Titel: Schnelllade für Webestühle, von Hrn. A. Blanquet, Zeugappreteur zu Paris.
Fundstelle: Band 139, Jahrgang 1856, Nr. LX., S. 248
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LX. Schnelllade für Webestühle, von Hrn. A. Blanquet, Zeugappreteur zu Paris. Aus Armengaud's Génie industriel, August 1855, S. 82. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Blanquet's Schnellade für Webestühle. Die vorliegende Lade wurde bereits im Jahre 1851 erfunden, hat aber seitdem mehrere Verbesserungen erlangt. Der Erfinder hat dabei auch die wichtige Aufgabe gelöst, mit der Lade zugleich den Jacquard mittelst eines Trittes zu bewegen. Ueberdieß hat er eine ebenfalls wesentliche Aufgabe sehr einfach und gut gelöst, nämlich nöthigenfalls den beweglichen Schützenkasten auch nach hinten, d.h. zur Linken bewegen zu können, statt ihn nach rechts zu drehen. Diese Vorrichtungen, welche zu Paris ausgestellt waren, sind in Fig. 9 bis 12 dargestellt. Fig. 9 zeigt die verbesserte, vollständig montirte Lade im Aufriß von vorn. Fig. 10 ist ein Seitenaufriß, wobei angenommen worden, daß der Mechanismus die beweglichen Kasten in der gewöhnlichsten Richtung, d.h. rechts dreht. Die Fig. 11 und 12 sind Querdurchschnitte, wovon der eine nach der Linie 1–2, und der andere nach der Linie 3–4 in Fig. 9 gemacht worden. Die Lade besteht aus 2 beweglichen Schützenkasten C mit 4 Abtheilungen, welche am Ende der horizontalen Traverse B (der Schützenbahn und des Ladendeckels) angebracht sind, welche Traverse mit den beiden senkrechten Armen A den Körper der Lade bildet. Die Schützenkasten könnten offenbar aus noch mehreren Abtheilungen bestehen, um noch mehr Schützen aufzunehmen und folglich eine noch größere Farbenverschiedenheit der Einschußfäden zu gestatten. Es würde dazu hinreichen, den Durchmesser verhältnißmäßig zu vergrößern, ohne die Dimensionen der anderen Theile zu verändern. Jedoch läßt sich bei den Kasten mit 4 Abtheilungen schon recht gut mit 7 Schützen und Farben arbeiten, da der eine vier und der andere drei Schützen aufnehmen kann. Wir müssen bemerken, daß die Basis oder die Fläche einer jeden der Abtheilungen auf welchen der Schütz rollt, wenn er eintritt, bezüglich der Horizontalebene etwas geneigt ist, wie auch die obere Seite der Traverse B. Es folgt daraus, daß der Schütz, unerachtet der Geschwindigkeit mit welcher er getrieben wird, stets in dem Kasten bleibt, da er bei seinem Lauf gegen den senkrechten Kamm oder das Rietblatt D, durch dessen Zähne die Kettfäden gehen, sich reibt; dieses Riet ist nämlich zwischen der Schützenbahn B und dem Ladendeckel B' angebracht, welche beide einander parallel sind. Wir haben gesagt, daß sich jeder Kasten frei und unabhängig von dem andern, um sich selbst dreht; diese Bewegung ist unterbrochen und beträgt genau einen Viertelkreis bei jedem Schlage, weil 4 Abtheilungen vorhanden sind. Offenbar muß bei Kasten mit 5, 6 bis 10 Abtheilungen die Bewegung auf solche Weise combinirt seyn, daß sich jeder nur um den 5ten, 6ten oder 10ten Theil der Peripherie bei jedem Schlage dreht. Man ersieht aus den Figuren, daß der Erfinder, um den Kasten die intermittirende drehende Bewegung zu ertheilen, an dem einen ihrer Enden, auf der Seite wo der Schütz eintritt, ein Getriebe P angebracht hat, welches in ein zweites P' von gleichem Durchmesser greift. Letzteres ist auf seinen Armen mit vier Stiften a versehen, an denen entweder der Sperrhaken b (Fig. 10) hängen bleibt, wenn es sich um eine Drehung nach rechts, oder der entgegengesetzte Haken c, wenn es sich um eine Drehung nach der entgegengesetzten Seite handelt. Beide Sperrhaken bilden ein einziges hufeisenartiges Stück, welches sich bei d um die senkrechte eiserne Stange e drehen kann, welche, wie man sieht, eine wiederkehrend geradlinige, oder auf- und absteigende Bewegung erhält. Eine solche Stange ist zu beiden Seiten der Lade mittelst ihres oberen Endes an einer Schnur f aufgehängt, welche über die Rolle g läuft und an das Ende des hölzernen Hebels E, der frei um den Mittelpunkt i (Fig. 9) schwingt, befestigt ist; der Nagel i ist an dem obern festliegenden Querbalken F befestigt. Dieser Hebel, welcher sich wie die entsprechende Stange an der andern Seite symmetrisch wiederholt, ist an seinem Ende mit einer andern Schnur f' verbunden, die, wie wir gleich sehen werden, mit der Jacquardmaschine in Verbindung steht. Nun wird man einsehen, daß wenn an der senkrechten Stange e mittelst dieser Schnüre gezogen wird, auch das Hufeisen bc in die Höhe geht und, je nachdem der eine oder andere Haken unter einen von den Stiften a tritt, das Rad P' in der einen oder andern Richtung gedreht wird. Man begreift daher, daß wenn diese Stange gezogen wird, der Haken b (Fig. 10) das Rad P' in der Richtung des Pfeiles h und folglich den beweglichen Kasten C in der Richtung des Pfeiles h' treibt, während der Haken c die umgekehrte Drehung derselben veranlaßt. Damit der Grad der Drehung