Titel: | Eine Kupferbestimmung; von Dr. Mohr. |
Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. X., S. 26 |
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X.
Eine Kupferbestimmung; von Dr. Mohr.
Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Novbr. 1855,
S. 215
Mohr, über Kupferbestimmung.
Eine sehr einfache und genaue Kupferbestimmung schließt sich nahe an die von Hrn. Bruno Kerl
Polytechn. Journal Bd. CXXXI S.
234. für die Oberharzer Silberhütten angegebene. Derselbe fällt das Kupfer durch
metallisches Eisen, reinigt die Eisenstäbe von dem Niederschlag und bestimmt das
Gewicht des metallischen Kupfers im getrockneten Zustande.
Mit entschiedenem Nutzen habe ich bei diesem Verfahren das Eisen durch reines Zink
ersetzt. Das Eisen hinterläßt immer Spuren von Kohle, und das Kupfer sitzt häufig in
festen Stücken daran, daß man aus der Cohäsion nicht entnehmen kann, ob kein Eisen
mehr daran ist. Das destillirte Zink ist ganz rein und löst sich in reiner Salzsäure
ohne den geringsten Rest auf. Die Farblosigkeit der Zinklösung läßt die vollendete
Zersetzung leichter erkennen. Das Verfahren ist sehr einfach.
Hat man ein in Wasser oder Salzsäure lösliches Kupfersalz, welches keine
Salpetersäure enthält, so wird es in einem kleinen Porzellantiegel, der mit einem
umgedrehten Uhrglase bedeckt ist, mit Wärme in Salzsäure gelöst, und kleine Stücke
reines destillirtes Zink hineingeworfen. Es schlägt sich sogleich, unter lebhafter
Wasserstoffentwickelung, lockeres schwammiges Kupfer nieder, und in sehr kurzer Zeit
ist die Flüssigkeit vollkommen entfärbt. Sie geht bis dahin durch eine braune und
grünbraune Nüance durch. Hat sie noch Farbe, ohne Wasserstoff zu entwickeln, so gibt
man noch ein Stückchen Zink hinzu, nöthigenfalls auch etwas Salzsäure. Man erkennt
die vollständige Fällung des Kupfers am besten durch Schwefelwasserstoffwasser;
Ammoniak ist viel weniger empfindlich. Man macht eine Probe mit einem Tropfen der
Flüssigkeit auf einem Porzellanteller. Daß das Zink vollständig gelöst sey, erkennt
man am Umrühren mit einem Glasstabe, wo man in dem schwammigen Kupfer die harten
Zinkstücke leicht fühlt, besonders aber an der fortdauernden
Wasserstoffentwickelung. Ist die Flüssigkeit kupferfrei, so zieht man mit einer
Pipette mit Kautschukbeutel die ganz klare und farblose Flüssigkeit ab, gibt noch
einige Tropfen Salzsäure hinzu und erwärmt von Neuem. Wenn die Gasentwickelung aufgehört hat,
zieht man die Flüssigkeit ab, verdünnt mit heißem Wasser, und zieht so lange ab, bis
die Flüssigkeit Lackmuspapier nicht mehr röthet. Den Rest der Flüssigkeit kann man
vorsichtig mit Filtrirpapier aufsaugen, den Tiegel an einen warmen Ort stellen und
das Kupfer vollständig austrocknen. Es ist rein roth, schöner als das mit Eisen
gefällte Metall und fast gar nicht hygroskopisch. Man kann den erkalteten Tiegel
tariren und nach Herausnahme des Kupfers das Gewicht bestimmen. Es kommt so die
Probe gar nicht mehr aus dem Gefäße heraus, bis alles beendigt ist, und es sind
dadurch zufällige Verluste ganz vermieden. Es macht dieß die Arbeit so kurz, wie
eine Maaßanalyse, und man hat immer den Vortheil, das Kupfer direct zu wägen und
nicht aus einer Zersetzung zu berechnen. Die Farbe des Stoffes gibt schon die
Sicherheit, daß man den rechten Körper in Händen habe, während bei mehreren
Maaßanalysen eine Menge unverträgliche Stoffe existiren, welche das Resultat in
unrichtiger Weise ändern, ohne daß man davon eine Anzeige habe.
Zur Prüfung der Genauigkeit der Methode wurde dreimal 1 Grm. reiner Kupfervitriol
abgewogen und nachdem beschriebenen Verfahren behandelt.
Sie gaben
Gefunden:
Berechnet:
1)
0,2545 Grm.
Kupfer
0,2538 (Cu = 31,68)
2)
0,2540
„
„
„
3)
0,2536
„
„
„
Wenn die Flüssigkeit Salpetersäure enthält, wie bei der Lösung von metallischem
Kupfer, Messing, Kupferstein, Kupferkies und ähnlichen Körpern, so muß diese zuerst
zerstört werden. Am besten geschieht dieß durch Kochen mit starker Salzsäure. Es ist
darum auch zweckmäßig, jeden bedeutenden Ueberschuß dieser Säure zu vermeiden. Auch
kann man durch Hineinwerfen von Eisenvitriolkrystallen und Kochen die Salpetersäure
zerstören, da das Eisen nicht störend auf den übrigen Verlauf einwirkt.
Ein Stück galvanisches Kupfer, 0,568 Grm. schwer, wurde in einer Glasröhre mit
Salzsäure erwärmt und dann Salpetersäure tropfenweise zugegeben, bis unter
beständigem Erhitzen das Metall gelöst war. Eine kurze Erwärmung mit zugesetzter
starker Salzsäure genügte die Salpetersäure zu zerstören. Man sieht dieß auch daran,
daß die blaue Farbe der Lösung in Grau und Braun übergeht. Das im selben Gefäße
gelöste, gewaschene und gewogene Kupfer wog 0,5675 Grm. Alle drei Analysen erreichen
die höchsten Anforderungen an eine analytische Operation.
Ein Stück Messing, welches 0,935 Grm. wog, wurde in Salzsäure und tropfenweise
zugesetzter Salpetersäure gelöst, dann noch einmal stark erhitzt und mit Zink
reducirt. Das Kupfer wog 0,648 Grm. = 69,412 Procent.
Ein Stück Argentan wog 0,8 Grm. und gab 0,45 Grm. = 56,25 Procent Kupfer.
Diese Zahlen stimmen denn auch mit der anderweitig bekannten Zusammensetzung dieser
Legirungen.