Titel: | Ueber das durchlöcherte Blech, welches von Hrn. T. F. Calard zu Paris verfertigt wird. |
Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. III., S. 6 |
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III.
Ueber das durchlöcherte Blech, welches von Hrn.
T. F. Calard zu
Paris verfertigt wird.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Sept. 1855, S. 612.
Ueber Calard's durchlöchertes Blech.
Bereits vor zehn Jahren wurde den HHrn. Calard, Vater und
Sohn, von der Société d'Encouragement eine
bronzene Medaille für durchlöchertes Blech ertheilt. Seit jener Zeit hat sich diese
Fabrik sehr ausgedehnt, sie ist von dem Vater auf den Sohn übergegangen und hat sehr
wesentliche Verbesserungen erlangt. Sie enthält ein bedeutendes Material, besonders
eine sehr große Sammlung von sehr verschiedenartigen Stempeln und Matrizen, eine
sehr gut eingerichtete Constructions- und Reparaturwerkstätte, kurz, sie ist
vortrefflich eingerichtet.
Dieses Etablissement bringt hauptsächlich mit dem Durchschlag durchlöchertes Blech in
den Handel. Anfänglich wurde dasselbe nur zu Sieben benutzt, seit einigen Jahren hat
sich aber seine Anwendung ausgedehnt, so daß jetzt die Fabrik sehr verschiedenartige
durchlöcherte Bleche liefert. Man findet in den Magazinen Schwarzblech, Weißblech,
Kupfer- und Zinkblech, selbst durchlöchertes Leder und Gutta-percha,
und zwar ist das Lochen nach sehr verschiedenartigen Combinationen bewirkt.
Für die Landwirthschaft und das Mühlenwesen oder die Mehlfabrication findet man hier
Siebböden und Reiben mit runden und viereckigen Löchern von sehr verschiedenen
Dimensionen, Formen und einer sehr wandelbaren Anzahl der Löcher auf den
Quadratcentimeter, die von 25 bis 4000 wechseln.
Man benutzt solche Blechsiebe bei der Schlächterei, Brauerei, bei der Aufbereitung
der Steinkohlen und Erze etc.; sehr verschiedenartig verzierte dienen zu
Fenstervorsätzen in Erdgeschoßwohnungen, wo sie vor die Fensterscheiben oder statt
derselben eingesetzt werden, um Zimmer zu lüften und dennoch Insecten
abzuhalten.
Die zu dieser Fabrication angewendeten Maschinen sind sehr einfach; es sind Pressen
von verschiedenen Breiten, je nach den Dimensionen der zu lochenden Bleche. Zwei
Walzen nehmen, die eine das zu lochende Blech und die andere das Ende des
durchlöcherten Bleches auf. Ein langer Stahlstreifen, der mit Löchern versehen und
gehärtet ist, bildet die Matrize; eine Reihe von entsprechenden Durchschlägen ist an
einem obern Streifen befestigt und wird durch einen dritten Streifen geleitet, der
erforderlich ist um
die dünnen Durchschläge während der Arbeit zu unterstützen. Zwei starke horizontale
Traversen nehmen diese drei Streifen auf, und die obere Traverse erhält von einer
starken eisernen Schraube, deren Mutter in einem starken Balken eingelassen ist,
eine niedergehende Bewegung. Ein hölzerner Balancier, welcher von Arbeitern mittelst
Stricken bewegt wird, vervollständigt den Apparat.
Alles dieß ist sehr einfach; allein um Blech mit feinen und dicht aneinander
liegenden Löchern zu versehen, sind Durchschläge und Matrizen erforderlich, deren
Anfertigung große Schwierigkeiten verursacht; besonders erfordert die Adjustirung
und Härtung dieser kleinen Organe die größte Sorgfalt; sie werden in der Fabrik
selbst ausgeführt.
In England werden ähnliche Bleche von sehr guter Beschaffenheit gänzlich durch
selbstwirkende Maschinen verfertigt, und in Frankreich wurden bisher schon die
Karten der Jacquard-Stühle auf dieselbe Weise gelocht.
Calla, Berichterstatter.