Titel: | Ueber das Kautschuk-Ventil, welches bei den Belfast-Wasserwerken angewendet wird und auch zur Drainirung niederliegender Ländereien beim Eintreten der Ebbe oder beim Abzug der Fluth dienen kann; von Hrn. James Thomson, Civilingenieur zu Belfast. |
Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. XXXIX., S. 178 |
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XXXIX.
Ueber das Kautschuk-Ventil, welches bei
den Belfast-Wasserwerken angewendet wird und auch zur Drainirung niederliegender
Ländereien beim Eintreten der Ebbe oder beim Abzug der Fluth dienen kann; von Hrn.
James Thomson,
Civilingenieur zu Belfast.
Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Novbr.
1855, S. 385.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Thomson's Kautschuk-Ventil.
Bei den Belfast-Wasserwerken wurde es kürzlich wünschenswerth befunden, ein
Ventil vorzurichten, welches dem Wasser aus einem Teich in einen benachbarten Canal
oder Graben abzulaufen gestattet, das jedoch jede Wasserströmung in
entgegengesetzter Richtung verhindert, wenn der Stand im Graben höher als in dem
Teich ist. Das Wasser in dem Graben hat eine verschiedene Höhe, je nachdem eine
Dampfmaschine, welche Pumpen in Bewegung setzt, die den Graben zum Theil mit Wasser
versehen, im Betriebe ist oder nicht.
Zur Lösung dieser Aufgabe glaubte Hr. Thomson das erforderliche Ventil am zweckmäßigsten dadurch
vorzurichten, daß ein Blatt von vulcanisirtem Kautschuk vor einer mit Löchern versehenen Platte
aufgehängt wird. Wenn nämlich das Wasser durch die Löcher dringt und gegen die
Kautschukplatte drückt, so muß sich dieselbe öffnen; drückt aber das Wasser in
entgegengesetzter Richtung, so muß sich die Platte fest schließen. Das Ventil wurde
auch nach diesem Princip ausgeführt und benutzt.
Die ganze Construction ist in Fig. 17 bis 19
dargestellt; Fig.
17 ist eine Ansicht von vorn, mit einem Theil der Kautschuk- und
einem Theil der durchlöcherten Platte. Fig. 18 ist ein
Querdurchschnitt mit dem durchströmenden Wasser und daher mit offenem Ventil; Fig. 19 ein
Querschnitt mit dem durch den Wasserdruck geschlossenen Ventil. A, A ist die hölzerne Scheidewand, woran das Ventil
befestigt ist; B, B die durchlöcherte eiserne Platte, an
welche sich die Kautschukplatte legt; C die
Kautschukplatte.
Der Versuch ergab, daß diese Vorrichtung eine sehr wirksame war. Der zum Oeffnen des
Ventils erforderliche Wasserdruck ist sehr gering, und verschlossen ist dasselbe
sehr wasserdicht. Wegen der Biegsamkeit des Ventils kann auch ein Stückchen Holz
oder ein anderer schwimmender Gegenstand dazwischen liegen, ohne daß es undicht
wird, was ein großer Vortheil ist.
Hr. Thomson bemerkt noch, daß
bei dieser Anwendung des Kautschuks eine gute Vulcanisirung desselben vorausgesetzt
werden muß, weil er nur dann die gehörige Festigkeit und Elasticität besitzt.