Titel: | Ueber eine neue Methode das Aluminium und einige andere einfache Körper darzustellen; von H. Sainte-Claire Deville. |
Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. XLVIII., S. 204 |
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XLVIII.
Ueber eine neue Methode das Aluminium und einige
andere einfache Körper darzustellen; von H. Sainte-Claire Deville.
Aus den Comptes rendus, Decbr. 1855, Nr.
24.
Deville, über eine neue Methode das Aluminium etc.
darzustellen.
In der letzten Zeit habe ich verschiedene Methoden versucht, um mir etwas
beträchtliche Massen von absolut reinem Aluminium behufs der Bestimmung seines
Aequivalents zu verschaffen.Man s. Deville's
frühere Abhandlungen über die Fabrication des Aluminiums, im polytechn.
Journal Bd. CXXXIV S. 284 und Bd. CXXXVII S. 125. Dieß gelang mir lange Zeit nicht, wegen des Materials der gewöhnlich
gebräuchlichen Gefäße; aber diese erste Schwierigkeit wurde durch Mittel besiegt,
welche ich bald veröffentlichen werde. Eine zweite Schwierigkeit bilden die
fremdartigen Substanzen welche stets in den (natürlichen) Thonerdeverbindungen
vorkommen; glücklicherweise hat man in den letzten Monaten beträchtliche Massen
eines bisher sehr seltenen Minerals, des Kryoliths, in Grönland gefunden, welcher
beinahe reines Fluoraluminium-Natrium ist.
Man scheint in England eine Quantität Aluminium aus dem Kryolith mittelst der
galvanischen Säule reducirt zu haben; aber Prof. Heinrich Rose in Berlin hat zuerst bewiesen, daß
sich aus diesem Mineral das Aluminium mittelst Natrium leicht darstellen läßt.Polytechn. Journal Bd. CXXXVII S.
363. Behufs der Reduction braucht man nur in einem Porzellantiegel abwechselnde
Schichten von Natrium und von Kryolith, welcher gepulvert und mit ein wenig Kochsalz
gemengt worden ist, zu bringen. Man stellt den Porzellantiegel in einen hessischen
Tiegel und unterhält eine lebhafte Rothglühhitze bis zum vollständigen Schmelzen der
Masse. Man rührt diese Masse mit einem thönernen Rührer um, und läßt erkalten. Man
findet alles Aluminium am Boden der erkalteten Masse zu einem einzigen Regulus
vereinigt. Während die Masse flüssig, und selbst nachdem sie theilweise an der
Oberfläche erstarrt ist, entbindet sich ein brennbares Gas, welches die dicke Kruste
hebt und sich an der Luft entzündet. Nach seinem Geruch ist es ohne Zweifel ein
phosphorhaltiger Dampf; auch läßt sich mittelst molybdänsauren Ammoniaks im Kryolith
Phosphorsäure nachweisen. Dieß ist das Verfahren welches ich angewandt habe; es weicht
wenig von Rose's Methode ab.
Wendet man einen Tiegel von Porzellan an, so enthält das Aluminium stets Silicium;
es enthält Eisen, wenn man einen eisernen Tiegel anwendet, wie auch Rose bemerkt, welcher aber auf diese Weise doch ein sehr
dehnbares Aluminium erhielt.
Dieser Versuch führte mich auf andere: bei meinen früheren Versuchen das
Chloraluminium-Natrium mittelst Natrium zu reduciren, erfolgte zwar die
Reduction vollständig, ich erhielt aber niemals einen metallischen Regulus; man
braucht jedoch dem Gemenge nur ein wenig Fluorcalcium zuzusetzen, damit sich alles
Aluminium zu Königen am Boden des Tiegels vereinigt. Dieser Versuch gelang im
Laboratorium der Normalschule stets sehr gut, wo mehrere hundert Gramme sehr reinen
Aluminiums auf diese Weise dargestellt wurden. Man wird aus den nachfolgenden
Bemerkungen ersehen, daß das Fluorkalium und Fluornatrium, welche die Thonerde
auflösen, als das beste Flußmittel für das Aluminium zu betrachten sind. Dadurch
erklärt sich jener Versuch, welcher mir ein vortheilhaftes Verfahren zur Fabrication
des Metalles zu liefern scheint.
