Titel: | Vorrichtung um beim Speisen der Herde von Dampfkesseln und anderen Feuerungsanlagen mit Brennmaterial, den nachtheiligen Luftzutritt durch die Heizthür abzuhalten; construirt von A. Silbermann. |
Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. XX., S. 83 |
Download: | XML |
XX.
Vorrichtung um beim Speisen der Herde von
Dampfkesseln und anderen Feuerungsanlagen mit Brennmaterial, den nachtheiligen
Luftzutritt durch die Heizthür abzuhalten; construirt von A. Silbermann.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Silbermann's Vorrichtung, um beim Speisen der Herde den Luftzutritt
abzuhalten.
Es ist eine bekannte Thatsache, daß während des Eintragens des Brennmaterials auf den
Herd derselbe wegen des Eindringens zu vieler kalter Luft durch die geöffnete
Einheizthür eine nachtheilige Abkühlung erleidet, und eine Unterbrechung des
günstigen Verbrennungsprocesses durch größere Rauchentwickelung eintritt, woraus
Brennmaterialverlust und geringere Wirkung des Dampfgenerators erfolgen. Um diesem
Uebelstande zu begegnen, hat man bereits mannichfache, mitunter ziemlich
complicirte, den Zweck mehr oder minder erreichende mechanische Vorkehrungen
getroffen, wie dergleichen bereits in Peclet's
Traité de la chaleur abgehandelt sind; indessen
haben diese Einrichtungen theils wegen Mangel an Raum zu ihrer Anbringung, theils weil
ihr Betrieb selbst einen Theil der nutzbaren Triebkraft absorbirte, nur vereinzelte
Benutzung gefunden. In Deutschland namentlich hat man diesem Gegenstande erst in
letzterer Zeit größere Aufmerksamkeit zugewendet, und das Brennmaterial unter
anderen in trichterförmigen Vorlagen durch Selbstnachschieben auf den Herd gelangen
lassen. Diese Vorrichtung gestattet aber einerseits keine gleichmäßige Ausbreitung
des Brennmaterials auf dem Roste, und ist andererseits bei Steinkohlen, welche die
Eigenschaft des Zusammenbackens durch die Hitze besitzen, gar nicht anwendbar, da
die untere Oeffnung des Trichters hierdurch alsbald verstopft werden und das
Nachfallen der Kohlen aufhören würde. Die vorliegende, für alle mineralischen
Brennstoffe anwendbare, einfache und überall leicht anbringbare Vorkehrung hat zum
Zweck, das Eintragen des Brennmaterials auf den Herd mit Abschluß der äußeren Luft
leicht und schnell zu bewirken, und dabei eine gleichmäßige Ausbreitung desselben
auf der Rostfläche zu erzielen.
Die Figuren 11
und 14 zeigen
Längendurchschnitte, die Figuren 12 und 13
Querdurchschnitte nach AB und CD von Fig. 11, die Figuren 15 bis
19
Details in doppeltem Maaßstabe. In Fig. 11 ist der Apparat
während der Ruhe, in Fig. 14 während des
Einführens des Brennmaterials dargestellt. Im Allgemeinen besteht derselbe aus einem
frei schwebenden, auf gußeisernen Schienen vermittelst Rädchen leicht beweglichen
und um die in der Schwerlinie befindlichen Zapfen i, i
drehbaren Kippkasten H, welcher zur Aufnahme des
Brennmaterials dient. Dieser aus genügend starkem Eisenblech construirte, allseitig,
außer oben, geschlossene Kasten nimmt nach Breite und Höhe die Oeffnung des
Einheizraumes ein, ringsumher nur soviel Spielraum lassend, als zu seiner und
einzelner wenig vortretender Theile freier Bewegung erforderlich ist, wie dieß aus
Fig. 11,
12 und
14
ersichtlich ist. Fig. 11 zeigt die Lage des Kippkastens während der Ruhe; derselbe tritt
fast mit der Hälfte seiner oberen Tiefe frei vor die Stirnfläche des Mauerwerkes
hervor und kann von oben her leicht mit Brennmaterial gefüllt werden. Der Abschluß
des Herdes in dieser nur während des Zuführens des Brennstoffes veränderlichen Lage
der Vorrichtung erfolgt durch die Doppelthür e, welche,
wie aus Fig.
