Titel: | Ueber Conservirung der Lichtbilder auf Papier; Bericht eines Ausschusses der photographischen Gesellschaft zu London. |
Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. LXVI., S. 266 |
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LXVI.
Ueber Conservirung der Lichtbilder auf Papier;
Bericht eines Ausschusses der photographischen Gesellschaft zu London.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, Januar 1856, S.
234.
Ueber Conservirung der Lichtbilder auf Papier.
Die photographische Gesellschaft zu London beauftragte einen Ausschuß ihrer
Mitglieder mit Untersuchungen über die Ursachen des Erlöschens der Lichtbilder auf
Papier und über die Möglichkeit solche auf dauerhafte Weise zu fixiren. Der erste
Bericht dieses Ausschusses ist jetzt erschienen; er enthält das Resultat der
Beobachtungen, welche bis jetzt über die Dauerhaftigkeit der Lichtbilder gemacht
worden sind, und auch einige Thatsachen bezüglich der Ursachen ihres allmählichen
Erlöschens; den wissenschaftlichen Theil seiner Untersuchungen wird der Ausschuß im
zweiten Bericht bekannt machen.Eine wissenschaftliche Untersuchung über die Ursachen welche die Veränderung
der Lichtbilder auf Papier herbeiführen, haben Davanne und Girard
angestellt;
dieselbe wurde im polytechn. Journal Bd.
CXXXVIII S. 306 mitgetheilt. Diese Chemiker machten dabei die
interessante Entdeckung, daß den mittelst unterschwefligsauren Natrons
dargestellten Lichtbildern, wenn sie durch die Zeit schwacher geworden sind
oder überhaupt sich verändert haben, die schwarze Färbung wieder in
beliebiger Stärke ertheilt werden kann, indem man sie einige Stunden lang an
einem dunkeln Ort in ein Bad taucht, welches aus 1000 Theilen Wasser und 2
bis 3 Theilen Chlorgold besteht.A. d. Red. Folgendes ist der erste Bericht.
Unveränderlichkeit der Bilder. – Der Ausschuß hat
sich vollkommen überzeugt, daß Lichtbilder auf Papier vorhanden sind, welche seit
mehr als zehn Jahren unverändert blieben; solche wurden dargestellt durch
Imprägniren des Papiers mit einem Chlorid (Kochsalz), nachheriges Empfindlichmachen
mit salpetersaurem Silberoxyd (ammoniakalisch oder nicht), Fixiren mit einer frisch
bereiteten Lösung von unterschwefligsaurem Natron, und Waschen in Wasser. Jene
Beobachtung gilt auch für positive Bilder, welche nach Talbot's negativem Verfahren erhalten wurden.
– Vor zehn Jahren wurden noch keine Lichtbilder auf mit Eiweiß überzogenem
Papier dargestellt, oder mit einem Goldsalz gefärbt, oder mit alten Bädern von
unterschwefligsaurem Natron fixirt; daß aber so präparirte Lichtbilder, welche vor
fünf, sechs und sieben Jahren dargestellt wurden, unverändert geblieben sind, davon
hat sich der Ausschuß vollkommen überzeugt. – Es stellte sich heraus, daß von
den gebräuchlichen Methoden zur Darstellung positiver Bilder auf Papier, keine (an
und für sich) erlöschende Bilder liefert, wenn man gewisse Vorsichtsmaßregeln
befolgt; bei allen bis jetzt angewandten Verfahrungsarten können aber erlöschende
Bilder resultiren, wenn man die Anwendung dieser Vorsichtsmaßregeln unterläßt.
Ursachen der Veränderung oder des Erlöschens der Bilder.
– Die gewöhnlichste Ursache des Erlöschens der Bilder war bisher die
Anwesenheit von unterschwefligsaurem Natron, welches in Folge unvollkommenen
Waschens im Papier zurückblieb. Es ist dem Ausschuß nicht möglich, ein verläßliches
Prüfungsmittel zur Entdeckung kleiner Antheile unterschwefligsauren Natrons
anzugeben; denn wenn man die Lichtbilder in destillirtem Wasser kocht und die
Flüssigkeit dann zur Trockne verdampft, so enthält der Rückstand jenes Salz nebst
anderen Substanzen. – Die ununterbrochene Einwirkung von
Schwefelwasserstoff-Wasser zerstört alle Lichtbilder bald, und da die
Atmosphäre jederzeit Spuren von Schwefelwasserstoffgas enthält, so muß man folgern,
daß eine solche Luft unter Beihülfe der Feuchtigkeit zwar langsam, aber sicher
dasselbe Resultat herbeiführt, welches eine starke Auflösung jenes Gases im
Laboratorium rasch
bewirkt. Der Ausschuß hat sich überzeugt, daß man die Lichtbilder dem trocknen
Schwefelwasserstoffgas einige Zeit lang mit verhältnißmäßig geringer Veränderung
aussetzen kann; ferner daß die Lichtbilder welche mit Goldchlorid gefärbt worden
sind, sowohl von trockenem als aufgelöstem Schwefelwasserstoff weniger rasch
verändert werden. Ferner fand er, daß einige Lichtbilder, welche an einem trockenen
Ort aufbewahrt, sich Jahrelang unverändert erhielten, dann in feuchter Atmosphäre
sehr schnell schwächer wurden. Daraus ersieht man, daß die gewöhnlichste Ursache der
Zerstörung dieser Bilder der Gegenwart von Schwefel zugeschrieben werden muß, dessen
Quelle entweder das Papier selbst ist, wenn nämlich in diesem unterschwefligsaures
Natron zurückblieb, oder die Atmosphäre; in beiden Fällen wirkt der Schwefel bei
Gegenwart von Feuchtigkeit viel rascher.
