibt mit dem Blutlaugensalz einen schmutzigen olivenfarbigen
Niederschlag, dessen Farbe die Mitte zwischen den Niederschlägen hält, welche jedes
der beiden Salze für sich allein liefert (Chemical
Gazette, 1855, Nr. 313.)
Ueber die Entglasung des Glases; von Professor Schubarth.
Hr. Prof. E. L. Schubarth begleitet die Abhandlung von Pelouze und die Bemerkungen von Dumas über die Entglasung des Glases (polytechn. Journal Bd. CXXXVII S. 182) in den Verhandlungen des
Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen (1855, vierte Liefer.) mit
folgender Nachschrift:
„Es ist nicht meine Absicht, hier über die Streitfrage entscheiden zu
wollen, ob die im entglasten Glase entstandenen Krystalle mit der durchsichtig
gebliebenen Masse stets gleiche Mischung zeigen, oder ob die Krystallisation
ihren Grund hat in einer Ausscheidung einer nach bestimmten Verhältnissen
gebildeten schwerer schmelzbaren und von der frühern Glasmasse abweichenden
Substanz in Mitten einer leichter schmelzbaren. Beides kann richtig seyn, es
kommt nur darauf an, unter welchen äußern Verhältnissen die Entglasung
hervorgebracht worden ist. Pelouze wendete ein
Verfahren an, in Folge dessen eine Verflüchtigung von Alkali nicht stattfinden
konnte, anders möchte aber der Erfolg gewesen seyn, wäre das Glas z.B. in einem
Hafen im Ofen weit längere Zeit hoher Hitze ausgesetzt gewesen. Unter diesen
Verhältnissen hätte nicht allein die Menge des Alkalis ab-, sondern auch
die der Kiesel- und Thonerde durch Aufnahme von Außen und relative
Verminderung des Alkalis, zunehmen können. Solch ein Umstand tritt bei dem
Herdglase ein, dem Glase, welches theils durch Bersten eines mit Glas gefüllten
Hafens durch die Pipe in den Herd läuft, oder während der Arbeit in dem Ofen
verloren geht. In demselben findet man nicht selten schöne Krystallkörner
zerstreut.
Bei Gelegenheit einer Mittheilung über rothes und blaues Glas, welche ich im Jahr
1844 durch die Verhandlungen des Vereins für Gewerbfleiß (daraus im polytechn.
Journal Bd. XCIV S. 282) veröffentlicht
habe, erwähnte ich auch das Alabasterglas und die Art und Weise seiner
Darstellung. Ich erlaube mir hier die in jenem Aufsatze gegebene Beschreibung zu
wiederholen:
„Zur Darstellung des Alabasterglases wird derselbe Glassatz wie zu Krystallglas verwendet,
beim Schmelzen verfährt man aber also. So wie der Satz so eben geschmolzen ist,
wird das Glas ausgeschöpft und abgeschreckt. Ist dann eine neue Portion
eingeschmolzen, so wird das kalte, abgeschreckte Glas darauf gegeben, dadurch
die Masse abgekühlt, und das niedergeschmolzene Glas bei möglichst geringer
Hitze verarbeitet. Das Glas bleibt während der ganzen Zeit des Verarbeitens
trübe und weiß (d.h. nicht durchsichtig und klar, farblos); würde man aber die
Hitze bedeutend erhöhen, so würde es klar und farblos werden. Ich möchte die
Ursache der Beschaffenheit des Glases in einer Discontinuität der Materie
suchen, ebenso z.B. wie Schnee gegen klares durchsichtiges Eis, wie zu Schnee
geschlagenes Eiweiß gegen das klare, Glaspulver gegen Glasstücke, Wasserschaum
gegen Wasser sich verhält.“
Die Entstehungsweise des Alabasterglases hat so große Aehnlichkeit mit der
Erzeugung eines völlig trüben krystallinischen Glases, wie sie Pelouze schildert, daß es mir nützlich zu seyn
schien, die Aufmerksamkeit der technischen Chemiker darauf zu lenken, und zu
zeigen, wie schon seit einer Reihe von Jahren ein derartiges Glas im Großen
erzeugt wird.