18 und 19 deutlich sichtbar, allseitigen Anschlag an dem vorderen gußeisernen
Rahmen h findet und in Haken drehbar, rechts und links
sich an das Mauerwerk anlegend, nach innen sich öffnet. Diese Thür e besteht aus zwei starken gußeisernen Falzrahmen, in
welche feuerfeste Thonplatten eingeschoben werden, und erhält von außen dadurch eine
genügende Abkühlung, daß der Kasten H um 1 1/4 bis 1
11/2'' von ihr absteht, wodurch eine Luftcirculation
möglich ist. Ihre beiden Flügel sind mit der vor dem Kasten H
befindlichen und die ganze vordere Oeffnung des vortretenden gußeisernen Gerüstes
h nach Breite und Höhe abschließenden Klappe f, welche unten vermittelst Haken oder Scharnieren mit
demselben verbunden und drehbar ist, durch die beiden schmiedeisernen Stangen d (Fig. 18 und 19) in solcher
Verbindung, daß bei dem Schließen dieser Klappe die Thürflügel sich nach innen
öffnen. Dieß wird dadurch erreicht, daß die mit der Klappe f vermittelst Schraubenmuttern r, r
zusammenhängenden Stangen d auf den mit den Flügelrahmen
verbundenen Dorn bei c drücken und hierdurch in dem
Maaße des Zuklappens von f ein Aufschlagen der
Thürflügel bewirken, indem der Dorn in der Oese von d
drehbar ist. In Fig. 18 ist der linke Flügel punktirt geöffnet dargestellt, wobei man
hauptsächlich darauf zu achten hat, daß der Weg, den die Achse des Dornes c vom Schlusse bis zum vollständigen Oeffnen der
Thürflügel macht, also die Entfernung γδ (Fig. 18) gleich αβ(Fig. 19) oder dem Wege
sey, welchen die Klappe f in der Achse von d bis zum Anschlusse an den Rahmen h zu machen hat. Die geringe kreisförmige Bewegung der
Klappe hat nur ein geringes Heben und Senken der Bänder d zur Folge, was dadurch erreicht wird, daß die um den Dorn c befindliche Oese von d
einen geringen Spielraum oben und unten hat, und demnach auf dem Dorne die
erforderliche gleitende Bewegung machen kann. Die Bänder d sind in dem oberen Zwischenraum des gußeisernen Rahmens h und des Kastens H so
angebracht, daß letzterer in jeder Lage frei hindurchtreten kann. Fig. 15 zeigt die
Seitenansicht, Fig.
16 die Oberansicht des Kippkastens; aus Fig. 11 ist der
Querschnitt und aus Fig. 12 der Längenschnitt und die Art der Aufhängung desselben in dem
gußeisernen Gerüst h zu ersehen. Die um ihre Achsen
drehbaren, mit Hohlkehlen versehenen Rädchen k laufen
auf den entsprechend passenden gußeisernen Schienen des vorderen Rahmens h, welche sich in der hinteren höherliegenden Deckplatte
g (Fig. 17) bei k' genau in derselben Form und Richtung fortsetzen, und
haben außerdem noch den Zweck, eine seitliche Verrückung des Kastens zu verhüten.