Die Zusammensetzung des Kryoliths entspricht der Formel Al² Fl³, 3 (Na Fl) oder auch Al 2/3 Fl, Na
Fl; vergleicht man letztere Formel mit derjenigen des sauren flußsauren
Natrons (flußsauren Fluornatriums) H Fl, Na Fl, so sieht
mall, daß man in diesem Salz nur H durch Al 2/3 zu ersetzen braucht, um Kryolith zu haben. Wenn
man daher saures flußsaures Natron und geglühte Thonerde in den durch diese Formeln
angegebenen Verhältnissen innig vermengt und nach und nach in einem Platintiegel
erhitzt, so entweichen nur sehr geringe Mengen von Flußsäure, und bei einer nicht
hohen Temperatur erhält man eine dünnflüssige und wasserklare Masse, deren Gewicht
nahezu demjenigen des Kryoliths entspricht, welcher nach der Berechnung erzeugt
werden mußte. Mit Natrium behandelt, gibt diese Masse Aluminium, was beweist daß sie
Fluoraluminium und nicht Thonerde enthält.
Dasselbe Resultat liefert ein Gemenge von Thonerde und Fluornatrium, welches man mit
concentrirter Flußsäure benetzte, wobei sich die Masse erhitzt; dieselbe wird dann
getrocknet, geschmolzen und hierauf zur Aluminiumbereitung verwendet. Derselbe
Versuch gelingt auch mit dem Fluorkalium; wenn man besorgt ist, letzteres im Gemenge
in Ueberschuß zu halten, so kann man nach dem Schmelzen die Masse mit Wasser
behandeln, welches das Fluorkalium auflöst und eine krystallinische, sehr
schmelzbare Substanz hinterläßt, die ohne Zweifel Kryolith mit Kalibasis ist.
Bei allen meinen Versuchen fand ich es schwierig, die Kieselerde gehörig
abzuscheiden, daher mein Aluminium oft Silicium in ziemlich beträchtlichem
Verhältniß enthielt. Ueberdieß ist die Ausbeute aus dem Kryolith, wie Rose bemerkt hat, und hauptsächlich aus dieser Art
künstlichen Kryoliths, immer sehr gering.
Im Verlauf dieser Versuche konnte ich oft die ganz eigenthümliche Eigenschaft der
flußsauren Alkalien beobachten, wodurch sie bei hoher Temperatur ein fast
allgemeines Auflösungsmittel werden. Man überzeugt sich davon mittelst eines leicht
schmelzbaren Gemenges von Fluorkalium und Fluornatrium; man kann in demselben bei
der Rothglühhitze viel Kieselerde und Titansäure, ein wenig Thonerde und eine große
Anzahl anderer Substanzen auflösen; merkwürdigerweise wird das Gemisch durch diesen
Zusatz fremdartiger Substanzen nur noch schmelzbarer und fast so dünnflüssig wie
Wasser.
Ich vermuthete daß eine solche Substanz, welche die elektrischen Ströme leicht
durchdringen können, ein vortreffliches Lösungsmittel für Substanzen abgibt, die
unter gewöhnlichen Umständen der Wirkung der Säule widerstehen. Wenn man Kieselerde
in flußsaurem Kali-Natron auflöst und den Strom hindurchleitet, erhält man in
der That Silicium, welches sich bei Anwendung einer Elektrode von Platin mit diesem
Metall legiren würde. Am positiven Pol entwickeln sich zahlreiche Blasen eines Gases
welches nur Sauerstoff seyn kann; es ist nicht Fluor, denn wenn man dem Bad etwas
Kochsalz zusetzt, so riecht man kein Chlor, während bekanntlich die Chloride vor den
Fluoriden zersetzt werden. Mit der Titansäure gibt derselbe Versuch analoge
Resultate.
Ganz anders verhält sich die Thonerde: das flußsaure Kali-Natron löst von
derselben wenig auf, und unter dem Einfluß des elektrischen Stroms verbrennt Natrium
am negativen Pol, während am positiven Pol Fluor entbunden wird; man erkennt es an
dem sehr starken Geruch von Fluorwasserstoffsäure, welcher sich in der Flamme der
zum Versuch angewandten Lampe entwickelt (diese Wirkung erklärt sich leicht durch
Fremy's Untersuchungen
über die Elektrolyse der Fluormetalle). Alles dieses beweist: 1) daß die Thonerde
der Einwirkung der Säule mehr widersteht als die flußsauren Alkalien; 2) daß die
Thonerde durch Natrium nicht reducirt werden kann, wie es sich auch erwarten ließ;
3) daß das Gegentheil hinsichtlich der Kieselerde stattfindet; letztere wird in der
That, wie ich gefunden habe, in Berührung mit Natriumdampf sehr leicht reducirt.