Aufkleben der Lichtbilder. – Der Ausschuß hat
gefunden, daß wenn man von den am häufigsten hiezu verwendeten Substanzen: Leim,
Gummi und Mehlkleister, gleiche Gewichte nimmt, nachdem sie bei 80° R.
ausgetrocknet worden sind, der Kleister fast zweimal so viel Wasser aus der Luft
anzieht als die beiden anderen; und da man in der Praxis eine kleinere Quantität
Leim als Gummi zum Aufspannen benöthigt, so ist der Leim offenbar von diesen dreien
das beste Mittel zum Aufkleben der Bilder auf Cartons. Auch hat sich der Ausschuß
überzeugt, daß in einigen Fällen das Schwächerwerden der Bilder der Anwendung von
Mehlkleister zugeschrieben werden mußte.
Specielle Beobachtungen. – Im J. 1844 wurden
mehrere Bilder zu gleicher Zeit und unter ganz gleichen Umständen erzeugt; von
diesen sind jetzt nur drei ganz unverändert, welche bald nach ihrer Anfertigung mit
Copalfirniß gefirnißt worden waren. – Die Hälfte eines anderen, an demselben
Tage angefertigten Bildes, war gefirnißt worden, die andere Hälfte nicht; der
gefirnißte Theil blieb unverändert, der andere ist schwächer geworden. – Drei
Bilder wurden im J. 1846 zu gleicher Zeit und nach demselben Verfahren dargestellt;
von diesen wurde eines unaufgeklebt aufbewahrt, hingegen die zwei anderen mit
Kleister von Weizenmehl auf der Rückseite überstrichen, nachdem eines der beiden
letztern zuvor mit canadischem Balsam überzogen worden war. Gegenwärtig sind das
unaufgeklebte und das mit Balsam gefirnißte Bild noch unverändert, während das
andere schwächer geworden ist. – Ein im J. 1846 dargestelltes Bild wurde so
aufgehängt, daß der untere Theil desselben vom Regen feucht wurde; gegenwärtig ist
dieser letztere Theil erloschen, der übrige durchaus nicht verändert. –
Einige Bilder wurden vor ungefähr zehn Jahren dargestellt und aufgeklebt, dann etwa
drei Jahre lang in einem
trockenen Zimmer aufbewahrt, wobei sie sich gar nicht veränderten; hierauf wurden
sie an einen sehr feuchten Ort gebracht, und verblichen dann auffallend in wenigen
Monaten. – Der Ausschuß beabsichtigt demnächst die Dauerhaftigkeit der nach
den verschiedenen Methoden dargestellten Bilder zu prüfen, indem er dieselben einer
abweichenden Behandlungsweise unterzieht, und erhielt zu diesem Zwecke bereits ein
Local im Krystallpallaste angewiesen.
Resultat. – Der Ausschuß zieht aus obigem Bericht
folgende Schlüsse:
1) Auf das Waschen der Bilder, nach der Behandlung mit unterschwefligsaurem Natron,
muß die größte Sorgfalt verwendet werden, und zu diesem Zweck ist heißes Wasser dem
kalten bei weitem vorzuziehen.
2) Die Mehrzahl der Ausschußmitglieder ist der Ansicht, daß Gold als Chlorid oder in
sonstiger Form, bei der Darstellung der Lichtbilder angewandt werden sollte,
obgleich man ohne dasselbe alle Färbungen erhalten kann.
3) Die Lichtbilder müssen an einem trockenen Ort aufbewahrt werden.
4) Um die Lichtbilder vor dem Einfluß der Luft und Feuchtigkeit zu schützen, müssen
die geeignetsten Ueberzüge ermittelt und daher Versuche mit Kautschuk,
Gutta-percha, Wachs, den verschiedenen Firnissen etc. angestellt werden.
Phil. H. Delamotte.
H. W. Diamond.
T. Fr. Hardwich.
T. A. Malone.
John Percy.
Henry Pollock.
Geo. Shadbold.