Weiter nach hinten sind noch die um ihre Achsen drehbaren, über die Schienen ohne
Eingriff hinweggehenden Radcylinder o angebracht, welche
in fester Verbindung mit dem Kasten ein Umkippen desselben auf den Herd zuerst dann
gestatten, wenn sie die Schienen verlassen haben, der Kasten also die in Fig. 14
gezeichnete Lage eingenommen hat. Damit derselbe an einem weiteren Fortgange, also
an dem Herabfallen von den Schienen gehindert sey, sind am Ende derselben an der
Platte g die Ansätze s, s
(Fig. 17)
angegossen, an welche die vortretenden Zapfen der Rädchen k sich anlegen, während die kürzeren Zapfen von o ungehindert vorbeigehen können. In der in Fig. 14 angenommenen Lage befindet sich der
Kippkasten im Gleichgewicht und kann nunmehr vermittelst des bei genommenen a drehbaren Griffes b um die
Zapfen i, i von dem Heizer leicht auf den Herd zu
gekippt und in die punktirte Lage gebracht werden, während welcher er seinen Inhalt
auf den Herd ausschüttet. Da der Kasten nicht die ganze Breite des Rostes einnimmt,
so ist derselbe, um eine bessere seitliche Vertheilung des Brennmaterials zu
erzielen, durch die curvenförmigen, der Tiefe nach befestigten blechernen Scheider
l, l (Fig. 12 und 16) in drei
gleiche Theile getheilt, so daß das Brennmaterial der beiden Seitentheile, an den
blechernen Curven beim Umkippen herabgleitend, in der Fortsetzung der angenommenen
Bewegung verharrend, eine genügende seitwärtsgehende Ausbreitung empfängt, um den
Rost in der ganzen Breite gleichmäßig zu speisen. Außerdem verbleibt das
Brennmaterial mehr auf der vorderen Rostfläche, was insofern vortheilhaft ist, als
die daraus entwickelten unverbrannten Gase, über die sehr erhitzten nach hinten
liegenden Kohks hinweggehend, vollends verbrennen. Die vordere Klappe f hat in ihrem oberen Theile in der Mitte einen 1/2 bis
3/4'' breiten Schlitz, durch welchen sowohl die
Griffhalter bei a, als die Zugstange b hindurchgehen können. Während der kurzen Zeit des
Einfahrens des Brennmaterials kann demnach die äußere Luft lediglich durch diesen
schmalen, höchstens 4'' langen Schlitz auf den Herd
gelangen und zwar nur in der Weise, daß sie um den Kippkasten seitwärts herumgeht,
so daß ein nachtheiliges Abkühlen des Herdes durch ein so geringes, nur sehr kurze
Zeit eintretendes Luftvolum nicht erfolgen kann. Noch muß bemerkt werden, daß die
beiden oberen aus Fig. 12 ersichtlichen kleinen Oeffnungen des Rahmens h, innerhalb welcher sich die Rädchen k auf den Schienen bewegen, äußerlich vermittelst
Thürchen oder Blechstürzen geschlossen seyn müssen; sie dienen gleichzeitig zur
Beobachtung des Verbrennungsprocesses auf dem Herde, um den richtigen Zeitpunkt des
neuen Beschickens desselben ermessen zu können. Soll aus irgend einem Grunde der
Kippkasten H herausgenommen werden, so hat man lediglich
die beiden Muttern r von der Klappe f zu lösen, dieselbe herunter zu schlagen, die Thürchen
oder Stürzen vor den Schienenanfängen zu öffnen, worauf der Kasten frei
herausgezogen werden kann, während der Herd immer noch durch die Thür e geschlossen bleibt. Die Größe dieses Kastens wird so
abgemessen, daß etwa 2/3 bis 3/4 der Rostfläche mit einer höchstens 2'' dicken Lage von Kohlen auf einmal versehen werden
kann; da bei Kohks die Dicke der Schicht wenigstens doppelt so groß seyn muß, so
wird die Manipulation des Einfahrens alsbald wiederholt. Die angenommenen Maaße von
18'' Länge, 11'' Höhe
und 10'' mittlerer Tiefe des Kastens mit einem Inhalte
von beiläufig 1 1/7 Kubikfuß, dürften selbst bei großen Herden ausreichend seyn. – Die
Entfernung der Cinders vom Herde erfolgt durch den in einem Rahmen nach hinten
verschiebbaren Schieber n, aus einer gußeisernen Platte
mit 1/4 bis 3/8'' weiten Löchern bestehend, so daß
dieselbe gleichzeitig als Rostfläche dient. Die ganze Manipulation zur Speisung des
Herdes ist demnach einfach die, daß der Arbeiter nach Füllung des Kastens die Klappe
f zuschlägt, wodurch sich die Thür e öffnet, den Kasten vermittelst des Griffes b weiter vorschiebt, mit einem leichten Ruck der Hand
ihn umkippt und nach der Entleerung ihn zurückkippend bis in die Fig. 11 gezeichnete Lage
wieder zurückzieht. Der Heizer hat demnach lediglich den richtigen Zeitpunkt des
Einfahrens des Brennstoffes zu beachten, was bei dei der regelmäßigen Beschickung
durch stets gleiche Quantitäten sich in bestimmten Zeiträumen wiederholen wird.