Bei den erwähnten Versuchen bildet die einzige Schwierigkeit einerseits das Material
der anzuwendenden Gefäße, andererseits die Veränderlichkeit der Elektroden; denn die Kohle
aus den Gasretorten verliert in den Bädern, welche flußsaure Salze enthalten, sehr
bald ihren Zusammenhang.
Nachschrift.Das Aluminium auf der Pariser Ausstellung, hinsichtlich seiner
chemischen und physischen Eigenschaften.
Wir entnehmen den Mittheilungen des hannoverschen
Gewerbevereins, 1855, Heft 6, über diesen interessanten Gegenstand
Folgendes:
I. Ueber die chemischen
Eigenschaften des Aluminiums; von Hrn. Prof. Dr.
Fr. Heeren.
Seit etwa einem Jahre beschäftigt sich Sainte-Claire Deville zu Paris mit der Bereitung des Aluminiums aus Chloraluminium
mittelst Natrium, und verwendete es schon zum Prägen von Medaillen und anderen
Gegenständen. Die Darstellung wurde auf Kosten des Kaisers in der chemischen
Fabrik zu Javelle ziemlich im Großen betrieben, und es sollen schon 600 bis 700
Pfund davon fabricirt worden seyn. Auf der Ausstellung waren einige Dutzend
Aluminiumbarren von etwa 1 Fuß Länge, 1 Zoll Breite und 1/2 Zoll Dicke, so wie
ein aus diesem Metall angefertigter kleiner Becher nebst einigen Löffeln
ausgelegt. Der Verkauf dieses Metalles war der Handlung von Rousseau Frères, Rue de l'école de
médicine, übertragen, doch erst nach mehrere Wochen langem
Harren war die bestellte Probe zu erlangen. Gegenwärtig hat es noch den hohen
Preis von 3 Francs der Gramm.
Die auffallendste Eigenthümlichkeit des Aluminiums liegt in der ungewöhnlichen
Leichtigkeit dieses Metalles (nach welcher man
glauben sollte, ein unächt versilbertes Stück Holz in der Hand zu halten) im
Verein mit der bedeutenden Festigkeit, so daß
jedenfalls schon ungewöhnliche Körperkraft dazu gehören würde, eine Barre von
den oben angegebenen Dimensionen zu biegen oder abzubrechen.
Die chemische Analyse hat den nicht unbedeutenden Eisengehalt von 4,6 Procent nachgewiesen (eine Folge der Darstellung
des Chloraluminiums in eisernen Retorten), so daß die nachstehend aufgeführten
Eigenschaften auch nur für das unreine Pariser
Aluminium gelten können.
Es hält sich an der Luft sehr gut und erträgt selbst Glühhitze, ohne sich
beträchtlich zu oxydiren; doch bildet sich auf der Oberfläche augenscheinlich
ein Häutchen von
Oxyd (Thonerde), wodurch die Theilchen des Metalles dergestallt eingehüllt
werden, daß ein Zusammenfließen zu einem abgerundeten glänzenden Metallkügelchen
nicht erfolgen kann. Man ist daher beim Schmelzen und Gießen genöthigt, ein
Flußmittel anzuwenden, entweder Chlorkalium (nach Rose) oder besser Chloraluminium-Natrium (nach Deville); Borax oder Salpeter können hierzu nicht in
Anwendung kommen, weil sie das Metall stark angreifen.
Der Schmelzpunkt liegt bei geringer Glühhitze, aber noch weit unter dem des
Messings. Wenn der Schmelzpunkt des Zinks bei 432° C., jener des Messings
bei 900° C. angenommen wird, so würde ich jenen des Pariser Aluminiums
auf etwa 700° C. schätzen. Eine genaue Bestimmung des Schmelzpunktes
schien mir wegen der mangelnden chemischen Reinheit nicht wichtig.