stets genau derselbe bleibt, nämlich ein Viertel-Umgang bei Schützenkasten mit vier Abtheilungen, und damit sich folglich jede Abtheilung immer in der Lage befindet, die sie nach der Bewegung haben muß, ist es sehr zweckmäßig, den Lauf jedes Hakens zu beschränken. Zu dem Ende wurde direct über den Stiften eine Art Kolben k angebracht, welcher mit einer senkrechten Stange k' verbunden ist und stets von der Springfeder l gestoßen wird, um sie mit ihrem untern Ende mit zwei aufeinander folgenden Stiften in Berührung zu bringen. Daraus folgt, daß wenn der mit einem seiner Stifte in Berührung stehende Haken das Rad P' dreht, der Kolben mit seiner Stange k' gehoben wird; die Springfeder l hält ihn aber zurück und verhindert folglich das Rad P', sich über einen Viertel-Umgang zu drehen, oder führt es zurück, wenn diese Gränze etwas überschritten seyn sollte. Man wird ohne Zweifel schon eingesehen haben, daß man den einen oder den andern der beiden Haken b und c mit den verschiedenen Stiften a außer Berührung bringen oder beide gegenseitig ausrücken kann, und zwar den erstern mittelst der Feder m (Fig. 10), den zweiten mittelst der Schnur n, welche über die Schnur o (Fig. 9) laufend, an der vordern Seite des Webestuhles hinabgeht, um von dem Weber leicht ergriffen werden zu können, der daher nur an dieser Schnur zu ziehen braucht, wenn er den Haken c ein- und daher den entgegengesetzten Haken b ausrücken will. Verrichtungen des Mechanismus. – Die oben besprochenen Schnüre f und f' dienen zum Ziehen der senkrechten Stangen e und folglich zum Bewegen der Haken b und c. Wenn nun die Schnüre f', wovon eine dem rechten und die andere dem linken Schützenkasten entspricht, zu dem obern Theile des Jacquard hinauf gehen, so verbinden sie sich, über Rollen laufend, mittelst ihres andern Endes mit zwei gleichen und parallelen schwingenden Hebeln, die sich von einander entfernen und einander nähern können. Durch Springfedern werden letztere gehalten, einander genähert und gehoben. Sind sie genähert und man setzt den Fuß auf den großen Tritt, der den Jacquard in Bewegung setzt, so nöthigt man die beiden Hebel mittelst eines Absatzes, welcher auf sie drückt, nieder zu gehen. Daraus folgt, daß wenn die Schnüre f' gezogen werden und folglich die beiden symmetrischen Hebel E heben, das andere Ende dieser Hebel sich senkt, wie es die punktirten Linien (Fig. 9) zeigen; es gehen folglich die beiden senkrechten Stangen e durch ihr eigenes Gewicht und durch dasjenige der Haken b und c hinab. Die entgegengesetzte Wirkung findet offenbar statt, wenn der Tritt sich selbst überlassen ist und die schwingenden Hebel, durch die Federn t stets genähert gehalten, in ihre frühere Stellung zurückkommen. Wenn dagegen diese Hebel nicht wirken dürfen, so zieht man sie mittelst der Schnüre aus einander, welche sich auch, indem sie über Rollen laufen, vor dem Stuhl vereinigen, um in den Bereich des Webers zu kommen. In diesem Fall kann der Absatz der senkrechten Stange, welcher den Niedergang der Hebel veranlaßte, sehr gut zwischen sie treten, und wenn man folglich den Tritt bewegt, findet durchaus keine Einwirkung auf den Mechanismus der Sperrhaken statt und es werden die beweglichen Kasten C nicht gedreht. – Da nun dieselbe senkrechte Stange ihre Bewegung dem Jacquard mittheilt, so ist es klar, daß derselbe in diesem Fall ohne die Lade wirkt. Man kann nun leicht das ganze Spiel der Maschine und die Beziehungen der verschiedenen Theile begreifen. Soll ein Schütz aus einem Kasten in den andern geworfen werden, so braucht der Arbeiter nur an einer der beiden Schnüre n' zu ziehen, welche, über die Rolle u (Fig. 9) laufend, mit dem Stück v in Verbindung stehen und sich mittelst der mit Kehlen versehenen Rollen x und der senkrechten Spindeln y mit den Springfedern z verbinden, die den Zweck haben unaufhörlich und sehr schnell beide hervorstehende Theile in die äußerste Stellung zurückzuziehen, welche sie an den Enden der beweglichen Kasten haben müssen, damit sie stets bereit sind den Schütz zu treiben, wenn man die eine oder die andere der Schnüre n' zieht. Diese Haken haben natürlich einen Arm v' (Fig. 12), welcher bis ins Innere der Abtheilungen jedes Kastens geht, um gegen das Ende des Schützen zu stoßen, in welcher Abtheilung sich derselbe befinden mag. Die Haken v werden bei ihrer geradlinigen Bewegung durch die horizontalen Stangen v² geleitet, welche über den Kasten angebracht sind. Letztere sind, wie man aus Fig. 9 und 12 ersehen kann, an der äußern Fläche jeder Abtheilung mit platten Federn (mit hervortretenden Zapfen c') versehen, welche die Schützen in den Abtheilungen zurückhalten, so daß sie durch die den Kasten ertheilte Rotationsbewegung nicht entweichen können, welches nur dann geschieht, wenn sie von den Zapfen der Federn getrieben werden.

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Tafel Tab.
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Tab. IV