Zugleich füge ich noch eine bereits im Jahr 1844 mitgetheilte Thatsache hier an,
nämlich daß Alabasterglas durch Kupferoxyd türkisblau
gefärbt wird, während ersteres das Krystallglas, aus einem vollkommenen gleichen
Satze erzeugt, blau-grün, aber ganz entschieden grün färbt.“
Mittel gegen Kesselsteinbildung; von E. Duclos de Boussois.
Der Erfinder bereitet in einem hölzernen oder sonstigen Gefäß folgende Lösung:
Wasser
450 Kilogr.
krystallisirter salzsaurer Baryt
125 „
concentrirte Salzsäure (1,20 spec.
Gewicht)
25
„
–––––––––
600 Kilogr.
Das zum Speisen des Dampfkessels bestimmte Wasser wird mit dieser sauren Lösung in
besonderen Reservoirs vermischt, in welchen man den entstandenen Niederschlag von
schwefelsaurem Baryt sich absetzen läßt, bevor das Wasser in den Kessel gepumpt
wird. Auf 1000 Liter Wasser hat man beiläufig 15 Liter der sauren Lösung zu nehmen,
doch richtet sich dieß nach dem Gehalte des Wassers an Kalksalzen. Um die freie
Säure zu neutralisiren, welche etwa noch vorhanden ist, nachdem die Lösung auf das
Wasser gewirkt hat, kann man die Mischung, wenn sie in den Kessel geführt wird, eine
mit Stücken von Kalkstein gefüllte Röhre passiren lassen.
Das Princip des Verfahrens besteht darin, daß der salzsaure Baryt sich mit dem in dem
Wasser enthaltenen schwefelsauren Kalk zersetzt, so daß schwefelsaurer Baryt und
salzsaurer Kalk entstehen, und daß die Salzsäure den im Wasser enthaltenen
kohlensauren Kalk unter Austreibung der Kohlensäure ebenfalls in salzsauren Kalk
verwandelt. Die im Wasser vorhandenen Kalksalze werden also durch dieses Mittel
gänzlich in salzsauren Kalk verwandelt, ein sehr lösliches Salz, welches keinen
Absatz bilden kann. Patentirt in Frankreich am 27. Jan. 1855. (Armengaud's
Génie industriel, Juni 1855, S. 337.)
Maumené's Verfahren zur
Rübenzucker-Fabrication.
Hr. Maumené, der bekannte Chemiker in Reims,
schlägt ein Verfahren zur Rübenzuckerfabrication vor, welches die Arbeiten in den
Fabriken auf das ganze Jahr auszudehnen gestattet. Es
besteht darin, so viel Rübensaft auszupressen, daß er für das ganze Jahr hinreicht
und ihn sogleich mit soviel Kalk zu versetzen, daß aller Zucker in Zuckerkalk umgewandelt wird, also 1 1/2 Aeq. Kalk auf 1
Aeq. Zucker anzuwenden.
Die Läuterung würde in der Kälte vorgenommen und die klare Flüssigkeit dann in dem
Maaße, als man sie verarbeiten kann, mit Kohlensäure behandelt werden, damit der
Zucker bis zu dieser Zeit gegen Veränderung geschützt bleibt.
Prof Payen bemerkt über dieses Verfahren, daß nur die
Praxis über dessen Werth entscheiden kann, daß sich aber nach der Theorie gute
Resultate von demselben erwarten lassen, weil es die Veränderungen des
krystallisirbaren Zuckers verhindern würde, derentwegen man die Zeit der
Verarbeitung der Runkelrüben auf vier Monate beschränken muß. (Armengaud's
Publication industrielle, 1855, t. IX, p. 440.)