Besonders merkwürdig ist das Verhalten gegen die verschiedenen
Auflösungsmittel.
a. Salzsäure wirkt
außerordentlich heftig ein, und löst das Metall unter stürmischer Entwicklung
von Wasserstoffgas zu einer farblosen, bei längerem Kochen an der Luft sich in
Folge des Eisengehaltes gelb färbenden Flüssigkeit auf.
b. Verdünnte
Schwefelsäure verhält sich der Salzsäure ähnlich, wirkt aber bedeutend
langsamer.
c. Concentrirte
Schwefelsäure scheint in der Kälte gar nicht einzuwirken, löst aber
erhitzt das Metall langsam unter Entwickelung schwefeliger Säure auf.
d. Concentrirte
Salpetersäure, sowohl kalt wie warm, wirkt nicht im Geringsten.
e. Verdünnte
Salpetersäure übt in der Kälte und selbst beim Erwärmen so geringe
Wirkung, das es zweifelhaft ist, ob die sich entwickelnden Gasbläschen wirklich
einer stattfindenden Auflösung oder Oxydation des Metalles zuzuschreiben
seyen.
f. Essigsäure wirkt in
der Kälte sehr wenig, aber doch bemerklich; in der Wärme schneller, wobei sich
Wasserstoffgas entwickelt.
g. Netzende Kalilauge
bewirkt schon in der Kälte die Auflösung des Aluminiums mit derselben Heftigkeit
und stürmischen Wasserstoffgas-Entwickelung, wie Salzsäure, wobei sich
das Eisen in Gestalt eines grauschwarzen, am Sonnenlicht glänzende Flitterchen
zeigenden Pulvers abscheidet. Dieser Rückstand, auf einem kleinen Filtrum
gesammelt und gehörig ausgewaschen, löste sich in Salzsäure sehr leicht und
vollständig unter Entwickelung von Wasserstoffgas. Zu einer weiteren Analyse, um
zu sehen, ob er etwa Kohle oder Kieselerde enthielt, reichte die disponible kleine Menge
nicht aus; doch ist es nicht wahrscheinlich, daß sich die eben genannten Körper,
falls sie vorhanden waren, in der Salzsäure sollten mit aufgelöst haben.
Nach diesem Verhalten gegen die verschiedenen Auflösungsmittel muß das Aluminium
unstreitig jener Abtheilung der Metalle zugezählt werden, welche man, ihrer
großen Verwandtschaft zum Sauerstoffe und ihres Verhaltens gegen den
elektrischen Strom wegen, elektropositiv nennt, und
als deren Repräsentant unter den bekannteren Metallen das Zink voransteht. Das
Aluminium aber steht demselben mindestens gleich, wenn es ihm nicht noch
vorgehen sollte, wie seine Leichtlöslichkeit in ätzender Kalilauge beweist,
welche, selbst in der Wärme, auf das Zink kaum eine bemerkliche Einwirkung
zeigt, ungeachtet sich Zinkoxyd im Kali ebenso wie die Thonerde mit größter
Leichtigkeit auflöst. Nur die auffallende Indifferenz gegen die Salpetersäure
könnte auf den ersten Blick befremden, da ja das Zink von dieser mächtigen Säure
mit fast explosionsartiger Heftigkeit oxydirt und gelöst wird. Seitdem aber auch
beim Eisen, einem unstreitig ebenfalls elektropositiven Metalle, die Beobachtung
gemacht ist, daß es in Berührung mit concentrirter Salpetersäure in einen
elektronegativen, oder, nach dem chemischen Sprachgebrauch, passiven Zustand übergeht, hat dieselbe Erscheinung
beim Aluminium nichts Auffallendes mehr; und so wie dieses letztere in Berührung
mit Salzsäure und Kali weit mehr, als das Eisen, sich auf die Seite der
positiven Metalle stellt, so ist es wohl denkbar, daß es, bei Berührung mit
Salpetersäure, ebenfalls mehr als das Eisen, dem passiven Zustande, ja in
solchem Grade anheimfällt, daß es selbst schon durch verdünnte Säure denselben
annimmt.
Es wäre nun sehr interessant gewesen, diesen Verhältnissen weiter nachzugehen,
indem sich gerade das Aluminium zu einer solchen Untersuchung eignet; aber auch
hier ließ die Unreinheit des Metalls keine entscheidenden Resultate hoffen. Aus
demselben Grunde habe ich meine frühere Absicht, das disponible Metall zur
Darstellung verschiedener Legirungen zu benutzen, aufgegeben; nur mag erwähnt
werden, daß es sich mit dem Quecksilber durchaus
nicht verbindet; ja, ein Stückchen Aluminium, welches längere Zeit auf kochendem
Quecksilber geschwommen hatte, zeigte sich nicht einmal auf der Oberfläche
amalgamirt. Mit Zinn dagegen schmilzt es leicht zu
einer ziemlich harten, aber doch streckbaren Legirung zusammen. Deville führt an, daß es mit Blei nicht legirt werden könne.
Nach den bis jetzt bekannten Eigenschaften dieses Metalls kann man ihm eine große
Nutzbarkeit nicht einräumen, da es schon seiner unansehnlichen Farbe, so wie der
Leichtlöslichkeit in den meisten Säuren und den Alkalien wegen auf eine
Anwartschaft als Stellvertreter des Silbers verzichten muß. Wollte z.B. der
Zufall, daß ein Seifensieder seine Aluminium-Uhr auf eine mit Lauge
verunreinigte Stelle legte, so würde er sie durchlöchert wieder aufnehmen.
Sollte es dagegen gelingen – und ich halte das nicht nur für möglich,
sondern für wahrscheinlich – dieses Metall auf leichte, wenig
kostspielige Art im Großen zu produciren, so könnte es in vielen Fällen ein
vortreffliches Ersatzmittel des Eisens und Zinkes abgeben. Da das rohe Material,
die Thonerde, auf unserem Planeten in unermeßlicher Menge verbreitet ist, so mag
vielleicht der Schöpfer dem aus ihr zu gewinnenden Metalle eine große Rolle
zugedacht haben.
In dieser Beziehung halte ich die Bemühungen, das Aluminium aus dem Kryolith
abzuscheiden, für ziemlich unfruchtbar, weil auch bei aller möglichen Ausdehnung
des grönländischen Kryolithlagers schon der Transport einer sehr wohlfeilen
Production im Wege stehen würde.
Die einzigen mir bekannt gewordenen Anwendungen des Aluminiums sind:
a) zu sehr kleinen Gewichtstücken für ganz feine
Waagen, welche in Folge der Leichtigkeit des Metalls viel größer ausfallen und
daher weniger leicht verloren gehen, auch leichter genau zu justiren sind, als
die von Messing, Argentan oder Platin angefertigten;Der ausgezeichnete Fabrikant chirurgischer Instrumente, Hr. Charrière zu
Paris, hat der Akademie der Wissenschaften Sonden, aus Aluminium
verfertigt, vorgelegt; er bemerkt, daß es sehr wünschenswerth wäre,
gewisse chirurgische Instrumente aus einem höchst leichten Metall
herstellen zu können, weil solche manchmal im Körper des Kranken
verbleiben müssen, wo dann ihr Gewicht demselben Leiden verursachen
kann. (Comptes rendus, Dec. 1855, Nr.
27.)A. d. Red.
b) zu galvanischen Apparaten, in welchen es statt
des kostbaren Platins und der in vielen Hinsichten unbequemen Kohle große
Vortheile verspricht. Für diese letztere Anwendung ist auch in dem Falle eines
nicht sehr niedrigen Preises auf eine allgemein verbreitete Anwendung des
Aluminiums zu rechnen.
II. Ueber die physischen
Eigenschaften des Aluminiums; von Hrn. Director Karmarsch.
Ich habe das von Paris mitgebrachte (unreine) Aluminium auf seine physischen
Eigenschaften und sein Verhalten bei mechanischer Bearbeitung untersucht. In diesen
Beziehungen kann ich Folgendes mittheilen.
1) Farbe. Eine reine blanke Fläche des Aluminiums
erscheint grauweiß, von einer Nuance welche zwischen der Farbe des Zinns und
jener des Zinks liegt.
2) Gefüge. Die Bruchflächen zeigen eine körnige
Textur, welche aber desto feiner sich darstellt, je mehr das Metall einer
mechanischen Bearbeitung unterworfen war. Näheres hierüber kommt unten vor.
3) Specifisches Gewicht. Es wurde, theils von Hrn.
Prof. Heeren, theils von
mir, an verschiedenen Probestücken untersucht.
a)
Ein im offenen Einguß gegossenes Stäbchen, nicht
ganz von der Dicke eines kleinen Fingers (Pariser
Original-Format) 20,856Gramme wiegend, auf der oberen Fläche
stark porös, zeigte(Karmarsch)
2,7302
b)
Ein ähnliches Gußstäbchen, obenauf ebenso porös,
28,370Gramme (Karmarsch)
2,7605
c)
Ein Stück des Stäbchens a, nachdem die porösen Stellenabgefeilt waren, 10,607
Gramme (Karmarsch)
2,7694
d)
Das Stück c, nachdem
dasselbe durch Entnehmung einer Probeetwas vermindert war, 9,471
Gramme (Heeren)
2,7636
e)
Blech, ungefähr von Messerrückendicke, aus einem
Theiledes Stäbchens a gewalzt, 9,085
Gramme (Karmarsch)
2,7698
f)
Papierdünnes Blech, durch fortgesetztes Auswalzen
desvorstehenden erhalten, 1,420 Gramme (Heeren)
2,7979
4) Klang. Das gegossene Aluminium-Stäbchen, an
einem Faden frei schwebend mit einem harten Körper angeschlagen, gibt einen
harten und schönen Klang.
5) Härte. Im rohen Gußstücke ist das Aluminium härter
als Zinn, aber weicher als Zink und Kupfer, etwa von gleicher Härte mit feinem Silber,
vorausgesetzt, daß letzteres ebenfalls roher Guß ist; denn Blech und Draht von
Feinsilber ritzen den Aluminium-Gußstab, sind also härter.
6) Verhalten beim Zerbrechen. Das gegossene Stäbchen,
mit der Säge querüber nur ganz seicht eingeschnitten, ließ sich an dieser Stelle
leicht abschlagen und brach mit unebener, zackig feinkörniger Fläche, auf
welcher einzelne Pünktchen schimmerten, die aber im Ganzen ohne Glanz war. War
kein Einschnitt vorläufig gemacht, so bog sich das Stäbchen unter den
Hammerschlägen und brach nur widerwillig ab.
7) Verhalten unter der Feile. Das Aluminium ist sehr
leicht zu feilen, setzt sich aber in dem Feilhiebe fest und verstopft denselben,
wie Blei oder Zinn.
8) Unter dem Hammer zeigte sich das Gußstäbchen
geschmeidig; doch bekam es bei etwas starkem Ausbreiten viele und beträchtliche
Kantenrisse.
9) Zwischen Walzen gestreckt nahm der Gußstab schon
nach den ersten Durchgängen Kantenrisse an, welche fort und fort sich vermehrten
und vergrößerten. Das gewalzte Metall ist leicht zu zerbrechen und zeigt eine
matte Bruchfläche von höchst feinem Korn, etwa wie gehärteter Gußstahl (nur von
hellerer Farbe als dieser); dabei zeigt es einen bedeutenden Grad von Steifheit,
jedoch ohne auffallende Federkraft. Blech zu Papierdicke gestreckt, verträgt
ziemlich das wiederholte Hin- und Herbiegen, bevor es bricht. Ich muß
hinzufügen, daß beim Auswalzen das Metall über der Spirituslampe angewärmt wurde
(etwa bis zu der Temperatur, welche bei Zink angewendet wird und dort ein so
treffliches Mittel zur Erhöhung der Geschmeidigkeit ist), daß aber ein Nutzen
hiervon nicht bemerkt werden konnte.
10) Das Aluminium zu Draht zu ziehen wollte mir gar
nicht gelingen. Bei dem Versuche, von einem gewalzten Stücke, dessen Dicke 1/16
Zoll betrug, mit der Schere Streifchen abzuschneiden, zerbrachen diese während
des Schneidens schon in Trümmer. Als hierauf Streifchen von viel dünnerem Bleche
geschnitten und in die Löcher des Drahtzieheisens gebracht wurden, war es
unmöglich dieselben zu ziehen; denn stets riß die vielmals erneuerte Spitze beim
Versuch des Hindurchziehens ab, so wie nur die geringste Zugkraft auf die Zange
einwirkte.
Die nach 8, 9, 10 beobachtete geringe Geschmeidigkeit ist höchst wahrscheinlich
dem Eisengehalte des untersuchten Aluminiums zur Last zu legen; und ich bin sehr
geneigt zu glauben, daß zur Anfertigung der in Paris ausgelegten Gegenstände
(Becher, Eßlöffel, Theelöffel und Gabel) ein reineres Metall genommen worden
sey.